www.milchlos.de warnt vor Milch als Nahrungsmittel

vom 16.07.2010, 13:54 Uhr

Als ich im Netz gestöbert habe, habe ich die Seite www.milchlos.de gefunden und bin schon überrascht, was diese Seite so alles schreibt. Demnach ist Milch wohl das ungesündeste Lebensmittel, was es überhaupt gibt und es wird davor gewarnt, dass Milch Krebs auslösen kann. klick . Wie kommt der Betreiber der Seite auf solche Aussagen? Ist da was Wahres dran oder sind die Autoren dieser Seite irgendwelche Fanatiker, die gegen Tierprodukte sind?

Wie gesund ist Milch wirklich und was kann man von dieser Webseite halten? Stimmt es was die da schreiben oder kann man das getrost als Internetente sehen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich habe mir die Seite gerade kurz angesehen, wobei ich zugeben muss, dass ich da nicht wirklich ins Detail gegangen bin, sondern nur überblicksmäßig überflogen habe. Trotzdem halte ich diese Seite für maßlos übertrieben und Milch als Gift zu bezeichnen, dazu fehlen mir sowieso die Worte.

Ich habe 9 Semester Ernährungswissenschaften studiert und in keiner einzigen Vorlesung hätte ich auch nur Ähnliches gehört! Ich denke schon, dass man beim Thema Milch ein wenig vorsichtig sein sollte! Kinder im ersten Lebensjahr sollten keine Milch oder Milchprodukte zu sich nehmen, das liegt aber nicht daran, dass die Milch so gefährlich oder schädlich ist, sondern am Verdauungssystem, welches im ersten Jahr noch nicht vollständig ausgebildet ist.

Ebenso gibt es mehr Menschen, die Milch nicht vertragen, als ich mir früher je gedacht hätte! Sehr viele von ihnen haben zum Beispiel eine Laktoseintoleranz. Dass der Markt diesbezüglich immer größer wird, erkennt man auch ohne Statistiken schon alleine daran, dass es immer mehr Supermärkte gibt, die eben laktosefreie Milch anbieten und das Sortiment mit laktosefreien Produkten wird immer größer und umfangreicher. Die Unverträglichkeit liegt jedoch nicht immer in der Laktose. Mein Sohn zum Beispiel verträgt das Kuhmilcheiweiß nicht, so darf er dann natürlich auch die laktosefreien Milchprodukte nicht konsumieren.

Es gibt also unterschiedliche Faktoren, aber dass Milch Krebs hervorrufen soll oder sonst als allgemein ungesund oder gar gefährlich dargestellt wird, habe ich noch nie gehört, obwohl ich mich eben wegen meinem Sohn auch ein wenig mit dem Thema Milch näher auseinander gesetzt habe. Ich persönlich würde dieser Seite keinen Glauben schenken.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Für mich klingt das auch mehr nach Panikmache. Es gibt doch immer wieder Gruppen, die einzelne Lebensmittel verteufeln (und andere in den Himmel loben), hier hat es nun die Milch getroffen. Dass Milch nicht jeder verträgt, ist ja bekannt, aber daran ist ja nicht die Milch selbst Schuld, da liegt einfach nur eine Nahrungsmittelunverträglichkeit vor.

Natürlich kann man ohne Milch und Milchprodukte leben, aber wer sie verträgt und gerne mag, der wird auch keinen Schaden dadurch nehmen. Sonst könnte man nämlich jedes Lebensmittel, ob tierischen Urspungs oder nicht, ähnlich beschuldigen wie es dort mit der Milch geschieht.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Hallo Diamante,

wenn ich mir die Seite so anschaue, scheint mir das doch eher reißerische Angstmacherei als wissenschaftliche Information zu sein. Allein die Einseitigkeit der Darstellung und die Kombination von Kritik am Lebensmittel selbst und der dazugehörigen Industrie scheint fragwürdig. Ich glaube, hier haben wir es mit Menschen zu tun, die versuchen Milch schlecht zu reden um die Haltung von Milchkühen zu unterbinden.

Interessant finde ich, dass man auf der Seite sogar richtige, wissenschaftliche Studien findet, die nicht einmal erfunden oder gefälscht sind. Allerdings ist das nur ein (wenn auch recht intelligenter) Versuch, unbedarften Lesern vorzuspielen, hier würden Tatsachen dargestellt.

Wenn man sich die Studien jedoch genauer ansieht, dann wird schnell klar, dass hier mal wieder voreilig generalisiert wird.

Die Studie zum Zusammenhang zwischen Milch und juveniler Diabetes ist da noch das Aussagekräftigste, was man auf der Seite finden kann. Zumal hier auch mehrere Studien angeführt werden, und nicht, wie in den meisten anderen Fällen, lediglich eine. Dieser Zusammenhang wird tatsächlich ernsthaft in der Wissenschaft diskutiert, weshalb bei Kindern durchaus Vorsicht geboten ist. Allerdings gelten hier die gleichen Einschränkungen, die bei jeder Ernährungsstudie gelten (ich habe das in meiner Antwort zu diesem Thread etwas ausgeführt). Außerdem muss man bedenken, dass Milch nun mal auch eine gewisse Menge Milchzucker (so um die 5%) enthält. Nun ist es nicht nur so, dass übermäßiger Zuckerkonsum ganz sicher Diabetes auslösen kann, sondern, dass dies den wenigsten Menschen bewusst ist. Viele Eltern haben irgendwann einmal gelernt, dass Milch viel Calcium enthält, was gut für den Knochenaufbau ist. Das stimmt natürlich auch. Aber wenn man seinem Kind daraufhin ständig große Mengen Milch anbietet (wahrscheinlich noch mit irgendwelchen zusätzlich Gesüßten Fertig-Drinks oder Babynahrungspräparaten), dann kann dabei eine ganze Menge Zucker zusammenkommen. Hier kommt es, wie so oft, auf das richtige Maß an.

Die Studie, die zu MS angeführt wird, erklärt explizit, dass MS von unbekannten Faktoren ausgelöst wird:

triggered by unknown environmental factors in genetically susceptible hosts

Dazu muss ich wohl nichts weiter sagen.

Im Zusammenhang mit Parkinson werden nur mögliche (d.h. lediglich denkbare) Zusammenhänge aufgezeigt. Das ist das gleiche, als würde ich behaupten, Bier mache Männer zu Frauen, weil es Östrogen enthält. Natürlich könnte es da einen Zusammenhang geben, aber warum wurde der dann nicht in den zahlreichen Studien zumindest angedeutet, die es zum Thema Milch bereits gibt? Die Antwort scheint zu sein, dass es ihn schlichtweg nicht gibt.

Der Zusammenhang zwischen Milchprodukten und Akne ist hingegen belegt. Allerdings wird hier nicht nur eine Studie angeführt, in der es auf einmal um Milchallergie statt Akne geht (was schon an Lächerlichkeit grenzt), sondern auch das Ausmaß ist übertrieben. Richtig ist, das Milchprodukte bei bestimmten Menschen bestehende Akne verschlimmern können. Auslösen können sie diese jedoch nicht. Auch der Grad dieser Verschlechterung ist sehr individuell. Und dass diese Ergebnisse überhaupt keine Relevanz für Menschen haben, die nicht unter Akne leiden, ist wohl auch offensichtlich. Bei Neurodermitis ist allein der Zusammenhang zwischen Allergien und Konsum von entsprechenden Allergenen belegt. Und das leuchtet ja auch ein. Aber daraus kann man nicht schließen, dass das irgendeine Auswirkung auf gesunde Menschen hat. Es behauptet ja auch niemand, Erdnüsse wären ungesund, obwohl verhältnismäßig viele Menschen dagegen allergisch sind.

Das Autismusbeispiel finde ich schon fast frech. Zum einen ist Autismus nun wirklich eine sehr selten, noch kaum verstandene Krankheit. Zum anderen geht Autismus sehr häufig mit Laktose-Intoleranz einher, was natürlich dazu führt, dass Milch die Symptome verschlimmert. Daraus auf irgendeine Wirkung auf gesunde Menschen zu schließen, ist vollkommen abwegig. Daraus zu schließen und dem Leser zu suggerieren, Milch könnte diese Krankheit auslösen, ist schlichtweg eine Lüge. Und was für eine.

Milch ist sicher nicht so gesund, wie unsere Eltern und Großeltern uns das haben glauben machen. Aber für einen gesunden Menschen ist sie, dank zahlreicher Nährstoffe, Vitamine und Mineralien definitiv ein hervorragendes Lebensmittel. Man muss natürlich immer die Möglichkeit bedenken, dass eine individuelle Unverträglichkeit vorliegen könnte. Aber das muss man bei ausnahmslos jedem Lebensmittel.

Aloha,

ka mau

» ka mau » Beiträge: 203 » Talkpoints: 13,21 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Seit ich von meiner Lactoseintolerant weiß habe ich mich mit dem Thema Milch als Lebensmittel stark beschäftigt und viel drüber gelesen und es gibt einige Theorien zu dem Thema das Milch von Tieren eigentlich schädlich für den Menschen ist.

So ist die führendste Theorie die, das Europäer nur aufgrund eines weitervererbten Gendefektes überhaupt fähig sind Milch zu verarbeiten. Was auch dafür spricht, dass in Asien und Afrika eine Lactoseintoleranz von bis zu 100% herrscht. In Asien wird ja vor allem Sojamilch verwendet und keine Kuhmilch wie bei uns. Es soll wohl bei allen Menschen mal so gewesen sein, dass nur der Säugling während seiner Entwicklung die Fähigkeit besitzt Lactose zu verarbeiten.

Zudem sagen auch einige Wissenschaftler, dass die Lactoseintolranz sich immer weiter durchsetzen wird. Inzwischen sollen ja auch schon 20% in Deutschland plus Dunkelziffer betroffen sein, die meisten habe nur eine leichte Intoleranz, aber es steigert sich weiter. Irgendwann werden möglicherweise keine Kühe für Milch mehr gebraucht

Das unser Körper nun einmal nicht für Milch gemacht ist, dass glaube ich inzwischen und auch dass ein Zusammenhang zwischen geringeren Krankheiten bestehen könnte, doch das was die Seite teilweise von sich gibt, das klingt doch schon ein bisschen drastisch und übertrieben, auch wenn gar nicht so weit hergeholt.

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Hallo pichimaus,

So ist die führendste Theorie die, das Europäer nur aufgrund eines weitervererbten Gendefektes überhaupt fähig sind Milch zu verarbeiten.

Das ist vollkommen richtig, auch wenn der Ausdruck Gendefekt nicht unbedingt richtig ist. Es handelt sich hierbei lediglich um eine Mutation, und die ist nicht nur vollkommen normal - so funktioniert Evolution schließlich immer - sondern auch ganz offensichtlich in den allermeisten Fällen nützlich.

Dass Asiaten diese Mutation nicht aufweisen, liegt daran, dass sie nie großartig Tiere gehalten haben, deren Milch sie hätten trinken können. Und, sofern sie es doch getan haben, nicht lange genug weiterprobiert haben, bis sie sie vertragen haben. Es wäre zu weit mehr Hungertoten im Verlaufe der Geschichte gekommen, wenn uns Milch nicht als Nahrungsmittel zur Verfügung gestanden hätte.

Das erklärt auch die relative Häufigkeit von Laktose Intoleranz. Aus diesem Unterschied aber zu schließen, es wäre schlecht oder unnatürlich, Milch zu trinken, ist schlicht falsch. Diese Mutation ist ja auch auf natürlichem Wege entstanden. Analog dazu müsstest du auch argumentieren, dass Zähneputzen gefährlich ist, weil andere Tiere das - soweit ich weiß - auch nicht tun.

Aloha,

ka mau

» ka mau » Beiträge: 203 » Talkpoints: 13,21 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Dass Asiaten keine Milch und Produkte, in denen sie enthalten ist, vertragen, habe ich auch schon mal gehört, aber inzwischen auch schon von Asiaten gehört, die normale Milchschokolade essen und diese vertragen oder andere Produkte, in denen Milch, bzw. Milchbestandteile vorhanden sind.

Kommt da aber wohl auch mit auf die Menge an, viele Menschen mit Laktoseintoleranz können dennoch problemlos bestimmte Hartkäsesorten essen, weil in denen die Laktose eben nur sehr gering vorhanden ist. Da macht das Milchprodukt dann gar nichts aus.

Und wenn Milch wirklich so schädlich wäre, wie die Webseite da Glauben machen will, wären in Zeiten von Hungersnöten und kargen Zeiten wohl sämtliche europäische Kulturen ausgelöscht worden, da in Europa nunmal viele Milch gebende Tiere gehalten wurden und man natürlich die Milch als Lebensmittel nutzte, bzw. weiter verarbeitete.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Mich erinnert das Ganze doch sehr stark an diesen Thread hier: Was Zinkmangel alles anrichten kann. Zwar steckt dahinter kein Unternehmen, dass irgendetwas gegen genau dieses Problem anbietet, aber es muss ha nichts heißen, wenn man nicht auf Anhieb eine Verbindung herstellen kann.

Bei aller skeptischen Betrachtung der Informationen sollte man aber auch den wahren Kern der Sache nicht völlig außer Acht lassen. Denn eines ist sicher allen hier bewusst: die glückliche Kuh, die von vielen Werbematerialien herunter lacht ist eher die Ausnahme als die Regel. Das ein so industriell erzeugtes und verarbeitetes Produkt wie Milch dann nicht nur mehr alle positiven Eigenschaften hat sondern unter Umständen auch negative Auswirkungen hat, das sollte man dann nicht vergessen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


JotJot hat geschrieben:Bei aller skeptischen Betrachtung der Informationen sollte man aber auch den wahren Kern der Sache nicht völlig außer Acht lassen. Denn eines ist sicher allen hier bewusst: die glückliche Kuh, die von vielen Werbematerialien herunter lacht ist eher die Ausnahme als die Regel. Das ein so industriell erzeugtes und verarbeitetes Produkt wie Milch dann nicht nur mehr alle positiven Eigenschaften hat sondern unter Umständen auch negative Auswirkungen hat, das sollte man dann nicht vergessen.

Sicher. Aber das hat man doch im Grunde auch bei sämtlichen Obst- und Gemüsesorten. Die gesunden Erdbeeren können mit Pestiziden belastet sein, ebenso Salat und Tomaten, und bei solchen Lebensmitteln hilft dagegen dann auch kein Abwaschen und Schälen, weil eben keine Schale vorhanden ist oder sie - im Falle der Tomaten - so dünn ist, dass sowieso alles durchkommen kann. Das ist für mich jetzt kein großer Unterschied zu der Verarbeitung und Behandlung von Milch.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Morgaine, Dir ist das vielleicht klar und vielen anderen hier im Forum sicher auch. Aber beileibe nicht allen Menschen, und vielleicht gibt es auch Personen, denen dies bei anderen Lebensmitteln durchaus klar ist, aber nicht unbedingt im Bezug auf Milch. Daher finde ich die Seite dann doch ein wenig informativ, bin bei den beschriebenen Nebenwirkungen aber dennoch skeptisch.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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