Sport in der Kollegstufe/Oberstufe
Ich bin zur Zeit in der Kollegstufe eines bayerischen Gymnasiums, im letzten G9-Jahrgang. Bei uns ist es so geregelt, dass der Grundkurs Sport vier Semester lang Pflichtfach ist und die Sportnoten eigentlich in die Abiturnote mit einfließen. Da man aber insgesamt sechs Semesternoten "streichen" kann, ist es möglich, alle vier Sportnoten zu streichen.
Mein Problem ist, dass ich noch nie besonders gut in Sport war, in den restlichen Fächern - mit Ausnahme der Naturwissenschaften - aber Einser und Zweier habe. Das heißt jetzt nicht, dass ich unsportlich bin, aber mit den angebotenen Sportarten kann ich nichts anfangen. In meiner Freizeit mache ich Taekwondo und gehe ab und zu Inlinen oder ins Fitnesstudio.
In der Schule muss ich jetzt aber zwei Semester Basketball machen, was ich überhaupt nicht ausstehen kann und was mit den "brutalen" Jungs im Kurs auch nicht besonders lustig ist. Überhaupt verstehe ich nicht, wieso wir jetzt plötzlich keinen getrennten Unterricht mehr haben, sondern Jungs und Mädchen gemeinsam unterrichtet werden, obwohl wir 8 Jahre lang verschiedene Sachen gelernt haben. Außerdem funktioniert der gemeinsame Sport schon deshalb nicht, weil die Jungs sich in den Teamsportarten einfach aufgrund ihrer Größe und Kraft durchsetzen und wir Mädchen fast keine Chance haben.
Des Weiteren stört mich einfach der Zeitaufwand, weil Sport immer in den Nachmittagsstunden stattfindet und ich extra deshalb nochmal in die Schule fahren muss. Meine Mittwochnachmittage sehen so aus: Um viertel nach eins bin ich zu Hause, darf aber eine Stunde später schon wieder losgehen, weil die Sportstunde um ca. 3 Uhr anfängt und bis halb 5 dauert. wenn ich Glück habe, bin ich dann um viertel nach 5 wieder zu Hause. Die Alternative ist, die 2,5 Stunden vor dem Sportunterricht in der Schule abzusitzen, was auch nicht so prickelnd ist. Ich finde einfach, dass man in der Kollegstufe, wenn es aufs Abitur zugeht, wichtigere Dinge zu tun hat, als Pflichtsport zu machen, zumal man diesen ja eh streichen kann. Ich meine damit Dinge wie lernen oder Geld verdienen. Mir erschließt sich einfach nicht der Sinn des Ganzen.
Noch unsinniger finde ich, dass man zwei Fremdsprachen ablegen kann, Sport aber nicht. Zum Beispiel kann man Englisch und Französisch ablegen, wenn man Latein als Leistungskurs wählt. Sport muss man aber immer belegen. Ist Sport etwa wichtiger als zwei lebende Fremdsprachen?
Das wichtigste Argument gegen den Schulsport in der Kollegstufe ist meiner Meinung nach, folgendes: was sagt denn eine Sportnote bitte über die geistigen Fähigkeiten eines Schülers aus? Das Abitur ist doch die allgemeine Hochschulreife! Das soll heißen, man ist klug oder fleißig genug um studieren zu können. Wenn jetzt ein Schüler, der zwar nicht viel auf dem Kasten hat, aber gut in Sport ist, das Abi besteht, weil die Sportnoten ihn noch "rausreißen", finde ich das nicht okay. Auch wenn ein Sportass knapp einen besseren Schnitt hat als ein Sportloser, weil er seine Sportnoten einbringen konnte, ist das doch wahnsinnig ungerecht, oder? Womöglich schnappt einem dann jemand den Studienplatz weg, der den erforderlichen Schnitt nur mit Hilfe seiner guten Sportnoten erreichen konnte!
Obendrein haben Leute wie ich, die eher schlecht in Sport sind, einen weiteren Nachteil: Wenn ich alle 4 Sportsemester streiche, bleiben nur noch zwei andere übrig. Das heißt also, ich muss unter Umständen eine weitere "nicht so gute" Note einbringen, die ich eigentlich hätte streichen können. Und warum? Nur weil ich nicht so gut Basketball spiele wie manch anderer?
Ich finde, man könnte genausogut Abitur im Stricken oder im Kochen machen, das sagt genauso wenig über die geistigen Fähigkeiten aus, wie die Sportnoten. Ach ja, zum Fach Kunst: Das ist nicht mit Sport zu vergleichen. Kunst ist auch im Grundkurs sehr anspruchsvoll. Man lernt viel über Kunstgeschichte; in den Schulaufgaben gibt es abwechselnd einen theoretischen und praktischen Schwerpunkt. Das heißt aber, dass man trotzdem in jeder Schulaufgabe sowohl Fragen beantworten als auch etwas Praktisches machen muss. Man muss auf die Schulaufgaben relativ viel lernen und lernt meiner Meinung nach Dinge, die einfach zum Bereich Allgemeinbildung gehören. Außerdem gibt es mündliche Noten für Unterrichtsbeiträge. Also reicht auch dort reines Talent nicht aus - im Gegensatz zu Sport, wo quasi nur praktisches Können zählt.
Wie denkt ihr darüber? Findet ihr es gerechtfertigt, dass man als Abiturient (oder auch in den anderen Schularten, da weiß ich aber nicht, wie es geregelt ist) auch Sport belegen muss? Findet ihr es richtig, dass man sein mangelndes Wissen durch ein bisschen Springen und Laufen ausgleichen kann? Warum kann es nicht so geregelt sein, dass man Sport eben als Wahlfach belegen kann und wenn man will, auch die Noten einbringen darf? Ganz gerecht ist das zwar nicht, aber wenigstens müssten Leute, die schlecht in Sport sind, sich dann nicht mehr damit abgeben und wären nicht gezwungen, ihre Note wegen Sport zu verschlechtern. Oder wisst ihr ncoh andere Alternativen?
Oh, das leidige Thema Sportunterricht. Ich fand es auch schon immer bescheuert, dass man für sportliche Leistungen benotet wird und einem diese Noten im schlimmsten Fall den gesamten Durchschnitt versauen können.
Ich finde Schulsport extrem wichtig. Gerade in den letzten Jahren spielen immer weniger Kinder draussen und Sport wird in vielen Familien nicht genug gefördert. Ich fände es daher sogar besser, wenn in der Schule noch mehr Sportstunden eingerichtet werden würden (und ja, auch in der Oberstufe).
Aber (und das ist ein großes aber): ohne Benotung bitte! Bewegung ist wichtig, aber nicht jeder ist für sportliche Höchstleistungen geboren. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke und an die Leistungen, die man da für eine eins oder zwei erbringen sollte, dann läuft es mir heute noch kalt den Rücken runter. Klar hatten wir Leute dabei, die das geforderte Level geschafft haben - meistens jedenfalls. Aber das waren meist nur ein oder zwei pro Klasse und der Rest blieb auf der Strecke.
Man kann sich noch so sehr anstrengen oder üben: was der Körper nicht kann, kann er halt nicht. Und das ein Mädel, dass nur 1,65m groß ist im Hochsprung nicht so hoch kommt wie ein Mädel mit 1,78m Körpergröße ist schon von der Natur vorgegeben.
Zum Glück gab es bei uns in der Oberstufe zumindest einen kleinen Ausgleich (und vielleicht wird es ja bei dir auch so): wir haben Klassenarbeiten in Sport geschrieben, in denen wir beispielsweise bestimmte Spielzüge im Basketball erklären mussten. Und wir konnten uns die Sportarten aussuchen (auch wenn die Auswahl verschwindend gering war).
Also ich muss sagen, dass ich Sport immer sehr gerne gemacht habe und auch immer sehr gut darin war. Ich habe mich jedes Mal auf den Sportunterricht gefreut, auch wenn es durchaus auch Sportarten gibt, in denen ich nicht so gut bin. Ich habe sogar mein Abitur in Sport gemacht, wo es außer einem praktischen Teil tatsächlich auch einen Theorieteil gab, der mit in die Gesamtnote eingeflossen ist. Da wurde dann auch Wissen abgefragt, was man später, wenn man zum Beispiel Sportwissenschaften studiert durchaus brauchen kann. Somit, finde ich, zählt dein Argument nicht, dass man mit Sport hinterher nichts anfangen kann, denn nichts anderes schreibst du ja.
Außerdem ist Sport für die Schüler und Schülerinnen eine Chance ihre Note zu verbessern, die nicht so sprachbegabt sind, dass sie gleich mehrere Fremdsprachen lernen möchten. Da reicht dann die eine, die man machen muss und die man leider nicht abwählen kann. Somit wäre das der Ausgleich für jemanden, der eben Sport nicht mag und diesen auch nicht abwählen kann.
Weiter kann man anführen, dass Sport wichtig für die Gesundheit ist. Somit wird schon in der Schule ein gewisser Grundstein gelegt, um die Schüler zum Sport zu animieren und ihnen mehrere Sportarten nahe zu bringen.
Wenn du nun Sport als nutzloses Fach in der Schule anbringst, könnte man genauso gut auch Musik als nutzloses Fach abstempeln. Was nutzt es mir, wenn ich zum Beispiel weiß, was Synkopen sind. Das nutzt mir genauer gesagt in meinem späteren Leben überhaupt nichts, wenn ich mich nicht für Musik interessiere und später nichts mit Musik studiere oder lerne. Das ist dann ebenso überflüssig wie für Sportmuffel der Sport. Deshalb findet aber trotzdem in jeder Schule ein Musikunterricht statt, was auch gut so ist.
Ich finde, dass jedes Fach in der Schule seine Daseinsberechtigung hat, damit man mit einer möglichst breiten Bildung den weiteren Lebensweg bestreiten kann. Jedem bleibt dann nach dem Abitur offen, was er mit seinem aus der Schule gewonnenen Wissen macht und was er studiert.
Ja ich finde auch, dass Bewegung wichtig ist, gerade in den unteren Klassen, wo man die Kinder teilweise zu ihrem Glück zwingen muss, weil sie selbst noch nicht wissen, was gut für sie ist. Klar ist Bewegung in der Oberstufe auch noch wichtig, aber mit 18 Jahren ist es finde ich langsam an der zeit, selbst zu entscheiden, wie man sein Leben führen will. Wer bis jetzt keinen spaß an Sport gefunden hat, wird nicht plötzlich im Sport-Grundkurs zum Sportass. Und alle anderen haben schon ihre Wunschsportart gefunden und sind in Vereinen oder Fitnesstudios angemeldet. Und für die verschiedenen Interessen gibt es in der Schule aber nicht genügend Auswahlmöglichkeiten.
Ich stimme dir zu: Die Benotung fördert den Ehrgeiz im Sport ja nur bei denen, die es eh schon können. Alle anderen wird die Lust auf Sport durch schlechte Noten doch nur verdorben. Benoteter Sportunterricht ist daher eher kontraproduktiv, denke ich.
fireez hat geschrieben:Zum Glück gab es bei uns in der Oberstufe zumindest einen kleinen Ausgleich (und vielleicht wird es ja bei dir auch so): wir haben Klassenarbeiten in Sport geschrieben, in denen wir beispielsweise bestimmte Spielzüge im Basketball erklären mussten. Und wir konnten uns die Sportarten aussuchen (auch wenn die Auswahl verschwindend gering war).
Da hattet ihr wohl Glück. Wir schreiben zwar kleine Sporttests, die nur eine Note unter vielen sind, aber diese sind eigentlich ein Witz: Wir haben keinen Theorieunterricht, sondern bekommen einen Stapel Blätter, der dann in einem Multiple-Choice-Test abgefragt werden. Da werden dann beispielsweise die Maße eines Basketballkorbs und seine Höhe über dem Boden abgefragt. Im letzten Test stammte die Hälfte der Fragen auch nicht aus dem gelernten Stoff, sondern war quasi nicht vorbereitet. Zum Beispiel wurden Begriffe abgefragt, die man höchstens wusste, wenn man Basketball im Fernsehen verfolgt oder selbst Basketball spielt. Das kann es ja wohl auch nicht sein, oder?
Nettie hat geschrieben:Ich habe sogar mein Abitur in Sport gemacht, wo es außer einem praktischen Teil tatsächlich auch einen Theorieteil gab, der mit in die Gesamtnote eingeflossen ist. Da wurde dann auch Wissen abgefragt, was man später, wenn man zum Beispiel Sportwissenschaften studiert durchaus brauchen kann. Somit, finde ich, zählt dein Argument nicht, dass man mit Sport hinterher nichts anfangen kann, denn nichts anderes schreibst du ja.
Dass du den Schulsport mochtest, ist schön und gut, aber noch lange kein Grund, ihn für alle verpflichtend zu machen. Auch dass Sport gut für die Gesundheit ist, ist kein Argument, ihn in die Abinote einfließen zu lassen!
Wenn du dein Abitur in Sport gemacht hast, dann entspricht das quasi dem Leistungskursniveau in Bayern. Ich weiß nicht, wo du zur Schule gegangen bist, aber hier in Bayern kann man die Abiprüfung nur in Sport machen, wenn man Sport als LK hatte. Das heißt aber automatisch, dass es einen Theorieteil gibt, in dem man auch Unterricht hat und Dinge lernt, die durchaus wichtig für die Bildung sind, zum Beispiel überschneidet sich vieles auch mit dem Fach Biologie. Deshalb mag es ja sein, dass einem der LK Sport auch im Studium hilft. Ich habe nie etwas anderes behauptet!
Den Sport-LK habe ich aber bewusst nicht erwähnt, weil es in meinem Beitrag nur um die Berechtigung des Grundkurses Sport ging. Ich habe nur von Sportnoten gesprochen, die zum allergrößten Teil aus praktischen Leistungen bestehen, wie es eben im Grundkurs der Fall ist. Also: Gegen den LK Sport habe ich nie etwas gesagt, weil das, was man dort lernt, auch zu einem gewissen Teil Wissen ist. Im Grundkurs zählen aber fast nur praktische Leistungen. Und das hat meiner Meinung nach nichts mit Bildung zu tun.
Außerdem ist Sport für die Schüler und Schülerinnen eine Chance ihre Note zu verbessern, die nicht so sprachbegabt sind, dass sie gleich mehrere Fremdsprachen lernen möchten. Da reicht dann die eine, die man machen muss und die man leider nicht abwählen kann. Somit wäre das der Ausgleich für jemanden, der eben Sport nicht mag und diesen auch nicht abwählen kann.
Naja, aber Sprachen führen halt zu (Allgemein-)bildung, Sport führen zu Muskelbildung. Und welche der beiden ist fürs Studium erforderlich? Das war doch genau das, was ich kritisiert habe: Auch jemand, der nicht besonders viel auf dem Kasten hat, kann sich mit Sport durchmogeln. Das ist eben nicht gerecht!
Wenn du nun Sport als nutzloses Fach in der Schule anbringst, könnte man genauso gut auch Musik als nutzloses Fach abstempeln. Was nutzt es mir, wenn ich zum Beispiel weiß, was Synkopen sind. Das nutzt mir genauer gesagt in meinem späteren Leben überhaupt nichts, wenn ich mich nicht für Musik interessiere und später nichts mit Musik studiere oder lerne. Das ist dann ebenso überflüssig wie für Sportmuffel der Sport. Deshalb findet aber trotzdem in jeder Schule ein Musikunterricht statt, was auch gut so ist.
Es ging hier nicht darum, welches Fach einem später nützt oder nicht, sondern darum, welches Fach Bildung vermittelt. In der Schule bekommt man ein breites Angebot an Allgemeinbildung, wozu eben auch Musik gehört. Das ist gut so, da stimme ich dir zu. Später im Studium spezialisiert man sich dann auf einen kleinen Teil dieses breiten Wissens. Ich finde es richtig, dass man mit dem Abitur zumindest Grundkenntnisse in verschiedenen Bereichen hat. Aber was hat Sport mit Wissen zu tun?
Außerdem ist das Fach Sport mit dem Fach Musik insofern nicht zu vergleichen, als man - zumindest bei uns - Musik in der Kollegstufe abwählen kann. Und auch wenn man es wählt, ist es nur zwei Semester lang Pflicht. Sport dagegen muss man vier Semester lang belegen.
Ich finde, dass jedes Fach in der Schule seine Daseinsberechtigung hat, damit man mit einer möglichst breiten Bildung den weiteren Lebensweg bestreiten kann. Jedem bleibt dann nach dem Abitur offen, was er mit seinem aus der Schule gewonnenen Wissen macht und was er studiert.
Ich gebe dir Recht, aber was an diesem Statement spricht bitte für das Pflichtfach Sport? Das breite Wissen, das dort vermittelt wird, sicher nicht.
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