Öffnungszeiten der Geschäfte/Supermärkte
Durch meine Tätigkeit komme ich z.Z. im Bundesgebiet recht weit herum und bewohne in der jeweiligen Zeit nicht ein Hotelzimmer sondern kleine, vom Unternehmen gestellte Appartements. Das bedeutet auch, dass ich mir meine Mahlzeiten (zumindest Frühstück und Abendessen) auch auf solchen Reisen selbst bereite.
Dabei fällt mir aktuell auf, dass es in vielen Bundesländern schon ganz selbstverständlich ist, dass die Ladenöffnungszeiten bis mindestens 21 Uhr gehen. Und so war es in Berlin kein Problem, auch nach einem langen Arbeitstag ab 20:30 Uhr im Supermarkt vorbeizuschauen. Ebenso in einem wirklich keinen Städtchen in Baden Württemberg. Dort waren die Läden (Supermarkt/Lebensmittel) sogar bis 22 Uhr geöffnet. Und den Schildern für die Öffnungszeiten nach sogar am Samstag bis 22 Uhr! Jetzt in Bayern stelle ich fest, dass diese Beliebigkeit wegfällt. Hier schließen die Läden um 20 Uhr. Natürlich ist das kein wirklich existenzielles Problem und ich denke schon, dass auch ein Angestellter in der Lage ist, die Einkäufe so zu organisieren, dass man es in der Zeit schafft.
Aber die Frage die mir im Kollegenkreis hier keiner beantworten konnte/wollte, wäre die, ob es in Bayern eigentlich eine Diskussion hinsichtlich der Öffnungszeiten gibt. Wie sind die Aussagen wenn man die anderen Bundesländer betrachtet? Will man in Bayern explizit die Erfahrungswerte aus anderen Bundesländern abwarten oder lehnt man hier ganz generell eine weitere Ausweitung der Öffnungszeiten ab?
Nunja, Versuche die Ladenöffnungszeiten zu verlängern, gibt es in Bayern genauso, sowohl von Lebensmittelketten als auch von Einzelhändlern. Während die FDP für die Aufhebung der Ladenschlusszeiten an Werktagen ist, hat man in Bayern mit den Christdemokraten einen (zu) starken Gegner.
Ich kann mich noch an den Beginn dieses Jahres erinnern, als eine Vereinigung der Münchener Einzelhändler eine Ausweitung der Shoppingnacht, von welcher es aktuell nur eine pro Jahr gibt, angestrebt hatten. Dieser Eventabend, welcher pro Jahr einmal eine Ladenschlusszeit von 24 Uhr zulässt, muss bisher nämlich genehmigt werden.
Der bayrische Ministerpräsident Seehofer spricht sich aber nicht nur gegen die Erweiterung dieser Eventabende aus, sondern er hat sich vor ein paar Monaten sogar deutlich zum Thema Ladenschlusszeiten zitieren lassen. "Solange ich Ministerpräsident bin, wird das Ladenschlussgesetz nicht geändert" stammt aus der Süddeutschen Zeitung des 25. Februar 2010. Seehofer wird also bis Ende des Jahres 2013 im Amt bleiben und denkt wohl auch an eine neuerliche Kanditur - damit ist anzunehmen, dass das Thema der Ladenschlusszeiten in Bayern zumindest bis 2013, vielleicht sogar bis 2018 vom Tisch ist.
Reaper hat geschrieben:sondern er hat sich vor ein paar Monaten sogar deutlich zum Thema Ladenschlusszeiten zitieren lassen.
Das war es, wonach ich gesucht bzw. was ich mir erhofft hatte. Es ist also tatsächlich auch in Bayern nicht einer vermeintlich starken Gewerkschaft zu verdanken, sondern vielmehr dem politischen Willen der Herrschenden, dass die Öffnungszeiten sich hier nicht weiter bewegen.
Ohne jetzt zu viele Gemeinsamkeiten mit dem Hr. Seehofer oder seiner Partei zu suchen ist diese Form der Beständigkeit (auch wenn ich selbst nicht glaube, dass sich diese bis zum Ende durchhalten lassen wird) nicht mal schlecht. Vielleicht nicht aus Kundensicht (oder erst bei einer langfristigen Betrachtung), wohl aber aus Sicht der Angestellten aus der Branche.
derpunkt hat geschrieben:Vielleicht nicht aus Kundensicht (oder erst bei einer langfristigen Betrachtung), wohl aber aus Sicht der Angestellten aus der Branche.
Klar, wer freut sich auch schon über zusätzliche Arbeitsplätze, da müssten wir angesichts der niedrigen Arbeitslosenquote in Deutschland ja glatt wieder Gastarbeiter ins Land holen - glaub die Horrorvorstellung schlechthin für die postnazistischen Bayern .
Und mal etwas ernster: Seehofer wird da solange rumpoltern können, solange es Bayern noch halbwegs gut geht - sollte das wirtschaftliche Klima auch da etwas abkühlen vergisst Seehofer sein Geschwätz von gestern schneller als man gucken kann. Nachdem durch die Krise die bayrische Wirschaft einen derben Ruck nach unten bekommen hat und der Handel laut vbw sich davon immernoch nicht erholt hat bzw. man erst mit einer Erholung 2013 / 2014 rechnet würde ich Seehofers Versprechen nicht auf die Goldwaage legen - die CSU ist immernoch bzw. gerade in Bayern eine Lobbypartei.
Subbotnik hat geschrieben:glaub die Horrorvorstellung schlechthin für die postnazistischen Bayern
Ich denke, dazu ließe sich gerade im Bezug auf Bayern sehr viel schreiben und es lassen sich auch bestimmt nahezu endlos viele entsprechende Verweise finden. Gerade aber im Bezug auf Öffnungszeiten stimmt das aber nicht bzw. lässt sich für mich kein Zusammenhang erkennen.
Subbotnik hat geschrieben:sollte das wirtschaftliche Klima auch da etwas abkühlen vergisst Seehofer sein Geschwätz von gestern schneller als man gucken kann
Das sehe ich auch so. Wenn es auch sicher kein Verhalten wäre, welches ausschließlich dem Hr. Seehofer zugeschrieben werden könnte. Ich glaube, dass das ein Politiker Prinzip ist. Wobei ich nichts gegen Menschen habe, die zugeben würden, aus Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben.
Subbotnik hat geschrieben:Nachdem durch die Krise die bayrische Wirschaft einen derben Ruck nach unten bekommen hat und der Handel laut vbw sich davon immernoch nicht erholt hat
Es ist zwar richtig, dass sich die Wirtschaft auf dieser Seite nicht wirklich erholt hat. Was aber nicht an den steigenden Exportzahlen festzumachen ist. Vielmehr fehlt dem gemeinen Verbraucher das Geld, welches dann einfach in die Läden getragen werden kann.
Leider ist noch keine Studie zu mir vorgedrungen, die nachweist (oder nachzuweisen versucht), dass die längeren Öffnungszeiten in irgend einer Form einen positiven Aspekt mit sich gebracht haben. Außer vielleicht für Verbraucher wie mich, die dann halt später einkaufen (deshalb aber nicht mehr kaufen!). Und ob damit das Jobwunder wirklich heraufbeschworen wird (der Händler nimmt nicht mehr ein und muss mehr Personal beschäftigen), ist auch unwahrscheinlich. Hinzu kommt, für die Statistik, dass dadurch der Umstand, dass immer mehr Menschen für sehr wenig Geld in Teilzeit solche Notjobs (Stichwort "prekäre Arbeitsverhältnisse") annehmen, nur verstärkt wird. Und ob das der Binnennachfrage so sehr hilft, wie es die Arbeitslosenstatistik aufhübscht?
derpunkt hat geschrieben:Hinzu kommt, für die Statistik, dass dadurch der Umstand, dass immer mehr Menschen für sehr wenig Geld in Teilzeit solche Notjobs (Stichwort "prekäre Arbeitsverhältnisse") annehmen, nur verstärkt wird. Und ob das der Binnennachfrage so sehr hilft, wie es die Arbeitslosenstatistik aufhübscht?
Das hat doch nun aber wirklich wenig mit den Ladenöffnungszeiten zu tun, sondern zieht sich so ziemlich quer durch alle Branchen. Da werden überall vermehrt solche Mini-Jobs angeboten und aus der Not heraus auch angenommen. Und so lange es so etwas gibt, werden die Unternehmer das auch ausnutzen.
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