Können Phobien auch angeboren sein?
Es gibt ja viele Menschen, die unter irgendwelchen Phobien leiden. Da gibt es die angst vor Spinnen, die Höhenangst, die Platzangst und viele Ängste mehr, die ein Leben ganz schön schwer machen können. Muss man aber immer ein einschneidendes Erlebnis gehabt haben um solche Phobien zu entwickeln oder können Phobien auch angeboren sein? Kann ein Baby zum Beispiel schon Angst vor der Dunkelheit haben, obwohl es aus dem dunklen Bauch kommt? Oder wäre das schon ein einschneidendes Erlebnis vor der Geburt, weil es dem Kind im Bauch vielleicht nicht so gut gegangen ist?
Welche Art von Phobien können wirklich angeboren sein und wie kommt es, dass ein Baby schon Phobien hat, wenn es auf die Welt kommt oder gibt es das gar nicht?
Hallo Diamante,
nein, Phobien sind nie angeboren. Zahlreiche Studien mit Säuglingen haben gezeigt, dass diese bis zu einem gewissen Alter ausnahmslos alles in den Mund stecken, was sie in die Finger bekommen, ganz unabhängig davon, wie es aussieht.
Angst vor Dunkelheit per se haben Säuglinge auch nicht. Allerdings können sie sehr schnell lernen, dass Dunkelheit bedeutet, dass niemand da ist, um sich um sie zu kümmern und entsprechend reagieren.
Höhenangst zum Beispiel kann rein logisch gar nicht angeboren sein, weil Säuglinge einige Monate nach der Geburt noch gar kein Konzept von Tiefe besitzen und seelenruhig auf jedes noch so tiefe Loch zu krabbeln - und auch darüber hinweg. In Experimenten macht man das natürlich mit transparent abgedeckten Vertiefungen, um Verletzungen auszuschließen.
Inwieweit es Babys im Bauch überhaupt 'schlecht' gehen kann - im Sinne eines subjektiven Gefühls des Unwohlseins - ist äußerst fraglich. Zum Einen ist ihr Gehirn noch nicht so weit entwickelt, um überhaupt ein Selbstkonzept zu haben. Das braucht man aber, um so etwas zu denken wie "mir geht es schlecht" - auch wenn man dies nicht ausformuliert wird, weil die Sprache noch nicht gelernt wurde. Zum Anderen zeigen ungeborene Säuglinge zwar durchaus Stressreaktionen, aber ihre Gehirnaktivität ist dabei von der älterer Kinder und Erwachsener so verschieden, dass man diese kaum interpretieren kann. Man kann sie ja nicht fragen, wie sie einen bestimmter Gehirnzustand erleben.
Aloha,
ka mau
Ich denke auch, dass die meisten Phobien sicherlich erst entstehen, wann, das sei mal dahin gestellt. Viele Phobien werden ja auch Kindern bereits von klein auf vorgelebt, sodass es wohl oft auch dadurch zu einer Art von Beeinflussung durch die Eltern oder anderen nahestehenden Personen kommt.
Ich meine, wenn ein Kind immer sieht wie die Mutter anfängt zu kreischen bei einer Maus oder einer Spinne, dann gewöhnt es sich ja auch daran und hat doch so schon eine Art Assoziation im Kopf dazu aufgebaut. Ob ein Kind dann von seinem inneren Selbst aus frei bestimmen kann, ob es dann auch schreit bei einer Spinne, hängt sicherlich auch wiederum davon ab, wie das Umfeld und (in diesem Beispiel) die Mutter selbst es den Kind erklärt bzw. wie man mit ihm in oder direkt nach der Situation umgeht. Ebenso gibt es sicherlich viele weitere Faktoren, die eine Phobie begünstigen.
Hallo ygil,
ich glaube, wenn die eigene Mutter von Geburt an mit Schreien auf etwas reagiert, dann ist das Kind bis zu dem Alter, in dem es für Erklärungen empfänglich ist, bereits zu stark geprägt, um da auf dem verbalen Wege noch etwas zu erreichen.
Kinder orientieren sich schließlich sehr stark am Verhalten der Eltern. Und das ist noch mild ausgedrückt: Aus Sicht eines Kindes sind Erwachsene so etwas wie unbezwingbare, unfehlbare Halbgötter, weil sie alles zu wissen scheinen und so gut wie nie weinen oder Angst zeigen. Wenn ein solches vermeintliches "Überwesen" jedes Mal zu schreien anfängt, wenn eine Spinne um die Ecke krabbelt, dann bleibt dem Kind gar nichts anderes Übrig, als daraus zu schließen, dass Spinnen wahre Monster sind.
Man stelle sich nur mal vor, dem wäre nicht so! Dann würden Kinder bei wirklicher Gefahr sich und ihre Eltern in eine ziemlich bedrängliche Lage bringen, wenn sie die Schreie eben dieser einfach seelenruhig ignorierten.
Und mit Erklärungen erreicht man da auch nicht viel. Bis die Kinder solche überhaupt verstehen können, ist es meist schon zu spät. Das ist ja bei ausgewachsenen Phobikern schon extrem schwierig. Kinder sind rationalen Argumenten gegenüber noch weit weniger empfänglich.
Aloha,
ka mau
@Diamante
Ja das kann unter gewissen genetischen Bedingungen der Fall sein, wenn ein solches Verhalten schon einmal in der betreffenden Familie vorhanden war oder noch ist. Allerdings müssen hier auch noch einige Komponenten hinzu kommen, denn auch die direkte Erziehung oder Bindung spielt hierbei eine gewisse Rolle.
Die Stärke dabei wird immer von dem Verhalten bestimmt welches anerzogen wird, denn nur äußere Einflüsse sind hier bestimmend. Auch das Alter des Kindes kann dabei eine Rolle spielen, denn bei einem 2 jährigen Kind kann man noch relativ gut gegen steuern. Ist das Kind beispielsweise schon 10 Jahre geht es ohne fremde Hilfe nicht mehr.
Hallo karlchen66,
Ja das kann unter gewissen genetischen Bedingungen der Fall sein, wenn ein solches Verhalten schon einmal in der betreffenden Familie vorhanden war oder noch ist.
Kannst du diese Aussage auch belegen? Gene steuern grundsätzlich nur die Produktion bestimmter Proteine und deren Aufbau. Verhalten steuern die ganz sicher nicht. Ganz besonders nicht in einem so konkreten Fall wie einer Phobie.
Dann müsste es ja irgendwo in einem Gen z.B. die Information "Spinne" geben, zusammen mit der Verknüpfung "Spinne=Gefahr". Wie soll das gehen, wenn Gene nur Teilsequenzen der DNS sind - eines zwar komplexen, aber dennoch ganz gewöhnlich aufgebauten Moleküls?
@ka mau
Gut aus dem Lehrbuch zitiert aber doch einen wesentlich Teil vergessen oder eben nur außer Acht gelassen. Damit man ein Verhalten egal welches ausleben kann, muss dafür eine Basis geschaffen werden oder direkt vorhanden sein. Als Basis können auch erblich bedingte Gene dienen keine Frage.
Direkt einen Angstzustand zu entwickeln ist äußerst schwer, denn das spezielle Verhalten spielt hierbei eine große Rolle. Es gibt beispielsweise Personen die überhaupt keine Kleidung aus Wolle anziehen, weil diese sofort Hautreaktionen auslöst. Diese Leute leiden unter keiner Allergie aber sie können die Kleidung aus Wolle einfach nicht vertragen. Das ist keine Einbildung sondern das lässt sich wirklich beweisen, weil es in der betreffenden Familie schon vorlag.
Hallo karlchen66,
ich glaube, du hast mich missverstanden. Ich sage ja nicht, dass Gene das Verhalten nicht beeinflussen könnten. Aber so, wie du das darstellst, können sie es gar nicht.
Sie beeinflussen lediglich über (meist ziemlich nebulöse) Umwege bestimmte Verhaltensprädispositionen. Die Anfälligkeit für Süchte, zum Beispiel. Oder den Hang zu aggressivem Verhalten. Sie können aber immer nur eine gewisse, natürliche Tendenz im Individuum verursachen, in eine bestimmte Richtung zu reagieren. Mehr nicht.
Hautreaktionen haben mit Verhalten rein gar nichts zu tun. Die müssen auch nicht unbedingt "Einbildung" sein, nur weil sie keine Allergien im engeren Sinne sind. Das ist keine Dichotomie; da gibt es verschiedene mögliche Ursachen.
Damit, dass Verhalten auf genetischen Eigenschaften basiert, hast du in gewissem Sinne schon Recht. Aber das Auslösen eines konkreten Verhaltens ist keineswegs schwierig - es ist unmöglich.
Aloha,
ka mau
Hautreaktionen haben mit dem Verhalten schon etwas zu tun, denn so wird beispielsweise Angst für andere Personen oder auch Tiere sichtbar. Hier verändert sich der Körpergeruch und auch die Körpertemperatur. Diese verhalten wird mit durch gene bedingt. Natürlich hat die Angst verschiedene Ursachen aber es läuft immer eine gewisse hautreaktion ab.
Und Angst kann selbstverständlich vererbt werden. Die Arten der Angst kann oder besser gesagt wird vielleicht eine andere Art darstellen. Süchte haben nichts mit Phobien zu tun, denn sie sind durch andere Einflüsse anders gelagert. Eine Sucht kann nicht angeboren werden, denn sie kann sich nur durch spezielles Verhalten entwickeln.
Hallo karlchen66,
so, wie du das darstellt, stimmt es einfach nicht. Die Hautreaktionen, die du hier ansprichst, sind Auswirkungen der Angst selbst (Weitung der Kapillargefäße, erhöhte Schweißproduktion, Aufstellen der Haare) und sind der Angst selbst nachgelagert. Die sind genetisch bedingt, das stimmt.
Eine Reaktion der Haut auf einen bestimmten Stoff ist zwar ebenfalls genetisch bedingt, rührt aber von einer Unverträglichkeit her, die durch Inhaltsstoffe oder - in sehr seltenen Fällen - die Oberflächenstruktur des jeweiligen Gewebes ausgelöst werden. Das sind direkte, rein physiologische Reaktionen die zunächst mal gar nichts mit der Kognition oder mit Emotionen zu tun haben. Die können zwar auch Angst auslösen, aber eben auslösen, sind also der Angst vorgelagert.
Das sind zwei völlig verschiedene Dinge, die auf ganz grundverschiedenen Mechanismen beruhen. Dass Gene in beiden Fällen eine Rolle spielen heißt nicht, dass diese Rolle in beiden Fällen gleich wäre!
Und Süchte könne sehr wohl - wie bereits gesagt: Im Sinne von Prädispositionen - vererbt werden. Kinder von Alkoholikern haben ein 300-400% höheres Risiko, selbst abhängig zu werden, auch dann, wenn sie bei abstinenten Adoptiveltern aufwachsen. Das wurde in einer Vielzahl von Studien eindeutig belegt. Wie genau das funktioniert, kann man diskutieren. Die Existenz dieses Zusammenhangs ist aber zweifellos bewiesen.
Aloha,
ka mau
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