Wie Entwicklungshelfer werden?

vom 20.07.2010, 21:32 Uhr

Der Enkel meiner Freundin ist 19 Jahre alt und hat Realschulabschluss. Er hat gerade ein freiwilliges soziales Jahr gemacht und möchte gerne nach Indien oder Afrika als Entwicklungshelfer. Das möchte er mindestens für 2 Jahre machen. Er will dort helfen, wo Hilfe benötigt wird.

An welche Organisation sollte er sich da wenden? Wie ist der Ablauf? Was muss er machen, damit er sich seinen Wunsch erfüllen kann? Wird der Einsatz als Entwicklungshelfer bezahlt? Muss er vorher eine Ausbildung zum Beispiel als Krankenpfleger machen? Welche Voraussetzung braucht er dafür? Er wollte eigentlich immer Arzt werden, aber hat es leider nur bis zum Realschulabschluss geschafft.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Über ein solches Engagement könnte man eigentlich recht froh sein, und es wäre sicher wünschenswert, wenn mehr Menschen wie Dein Enkel denken würden und bereit wären, ihre Lebenszeit dafür herzugeben, selbstlos zu helfen.

In dem wie Du es aber hier konkret beschreibst, spiegelt sich jedoch etwas wieder, was die Sache wieder relativiert. Denn offenbar hat der junge Mann nicht wirklich das Bedürfnis zu helfen, sondern vielmehr keinen Plan bzgl. seines eigenen Lebens. Und mit so einem Trip möchte es wohl genau davon ablenken. Und das auch noch spektakulär genug, damit er damit die Umwelt beeindrucken kann.

Er ist sich doch bestimmt im Klaren, dass es an den jeweiligen Orten genügend ungelernte Hilfskräfte gibt, die für Arbeiten genutzt werden könnten, für die so eben auch Dein Enkel talentiert wäre. Würde er wirklich helfen wollen, muss er schon mehr als seinen Körper einbringen. Im Idealfall hätte er dazu schon eine Ausbildung und könnte dementsprechend eingeteilt werden. Aber ohne praktische Auslandserfahrung, ohne Sprachkenntnisse und ohne einen Beruf - wie stellt er sich hier die Hilfsbedürftigen vor? Unfähig, Reissäcke zu schleppen?

Bevor er sich weiter in solche Wartezeiten begibt sollte er den klassischen Weg gehen, und für sich klar werden, was er im Leben machen will. Mit anderen Worten: welche Ausbildungsziele hat er denn? Wie weit arbeitet er daran? In seinem freiwilligen sozialen Jahr hätte er sich schon auch die Zeit nehmen sollen, hierzu konkretere Pläne zu schmieden. Noch nicht mal bzgl. einer Tätigkeit als Entwicklungshelfer hat er weiter nachgedacht, denn sonst wären seine Pläne ja weiter vorangeschritten. Ohne ihn zu kennen muss man mal unterstellen, dass er vor Ort bestimmt eher hemmt als hilft.

Wenn sein Berufsziel Arzt war, dann stellt man sich die Frage, wieso er nicht darauf hinarbeitet bzw. wo er die Gründe sieht, dies jetzt doch nicht machen zu können/wollen. Aber selbst wenn er sich hier als gescheitert sieht, müssten doch Alternativen vorhanden sein. Der Schulabschluss wird ja nicht unerwartet gemacht. Hier gab es Vorlaufzeiten - und dass man für den Job als Arzt studieren müsste, hat er ja sicher vorher auch gewusst.

Wenn er sich also, um es noch mal zusammen zu fassen, wirklich entsprechend als Entwicklungshelfer engagieren will, dann kann er bei verschiedenen Organisationen anfragen (Suche und Informationen z.B. hier und hier) und auch darauf hinplanen, in vielleicht drei bis vier Jahren hinzukommen. Zwischenzeitlich kann er (immer in Kontakt mit den Organisationen bleibend) sich aber um eine Berufsausbildung kümmern. Und diese kann dann gerade im Sinne der Hilfe sehr nützlich sein. Was ihn für die diversen Hilfsorganisationen sicher begehrter macht.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


@derpunkt: Der Enkel meiner Freundin hat erst mit 18 den Realschulabschluss machen können. Er war lange wegen eines schweren Unfalls im Krankenhaus und hat somit viel Schule nicht mitbekommen. Er hat dann einen Realschulabschluss gemacht und das freiwillige soziale Jahr. Er konnte noch nicht an Ausbildung denken und wird jetzt wohl erst mal Krankenpfleger werden, ehe sich das "Projekt" Entwicklungshelfer weiter entwickelt.

Er kann sehr gut die englische Sprache und hat auch eine Weiterbildung in den Ferien gemacht, was die englische Sprache betrifft. Das Ausland hat ihn immer schon gereizt und deswegen hat er auch darauf erst mal hingearbeitet. Arzt kann er nicht mehr werden, weil ein Abitur mit einem guten Anschluß wohl nicht (mehr) möglich ist. Er will auch Geld verdienen um sich seinen Wunsch zu erfüllen. Meine Freundin und auch die Eltern des Jungen können ihn finanziell nicht gut unterstützen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Wieso sollte ein Abitur denn nicht mehr möglich sein? Der Junge ist doch gerade mal 19, es gibt Leute, die machen erst mit 30 ihr Abitur. genau aus dem Grund gibt es doch Abendschulen und Fern-Unis. Bei Fern-Unis kann er sogar in seinem eigenen Tempo lernen, wenn es daran gelegen hat. Allerdings nützt ihm das Abitur nur dann etwas, wenn er danach auch studieren kann, sprich er müsste da schon lernbereit genug sein.

Diese Organisationen, die sich in Entwicklungsländern einbringen, verlangen für gewöhnlich ausgebildete Fachkräfte. Also Ärzte, Krankenschwestern, Ingenieure, usw. Neben medizinischen Fachleuten wird nämlich auch oft technisches Wissen benötigt. Genauso auch Lehrer.

Eine Bekannte von mir war vor einigen Monaten für ein Jahr in Afrika und hat dort an einer Schule geholfen. Das wurde allerdings durch eine große Organisation schon lange im Vorfeld geplant, auch sie selbst hatte sich lange vor dem Aufenthalt dort schon dafür beworben.

Das ist nicht mal eben Tasche packen und ins nächste Flugzeug steigen, da wird enorm viel Vorbereitung für nötig. Geduld wird er also mitbringen müssen, aber vor allem muss er etwas vorzuweisen haben. Er kann ja mal auf der Seite vom Deutschen Entwicklungsdienst (DED) stöbern, hier der Link. Dort sind auch die Voraussetzungen aufgeführt, die man mitbringen muss.

Der DED bietet allerdings auch ein Programm für junge Erwachsene an, hier genauer nachzulesen. Vielleicht ist das ja etwas für ihn, auch wenn da eine abgeschlossene Berufsausbildung gewünscht wird.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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