Rezension: Kirschblüte und Nachtigall
Aus der Mottenkiste für eine Rezension geholt habe ich auch das Buch "Kirschblüte und Nachtigall". Als Herausgeber findet man einen "Josef Müller", aber wenn man das Buch im Handel sieht, beispielsweise online, dann wird meist gar kein Name angegeben, oder aber eine "Elly Christoffel". Vielleicht ist es ein Makel meiner Bildung, aber ich kenne beide eigentlich nicht. Das Buch stammt, je nach Ausgabe, vom Ende der 1950er oder Anfang der 1960er Jahre.
Nimmt man das Buch zur Hand, fällt die schöne kompakte Taschenbuchform auf. Es hat allerdings einen festen Einband. Das Papier ist besonders, recht dick, und es sind doppelte Bögen, was ja bei neuzeitlichen Büchern auch nicht so oft vorkommt. Insgesamt macht es einen ungewöhnlichen Eindruck. Jedenfalls meine Ausgabe von 1961, wie es bei früheren oder späteren aussieht, weiß ich leider nicht.
Was beinhaltet das Buch? Es ist eine Sammlung "asiatischer" Gedichte, dazu findet man klassisch chinesisch aussehende Gemälde von Pflanzen und Tieren (eben beispielsweise auch der namensgebenden Nachtigall und einigen Kirschblütenzweigen), allerdings eben von der genannten Frau Christoffel. Ich finde, man sieht es den Sachen an, dass sie nicht "original" sind, sondern aus dem europäischen Kulturraum stammen, aber schön sind sie durchaus. Nur fehlt zum Teil eben die typische hintergründige Symbolik, und irgendwie sieht es von der Technik her eben auch nicht so aus, wie eine gelungene Kopie wohl aussehen sollte. Aber das macht ja nichts, ist ja auch schön, wenn jemand einen sehr eigenen Stil hat. Das Buch sagt ja nie aus, dass es chinesische Malerei kopieren will.
Das Buch ist also so aufgebaut, dass man auf einer Seite ein Gedicht oder einen Spruch findet, auf der gegenüber liegenden ein Gemälde. Es sind übrigens genau 24 Aquarelle, die auf das gesamte Buch verteilt worden sind. Wenn man das Buch aufgeschlagen vor sich hat, sind die Gemälde rechts, die Texte links. Wo wir bei den Texten wären. Das Buch hat den Untertitel "Worte aus dem fernen Osten". Das entspricht recht typisch der damaligen Sprache. Wobei mir aufgefallen ist, dass auch indische Sprüche dabei sind, und Indien ist zumindest meines Wissens nach kein Teil von "Fernost". Für mich ist "Fernost" Ostasien, also China, Japan, Thailand, Laos, Taiwan und Co. Aber es kann natürlich sein, dass man das in den 1950er Jahren noch anders gesehen hat.
Aber, was steht nun genau im Buch? Es sind, wie gesagt, asiatische Sprüche und Gedichte, in deutscher Übersetzung. Diese Sprache entspricht sehr der damaligen Zeit und wirkt auf mich recht drollig. Irgendwie kommt es mir zum Teil fast naiv vor, wie die deutschen Übersetzer wohl die verschiedenen asiatischen Texte übersetzt haben. Das mag für einige Leser ein Manko sein, aber ich finde das schon sehr interessant. Für mich ist das ganze Buch ein Stück der europäischen 50er Jahre, und hat dadurch einen eigenen Charme.
Weiter oben hatte ich auch schon angesprochen, dass auch indische Texte enthalten sind, trotz der angeblichen Ausrichtung auf Ostasien. Genau genommen sind es hauptsächlich Sprüche und Gedichte von "Tagore", oder Rabindranath Thakur, wie man ihn heute auch hier nennt. Auch das entspricht irgendwie typisch der damaligen Zeit und wirkt etwas naiv. Ja, es wirkt so, als wenn das halt das Bisschen von Asien sei, das der Deutsche damals gemeinhin kannte. Dazu muss man sagen, dass Thakur den Nobelpreis für Literatur gewonnen hatte, wohl nur deswegen konnte man mit dem Namen in Deutschland auch etwas anfangen. So wurde er quasi zum Standard-Dichter, wenn man etwas "Exotisches, Asiatisches" irgendwo abdrucken wollte. So eben auch in diesem Buch.
Also an sich wirkt es schon etwas seltsam, diese krude Mischung aus pseudo-chinesischen Aquarellen gepaart mit wackelig ins Deutsche übersetzten indischen Gedicht-Fragmenten. Wer wirklich etwas über asiatische Literatur erfahren möchte oder echte asiatische Gemälde sehen möchte, dem würde ich dieses Buch niemals empfehlen. Es ist einfach nicht original. Aber es hat so einen merkwürdigen deutschen 50er-Jahre-Charme. Diese seltsame Sicht auf "die Fremde", die man aus diesem Buch lesen kann, finde ich auf eine merkwürdige Weise amüsant. Wer so etwas sucht, der kann bei diesem Buch sehr gerne zuschlagen. Man sollte es schon für rund 50 Cent auf Flohmärkten bekommen, es wurden wohl damals recht viele Exemplare gedruckt.
Der Buchtitel erinnerte mich ja eher an einen Roman von Sidney Sheldon. Das Buch heißt Kirschblüten und Coca-Cola und ist kein Gedichtband. Mit Gedichten kann ich selber recht wenig anfangen. Asiatische Gedichte lösen bei mir umgehend die Assoziation Haiku aus. Die sind aber wohl in dem von dir rezensierten Werk wohl eher nicht zu finden.
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