Lambrusco: wirklich ein Restewein?

vom 25.07.2010, 21:46 Uhr

Wenn ich beim Italiener esse, dann trinke ich auch mal ein Glas Lambrusco beim Essen. Kopfschmerzen sind dann wohl vorprogrammiert. Am nächsten Morgen habe ich dann immer Kopfschmerzen. Egal, ob ich nur ein Glas oder mehr getrunken habe. Ich dachte bisher, dass es vom Zuckergehalt kommt. Lambrusco ist ja immer sehr süß.

Nun sagte mir ein italienischer Bekannter, dass Lambrusco der schlimmste Wein ist, den man trinken kann. Er wird aus Resten hergestellt und es kommt auch viel Zucker mit hinein. Der Wein ist im Prinzip kein richtiger Wein, der wie Wein hergestellt wird, sondern es werden verschiedene Weine zusammengekippt und dann mit Zucker und Wasser so lange behandelt, bis er auch gleich schmeckt.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich so ist. Dass es kein besonders hochwertiger Wein ist, kann ich mir zwar vorstellen, aber dass er nur gepanscht ist, ist doch etwas unverständlich, weil eine Sorte Lambrusco ja auch in einigen Jahren immer noch genauso schmeckt wie heute. Die Firmen, die Lambrusco herstellen haben ja immer den gleichen Geschmack in den Flaschen und wenn es nur zusammengekippte Restweine sind, würde ja immer ein anderer Geschmack herauskommen.

Weiß jemand mehr über die Herstellung von Lambruscoweinen? Sind es wirklich Restweine und gepanschte Zutaten? Wie kann dann so ein Wein in deutschen Verkaufsregalen stehen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Bei Lambrusco gibt es zwei verschiedene Qualitätsstufen. Wie diese hergestellt werden, kannst Du bei Wikipedia nachlesen. Da laut Wikipediaangaben eine Flasche Lambrusco der Qualitätsstufe im Handel 8 bis 10 Euro kostet, wird man in der Regeln beim normalen Italiener um die Ecke eher den Billiglambrusco bekommen, weil sich sonst die Preise nicht rentieren würden.

Wein wird, nur weil er verschnitten wird, nicht zwangsläufig schlechter. Wenn ein Winzer mit handwerklichen Können Weine verschneidet, also vermischt, die vorher aller unbefriedigend waren, kann am Ende eine Mischung heraus kommen, die weit besser ist, als die Summe ihrer Bestandteile. Das ist ähnlich wie bei der Herstellung von Parfum.

Die Bezeichnung "Restewein" ist auch irreführend. Das klingt ja so, als ob die Reste aus Mehrwegflaschen miteinander gemischt werden. Ach ja, bei der Weinherstellung ist es meines Wissens nach egal, ob der Wein oben oder unten im Fass lag. vom ersten bis zum letzten Tropfen schmeckt der Wein aus einem Fass gleich. Reste in dem Sinne gibt es nicht.

Wenn der Wein sehr süß ist, können die Kopfschmerzen davon kommen. Wenn man sich mit Fruchtweinen, die bekanntlich auch sehr süß sind betrinkt, geht der Alkohol ja auch besonders schnell ins Blut und sorgt dank des Zuckers für Kopfwehgarantie.

Wenn ein Produkt in Italien nach italienischen Vorschriften entsprechend hergestellt wird und keine Zutaten enthält, die hier für Lebensmittel nicht auch zugelassen sind, sehe ich keinen Grund für ein Importverbot. Schließlich darf man Obstwein hierzulande auch mit Zucker anreichern und trotzdem verkaufen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


trüffelsucher hat geschrieben:Wenn der Wein sehr süß ist, können die Kopfschmerzen davon kommen. Wenn man sich mit Fruchtweinen, die bekanntlich auch sehr süß sind betrinkt, geht der Alkohol ja auch besonders schnell ins Blut und sorgt dank des Zuckers für Kopfwehgarantie.

Ob man am nächsten Tag einen schweren Kopf hat oder nicht hängt nicht von der Süße / Trockenheit ab, sondern vor allem vom Anteil der Fuselalkohole. Bei billigen Weinen ist dieser immer recht hoch und bei schönen Weinen tendenziell niedrig. Deswegen bekommt man simpel gesagt von 1 Liter Panschwein (Verschnitt eben) meist einen schweren Kopf und von 3 Litern Qualitätswein nicht.

Zum Restewein: Damit sind Restchargen gemeint, sprich: Die meisten Weingute haben bzw. unterliegen Quoten was die Produktion angeht. Was dann von der Ernte übrig bleibt wird aber selten weggekippt, sondern einfach nur billiger verkauft, je nachdem muss hier noch "abgewertet" werden (Zusatzstoffe).

Diamante hat geschrieben:weil eine Sorte Lambrusco ja auch in einigen Jahren immer noch genauso schmeckt wie heute.

Das liegt daran:

Diamante hat geschrieben:Der Wein ist im Prinzip kein richtiger Wein, der wie Wein hergestellt wird, sondern es werden verschiedene Weine zusammengekippt und dann mit Zucker und Wasser so lange behandelt, bis er auch gleich schmeckt.

Zucker und Wasser ist da noch harmlos, in der Regel kommen noch dutzende Zusatzstoffe und Aromen dazu. Und wenn Du eine Flasche Billigwein mal 5 Jahre im Keller verstaust schmeckt der auch nicht mehr gleich ;) - er kippt in der Regel (gemessen an den Qualitätsweinen) recht schnell, sprich: Essig!

Billigweine und verschnittene Weine, wie der Name schon sagt (hab´s ausführlich mal in anderen Themen dazu angesprochen), werden eben so hergestellt, dass hier Güterzugweise Weinchargen zusammengekauft und dann zusammengekippt werden und anschließend eben auf das gewünschte Geschmacksniveau gebracht werden.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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