Seid ihr neidisch und missgünstig?
Gerade beschäftigt mich eine bestimmte Sachlage sehr. Es geht um meinen Freund und mich. Es ist schwierig zu beschreiben, was mich eigentlich so stört an der ganzen Sache: Gerade studieren wir beide, hatten relativ zur selben Zeit Prüfungen und haben aber sehr sehr unterschiedlich gelernt. Das heißt: Er ist ziemlich faul und wenn ich recht überlege, hat er eigentlich überhaupt nicht gelernt, bzw. er hat so etwa 3 Tage vorher mal in seine Unterlage geschaut und dann verzweifelt aufgegeben und hat sich daraufhin einen Spickzettel geschrieben. Ich hingegen bin immer ziemlich panisch und hab deshalb schon Wochen zuvor angefangen zu lernen und hab mich damit auch ziemlich gequält. Ich hab eigentlich wochenlang nur gelernt und sonst nichts getan und er hatte jeden Tag Langeweile, war dann beim Sport oder aus Langeweile im Friseur und so weiter.
Jedenfalls kam dann die Zeit der Prüfungen und er kam nach seiner Prüfung nach Hause und hat mir erzählt, es wäre super gelaufen. Er wäre total toll gesessen und sie hätten während der Prüfung Teamwork gemacht, er und die Leute, die um ihn herum saßen und das Skript konnte er auch noch benutzen. Naja und dann kommt das Ergebnis der Prüfung Wochen später und er hat halt eine 1,7 oder so was. Durch Nichtstun und bescheißen.
Dann schreib ich Prüfung, hab keinen Spicker und nicht die Möglichkeit bei irgendwem abzuschreiben oder wen was zu fragen und ich schreibe dann halt nur eine 2,7.
Ich meine, der Vergleich ist blöd, weil es zwei untersciedliche Prüfungen waren, aber er hat einfach nichts dafür getan und ich total viel und er hat mal wieder ein tolles Ergebnis obwohl er es gar nicht verdient hat und meines ist so mittelmäßig, trotz Lernerei (klar, ich hätte auch mehr tun können!)
Und irgendwie fühl ich mich deshalb seither total neidisch und missgünstig und komme mir vor als wäre es mir gar nicht wichtig, dass er eine gute Leistung hinlegt, oder besser: Als wäre es so ein gegenseitiger Kampf darum wer besser ist, statt dass ich einfach froh für IHN bin. Aber ich kann mich einfach nicht richtig mit ihm freuen und das nervt mich selbst total!
Also ich kann deine Gefühlslage gut nachvollziehen. Auch ich will gerne der Beste sein und ärgere mich, wenn Leute durch unqualifiziertes Verhalten eine gute Note bekommen.
Ich denke jedoch, dass ich bei deinem Freund wohl nicht so stinkig wäre. Er ist zwar ein Betrüger, aber da er (so wie ich das jetzt verstanden habe) was völlig anders studiert ist es mir eigentlich egal. Solange ich der Beste in meinem Bereich bin können die anderen woanders auf noch so hinterlistige Weise von mir aus auch die Besten sein.
Am Ende wirst aber sowieso du derjenige sein, der die besseren Karten hat. Er hat vielleicht ein besseres Studium, aber wird, da er eigentlich nicht so viel weis wie du, in der Arbeitswelt schnell untergehen. Denn dort ist es nicht so, dass man nur einmal alle paar Wochen irgendwie eine gute Leistung abrufen muss, sondern täglich.
Ich würde deinem Freund einfach sagen, dass du es scheiße findest, dass er spiekt, das ganze danach aber auch wieder vergessen. Sage dir einfach immer, dass du selbst viel mehr weist (und notfalls lock ihn in eine Falle, wo du ihm das auch demonstrieren kannst).
Oh Sippschaft das kann ich gut verstehen, obwohl es nun wirklich kein schöner Charakterzug ist. In der Schule hat mal eine Banknachbarin bei mir abgeschrieben (sie kam auch mit der Fachlehrerin besser klar) und hat auf haargenau die gleichen Antworten einen halben Punkt mehr bekommen, was allerdings keinen Einfluss auf die Zensur hatte. Was war ich sauer.
Eines ist mir bei der Prüfung Deines Freundes nicht ganz klar: war Teamarbeit und Script-Nutzung erlaubt? Wenn nicht kann ich Deinen Frust sehr gut nachvollziehen. Nur ist tatsächlich die Frage, ob er sich mit seinem Verhalten einen Gefallen tut.
Die nächsten Tipps lassen sich leichter aufschreiben als umsetzen (eigene Erfahrung. Aber statt Neid und Missgunst zu kultivieren, solltest Du Dir ein wenig von der Lockerheit Deines Freundes abschauen. Also nicht panisch jeden Tag büffeln sondern auch mal beim Sport (oder was auch immer Dir Spaß macht) entspannen. Eben eine gesunde Mischung zwischen Euer beider Extrem-Verhalten.
Tja, und wenn dieses Verhalten (Betrügereien und Durchmogeln) typisch für Deinen Freund ist und Du damit partout nicht leben kannst und willst, dann wäre wohl eine Trennung das Beste.
Das kann ich gut nachvollziehen. Auch während meiner Schulzeit gab es solche Leute in meinem Freundeskreis. Haben nichts auf die Abschlussprüfungen gelernt, und waren dann genauso gut wie ich. Und ich selbst hab mich Wochen vorher schon verrückt gemacht um meine Mittlere Reife mit einem 1,X Schnitt abzuschliessen. Auch in der Fachoberschule hab ich gelernt um meine 1er Noten zu halten, und andere haben das sehr locker gesehen und hatten die selben Punktzahlen wie ich. Ich hab mich dann irgendwann damit abgefunden, dass jeder etwas anders ist und manchen es ausreicht im Unterricht zu aufzupassen um die Noten zu erreichen, für die ich lernen musste.
Und ich find das hat auch nur ein Stück weit mit Faulheit zu tun, was sollen solche Leute die alles auf anhieb verstehen sich daheim hinsetzen und sich langweilen, wenn sie alles nochmal aufarbeiten sollen. Es reicht ja auch anders.
Aber mit dem Abschreiben, das ist schon sehr mutig. Denn wenn man erwischt wird, dann ist es für die Katz' und man bekommt doch eine schlechte Note die den Schnitt nach unten zieht. Ich hab auch gerne mal rübergeschaut zum Nachbarn, um meine Lösung zu vergleichen.
Das schlimmste war in der 8. Klasse, als ich noch für meine ganzen anderen Banknachbarn (waren immer 4er Reihen) die kompletten Matheklausuren geschrieben habe in den 2 Stunden die dafür Zeit waren. Das ganze waren meine drei besten Freundinnen, die mit einer schlechten Noten sitzen geblieben wären. Waren allerdings vier unterschiediche Klausuren, damit auch niemand abschreiben kann (so dachte unserer Mathelehrer). Also hab ich für alle das berechnet und geschrieben und ich bin sogar fertig geworden mit den 4 verschiedenen Arbeiten, so einfach fand ich das. Am Ende hatten wir zwar alle einen 1er allerdings hatten die anderen drei mehr Punkte als ich selbst auf meiner Arbeit. Das hat mich dann schon ein bisschen geärgert für mich selbst, denn eigentlich sollte man auf seiner eigenen Arbeit mehr Punkte haben, als die anderen.
Auch wenn bei uns sonst abgeschrieben wurde, und 100 % das selbe dagestanden hat, hatten manche einen 1er und manche nur einen 2er. Aber man kann schlecht Einspruch erheben, denn wie soll man dem Lehrer sagen, dass man 100 % das selbe hat wie der Banknachbar und die selbe Note verdient hat, wenn man doch nur abgeschrieben hat. Ärgerlich war es nur, wenn man selbst das "Opfer" des Abschreibens war, und eine schlechtere Zensur bekommen hat. Gemacht werden konnte nichts, denn natürlich hat es jeder auf den anderen geschoben mit dem Abschreiben und danach haben beide eine 6 bekommen wer sich beschwert hat.
Du solltest dir ein bisschen die lockerheit von deinem Freund abschauen, und dich damit abfinden. Irgendwann ist er im Leben auch soweit, da gibt es niemanden mehr wo er abschreiben kann. Und dann hast du einen Vorteil, weil du immer deine Sachen selbst erarbeitet hast und die gewisse Selbstständigkeit von Anfang an gelernt hast. Dann tut er sich schwerer, und im Berufsleben ist das alles noch ein wenig strenger als während dem Studium. Da kannst du dir schon mal ein bisschen ins Fäustchen lachen, aber so ein kleines bisschen Eifersucht gehört auch immer noch dazu. Das spornt weiter an, besser zu sein und irgendwann wirst du es auch schaffen und eine bessere Note schreiben mit deiner Methode, als er mit seiner.
Oh ein schwieriges Thema noch dazu wenn es um den eigenen Freund geht. Ich kenne das selbst auch von Kommilitonen, dass sie relativ wenig tun und ganz relaxed in die Prüfung gehen und dann am Ende mit einer guten Note rauskommen, weil sie beschissen haben wo es nur geht. Einige ganz dreiste holen sogar ihr Buch raus in der Prüfung. Mir wäre es das aber absolut nicht wert.
Ich lerne eigentlich immer recht gewissenhaft und sage mir auch, dass es mir später im Job nichts bringt, wenn ich zwar eine 1 als Abschlussnote habe aber im Endeffekt nichts wirklich weiß. Dann habe ich lieber eine ehrliche 2 und kann auch was. Also sage ich mir: Ich kann es und die anderen können nur abgucken.
Andererseits ärgert es einen schon irgendwie, dass man so viel Zeit aufgebracht hat und andere trotz Nichtstuns besser abgeschnitten haben. Ich kann auch irgendwie verstehen, dass du dich jetzt neidisch und missgünstig fühlst aber versuche dir doch einfach zu sagen, dass du dein bestes gegeben hast und dass dein Freund mit der Methode sicher nicht immer überall durchkommen wird. Ich hätte zum Beispiel keine Lust bei einer Prüfung mit einem Spicker erwischt zu werden und dann noch die Exmatrikulation zu riskieren.
Du bist wenigstens ehrlich und fleißig, da müsste er eigentlich eher neidisch sein.
Ich denke mal das jeder dich hier erstehen kann, wenn du sagst das du enttäuscht bist, das du für mehr Leistung weniger 'Lohn' bekommen hast. Aber das kommt auch auf das Fach an, ich bei meinem Informatikstudium habe auch wenig gelernt, aber alles damit ausgleichen können was ich mir Privat angeeignet habe, so dass ein kurzes auffrischen durch die Mitschriften auch immer gereicht hat. Miss dich lieber mit den Leuten, die mit bei dir in der Prüfung waren. Wenn er wirklich grundsätzlich und immer Faul ist, wird ihm das irgendwann einmal zum Verhängnis werden, aber das muss er für sich entscheiden.
Wünsche dir jedenfalls alles gute und das du es ihm noch richtig mal zeigen wirst
Ist mir relativ egal, aber ich gebe mir selbst auch nicht immer die größte Mühe und lerne stundenlang auf Arbeiten. Den Drang, Klassenbester zu sein hatte ich noch nie, mit geringerem Erfolgsdruck lebt sich es bedeutend leichter.
Sollte jemand durch abschreiben oder Spickzettel eine bessere Note bekommen: Von mir aus, derjenige ist dann immerhin ein hohes Risiko eingegangen, ich hab meine mittelmäßigen Noten wenigstens sicher. Zudem sind unsere Lehrer immer wachsam und latschen während den Arbeiten immer durch die Schülerreihen, denen entgeht kaum ein Abschreiber.
An dem Charakterzug kann man wohl auch nicht soviel ändern, kenne da auch so ein paar Fälle. Mach dich nicht verrückt, irgendwann bekommt er schon die Quittung.
Zum Thema Spicker fällt mir da gerade was lustiges ein: Unsere Biolehrerin ist einmal in einer Klausur plötzlich auf die Idee gekommen, durch die Reihen zu gehen und hat dabei auf einen Schlag 5 Leute mit Spicker erwischt, die dann alle eine 6 bekommen haben. Also dabei geht man schon irgendwie ein hohes Risiko ein und immerhin kostet es ja auch Zeit und Mühe einen Spicker zu erstellen.
Bei mir ist es meistens auch so, dass ich mich einfach über meine Note freue und was die anderen haben ist mir ganz egal. Aber wenn es eben der eigene Freund ist und du auch noch am eigenen Leib mitbekommst, dass er weniger macht als du, stelle ich mir das schon irgendwo schwer vor...schwerer jedenfalls, als wenn es irgendein X-beliebiger Kommilitone ist. Und du hast ja immer noch den Gegenwert des Wissens in dir. Den ersetzt dir auch der beste Spicker nicht.
Wenn ich manchmal so sehe, zum Thema Spicken, das welche wirklich nur abschreiben und dann letztendlich auf dem Zeugnis eine 1, noch was Schnitt haben und ich als ehrliche Sau, dann nur ein mittelmäßiges Zeugnis habe, werde ich schon manchmal echt sauer.
Das man da, auch wenn es der eigene Freund ist einfach mal richtig sauer wird, ist doch mehr als verständlich. Wobei ich meinen Vorpostern wirklich nur beipflichten kann, Ehrlichkeit ist meistens der bessere Weg, auch wenn man dadurch viel Wut manchmal bekommen kann.
Ich bin auch manchmal etwas sauer wenn ich sehe das XYZ was besseres als ich geschrieben habe, wobei er nur einen Spickzettel hatte und ich mir alles qualvoll erlernt habe.
Hmm, danke für eure verständlichvollen Antworten. Das Problem ist nun nicht so aktuell, und auch grade nicht so präsent, eher im Hintergrund und sowieso nur bei MIR vorhanden. Und komischerweise geht es auch gar nicht so sehr um das Spicken und eben darum, dass er seine Erfolge oft so 'Unrecht' erlangt. Hätte ich nämlich mit meiner Methode, einfach nur lernen und ohne spicken, genauso viel Erfolg wäre es mir wirklich egal. Aber so fühle ich mich eigentlich wie der letzte Idiot, der auch noch so blöd ist, und versucht alles richtig zu machen und der Lohn dafür ist dann, dass Andere weiterkommen.
Ich hab mir aber überlegt, dass das sich irgendwann rächt und das beruhigt mich. Ich bin mir sicher: Sobald in seinem Job jemand von ihm verlangt, er soll eine Email auf Englisch schreiben oder gar eine Präsentation auf Englisch halten, fällt auf, dass er überhaupt kein Englisch kann. Noch nicht einmal auf dem Niveau eines 8.-Klässlers. So denke ich jedenfalls, ist es im Nachhinein trotzdem noch etwa gerecht.
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