Rauchen in der Schwangerschaft generell schädlich?

vom 23.07.2010, 19:32 Uhr

Meine Kollegin ist schwanger und raucht trotzdem weiter, wenn auch viel weniger, wie sie sagt. Sie meint es sei schlimmer für das Kind, wenn sie gestresst sei, als das Bisschen Nikotin. Stimmt das? Ich mache mir ein wenig Gedanken. Ich rauche auch und da ich auch geplant habe in den nächsten Jahren ein Kind zu bekommen, stelle ich mir diese Frage also tatsächlich ernsthaft. Bitte nur ernst gemeinte Antworten!

Was die Standardmeinung zu dem Thema ist, weiß ich! Mich würde interessieren, gibt es dazu auch alternative wissenschaftliche Meinungen?

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» utebar » Beiträge: 177 » Talkpoints: 10,59 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Meine Mutter hat während ihrer Schwangerschaften und Stillzeiten mit mir und meinem jüngeren Bruder auch geraucht. Wir sind beide kerngesund, ich bin weit nach dem Termin geboren, obwohl es ja heißt, das die Kinder von rauchenden Frauen meistens früher kommen, als errechnet und mein Bruder kam nahe am Termin auf die Welt. Und wir waren beide gesund und sind es heute noch. Zumindest haben wir beide keine Erkrankungen, die sich auf das Rauchen unserer Mutter in der Schwangerschaft und Stillzeit zurück führen lassen.

Meine Mutter sagte immer, falls ich sie mal darauf angesprochen habe, das es in ihren Augen wenig Sinn hat, erst mit dem Feststellen der Schwangerschaft mit dem Rauchen aufzuhören, weil die Giftstoffe ja eh schon in ihrem Körper waren. Aber an sich wollte sie mir nur klar machen, das mich das ja gar nichts angeht und es ihre Entscheidung war. Das mag nun einfach mal Definitionssache sein.

Ich hatte einen Klassenkameraden, dessen Mutter bei seiner Schwangerschaft sofort mit dem Rauchen aufgehört hat. Also von einem Moment auf den anderen. Er war im Vergleich zu seinen Altersgenossen immer viel größer. Und das wirklich extrem und er hat darunter auch gelitten. Er hatte noch einen jüngeren Bruder, bei dem die Mutter ihren Zigarettenkonsum langsam gesenkt hat. Dieser Bruder war normal groß. Der Arzt der Mutter meinte dann, das das am spontanen Entzug gelegen haben könnte.

Ich selbst denke, das die Raucherei vielleicht nicht für das eigene Kind schädigend ist. Aber was ist mit Spätschäden? Oder auch mit Erbgutschäden? Ich für meinen Teil habe da schon Sorge, wie es mal bei einer Schwangerschaft für mich und mein Kind aussieht. Wobei ich selber rauche, aber an sich bei einer Schwangerschaft aufhören würde. Zumindest habe ich das immer gesagt. Es wäre also nie schlüssig zu klären, falls es Probleme in der Schwangerschaft gibt oder mein Kind krank sein sollte, ob das auf die Raucherei meiner Mutter in ihrer Schwangerschaft mit mir, zurück zu führen ist. Und ich habe die Hoffnung, dass mir bei einer Schwangerschaft beim Rauchen schlecht wird, so das ich freiwillig auf den fragwürdigen Genuss verzichten kann.

Den Entzugserscheinungen kann man an sich vorbeugen und dabei wird einem auch jeder Frauenarzt helfen. Ich bin an sich der Meinung, das man sein Kind keinem Risiko aussetzen muss, welches nicht sein müsste. Ich habe eine Freundin die während ihrer Schwangerschaften auch geraucht hat. Bei einem Kind gab es extreme Probleme beim Baby nach der Geburt mit dem Nikotinentzug. Und ich denke, als Raucher weiß man ja selbst wie schwer es ist, einfach aufzuhören. Wie geht es dann einem Baby damit?

Zu den Folgen von Nikotinkonsum während der Schwangerschaft gibt es genügend wissenschaftliche Meinungen und Studien. Die hier alle aufzulisten, wäre zu umfangreich.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich halte die Theorie, dass ihr Kind durch ihren Entzug im Mutterleib gestresst wird für eine billige und feige Ausrede! Es ist schon gut möglich, dass das Kind den Stress der Mutter mitbekommt, allerdings fühlen sich Kinder im Mutterleib so wohl, dass das meiner Ansicht nach kompensiert ist.

Eines sollte diese Frau sich vor Augen halten: Sie ist jetzt zu feige, den Entzug von den Zigaretten zu machen. Ihr Baby hat aber nach der Geburt keine Wahl. Es wird einen Entzug durchmachen und nicht wissen, wie ihm geschieht. Nun ist die Umstellung nach der Geburt für ein Baby normalerweise schon anstrengend. Dann noch ein Entzug dazu? Ich finde so eine Geisteshaltung total unmenschlich!

Bei einer meiner Geburten habe ich das Zimmer mit einer frisch gebackenen Mutti geteilt, die starke Raucherin war. Nach der Geburt hat das Kind über Tage nur durch gebrüllt, obwohl es eigentlich organisch gesund war. Lediglich in der Hängematte, die das Krankenhaus für Babys von drogenabhängigen Müttern vorbereitet hatte, konnte das arme Kindchen sich entspannen. Letztlich teilte mir die Mutter mit, dass die Ärzte einfachen Nikotinentzug bei dem Baby festgestellt hatten. Die Ärzte rieten ihr sogar, doch zu stillen und nicht mehr nur das Fläschchen zu geben, damit der Entzug abgemildert würde.

Wenn die Mutter nicht so stark raucht, wird vermutlich der Entzug beim Kind auch nicht so stark ausfallen, wie in diesem Extremfall, der mich so erschüttert hat. Aber irgendwie wird das Kind dann doch leiden. Ich würde da meinem Kind lieber zumuten, dass es etwas größer ist, als die anderen.

Außerdem ist es ja längst nicht nur das Nikotin, was eine Zigarette als schädliche Substanzen an das Kind abgibt. Gerade der Coctail an Schadstoffen ist ja das tückische. Man kann mit Sicherheit auch nie vorhersagen, wie viel die Zigarette dem eigenen Baby schaden wird, da da so viele individuelle Faktoren mit hinein spielen: Wie viele Grunderkrankungen hat das Baby eh schon? Wie gut entgiftet sich der Körper der Mutter? Wie gut ist die Plazenta durchblutet? Auf jeden Fall sollte man da auf den behandelnden Frauenarzt hören, der mit Sicherheit das Beste für das Kind raten wird.

Nikotin greift bekanntlich in den Gehirnstoffwechsel ein. Es ist zwar wissenschaftlich nicht erwiesen, aber es ist schon auffällig, dass früher die Kinder, wo weniger Frauen rauchten nicht so sehr zu Verhaltensauffälligkeiten neigten, wie heute. Es ist also durchaus möglich, dass Krankheitsbilder wie z. B. die Hyperaktivität mit Nikotinkonsum in der Schwangerschaft zusammen hängen können. Diese Theorie ist durchaus verbreitet. Nur da wird es noch eine Weile dauern, bis es dahin gehend verlässliche Studien gibt, woher diese Masse hyperaktiven Kindern wirklich kommt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ja, Rauchen ist schädlich für ungeborene Kinder. Immer. Sehr.

Es mag ja sein, ist sogar wahrscheinlich auch so, dass deine Kollegin durch einen Entzug das Kind stressen würde. Aber das steht in keinem Verhältnis durch den potentiellen Schaden, den das Rauchen verursachen kann. Nikotin ist dabei vergleichsweise so harmlos, dass man es fast schon ignorieren kann. Denn all die Giftstoffe, die in den Zigaretten sind, gelangen durch den geteilten Blutkreislauf auch in genau der Konzentration zum Kind, die die Mutter abbekommt. Dass diese das wesentlich besser verkraftet als ein Säugling, liegt wohl auf der Hand.

Kohlenmonoxyd verdrängt den Sauerstoff im Blut und bindet sich so stark an die roten Blutkörperchen, dass der Körper die Blutkörperchen selber loswerden muss, um den Sauerstoffgehalt auszugleichen. Krebserregende Stoffe enthält Zigarettenrauch in so großer Zahl, dass ich zu faul bin, alle davon aufzulisten. Stickoxide sind nicht nur hochgiftig, sondern bringen auch den kompletten Stoffwechsel durcheinander und beeinflussen Blutdruck, Muskelwachstum und Regenerationsfähigkeit, um nur einige zu nennen. Blausäure, Methanol, Acetaldehyd und Formaldehyd sind nur die giftigen und karzinogenen Stoffe, die der Laie in der Regel kennt und bei Weitem nicht alles, was in Zigarettenrauch enthalten ist. Methanol ist übrigens das Zeug, das Menschen blind macht, die schlecht gebrannten Schnaps trinken. Und all diese Stoffe landen im Blut der Mutter - und damit in dem des Kindes.

Über die genaue Ausprägung der zu erwartenden Schäden kann man diskutieren, aber wenn sie wirklich glaubt, das Kind würde darunter nicht leiden, dann kann sie auch genauso gut in jede Flasche direkt ab der Geburt einen Schluck Bier mischen. Nicht zu viel, denn das wäre nicht vergleichbar. Aber eben so viel, dass das Kind gerade eben ruhiger wird. Das müsste (und das meine ich toderernst!) in etwa dem Grad der Reaktion entsprechen, den der Körper eines Neugeborenen auf neun Monate Dauerkonsum der oben genannten Giftstoffe in den empfindlichsten Entwicklungsphasen überhaupt zeigen dürfte. Dagegen sind ein paar Tage leicht erhöhter Stress wegen Nikotinentzugs ein Witz. Und nicht einmal ein besonders lustiger.

» ka mau » Beiträge: 203 » Talkpoints: 13,21 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Auf jeden Fall! Dazu habe ich gerade letztens im TV ein Interview mit einem Gynäkologen gesehen, der auch eine junge, rauchende Mutter betreut hatte. Sie versuchte zwar, weniger zu rauchen, konnte es aber nicht ganz lassen. Sicher ist es nicht leicht, von heute auf morgen damit aufzuhören, keine Frage. Aber wenn man es wirklich will, geht es auch. Ich selber habe es auch zweimal geschafft, zumindest rauche ich jetzt nur noch bei bestimmten Gelegenheiten.

Nun aber zu den Folgen. Ich will mal versuchen, zusammenzufassen, was ich aus der besagten TV-Sendung noch in Erinnerung habe. Durch das Passivrauchen des Kindes im Mutterleib wird es ja schon gleich mit vielen Giftstoffen konfrontiert, die irreparable Schäden anrichten können.

Nikotin verengt ja bekanntlich die Blutgefäße, das weiß jeder. Dadurch wird die Plazenta schlechter durchblutet. Das hat wiederum zur Folge, dass keine ausreichende Zufuhr mit lebensnotwendigen Nährstoffen mehr gewährleistet ist. Folge: Es kann zu Mißbildungen kommen, dazu gehören Fehlbildungen an Fingern, Händen oder Beinen. Durch die gefäßverengende Wirkung kann es sogar schon beim Säugling zu Gefäßverschlüssen kommen!

Plötzlicher Kindstod. Auch das hat der Arzt angesprochen. Es wurde nachgewiesen, dass es bei Frauen, die während und auch schon vor (!) der Schwangerschaft geraucht haben, viel häufiger zu diesem schlimmen Ereignis kam!

Das sind jetzt nur einige Beispiele, die ich noch zusammenkriege. Aber das ist sicherlich noch lange nicht alles. Auch Gehirnschäden können auftreten, bedingt durch die schlechte Zufuhr von Nährstoffen, die ja durch das Rauchen begünstigt wird. Ich selber möchte zwar keine Kinder, aber trotzdem würde ich allen werdenden Müttern nur raten, das Rauchen aufzugeben! Die Schäden, die dadurch am Kind entstehen, sind nicht wieder gut zu machen! Und ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Mutter, die sich sehnlichst ein Kind wünscht, dieses Risiko eingehen möchte.

Es gibt so viele Anlaufstellen, bei denen man sich Hilfe holen kann, bezüglich Raucherentwöhnung. Wenn es ganz schwer ist, würde ich auf die Elektrozigarette umsteigen. Man hat das Gefühl, zu rauchen (man dampft aber nur), aber es werden keine schädlichen Stoffe freigesetzt, wie es beim Rauch einer Zigarette der Fall ist. Ich habe die auch damals bei meiner Raucherentwöhnung erfolgreich einsetzen können.

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Klar ist Rauchen während der Schwangerschaft ungut. Allerdings finde ich es weitaus schwieriger, dass das Glas Sekt für den Kreislauf toleriert wird, die Zigarette aber verteufelt. Gegen Alkohol in der Schwangerschaft sind zwei, drei Zigaretten am Tag nichts.

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» Bellamorte » Beiträge: 2 » Talkpoints: 0,29 »


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