Vaclav Havel: „Ein Wort über das Wort
Vaclav Havel: „Ein Wort über das Wort " - Erörterung
Der Auszug aus dem Text „Ein Wort über das Wort“, welcher 1989 von Vaclav Havel verfasst wurde, handelt von dessen persönlicher Meinung über die Gewichtung und Deutung von Wörtern. In dem Ausschnitt äußert sich der Autor darüber, wie ambivalent und mehrdeutig Sprache ist und von welch immenser Bedeutung eine gesunde Skepsis gegenüber dem Wort als Solches ist.
Havel ist der Auffassung, dass Wörter immer vielerlei Interpretationsmöglichkeiten zulassen, die auch von deren Kontext abhängen. Er geht davon aus, dass für kein Wort eine feststehende, „richtige“ Bedeutung existiert und empfiehlt, nicht vorschnell zu interpretieren.
Ob die Aussagen es Autors auch für den nationalsozialistischen Sprachgebrauch gelten, kann man zum Beispiel anhand der Zeilen 14-16 verifizieren: „ [...], einmal kann es herrliche Perspektiven eröffnen und ein anderes Mal nur Gleise verlegen, die in ganze Archipele von Konzentrationslagern führen.“ Hier wird deutlich Bezug auf die faschistische Vergangenheit Deutschlands genommen.
Insbesondere verweist Havel auf die damaligen „Konzentrationslager“, die auf der einen Seite sehr negativ konnotiert sind, auf der anderen Seite aber eigentlich einen „positiven“ Wort Kern enthalten. „Konzentration“ an sich ist etwas Erstrebenswertes und verhilft dem Menschen dazu, seine Ziele zu erreichen. Im Nazi-Regime war dieser Ausdruck jedoch eher gleichbedeutend mit „Vernichtungslager“. Dabei wurde wie so oft ein Euphemismus von den Nationalsozialisten erschaffen, um diese Lager zur Ermordung von Juden und anderen Minderheiten zu verharmlosen.
Denkt man nun über das Wort „Ehre“ nach, wird einem ebenfalls klar, dass Havel mit seiner Aussage, ich zitiere: „[...] ein Wort kann einmal große Hoffnung ausstrahlen, ein anderes Mal nur Todesstrahlen aussenden.“ (vgl Z. 11-12) Recht behält. Im nationalsozialistischen Regime war es eine „Ehre“, Deutscher oder Deutsche zu sein und aus der Verteidigung dieser Ehre resultierte der Zweite Weltkrieg. Ehre bedeutet auch, auf etwas Erreichtes stolz sein zu könne, heutzutage ist jedoch das genaue Gegenteil der Fall, wenn man auf diesen dunklen Teil der deutschen Geschichte zurückblickt.
Tragischerweise hatte dies auch zur Folge, dass „Stolz“ im Bezug auf unser Heimatland als Ausdruck von Patriotismus vermieden wird. Diese Problematik der „Vorsicht“ vor dem Gebrauch verschiedener Wörter vollzieht sich sozusagen bis in die heutige Zeit, in der man am liebsten „Jude“ aus Angst vor jeglicher Verwicklung gar nicht als Bezeichnung für jüdische Mitbürger zu verwenden vermag.
Zum besseren Verständnis sollte erwähnt werden, dass Vaclav Havel ehemaliger Präsident der Tschechischen Republik war und sich maßgeblich für den Frieden einsetzte. Als Politiker und Freiheitskämpfer muss er sich selbst sehr bewusst über die Rolle und die Konsequenzen des gesprochenen Wortes sein und ruft deswegen zu stetem Misstrauen gegenüber ihnen auf (vgl. Z. 28 ).
Verbesserungen immer gerne gesehen!
Außer einem Flüchtigkeitsfehler im dritten Absatz ("Ob die Aussagen es Autors") fallen mir keine Verbesserungen ein, sondern ich finde die Erörterung sehr gelungen. Sie regt dazu an, mehr von diesem regimekritischen tschechischen Autor zu lesen.
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