Erfahrungsbericht zu der Loveparade 2010
Vor wenigen Tagen stiess ich in einem anderen Forum auf den Hinweis, das es bereits ein Buch eines Betroffenen zum Thema Loveparade 2010 gibt. Und ich war ehrlich gesagt ziemlich schockiert, wie man in einer solchen kurzen Zeit ein solches Buch auf den Markt bringen kann.
Der Autor ist wohl ein Mitarbeiter des Rettungsteams der seine Eindrücke, Gefühle und Gedanken zu Papier gebracht hat. Wie man es allerdings schaffen kann, in noch nicht mal zwei Wochen ein Buch zu schreiben, halte ich für fragwürdig. Und klar stellt sich mir nun die Frage, aus welchem Zweck das entstanden ist. Möglichkeiten seine Gedanken und Gefühle zu den Ereignissen den Bevölkerung zur Verfügung zu stellen, gibt es dank Internet genug.
Ich habe nun mal versucht, das Erscheinungsdatum genauer in Erfahrung zu bringen. Die erste Meldung, das es ein solches Buch gibt, fand ich in einem Forum mit dem Datum von 2.8. 2010. Also gerade mal 9 Tage nach dem Unglück. Bei Amazon.de ist das Buch zwar gelistet, aber noch nicht verfügbar. Dort kann man es vorbestellen. Das Buch ist bei Book on Demand verlegt worden. Dort kann man es auch schon bestellen. Bei Lovelybooks.de wird das Buch auch vorgestellt. Dort steht als Erscheinungsdatum der 1.7.2010. Nein das ist kein Tippfehler. Da steht wirklich der 1.7. Also über drei Wochen vor dem Unglück. Und dort ist auch eine Rezension.
Was haltet ihr von der Sache? Das irgend jemand da mal ein Buch drüber schreiben würde, war fast vorhersehbar. Aber so bald nach dem Unglück?
Ich habe gerade mal nach dem Buch geschaut. Wobei "Buch" etwas übertrieben ist. Es hat ja nur 32 Seiten, also nicht gerade umfangreich. Warum nun Juli als Erscheinungsdatum steht, entzieht sich meiner Kenntnis, aber bei Amazon ist es ja noch nicht verfügbar. Ein wirkliches Datum steht bei Amazon auch nicht dabei. Lediglich hinter dem Verlag steht Juli 2010. Ob es beim Verlag direkt schon lieferbar ist, erkennt man nicht so genau. Es steht ja nichts dabei, wie lange die Lieferung dauert.
Etwas in dem Umfang raus zu bringen, dürfte jedoch nicht sehr lange in Anspruch nehmen, daher finde ich es nicht sonderlich verwunderlich, dass bereits nach so kurzer Zeit ein Buch bzw. das erste Buch zu dem Thema heraus kommt. Im Prinzip stand in den Zeitungen bisher sicher schon mehr, als in dem Buch stehen wird. So kurz danach sind die Eindrücke ja auch noch "frisch" und nicht verschwommen, daher ist es ganz logisch, dass man nicht soviel Zeit verstreichen lässt.
Ich kann verstehen, dass du schockiert über dieses Buch bist. So eine Buchveröffentlichung so nah am Unglück hat immer einen faden Nachgeschmack des Geldmachens. Leider ist dieser Vorwurf in diesem Fall auch sehr akut, denn kaum zwei Wochen nach so einer Katastrophe hat kein Verlag der Welt einen passabel recherchierten Bericht in Buchform parat. Auch die Tatsache, dass es sich bei dem Verlag um den "Book on Demand"-Verlag handelt, bekräftigt leider diese These. Denn dort kann jeder Autor ein Buch "bestellen", dass dann in bis zu 1000 Internetshops angezeigt wird. Interessant ist das normalerweise nur für Autoren, die sonst keinen Verlag finden, dennoch aber Bücher verkaufen wollen.
Ein Erfahrungsbericht ist meiner Meinung nach auch kein Buch wert. Wie du bereits treffend formuliert hast, in Zeiten von Blogs und Internet sollte eigentlich jeder einen Weg finden, seine Meinung und Erlebnisse kostenlos für alle unterzubringen. Jedoch scheint dies dem Autor dieses Buches egal zu sein. Deswegen glaube ernsthaft, dass es ihm hier nur um das Ausschlachten eines aktuellen Themas geht. Zwar kann ich mir nicht erklären, wie eine Buchseite bereits vor dem Unglück dieses Buch gelistet haben will, aber vielleicht handelt es sich dabei auch um einen technischen Fehler.
Ich habe auch gerade mal eine Amazon Suche durchgeführt und das "Buch" ist ja wirklich nicht mehr als eine etwas dickere Broschüre, die mit 5,90 Euro auch noch verdammt teuer ist. Ungefähr 30 Seiten in zwei Wochen zu schreiben finde ich auch nicht weiter schwer, das habe ich selber auch schon öfters geschafft. Und gerade Tatsachenberichte schreiben sich ja auch schnell, weil man seine Phantasie und Kreativität nicht bemühen muss. Es geht nur darum alles in die richtige Reihenfolge zu bringen und gute Formulierungen zu finden.
Ich hätte aber auch ein richtiges Buch nicht so verwunderlich gefunden. Die wenigsten Amateure schreiben Bücher ja wirklich selber und die Ghostwriter sind in der Regel Journalisten, die natürlich dafür ausgebildet worden sind in kurzer Zeit viel Text zu produzieren.
Irgendwie drängt sich der Gedanke hier auf jeden Fall auf, dass jemand mit diesem Thema einen schnellen Euro machen will. So etwas funktioniert ja auch dann am besten, wenn die Erinnerungen und der Schock noch frisch sind und wenn das Thema noch in den Medien präsent ist.
Mich schockiert das eigentlich gar nicht. Denn man weiß ja selber, dass sich das am besten und schnellsten verkauft, wenn es den Leuten noch in Erinnerung ist. Wenn das Unglück erst aus den Medien ist, dann ist es auch nicht mehr so interessant für viele Menschen. Es sind schon viele Unglücke passiert und die Erfahrung zeigt ja, dass nach ein paar Monaten dann kein Hahn mehr danach kräht, was mit den Opfern und Augenzeugen passierte.
Ein derartig kleines Buch kann schnell geschrieben werden und wenn man dann auch noch Beziehungen zu einem Verlag hat, dann kann es auch schnell auf den Markt kommen. Und sowas muss schnell auf den Markt kommen, weil in einem halben Jahr keiner mehr wissen will, wie sich ein Mitarbeiter des Rettungsteams gefühlt hat.
Ich verspreche mir aber von diesem Buch nicht viel. Ich denke, dass das, was dort geschrieben wurde auch das ist, was in den Medien breitgetreten wird. Über Schuld und über die Verantwortlichen wird keine Rede sein, weil das alles an Verleumdung grenzen könnte. Zumindest werden die Berichte in diesem Büchlein autentisch sein, weil die Erinnerungen wirklich noch frisch waren, als der Autor es geschrieben hat.
Diamante hat geschrieben:Ein derartig kleines Buch kann schnell geschrieben werden und wenn man dann auch noch Beziehungen zu einem Verlag hat, dann kann es auch schnell auf den Markt kommen.
Bei Amazon ist als Verleger Book on Demand angegeben. In der Regel bedeutet das, dass der Autor das Buch selbst verlegt hat, nur hat er im Gegensatz zu den klassischen Eigenverlagen hier keine Kosten. Denn wie der Name "Book on Demand" vielleicht schon vermuten lässt, werden bei diesem System nur dann Bücher gedruckt, wenn sie auch vorher bestellt worden sind.
Es bedeutet allerdings oft auch, dass es keinen Lektor gab, der sich das Machwerk vorher mal angeschaut hat. Es könnte also sein, dass du für deine 5.90 Euro einen Bericht bekommst, der hier wegen seiner Fehler sofort gelöscht werden würde.
Ich finde es nicht weiter verwunderlich, dass dieses Buch nun schon so schnell auf den Markt kommen soll. Dass das Erscheinungsdatum, das auf der einen von dir genannten Seite genannt wurde, vor dem Datum liegt, an dem das Unglück überhaupt passierte, finde ich auch schon ziemlich merkwürdig und zudem wirkt es einfach sehr unseriös. Grundsätzlich ist es aber verständlich, dass das Buch jetzt bald veröffentlicht wird, da das Thema zur Zeit noch recht aktuell ist.
Katastrophen verkaufen sich in der Regel gut. Daher ist es auch kein Wunder, dass der Autor dieses Buches noch so gut wie möglich von diesem Unglück bei der Love-Parade profitieren will. Auf der einen Seite sind die Erinnerungen dieses Mannes nun noch frisch und er konnte die Geschichte daher aus seiner Sichtweise so authentisch wie möglich niederschreiben. Auf der anderen Seite gibt es gerade jetzt sicher mehr potentielle Käufer für dieses Buch als das in einem Jahr der Fall wäre.
Ich denke, dass es für diese Veröffentlichung vor allem einen Grund gibt - den Wunsch, an diesem Unglück ein paar Euro zu verdienen. Einen anderen Grund kann ich mir in diesem Fall nicht vorstellen. Vielleicht hat es dem Mann auch geholfen, seine Erlebnisse als Rettungsdienstler vor Ort niederzuschreiben, um diese zu verarbeiten. Allerdings kann man das sicher auch in anderer Weise tun, zum Beispiel indem man Tagebuch schreibt oder so etwas wie einen Brief an sich selbst. Ein Stückchen Profit-Wunsch (ich will es nicht direkt als Profitgier bezeichnen) wird aber sicher auch in diesem Fall eine Rolle spielen.
Cloudy24 hat ja schon geschrieben, dass man für einen Book on Demand keine Verbindungen zu einem Verlag haben muss. Ich kenne auch jemanden, der ein Buch auf diese Weise veröffentlicht hat und war davon alles andere als angetan. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Buch wirklich lesenswert ist.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-130634.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Kräuter auf Balkon - was ist sinnvoll und robust? 1179mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Carmili · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Kräuter auf Balkon - was ist sinnvoll und robust?
- Luftwurzeln der Monstera: Tropfenbildung/Gestank 1652mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Diamante · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Luftwurzeln der Monstera: Tropfenbildung/Gestank
- Welche Zimmerpflanzen mögen es warm und sonnig? 2441mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Diamante · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Welche Zimmerpflanzen mögen es warm und sonnig?
- Am Blatt einer Pflanze Krankheiten erkennen? 1344mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Nurse · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Am Blatt einer Pflanze Krankheiten erkennen?