Reaktion bei gereizten behinderten Menschen

@Cloudy24
Ich teile die Personen nicht in Klassen ein, denn bei mir sind alle Menschen gleich. Allerdings darf und sollte man keinen Menschen überfordern, denn das bringt keinen relevanten Nutzen. Daher schätze ich nach den mir gegebenen Möglichkeiten stets ein, welche Fähigkeiten hat die betreffende Person und was kann sie wirklich leisten.

Das ist natürlich in der Praxis sehr schwer und fordert auch viel eigene Lebenserfahrung ab. Aber nur so ist ein vernünftiges Miteinander erst möglich und macht dann auch Spass. Ich arbeite daher sehr gerne mit behinderten Menschen zusammen und möchte sie auch nicht vermissen.

Ich glaube ehrlich gesagt, dass man viele behinderte Menschen überhaupt nicht erkennen kann. Daher kann man in der Realität wohl oftmals gar nicht groß den Unterschied machen, es sei denn derjenige hat halt wirklich einen Blindenstock in der Hand oder sitzt im Rollstuhl oder was weiß ich noch.

Ich kenne nun auch sehr viele Leute, die aufgrund ihrer Erkrankungen als behindert gelten. Allerdings sind diese Erkrankungen alle so individuell, dass man nur schwer jedem gerecht werden kann, denn manchmal prallen die Bedürfnisse auch genau aufeinander, was soll man dann tun - nach Sympathie entscheiden?

Ich denke, dass die alte Frau sich auch nicht hätte wundern brauchen, wenn die Frau zurück geschimpft hätte. Die Situation beurteilen kann und möchte ich nicht, da ich mich dazu gar nicht in der Lage sehe ohne weitere Informationen. Allerdings sehe ich uns auch noch nicht so nah dran an einer Integration von Behinderten im Alltag.

Ich sehe bei dieser Geschichte zwei Seiten. Auf der einen Seite kann ich mir vorstellen, dass ein solches Schicksal wirklich schlimm ist. Ich würde dem Leben wahrscheinlich keine schönen Seiten mehr abgewinnen können, wenn ich blind wäre. Man ist in vielen Situationen von anderen Menschen abhängig und geradezu darauf angewiesen, dass diese sich einigermaßen korrekt verhalten. Wenn man als Blinder in einem Gedränge unterwegs ist, ist das sicher noch schlimmer als für einen Sehenden, der immerhin erkennen kann, welches Ausmaß das Gedränge hat und sich generell besser innerhalb des Gedränges orientieren kann. Als Blinder muss das schrecklich sein.

Was ich aber nicht unbedingt gutheiße, ist die offensichtlich ausfallende Art dieser blinden Frau. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie behindert oder komplett gesund ist. Ich finde es nie gut, wenn jemand herumschimpft und die umstehenden Menschen damit belästigt. In dem konkreten Fall konnten die anderen Leute doch auch nichts dafür, dass der Bus nun einmal zu spät kam und daher finde ich es falsch, dass diese Frau da herumgeschimpft hat und damit letztendlich nur die anderen Wartenden belästigt hat. Wenn ein nicht blinder Mensch sich so verhalten hätte, wäre das natürlich ebensowenig in Ordnung gewesen. Die Behinderung hat darauf absolut keinen Einfluss.

Dass diese Frau, als sie jemand angerempelt hat, direkt weiter geschimpft hat, ist ebenfalls nichts, was ich entschuldigen würde. Sie muss doch wissen, dass es jedem mal passieren kann, dass er einen anderen Menschen anrempelt. Dafür, dass nun gerade sie angerempelt wurde, kann der Verursacher doch sicher nicht wirklich etwas und ich denke auch, dass er das nicht absichtlich getan hat. Das wird sie doch wohl wissen und ich denke, dass man sich hierbei dann auch ein bisschen zurücknehmen sollte, gerade wenn der andere sich entschuldigt hat. Wenn viele Menschen zusammenkommen, bleibt so etwas nicht aus.

Jeder Mensch kann mal einen schlechten Tag haben und man sollte das als Außenstehender dann auch gar nicht weiter kommentieren. Meistens stachelt man die Leute, die ohnehin schon herumzicken, dadurch noch weiter an. Die Frau, die die behinderte Frau zurechtgewiesen hat, hat zwar in meinen Augen irgendwie Recht, aber ich denke doch, dass es nicht ihre Aufgabe ist, anderen Leuten mitzuteilen, wie sie sich zu verhalten haben. Man weiß ja auch nicht, warum diese blinde Frau so ausfallend wurde. Ich würde mir wahrscheinlich einfach nur denken, dass sie eben gerade herumzicken will. Weitere Gedanken sind dazu überflüssig.

Ich habe den Eindruck, dass du in deinem Thread darauf anspielen wolltest, dass jemand, der behindert ist und eine für ihn unerträgliche Situation erlebt, diese schlechte Lage auf seine Behinderung schiebt und in gewisser Weise andere Leute dann dafür verantwortlich macht, dass er sich gerade in der schlechten Situation befindet und als Behinderter eigentlich anders behandelt werden sollte und möchte. In diesem Fall sehe ich das allerdings überhaupt nicht, dennoch habe ich auch schon Behinderte jedweder Form erlebt, die ihre Behinderung für Fehlverhalten sämtlicher Art benutzt haben und ihre Einschränkung regelrecht vor sich hergeschoben und sich dadurch eine Sonderposition verschafft haben. So etwas kommt aber meiner Erfahrung nach selten vor und ich denke nicht, dass man das Beispiel dieser blinden Frau damit vergleichen kann.