Marktversagen bei den Strompreisen
Offenbar sind wir Kunden von den Stromanbietern die letzten Jahre deutlicher über den Tisch gezogen, als gemeinhin angenommen wird. Dabei sind wohl alle Anbieter beim verlangen von überhöhten Preisen gleich. Die Liberalisierung allein hat jedenfalls keinen Preiskampf ausgelöst. Natürlich zum großen Teil auch auf Grund des fehlenden Wechselwillens der Kundschaft. Aber das allein kann es eigentlich nicht sein. Jedenfalls dann, wenn die Konzerne es ein wenig Ernst meinen mit einer Verantwortung auch gegenüber Bestandskunden.
Jedenfalls ergab eine Studie, die im Auftrag der Grünen erstellt wurde, dass die Strompreise an der Strombörse in Leipzig in den letzten zwei Jahren um mindestens 30% gesunken sind. Die Studie spricht von 30-40%. Dieser Preissturz wurde aber nicht nur nicht weiter gegeben. Der Privatkunde bezahlte sogar einen Aufschlag und musste eine Preissteigerung um durchschnittlich 7% hinnehmen! Nur die Industriekunden konnten von einer Preissenkung im teilweise zweistelligen Bereich profitieren. Aber immer noch lag die hier weiter gegebene Preissenkung weit hinter dem Preisverfall auf dem Markt zurück.
Das ist nicht nur ärgerlich weil man als Verbraucher mehr als notwendig oder erklärbar zahlt. Vielmehr wird so auch die Überversorgung verschleiert. Offensichtlich wird mehr Strom produziert, als aktuell gebraucht wird. Das sollte auch Leuten zu denken geben, die darauf drängen, mehr Strom produzieren zu wollen. Vornehmlich über Atomkraftwerke (ohne Pläne für eine Endsorgung der Abfälle).
Aus den Reihen der Politik ist hierzu nur zu vernehmen, dass der Kunde einfach öfter und massiver vom Wechselrecht gebrauch machen soll und die Preise eben durch dieses Instrument beeinflussen kann. Ich persönlich habe da meine Zweifel. Schließlich ist der Strommarkt nicht so breit gefächert wie es z.B. im Bereich der Lebensmittel oder Telefonanbieter ist. Eigentlich gibt es hier zwei große Anbieter: E.ON und RWE. Und ob die dadurch zu beeindrucken sind, dass Kunden zwischen beiden wechseln? Noch dazu weil bei den Angeboten immer die Gefahr besteht, zwar die billigste KW/h zu bekommen - aber im Paket dann doch mehr zu zahlen als vor einem Wechsel.
Im Prinzip ist der Markt schon offen, aber ein wesentliches Hindernis sind die vier Großen. Mit ihrer Marktmacht behrrschen sie 80 Prozent der Stromproduktion und damit letztlich natürlich den Markt.
An der Strombörse wird immer der Preis zugrunde gelegt, den das teurste Kraftwerk noch rentabel arbeiten lässt. Folglich arbeiten alle anderen darunter weit profitabler. Gewinne, die die Konzerne gerne einstecken.
Und selbst der Wechsel des Anbieters bringt nixhts, ausser man wechselt zu einem unabhängigen Anbieter. Dies versuchen aber natürlich die Monopolisten zu verhindern. Mit einer sehr einfachen, aber leider auch erfolgreichen Strategie: sie gründen selbst Tochterunternehmen.
Die EnBW hat mit Yello und NaturEnergie gleich zwei bundesweit sehr aktive Tochterfirmen. Bei Yello wird Atomstrom verhökert, bei NaturEnergie nur Ökostrom. An der Gesamtbilanz der EnBW ändert das nichts, eben werden nur rein rechnerisch Produktionskapazitäten hin und her geschoben. Und um die tatsächlichen Schadstoffwerte der Stromproduktion zu verschleiern wurde auch für Industriekunden eine Tochtergesellschaft gegründet, die dann ausschließlich Kohlestrom liefert, mit Werten von über 1.000 Gramm CO2 je kWh.
Auch auch die anderen Monopolisten verfahren so.
Seit 2007 ist eprimo die zentrale Discountvertriebsgesellschaft für Strom und Erdgas von RWE.
Da bringt ein Wechsel natürlich auch nichts.
Von den wirklich unabhängigen Stromanbietern in Deutschland sind eigentlich nur die vier Ökostromanbieter zu nennen: NaturStrom, Greenpeace Energy, Lichtblich und SWS Schönau, auch bekannt als die Stromrebellen.
Bei den Stadtwerken sieht es unterschiedlich aus, einige haben Beteiligungen der vier Monopolisten, andere setzen auf Unabhängigkeit. Der Verband kommunaler Unternehmen, in dem die meisten Stadtwerke organisiert sind, warnt eindringlich vor einer Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke. Dies blockiert über 12 Milliarden Euro in neue, umweltfreundlichere Investitionen der Stadtwerke in die Stromerzeugung.
Den Anbieter zu wechseln ist extrem einfach, mehr als den Vertrag des neuen Anbieters ausfüllen ist nicht nötig. Den Rest erledigen der alte und der neue Versorger untereinander.
Es ist schade, dass bisher noch zu wenige Kunden den Wechsel zu einem unabhängigen Anbieter gemacht haben, dies wäre aber die Voraussetzung für mehr Wettbewerb, aber eben nur wenn der Wechsel zu unabhängigen Anbietern erfolgt.
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