Trampen? Per Anhalter? Autostop? Blechspringen?
Die letzten Jahre ist mir aufgefallen, das viel weniger Tramper am Strassenrand zu sehen siind, aber ich denke, das es heutzutage auch gefährlicher geworden als wie vor einigen Jahren. Ich selber bin früher oft mal per Daumen von A nach B gefahren und fand es auch immer ganz interessant, denn man lernt ja auch neue Leute kennen. Heute würde ich es nicht mehr machen, da ich mittlerweile auch mein eigenes Auto habe.
Keine Tramper mehr auf Deutschlands Straßen?
Ich selber reise heute nicht mehr per Anhalter beziehungsweise nur noch sehr selten. Ich habe jetzt ein Auto und bin damit äußerst mobil, auch verspüre ich nicht mehr so die Abenteuerlust wie früher. Aus finanziellen Gründen muss ich mich auch nicht mehr an die Straße stellen so dass dieser Aspekt auch nicht greift.
So zweimal im Jahr muss ich aus bestimmten Gründen mit dem Bus nach Hause fahren. Weil die Verbindungen dermaßen schlecht sind halte ich an der Bushaltestelle auch schon einmal meinen Daumen raus. Manchmal klappt es auch dass mich schon nach 15 Minuten jemand einsteigen lässt, meistens stehe ich aber auch noch nach einer Stunde dort und steige dann in den Bus ein. Ich würde mich jetzt schon als seriöse Erscheinung bezeichnen, also im mittleren Alter, normaler Bekleidung und mit einer Aktentasche unter dem Arm. Eigentlich ist für jeden erkenntlich dass ich wahrscheinlich nur den Bus verpasst habe und nach Hause will. Trotzdem hält kaum einer an obwohl hunderte von Autos an mir vorbei fahren. Ich denke es ist bei vielen ganz einfach Bequemlichkeit nicht anzuhalten um jemanden mitzunehmen, auch ist es natürlich relativ ungewöhnlich und damit erst einmal suspekt . Natürlich wird auch eine gewisse Angst eine Rolle spielen. Ich würde auch davon ausgehen dass Mädchen oder Frauen eher mitgenommen werden als Männer, der Beschützerinstinkt wurde hier ja auch schon angesprochen.
Ich selber nehme natürlich auch Tramper mit, aber ich schaue sie mir vorher genau an. Leute mit Hund bleiben stehen und auch welche die wie Obdachlose aussehen. Das ist nur zum Selbstschutz, ich möchte ganz einfach nicht dass mein Auto wie eine Kneipe riecht und die Kollegen sind oft sehr dreckig, große Lust später die Polster zu reinigen und Hundehaare zu entfernen habe ich nicht.
Die letzten Tramper die ich mitgenommen hatte waren Leute die das aus Überzeugung gemacht haben, ein bisschen Abenteuerlust und mit dem Gedanken das eingesparte Fahrgeld lieber in etwas anderes zu investieren. Ich hatte durch Zufall auch schon einmal jemanden zweimal mitgenommen, das war irgendwie ganz lustig weil immerhin über ein Jahr dazwischen lag.
Also vor ein paar Jahren konnte ich da auch nicht wirklich davon sprechen, dass ich ein überaus begeisterter Tramper gewesen wäre. Aber dann kam es eben wie der Zufall so oft kommt in einem Leben. Und zwar war ich mal wieder alleine mit dem Bus unterwegs gewesen und anschließend war ich leider in die falsche Straßenbahn eingestiegen. Diese fuhr dann, anstelle Richtung nach Hause, einfach komplett in die andere Richtung. Aber was machte ich als abenteuerlustiger Mensch anstatt auszusteigen? Richtig, ich fuhr einfach weiter bis zur Endstation, komplett abseits jeglicher Zivilisation, bei irgend einer dreckigen Wagenhalle.
Und dort hatte ich dann auch ein etwas mulmiges Gefühl, denn anscheinend waren ein paar Hoods und Skins auch noch mit dabei, als ich an diese dubiose Wagenhalle angekommen bin. Aber ich habe mich von diesen dann auch nicht anschwetzen lassen, sondern wollte einfach nur noch nach Hause. Ich hätte ja nicht wissen können, dass erstens die Endstation so weit weg ist von der Innenstadt, in der ich mich eigentlich sehr gut auskannte und zweitens hätte ich genauso wenig im Leben geahnt, dass der nächste Zug, der an einem Bahnhof ein paar Minuten weit weg gelegen hätte, noch 2 Stunden auf sich warten lassen würde. Da war ich natürlich erst einmal geschockt und fragte erst einmal den Bahnhofswärter, was denn zu tun sei und ob er mir nicht einen besonderen Rat geben könnte.
Da sagte er, dass er mir nicht wirklich weiterhelfen könne, aber ich sollte es doch am besten mal als Tramper oder Anhalter versuchen, vielleicht würde ich ja jemanden finden, der mich nach Hause oder wenigstens Richtung nach Hause mitnimmt. Da war ich natürlich auch wieder erst einmal skeptisch, denn man hört ja auch sehr oft davon, dass Tramper oder auch Anhalter auch in der ländlichen Region manchmal einfach ganz schön dreist ausgeraubt werden und solche Sachen. Davon hatte ich natürlich schon ein wenig Angst, aber der Bahnhofswärter machte mir Mut und stand mir auch noch zur Seite bei meiner Wahl des Anhalters. Die getroffene Wahl war dann eine jüngere Frau mit Kind, die auch sofort anhielt, als wir sie darum baten.
Sie erzählte mir einige Geschichten von sich und ihrem Kind, allerdings konnte ich nicht so wirklich zuhören, denn ich musste erst einmal ein wenig aus meiner Schockstarre, in die ich so ein wenig aus purer Angst und den ganzen Geschichten in meinem Kopf, schließlich hatte ich ja auch sehr, sehr viel erlebt an diesem Tage, erlebt hatte. Aber dann unterhielt ich mich dann doch noch recht amüsant mit der Frau, denn sie war wirklich eine sehr nette ihres Stammes. Sie fuhr mich sogar direkt vor meine Haustür und dort machte sie mir dann auch noch Komplimente, dass ich bereits so eigenständig wäre. Generell denke ich zu Anhaltern + Co., dass man immer Glück oder Pech haben kann, egal ob man nun jemanden mit nimmt oder jemanden mit Anhaltern sucht. Das sollte jeder für sich selbst wissen, ob es nicht besser ist, jemanden anzurufen, der einem aus der Patsche hilft, sonst kann es auch schnell einmal brenzlig werden. Auf andere Sachen wie einen Autostop würde ich aber nicht wirklich kommen, das auch noch auszuprobieren. Außerdem denke ich nicht, dass ich in nächster Zeit wieder einmal in so eine Situation wie damals komme, denn es war schlicht und einfach einmalig und dieses Erlebnis bleibt eben in Verbindung.
Ich sehe in der letzen Zeit auch nicht mehr so oft Tramper, aber das kann auch daran liegen, dass die meisten Leute im Sommer trampen und auch dann trampen, wenn es warm ist und wenn man dann in den Urlaub fährt.
Ich selbst habe noch nie einen Tramper mitgenommen. Auch wenn es jetzt stark nach Vorurteilen klingen wird: Man weiß nie wen man dort im Auto mitnimmt. Es kann sehr gut sein, dass man einen Mörder im Auto hat oder einen Dieb. Im Endeffekt kann man dann am Ende tot oder ausgeraubt worden sein.
Ich würde auch nie per Anhalter mitfahren. Man hört ja heutzutage sehr viele gruselige Geschichten von Entführungen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man an einen Entführer gerät, ist zwar sehr gering, aber sie besteht durchaus. Ich habe keine Lust nachher gefangen in irgendeinem Keller zu sitzen, nur weil ich zu geizig war Geld für den Bus auszugeben.
Wenn ich aber doch mal trampem muss und es sich nicht vermeiden lässt, dann würde ich zum Beispiel eher bei einer Familie mit Kindern einsteigen, wenn noch Platz ist. Des weiteren würde ich eher bei einer Frau als bei einem Mann einsteigen.
Ich war früher auch ein passionierter Tramper. Ich bin eine Zeit lang jeden Tag zwischen Wohn- und Studienort immer hin und her gependelt. Das war eine sehr interessante und preiswerte Sache. Meistens habe auch ich nicht lange warten müssen. Aber bei schlechtem Wetter oder spät abends kam es schon mal vor, dass ich über eine Stunde am Straßenrand zugebracht habe. Aber es hat sich letztendlich gelohnt, weil man eine ganze Menge netter Leute kennengelernt hat.
Mit dem Einführen eines Semestertickets für die Deutsche Bahn hatte sich das mit dem Trampen dann allerdings mehr oder weniger erledigt. Mit der Bahn war man einfach zuverlässiger unterwegs und nicht mehr so abhängig vom Wetter. Aber für weitere Strecken habe ich auch dann noch an der Straße gestanden und den Daumen in den Wind gereckt. So hatte ich eines Morgens eine unbändige Lust verspürt zu verreisen. Also habe ich mich einfach ziellos auf den Weg gemacht. Mal sehen, wohin man so kommt. Also ab an die Autobahn und das nächste Auto angehalten. So bin ich dann aus dem guten alten Thüringen in kürzester Zeit nach Augsburg gefahren. Da wollte ich eh schon immer mal hin.
Heutzutage passiert es aber nur noch ganz selten, dass ich von einem Ort zum anderen trampe. Wahrscheinlich bin ich so langsam aus dem Alter raus. Ab und zu stehe ich zwar immer noch an der Straße, aber es wird immer schwieriger, einen Fahrer zu finden, der Tramper mitnimmt. Ich habe eh so das Gefühl, dass die Tramper zu einer aussterbenden Rasse gehören. Ich habe nämlich schon seit langer Zeit keine Leute mehr am Straßenrand gesehen, die per Anhalter fahren wollten.
Das hat meines Erachtens zwei Ursachen. Einerseits waren die meisten Tramper Studenten, die jetzt in fast ganz Thüringen kostenlos mit der Bahn fahren können, da sie ja ein Semesterticket besitzen. Andererseits sind die modernen Bundesstraßen auch nicht gerade tramperfreundlich gestaltet und es ist schwierig, einen Platz zum Trampen zu finden, an dem die Autofahrer gefahrlos anhalten können. Tja und beides führt letztendlich dazu, dass immer weniger Autofahrer bereit sind, Leute per Anhalter mitzunehmen. Wenn man in seiner Jugend nicht selbst Erfahrungen als Tramper gesammelt hat, dann wird man auch keine Veranlassung sehen, für Tramper anzuhalten.
Was nun das Gerücht betrifft, dass die Polizei Tramper vom Trampen abhält, so kann ich das aus meinen bisherigen Erfahrungen nicht bestätigen. Ich wurde sogar schon mal von der Polizei zur Ausfahrtstraße gebracht, auf dass ich es mit dem Trampen bequemer habe. Allerdings lasse ich grundsätzlich den Daumen unten, wenn ich ein Polizeiauto vorbeifahren sehe. Man will den Ärger ja nicht heraufbeschwören.
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