Mehrere Tote und Verletzte bei der Love Parade 2010

auch wenn ich mich frage, wieso die Veranstaltung nicht direkt abgebrochen wurde. Die feierten ja munter weiter.

Angeblich wollen sie eine zweite Massenpanik verhindern und wollen deswegen weitermachen.

Gut, das wäre ein einleuchtender Grund, dennoch hätte man doch anfangen können, von hinten aufzuräumen und die Massen in Gruppen fortzubringen. Es kann doch nicht sein, dass es nur diesen einen Ausgang (eben durch jenen Tunnel) gibt. Kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen.

Nachdem das Unglück geschehen war, kamen ja von überall her Feuerwehrleute, Polizisten und andere Hilfskräfte. Da frage ich mich nur, wieso man die nicht vorher schon geordert hatte. Denn dass weitaus mehr Menschen als gedacht dort waren, muss doch wohl schon lange vorher aufgefallen sein.

Nun sollen es schon 500 Verletzte und 19 Tote sein. Warnungen gab es wohl sogar im Inernet, wo Ortskundige und Rave-Erfahrene Blogger gewarnt hatten, dass das Gelände nicht für solche Veranstaltungen geeignet ist. Ein Beispiel einer Warnung vom April findet man hier.

Auch von den örtlichen Kräften wurde im Vorfeld wohl gewarnt. So weit ich das heute in der Radiomeldung gehört habe, wurde der Chef der Polizei von der politischen Führung unter Druck gesetzt, als er im Vorfeld bedenken wegen des Tunnels geäußert hatte. Es hätte wohl sogar eine alternative Strecke gegeben, diese wäre aber teuerer gewesen. Da fragt man sich schon, was heute hierzulande noch Menschenleben wert sind? Und man muss doch kein hochrangiger Wissenschaftler oder begnadeter Denker sein, um sich ausrechnen zu können, dass Menschenmassen in einem engen, dunklen Tunnel sich nicht wohl fühlen und irgendwann die Luft knapp wird. Jeder kennt doch aus eigener Anschauung Situationen wie unangenehm es schon im Normalfall ist, sich in einer hektischen Menschenmenge zu bewegen.

Ich war nie ein Technofan oder Loveparadefan. Dieses Megaevent habe ich immer nur als Anwohner in Berlin aus skeptischer Distanz miterlebt. So vollkommen dicht wie die Teilnehmer in Berlin immer waren, kann kein vernünftiger Mensch damit rechnen, dass sich solche Menschen unter so massivem Drogeneinfluss irgendwie vernünftig verhalten. In Berlin war es dank Tiergarten immer noch möglich, dass im Falle einer Massenpanik sich die Menschen verstreuen. Natürlich sah der Tiergarten danach immer aus wie ein Schweinestall, aber im Nachhinein scheint einem das als das kleinere Übel. Ähnlich sieht das auch Sven Väth, der in Berlin mit als Macher dabei war. Hier kann man das auf seinem Blog nachlesen.

Die Loveparade ist meiner Meinung nach schon lange nicht mehr Zeitgemäß. Für mich war das ganz klar ein typisches Event der 90er. Als Berlin die Loveparade abgab, hätte man das Konzept einstampfen sollen. Dann hätte die Loveparade den unantastbaren Nimbus behalten können. Dass diese Ära nun mit so einer Tragödie endete, hätte wirklich nicht sein müssen.

Ich bin auch total erschüttert darüber, was in Duisburg passiert ist und mein aufrichtiges Beileid gehört den Angehörigen.

Wenn man jetzt alles in den Medien verfolgt, dann kann man doch nur mit dem Kopf schütteln, denn das Gelände war nur für 200000 Leute geeignet und im Vorfeld hatten sich schon 500000 angemeldet und wenn man bedenkt, das in Bochum schon über 1 Millionen Menschen waren, dann hätte man mit so einer Menschenmasse rechnen müssen und dort keine solche Veranstaltung machen, den im Prinzip war dann doch eine Katastrophe her vorzusehen, was ja wohl auch schon einige vor Beginn der Loveparade befürchtet haben.

Schlimm finde ich vor allem, dass wohl tatsächlich schon im Vorfeld davor gewarnt wurde, die Love Parade wie geplant auf dem Gelände stattfinden zu lassen, obwohl Bedenken laut wurden, dass das nicht groß genug sei und dort etwas passieren könnte.

Das bedeutet also, dass man sich der Risiken sehr wohl bewusst war und ganz bewusst diese Gefahr eingangen ist. Ich denke mal, dass da nun so einige von den darin involvierten Personen zurücktreten werden.

Die Zahl der Toten ist von 19 auf 20 gestiegen und eine schwer verletzte Frau liegt noch auf der Intensivstation im Koma. Ob diese Frau durchkommt wissen die Ärzte noch nicht. Einige der leichter verletzten Menschen sind bereits aus dem Krankenhaus entlassen. Sie müssen aber alle noch psychologisch betreut werden.

Ich habe die Pressekonferenz im Fernsehen gesehen. Jedenfalls, dass, was man Pressekonferenz eigentlich nennt. Die Verantwortlichen haben zu allem geschwiegen und alles abgewälzt. Keiner will Schuld sein. Die Bürger fordern nun den Rücktritt vom Bürgermeister Sauerland, der Duisburg zum Trauerland gemacht hat.

Zu allem Überfluss schieben sich gerade alle, die als Verantwortliche in Frage kommen gegenseitig die Schuld zu. Der Schwarze Peter kursiert gerade gerade von einer Hand zur anderen.

Man kann das zwar im Hinblick darauf verstehen, dass ein Schuldeingeständnis hier massive Folgen hätte. Ich möchte im Moment aber nicht in der Haut derjenigen Stecken, die zu den Toten dieser Katastrophe eine nahe Beziehung haben. Man muss sich doch in so einer Ausnahmesituation total vor den Kopf geschlagen fühlen, wen ein lieber Bekannter oder geliebter Verwandter in solchen Umständen stirbt und keiner will verantwortlich sein, keiner will was gewusst haben und keiner will verstehen, woher alles kam. Dadurch, dass bei diesem Ereignis auch ein internationales Publikum anwesende und teils betroffen war, muss man sich im Moment vor der ganzen Welt als Deutscher fremd schämen.

Die Zahl der Toten ist diese Nacht wieder angestiegen. Nun sind es 21 Tote. Eine 25 jährige Mutter eines kleinen Sohnes ist heute Nacht an den Folgen der Verletzungen verstorben. Man kann nur hoffen, dass die restlichen Verletzten es noch alle überleben und der Gesundheitszustand sich nicht noch verschlechtert.

Alle Toten sind an den Folgen von Brustkorbquetschung verstorben. Das hat die Obduktion ergeben. Ich finde es einfach nur furchtbar und dass nun keiner zugibt einen Fehler gemacht zu haben ist noch schlimmer.

Die Veranstaltung ist wohl erst am Samstag Morgen um 9 Uhr rum offiziell genehmigt worden. Wer nun Schuld an dem Unglück ist oder nicht- ich bezweifle, das man das wird eindeutig nachweisen können. Dazu gibt es zu viele Spekulationen und auch ein reines Schuld hin- und hergeschiebe.

Klar ist in meinen Augen auf alle Fälle, das die Veranstaltung wohl nie hätte stattfinden dürfen. Auf der anderen Seite, wenn nichts passiert wäre, würde da heute kein Hahn danach krähen, ob die Sicherheitsbedenken berechtigt waren, oder Gelände überfüllt war und so weiter. Jeder Duisburger wäre heute stolz darauf, das so eine Veranstaltung in Duisburg stattgefunden hat.

Fakt scheint zu sein, das im Vorfeld oft genug Sicherheitsbedenken geäußert wurden. Die Polizei aber dem politischen Druck nachgeben musste. Klar wenn alles glatt gelaufen wäre, würde die Stadt ja auch gut da stehen. Nun wurde das Machtgerangel zur Todesfalle für bisher 21 Menschen. Ich bezweifle das es bei den 21 toten Opfern bleiben wird. Und wenn es "nur" die Spätfolgen sind, an denen andere Betroffene sterben werden.

Es ist einfach nur schrecklich. Ich kann auch nur hoffen, dass die verbleibenden im Krankenhaus alles weitere gut überstehen und wieder nach Hause entlassen werden können.

Vorgestern bin ich mit einem sehr guten Freund, der ebenfalls auf der Parade war zur Mahnwache gefahren. Die Bilder die sich uns da boten haben uns die ganze Zeit in einer Gänsehaut verharren lassen. Die Anteilnahme ist unglaublich und die ganzen Kerzen und Banner haben uns die Tränen in die Augen getrieben. Ich wusste auch über mehrere Stunden nicht ob er ebenfalls zu den Opfern gehört haben könnte, nachdem ich Stundenlang versuchte die Hotline anzurufen aber kein Erfolg hatte.

Leider hat bei der Planung der Veranstaltung komplett die Logik gefehlt, denn man hätte ein solches Unglück komplett verhindern können. Man musste nämlich in jedem Fall mit über eine Million Besucher rechnen. Der Veranstaltungsort war aber nur für ungefähr 250.000 Besucher geeignet. Und so musste es zu einem solchen Unglück kommen.

Aber es geht doch überhaupt nicht um die Menschen sondern nur ums Geld. Weder der Bürgermeister noch der Veranstalter zeigt in besonderer Weise Trauer. Für beide Personen zählt doch nur ihr monatliches Einkommen. Sie wollten in jedem Fall diese Großveranstaltung in der Stadt Duisburg. Selbst alle realen Sicherheitsdefizite wurden in keiner Form beachtet. Die Polizei konnte nichts mehr an der konkreten Situation ändern, denn es gab einfach keine anderen Optionen mehr.