CSI Miami: Gerichtsmedizin realistisch?

vom 23.07.2010, 07:46 Uhr

Ich schaue oft CSI Miami und bin schon immer fasziniert, wie weit doch die Gerichtsmedizin dort ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man wirklich so futuristisch in der Gerichtsmedizin arbeitet. Ist das eher ein Zukunftskrimi oder gibt es das wirklich schon? CSI Miami ist auch der einzige Krimi, den ich kenne, der so futuristisch arbeitet und deswegen kann ich diese Arbeitsmethoden kaum als realistisch einstufen. Ist die Gerichtsmedizin in Amerka weiter und hinkt Deutschland da nach?

Mir geht es jetzt nicht darum, dass dort Morde und andere Straftaten in einer Stunde gelöst sind. Das ist natürlich unrealistisch. Mir geht es um die Methoden, die in dem Labor von CSI Miami angewendet werden.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich habe die Serie zwar erst ein paar Mal gesehen, weil mein Vater die im Gegensatz zu mir ziemlich gern schaut, aber was ich da an Methoden gesehen habe, war keineswegs erfunden.

Allerdings wird fast immer das Potential und die Flexibilität der einzelnen Methoden maßlos übertrieben. Im richtigen Leben dauern DNA-Tests häufig mindestens mehrere Tage, nicht zuletzt, weil die meist erst in Speziallabors ausgewertet werden müssen. Die sind in der Regel auch sehr gut ausgelastet, was dann zu Wartezeiten führt. Andere Tests dauern teils sogar Monate. Die Ergebnisse sind dann auch nur in den seltensten Fällen brauchbar, weil man überhaupt nur eine relativ geringe Zahl an Proben hat, die man damit abgleichen könnte.

Die Detailtreue, mit der die Charaktere teils die komplexesten Szenarien an Hand einiger Blutspritzer oder Ähnlichem nachvollziehen, ist auch vollkommen unrealistisch. Tatsächlich kann man selten eindeutige Schlüsse aus solchen Spuren ziehen, sondern meist nur (wage) Vermutungen. Zumal die Ermittler auch regelmäßig mit Straßenschuhen und ohne Haarnetz den sowieso schon reichlich kontaminierten Tatort noch weiter verschmutzen.

Außerdem scheinen die ein Betriebssystem und ein Softwarepaket zu haben, dem keine Grenzen gesetzt sind. Ich glaube nicht, dass so etwas wirklich existiert - etwas Ähnliches vielleicht, aber sicher nicht so benutzerfreundlich und hübsch anzuschauen.

Nicht zuletzt ist aber das ganze Konzept der Serie weit von dem entfernt, was man in der Realität vorfindet. Die Spurensicherung sichert nämlich, wie der Name schon sagt, lediglich Spuren, um später (im Idealfall) genügend Beweise für eine Verurteilung des Täters zu haben. Die Ermittlung des selbigen geschieht nach wie vor mit guter, alter Polizeiarbeit, wie man sie aus dem Tatort kennt. Wobei der natürlich auch nicht gerade als Lehrfilm für Jungpolizisten taugt.

Ich glaube schon, dass die Polizei in den USA, zumindest in den Großstädten, besseres Equipment hat als ihre deutschen Kollegen. Die werden bestimmt besser finanziert als hier. Aber dass ihnen Methoden zur Verfügung stehen, die in Deutschland so gar nicht verwendet werden, halte ich für wenig wahrscheinlich.

» ka mau » Beiträge: 203 » Talkpoints: 13,21 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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