Tierische Produkte auf dem Tisch, wenn Veganer zu Besuch?

Ich bekomme demnächst Besuch von einer Bekannten. Sie ist Veganerin. Kann ich trotzdem tierische Produkte auf den Tisch stellen, wenn man Besuch von jemanden hat, der überzeugter Veganer ist und mit Tierprodukten nichts am Hut hat? Kann ich Kondensmilch auf dem Tisch haben, weil mein Mann Milch in den Kaffee gibt? Kann ich Sahne mit zum Kuchen anbieten?

Sie selber muss es ja nicht essen, aber müssen andere auch darauf verzichten? Zählt es zum "guten Ton" dann auch den Tag auf diese Produkte zu verzichten?

Hallo,

also ich würde sagen, dass ein Verzicht auf die genannten Dinge doch etwas übertrieben wirken würde. Wenn man sich doch jemanden zum Kaffee trinken verabredet, dann kann man doch ruhig Milch auf den Tisch stellen, auch wenn der Gast diese nicht trinken wird. Nur deswegen musst du ja nicht darauf verzichten. Solange es dein Gast freiwillig macht und nicht wegen einer Krankheit oder einer Allergie dazu gezwungen ist auf diese zu verzichten, würde ich als Gastgeber keine Notwendigkeit sehen um auch selbst darauf zu verzichten.

Ich würde jetzt keinen Braten auf den Tisch stellen, aber das Milchkännchen kannst Du natürlich hinstellen, das sollte gar kein Problem sein. Selbst bin ich Vegetarierin, kenne aber eine Frau, die rein vegan lebt und die dennoch ganz normal in Cafes und andere Lokalitäten geht, sich dann eben Veganes bestellt und sich gar nicht dran stört, wenn um sie herum eben Milchkaffee getrunken wird.

Es geht den meisten Vegetarierin und Veganern eher um den Geruch und Anblick mancher tierischer Produkte. An Kondensmilch ist aber nichts Ekliges, da sie sowieso im Milchkännchen ist, sieht man sie auch nicht. Und viele Veganer verwenden Sojamilch, die optisch keinen Unterschied zu normaler Milch hat.

Wenn es wirklich nur um solche Kleinigkeiten geht wie Kondensmilch und so, dann würde ich das schon problemlos auf den Tisch stellen. Ich habe in meinem Bekanntenkreis auch einige Vegetarier und Veganer und die stört es nicht mal wenn man in der Mensa neben ihnen eine Currywurst verdrückt. Da betonen sie dann alle immer, dass sie es selber nicht für sich wollen und dies begründen können, aber deswegen doch noch lange nicht anderen untersagen und es sie auch nicht stört. Sie essen es ja nicht deswegen nicht, weil sie nicht dürfen, sondern nciht wollen.

Ich wäre allerdings auch dafür das du nicht gerade einen Braten auf den Tisch stellst, nicht deswegen weil es nicht richtig wäre, sondern weil es auch einige Veganer und Vegetarier gibt, denen bei dem Anblick dann durchaus schlecht wird und das würde die Atmosphäre des Treffens wohl erheblich stören. Ansonsten würde ich es handhaben wie du schon sagtest sie müssen es nicht essen, aber das heisst nicht das ihr darauf verzichten müsst. Das wird wohl so ziemlich jeder Veganer auch sehen, sonst dürften diese auch nirgendwo essen wo es andere Lebensmittel gibt. Gibt ja auch genügend Vegane die ihre kleine Ausnahme haben. Oft sind dies dann ja Gummitiere oder Eis oder so etwas.

Als ich den Titel dieses Threads gelesen habe, dachte ich auch zuerst, es ginge darum, tierische Nahrungsmittel wie Fleisch oder Fisch auf dem Tisch zu stellen. Ich kann verstehen, dass du als Gastgeberin natürlich ein möglichst gutes Bild abgegeben willst, aber ich fände es zu viel, wenn sich jetzt alle am Essenstisch auf ihre doch sehr exklusive Ernährung Rücksicht nehmen sollten, gerade bei so Kleinigkeiten wie der Milch und Sahne, die ja eher beiläufig auf dem Essenstisch stehen und normalerweise keine große Beachtung erhalten.

Die Gefahr ist natürlich groß, dass es sich bei deinem Gast um ein Veganer handelt, der alles andere strikt ablehnt und seine Ernährung wie eine Relgion vor sich hält. Um das zu vermeiden, würde ich vorher das Gespräch mit der Person suchen und mit ihr darüber reden. Denn wenn die Person weiß, dass du dir Gedanken um ihr Essen bzw. den Essenstisch gemacht hast, dann wird sie sicherlich auch auf dich eingehen. Dies würde ich vor allem tun, wenn jetzt wirklich Fleisch in Steakform oder ähnliches auf dem Tisch liegen würde, einfach, um ihr den Abend doch so angenehm wie möglich zu machen.

Ich würde auch den Mittelweg als angebracht sehen. Wenn du Milch oder Sahne den anderen Gästen oder euch selber hinstellst, würde ich das überhaupt nicht problematisch sehen und du bist ja auch sehr bemüht, deinem veganen Besuch auch einen eigenen Kuchen und dergleichen anzubieten. Das alleine zeigt ja auch schon, dass du ihre Lebenseinstellung durchaus respektierst.

Unangebracht wäre wohl, wenn du während die Gäste noch da sind, im Hintergrund schnell noch die Schnitzel für den Abend klopfen würdest, das Hähnchen im Backrohr brutzeln lässt oder dergleichen. Wenn deine Gäste noch zu einer Brotjause bleiben sollten, würde ich es sogar in Ordnung finden, wenn du eine Wurstplatte hinstellst, solange es auch eine eigene vegane Platte gibt, also extra angerichtet und nicht gemischt mit der nicht veganen Platte.

Ich selber bin zwar weder Vegetarierin noch Veganerin, aber bei manchen Fleischsorten habe ich auch eine Abneigung, warum auch immer. So könnte ich zum Beispiel kein Kaninchen essen. Wenn wir jetzt jedoch wo eingeladen sind und es gibt unter anderem auch Kaninchen, würde es mich nicht stören, wenn die anderen ihr Kaninchen essen.

Es ist aber wohl auch ein wenig von deiner Freundin abhängig. Ich weiß nicht, aus welchen Gründen sie sich vegan ernährt. Es gibt gerade bei Veganern schon oft sehr krasse Einstellungen und Eigenheiten! Im Zweifelsfall kann es dir passieren, dass sie während dem Essen krass ausgedrückt irgendwelche Geschichten über Tierhaltung oder -schlachtung auftischen wird. Das sind jedoch wirklich nur die Hardcorefälle.

Im Idealfall sollte gegenseitiger Respekt vorliegen. Du zeigst deinen Respekt indem du auch vegane Sachen anbietest und sie sollte dann so tollerant sein und deine Lebenseinstellung ebenfalls akzeptieren. Im übrigen finde ich es manchmal sogar recht interessant, dass fast alle nicht Vegetarier ihren Gästen vegetarische oder eben vegane Kost anbieten, aber umgekehrt habe ich noch kaum gesehen, dass ein Vegetarier oder gar ein Veganer seinen Gästen tierische Produkte anbietet, weil sie die Gäste oft auch gleich überzeugen wollen, wie gut und ausgewogen ihre Kost ist!

Diese Extremfälle, die sich dann aufregen, wenn etwas Tierisches auf dem Tisch ist, gehen aber für gewöhnlich erst gar nicht zu Einladungen, wenn sie wissen, dass die Gastgeber keine Veganer sind. Daher denke ich, musst Du keine Sorge haben.

Die allermeisten Vegetarier gehen ganz locker mit ihrer Ernährungseinstellung um und lassen eben nur Fleisch und eventuell auch andere tierische Produkte weg. Veganer sind etwas strenger in ihrer Ernährung, aber die meisten haben das im Alltag prima im Griff. Schließlich sind auch die meisten Veganer berufstätig und werden da in der Mittagspause ja auch mit sämtlichen Nahrungsmitteln konfrontiert.

Und in jedem Supermarkt gibt es nunmal auch reichlich tierische Produkte, in jeder Fußgängerzone kommt man an Eiscafes, Dönerständen und Pommesbuden vorbei, so dass sie auch Gerüchen und Anblicken tierischer Produkte ausgesetzt sind. Ein Veganer wäre sehr einsam, wenn er sich von allem, was nicht vegan ist und von nicht vegan lebenden Leuten fernhalten würde.

Ich sag jetzt mal: Wenn jemand Nichtraucher ist, würde ich in seiner Gegenwart nicht rauchen, weil ich ihn damit direkt beeinträchtige, immerhin muss er meinen Qualm ja auch einamten. Das fände ich sehr unhöflich und nicht zumutbar. Das ist aber auch die einzige Situation, die mir spontan einfällt, wo ich auf ein Genussmittel verzichte, weil jemand anderes das nicht mag.

Ich trinke weder keinen Alkohol, wenn jemand, der aus Prinzip nicht trinkt, mit am Tisch sitzt, noch verzichte ich in der Mensa nicht auf Pommes oder den Nachtisch, nur weil eine meiner Freundin gerade Diät macht und ich esse ganz sicher mein Grillsteak, auch wenn ein Vegetarier auch auf der Party ist! Genauso wenig würde ich auf tierische Produkte verzichten, nur weil jemand zu Besuch kommt, der sich vegan ernährt! Warum soll ich keine Milch in den Kaffee tun, ich habe mich doch nicht für diesen Lebensstil entschieden!

Natürlich darf sich jeder so ernähren, wie er oder sie es für richtig hält, wer verzichten will, darf das gerne tun, damit habe ich kein Problem. Aber das gleiche Recht verlange ich für mich, ich esse auch was ich will, das ist meine persönliche Freiheit und ich finde es keineswegs unhöflich darauf zu bestehen. Immerhin verlange ich ja nicht von meinem Gast, dass er doch noch mal Kaffee mit Milch oder das Spiegelei probiert, nur weil ich das gerne mag. Solange ich diese Produkte nicht in sein Essen mische, betrifft es ihn ja nicht und fertig!

Wobei ich sagen muss: Ich kenne etliche Leute mit alternativem Lebensstil, sei es Essgewohnheiten oder anderes betreffend. Niemand von denen käme auch nur im Traum auf die Idee von ihren Mitmenschen zu verlangen, sich an sie anzupassen. Die Vegetarier gönnen den anderen ihr Würstchen ohne zu versuchen, es ihnen madig zu machen und die Antialkoholiker lassen die anderen trinken, ohne weise Reden zu schwingen, wie schädlich Alkohol doch ist. Davon Verzicht zu verlangen mal ganz zu schweigen. Das fände ich sehr viel unhöflicher als in Gegenwart einer solchen Person Tierprodukte zu verspeisen.

Ich würde einfach deine Bekannte vorher fragen, wie sie persönlich das so sieht. Mich würde es auch überhaupt nicht stören, wenn Du Fleisch neben mir isst, allerdings könnte es sein, dass ich mir schon mal einen Spruch dazu heraus nehme. Aber das mache ich dann auch eher bei Leuten, die ich gut kenne. Andere möchten ja auch in Ruhe ihr Essen genießen.

Auf Hühnerherzen oder ähnlichem dürfte an dem Tag trotzdem gerne verzichtet werden. Aber generell erwarte ich selbst nicht, dass man mir jetzt so sehr entgegen kommt, meistens fragt man mich selbst halt einfach vorher, was ich so esse und kocht dann ein extra Essen für mich.

Du als Gastgeberin wirst wissen müssen, wie weit Du mit Deiner Freundlichkeit gehen wollen willst. Ich selbst würde ehrlich gesagt nicht so weit gehen, und auf Milch und Sahne verzichten wollen. Und schon gar nicht, wenn zusätzlich weitere Gäste erwartet werden.

Egal wie ernst sie ihrem Verzicht nimmt: vor der Lebenswirklichkeit kann sie die Augen nicht verschließen und da ist es so, dass sie die verschwindend kleine Minderheit bildet. Es ist OK wenn sie bei sich zu Hause nach den eigenen Regeln lebt. Und auch als Besucherin muss sie nichts zu sich nehmen, dass ihrem Willen widerspricht. Aber sie kann nicht die Scheinheiligkeit bei den anderen erwarten, ihr zu liebe nun für diese Runde zu verzichten, ohne wirklich die Wahl gehabt zu haben.

Tische also so auf, dass auch die nicht vegan lebenden Gäste was davon haben. Also Milch und Sahne!