Love Parade 2011 in Gelsenkirchen abgesagt - vorschnell?

Eine Veranstaltung selbst kann nie Schuld an einem Unglück oder einen Unfall sein. Beide Ereignisse können nur durch menschliches oder technisches Versagen ausgelöst werden. Wenn ich beispielsweise von Cola magenprobleme bekomme, trinke ich sie einfach nie wieder. Diese Betrachtungsweise ist eindeutig etwas zu sehr einfach.

Wichtig ist doch in erster Linie die Planung und die Durchführung einer Veranstaltung. Wenn man dabei sämtliche Sicherheitsmaßnahmen in Betracht zieht, können bei der Veranstaltung auch keine größeren Unfälle sich ereignen. Man muss sich natürlich auch immer die eventuellen Schwachstellen betrachten, denn ansonsten werden Sicherheitslücken einfach übersehen.

Also dass die Loveparade für nächstes Jahr abgesagt worden ist, finde ich vollkommen richtig. Nicht nur wegen dem Platzmangel, auch weil ich finde, dass man schon erst einmal einige Zeit Abstand von den Geschehnissen gewinnen sollte. Also alle Teilnehmer, Angehörigen und die Allgemeinheit meine ich jetzt damit. Schock und Schmerz sitzen noch tief, man sollte nicht schon nach ein, zwei Jahren wieder mit allem anfangen. Das Verarbeiten braucht Zeit und diesen Respekt sollte man auf jeden Fall aufbringen vor den Opfern und den Angehörigen und eben den Dabeigewesenen.

Ich finde, man sollte da jetzt meinetwegen 5 Jahre drüber kommen lassen und dann kann man sich alles nochmal überlegen, ob man noch einmal etwas in diese Richtung aufbaut. Dass man es nie wieder stattfinden lassen möchte, finde ich jetzt aber auch etwas schade oder zumindest doch vorschnell entschieden. Man kann es doch auch als Warnung nehmen und es in Zukunft einfach viel besser machen, bisher lief es immer gut und einmal hat eine Stadt Mist gebaut, muss man das für immer geltend machen? Wie hier schon einer gesagt hat, eine Veranstaltung hat keine Schuld, die ist bei den Veranstaltern zu suchen. Und wenn die weg von der Entscheidungsgewalt und bestraft worden sind, dann ist das doch "Vergeltung" genug.

Es ist nicht nur bei der Loveparade zu beobachten, sondern auch auf vielen anderen Großveranstaltungen – der schmale Grat zwischen Frohsinn und Panik. Natürlich kommt es jetzt bei dem Fall der Loveparade deutlicher zum Vorscheinen als bei anderen Veranstaltungen, doch ist eine Massenpanik kein Einzelfall. Erst vor kurzem gab es in London eine Aufruhr, als jemand aus der Menschenmenge geschrien hat.

Die Loveparade abzusagen ist einerseits ein Schritt Richtung der Prävention, aber ist es damit nicht getan. Es gibt zig Großveranstaltungen, auf welchen es zur Panik kommen kann, sehen wir da nur mal die sogenannte „MayDay“ oder andere Veranstaltungen auf welchen 100.000e Musikfans feiern.

Solch eine Panik ist nicht nur auf Veranstaltungen wie die Loveparade beschränkt. Und da es unmöglich ist, alle möglichen Veranstaltungen abzusagen, kann man auch schwer sagen ob es sinnvoll war die Loveparade abzusagen. Natürlich birgt eine solch große Veranstaltung immer die Gefahr von Massenpaniken. Doch schauen wir uns doch mal Veranstaltungen an wie die Sylvesterparty am Brandenburger Tor oder ein Fussballspiel im Stadion, bei all solchen Veranstaltungen besteht die Gefahr einer Massenpanik. Es ist falsch zu glauben das man mit dem Absagen der Loveparade weitere Massenpaniken verhindern kann.

Ich halte es auf jeden Fall für eine vorschnelle Reaktion, auch wenn ich jetzt nicht gerade der Loveparade Fan bin. Natürlich ist es schlimm, was da neulich passiert ist, aber das hat in erster Linie nichts mit einer bestimmten Veranstaltung zu tun. Solche Unfälle wird es immer wieder geben, so traurig das klingt.

In dem Fall waren halt die Sicherheitsvorkehrungen viel zu lasch, die Organisation nicht ordentlich genug und womöglich der Ort der falsche. Das ist aber schon wieder alles. Da jetzt die nächste Loveparade abzusagen halt ich für übertrieben. Man sollte sich halt die Fehler die man gemacht hat, veranschaulichen und sie beim nächsten Mal vermeiden. Das ist alles.

Wenn wir jede größere Veranstaltung auf Grund solcher Vorfälle streichen würde, dann Prost Mahlzeit. Was ist dann erst mit "Rock am Ring" oder "Rock im Park"... Da funktioniert auch immer. Klar, Organisation und Sichherheitsvorkehrungen sind in Ordnung, und die Fläche ist auch groß genug für solch eine Veranstaltung.

Ich möchte hier keineswegs die Katastrophe bagatellisieren oder so, aber die Reaktionen drauf halte ich für falsch. Stattdessen sollten sich die Verantwortlichen dafür bekennen und zu ihren Fehlern stehen.