RTL und ProSieben für jugendgefährdende Szenen gerügt

Die Kommision für Jugendmedienschutz (KJM) hat die Sendungen "Punkt 12" auf RTL und "Deine Chance! 3 Bewerber, 1 Job" auf ProSieben wegen jugendgefährdenden Szenen gerügt.

Ausschlaggebend für die Rüge für die Nachrichtensendung "Punkt 12" war ein Nachrichtenbeitrag über das sexuell anstößige Video zum Song "Pussy" von der Band Rammstein, der sexuell eindeutige Szenen aus dem Musikvideo zeigte und damit laut der KJM nicht in das Mittagsprogramm gehöre. Außerdem soll der Beitrag gedient haben, Jugendliche auf den pornografischen Inhalt des Videos aufmerksam zu machen, die das Video in voller Länge im Internet finden könnten.

Die Sendung "Deine Chance! 3 Bewerber, 1 Job" wurde gerügt, da in einer Folge drei Bewerberinnen bei der Auswahl auf ihre Weiblichkeit reduziert wurden, wodurch sich gerade für Kinder ein falsches Bild ergeben könnte, da sie die Situation der Frauen nicht bewerten können und die Rolle der Frau nicht hinterfragen können.

Zusätzlich zu den zwei genannten Verstößen hat die KJM im zweiten Quartal dieses Jahres noch 12 weitere Verstöße gegen den Jugendschutz im Fernsehen registriert. Welche Folgen die jeweiligen Verstöße haben werden, liegt in den Händen der zuständigen Landesmedienanstalten.

Da zeigen sich gleich einmal zwei Punkte. Zum Einen ist so eine Kommission offenbar dringend notwendig, da die Sender, welche ausschließlich von der Quote leben, sich gegenseitig mit reißerischen Berichten überbieten würden und die Extrempunkte immer weiter verschieben würden. Eine freiwillige Selbstkontrolle findet wohl nur insofern statt, als das man versucht herauszufinden, wie weit man zu weit gehen darf.

Zum Anderen zeigt sich aber auch an diesem Fall, dass aller Voraussicht diese Kommission ein einfacher und zahnloser Tiger ist. Die Sanktionen werden den Sendern - wie auch immer sie ausfallen werden - kaum nachhaltig weh tun bzw. dafür Sorge tragen, dass man das vorsichtige herantastet an das nächste Tabu bzw. die nächste Überschreitung von Grenzen unterlässt.

Ich bin fest davon überzeugt, dass die jeweiligen Produzenten sehr genau wissen, was sie tun. Ebenfalls werden die internen Prüfstellen der Sender auch wissen, was auf sie zukommen wird. Aber dies wird in Kauf genommen. Schließlich erwartet man, dass die Quote stimmt und die nächsten Werbekunden entsprechend bezahlen werden.

Ein aktiver (Jugend)Schutz ist in dem Bereich einfach ein Widerspruch zum Senderziel, sich möglichst von der Konkurrenz abzusetzen und neue Zuschauer zu gewinnen bzw. die bestehenden "Kunden" zu halten. Und wie in so ziemlich allen Branchen gilt hier eben auch "sex sells".

Na ja, ich nehme an, da hat man einfach etwas rausgepickt, denn gerade das mit dem Frauenbild bei der Job-Bewerbung findet man doch - in unterschiedlichen Varianten - in sämtlichen Sendungen. Die Mädels bei Germanys next Topmodel werden z. B. ganz bewusst nach ihrem Aussehen bewertet und genau so auch vorgestellt.

Konsequenzen im Fernsehprogramm der betreffenden Sender wird das sicherlich nicht haben. Allenfalls wird man vielleicht etwas mehr darauf achten, entsprechende Szenen nicht zu zeigen oder manche Wörter nicht zu gebrauchen, aber ganz sicher wird weiter berichtet werden wie bisher. Denn die Sendungen haben ja schließlich genügend Zuschauer, Zuschauer bringen Quote, also werden auch Jobsuchen, skandalträchtige Musikvideos, usw. in die Berichte mit einfließen.