Einen großen Wortschatz haben - legt Ihr Wert drauf?
Ich selbst drücke mich eigentlich recht einfach aus, warum ich nun so einfach spreche, weiß ich selbst gar nicht mal so unbedingt. Aber manche Menschen würden das sicherlich noch nicht einmal so empfinden.
Was mir jedoch des öfteren schon aufgefallen ist, ist, dass manche Menschen anscheinend geradezu beeindruckt sind von Menschen, die einen großen Wortschatz haben. Ich kenne nun jemanden, der auch wirklich unheimlich sprach gewandt ist, bei dem ich mich sogar so verhielt, dass ich ein wenig mehr aus meinem "Repertoire" schöpfte, um mich mit ihm zu unterhalten. Allerdings wurde es mir auch irgendwann zu blöd und ich habe dann einfach mal zu ihm gesagt, dass er sich nicht daran stören soll, wenn ich nun in meiner einfachen Art einfach weiter mit ihm spreche, denn es passt einfach nicht so zu mir, so hochgestochen zu reden. Ich genieße es (meistens, aber nicht immer), wenn mir mal so jemand begegnet, der im richtigen Moment ein Wort benutzt, welches ich vermutlich im Leben überhaupt kaum aussprechen würde, wenn ich mich normal unterhalte.
Dann gibt es die Leute, die es irgendwie schick finden, wenn Sie mit Ihrem angeblichen Wortschatz prahlen können, so empfinde ich es jedenfalls oft. Manchmal bin ich regelrecht gelangweilt und auch genervt davon, wenn immer wieder Worte verwendet werden, einfach nur, um aus der Masse hervor zu stechen oder was weiß ich. Oftmals klingt es dann auch noch aufgesetzt. Ein anderer guter Freund von mir erliegt dabei immer einem Redeschwall. Wenn er erst einmal drin ist in seinem Thema dann erzählt und erzählt er, und eigentlich wusste man gleich, was gemeint war, aber er will dann unbedingt noch einen riesigen Kreis ziehen, um dann noch einmal auf den Punkt zu kommen, das kann auch ziemlich nervig sein auf die Dauer. Aber da wir uns ja gut kennen, unterbreche ich ganz extreme Situationen dann auch mit einem "Schwaller, schwaller..". Manchmal ist er dann geknickt, aber oftmals sind "wir" Gesprächspartner einfach nur froh, wenn er mal wieder zum ursprünglichen Thema zurück kommt.
Kennt Ihr auch solche Menschen, die reden und eigentlich nicht wirklich etwas sagen, wo aber die scheinbare Hauptsache ist, das man möglichst viele Wörter schön aneinandergereiht verwendet, am besten dann noch jeder halbe Satz gespickt mit einem Fremdwort? Allerdings besteht bei Fremdwörtern ja auch immer mal die Gefahr sie dort einzusetzen, wo diese gar nichts zu suchen haben, was durchaus problematisch sein kann, für so manchen dieser Redenschwinger.
Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass es eigentlich am besten ist, wenn ich einfach spreche, denn so versteht man mich wohl auch am meisten und wenn ich etwas erkläre, dann erkläre ich es eben auch sehr einfach, sodass man auch nicht schon Schwierigkeiten hat, die Erklärung überhaupt zu verstehen. Wenn jemand etwas lernen soll oder möchte, ist es doch einfach praktisch, ihm oder ihr mit einfachen Worten etwas näher zu bringen. Die Fremdwörter kann man dann ja immer noch dazu lernen. Wie seht Ihr das?
Es gibt Wörter benutzen und Wörter verstehen, dies wird von den Meisten unterschätzt, da es ein wesentlicher Unterschied ist. Viele Menschen schmücken sich mit den exotischsten Fremdwörtern, ohne überhaupt zu wissen, was sich hinter ihnen verbirgt. Dazu gibt es einen schönen Satz: " Ich habe ein Wort erst völlig verstanden, wenn ich es in all seinen Bedeutungen und Ausmaße kenne".
Meistens erlebt "man" diesen Stil von Wortgebrauch bei Professoren oder Akademikern, welches allerdings gerade für Studenten und Lernende kognitiv eine Katastrophe ist, da sie meist die Wörter erst noch entschlüsseln, müssen bevor Sie mit dem Wort vollständig umgehen können. Das bedeutet viel Zeit, die verloren geht und letztendlich zu dem Schüler oder Studenten führt, der sich von dem Professor oder Dozenten schlecht behandelt wird, da bei vielen Menschen die Aneinanderreihung vieler Fremdworte auf Unverständnis und Ablehnung stößt gerade, weil Sie die Wörter nicht verstehen.
Allerdings ist ein Wortschatz auch eine unerschöpfliche Quelle an Inspiration und Kreativität. Man muss sich entscheiden entweder wir setzen das sprachliche Niveau runter oder wir sorgen dafür, dass alle Menschen ein höheres Niveau an wörtlicher Bildung erreichen. Gerade die Entwicklung des Wortschatzes hat im Internetzeitalter stark abgenommen, meist reicht schon ein Hi also Hallo Ersatz oder ein cu als tschüss. Es ist im Grundsatz sogar wichtig Fremdworte zu benutzen nur die Art, wie es getan wird und in welcher Menge unterscheidet von einer intelligenten Wortwahl und einer Wortwahl, die nur dazu gedacht ist, dass der Verfasser sich besonders fühlt.
Tja, vielleicht unterstellst du es deinen Gesprächspartnern auch nur. Wenn man z.B. viel liest, stolpert man eben auch über unterschiedliche Ausdrücke für die gleiche Sache. Und stolpert man oft genug darüber eignet man sich die neuen Worte dann vielleicht auch an und benutzt sie selbst. Natürlich sollte man die Bedeutung der Worte, die man gebraucht auch kennen, sonst macht man sich lächerlich. Es müssen ja auch nicht alles große Fremdwörter sein, es gibt für viele Sachen auch diverse deutsche Worte. Aber was daran negativ sein soll, wenn man einen größeren Wortschatz zur Verfügung hat und verwendet, als die Bildzeitung weiß ich nun wirklich nicht!
Nicht jeder macht das um sich zu profilieren, sondern eventuell auch einfach, weil er eben einen großen Wortschatz hat. Warum sollte er aus Rücksicht auf den Gesprächspartner nur ein Drittel davon verwenden, damit sich der weniger gebildete Mitmensch nicht auf den Schlips getreten fühlt? Ich kenne natürlich deinen Bekanntenkreis nicht, vielleicht ist deine Einschätzung in diesen Fällen ja zutreffend. Aber ich kenne eben viele Leute, die sehr viel lesen, Trivialliteratur wie auch fachliches fürs Studium, und da wächst das Repertoire dann automatisch. Und ich glaube meine Freunde so gut zu kennen, dass ich keinem davon zutraue irgendwelche Ausdrücke nur zu verwenden, um sich damit vor uns anderen groß zu tun.
Gerade hier im Forum gibt es so einige Kandidaten, die in einem fünfzeiligen Absatz viermal das gleiche Wort verwenden. Manchen Leuten ist es scheinbar nicht einmal möglich Pronomen einzusetzen, anstatt immer das Hautpwort zu wiederholen. Das liest sich dann wie ein Schulaufsatz eines Drittklässlers, der jeden neuen Satz mit "und dann" anfängt. Das mag ja noch angehen, aber leider gibt es da auch einige Beispiele aus der so genannten Literatur, wo der Autor in etwa den Wortschatz eines Kindergartenkindes hat. Solche Bücher lege ich meistens nach 20 oder 30 Seiten wieder weg, weil ich sowas einfach nicht lesen kann, ohne genervt zu sein. Im Alltagsgespräch ist mein Wortschatz wohl auch kleiner, als in der schriftlichen Konversation, das müsste ich mal beobachten. Ich halte das allerdings für wahrscheinlich, weil die Zeitabläufe dabei eben doch anders sind. Aber wenn man Bücher oder Zeitschriftenartikel schreibt, sollte man schon in der Lage sein sich vernünftig auszudrücken, sonst hat man meines Erachtens den Beruf verfehlt.
So als Zwanzigjähriger hatte ich einmal extrem an meinem Wortschatz gefeilt, ich nehme mal an es war eine Mischung aus Langeweile und Mädchen beindrucken wollen was mich dazu trieb. Zu dieser Zeit war ich bei der Armee und ich musste fast jeden Tag Wache schieben. Um nicht einzuschlafen und um die Zeit totzuschlagen habe ich dann Nachts oder auch in unbeobachteten Augenblicken ein kleines Fremdwörterlexikon aufgeschlagen und mit A beginnend die Wörter und deren Bedeutung auswendig gelernt. Ich weiß nicht mehr wie weit ich in den 1,5 Jahren damit gekommen bin, aber die meisten Begriffe kann ich sicherlich heute auch noch erklären oder zumindest etwas anfangen damit.
Wie mein Vorredner aber schon schrieb, die Fremdwörter beziehungsweise den großen Wortschatz auch anzuwenden ist eine andere Sache. Man kommt damit schnell arrogant rüber, besonders wenn man es mit einfachen Leuten zu tun hat. Ich habe es mir dann meistens verkniffen und spreche heute ganz normal, wenn ich das mal so ausdrücken darf.
Ich denke, dass das auch eine Frage der Anpassungsfähigkeit an den Gesprächspartner ist. Wenn ich mit Leuten rede die ein hohes sprachliches Niveau haben (z. B. meine Dozenten an der Uni) dann nutze ich automatisch mehr Fremdwörter. Einerseits, weil es einfacher ist und andererseits, weil es genauer ist.
Das mag jetzt komisch klingen, dass das einfacher ist, deshalb folgt eine kurze Erläuterung: Wenn ich sage, dass eine Mignonbatterie 1,5 Volt hat, bin ich schneller fertig, als wenn ich ewig erläutern muss, dass die in der gängigen Einheit gemessene Spannung der Batterie 1,5 Einheiten beträgt, die man für gewöhnlich auch Volt nennt. Wie man hier sieht, spart ein Ausdruck eine lange Umschreibung ein.
Andererseits gibt es in der Wissenschaft auch ganz viele Wörter, die wissenschaftlich gesehen eine völlig andere Bedeutung haben, als im alltagssprachlichen Gebrauch. Deshalb wird in der Uni in Seminaren oft viel Zeit verwendet, Begriffe zu definieren, damit alle wissen, was man mit einem Wort tatsächlich sagen will. Auch ändert sich der Bedeutungsgehalt mancher Wörter über die Jahre. Da ist es schon wichtig, sorgfältig mit Wörtern umzugehen.
Natürlich sind der Fachwortschatz und die Fremdworte für Studienanfänger oft verwirrend, besonders wenn man weder Latein noch Altgriechisch gelernt hat. Aber auch die Fachtermini kann man mit etwas Fleiß lernen. Ein normaler Dozent wird einem nicht dumm ansehen, wenn man ihn mal fragt, was er unter dem Begriff X versteht, weil das eine völlig legitime Frage ist.
Natürlich gibt es auch an der Uni Leute die nur zu Zwecken der Angabe einen blasierten Wortschatz und gestelzte Sprache verwenden. Diese Blender erkennt man jedoch sehr schnell, wenn sie auf tiefer gehende Fragen nicht sinnvoll antworten können. Auch die Dozenten merken, bei wem die geistige Decke dünn ist!
Wenn ich allerdings mit einem Handwerker und nicht mit meinem Professor spreche, vermeide ich es tunlichst, Fremdwörter zu benutzen, die nicht in seinen Fachbereich fallen. Zu einem Elektriker würde ich natürlich über Volt sprechen. Da kann ich auch ganz einfach sprechen, verwende Umgangssprache und Dialekt. Schreiben würde ich so allerdings nicht, weil Schriftsprache für mich durchaus etwas anderes ist. Auch wenn ich Texte für Grundschüler verfasse, achte ich auf eine einfach Sprache. Das heißt aber nicht, dass ich nicht trotzdem auf eine gewisse sprachliche Schönheit achte.
Das ist auch genau der Punkt, der meiner Meinung nach für einen großen Wortschatz spricht. Die Texte werden schöner, vielfältiger, lebendiger und aussagekräftiger. Als Extrembeispiel stelle man sich mal vor, dass man sich in einem anderen Land in einer Fremdsprache verständlich machen muss. Wie oft fehlen einem da buchstäblich die Worte?
Ich habe jetzt schon einige Male den Begriff Wort-Schatz verwendet. Dieser Begriff trifft eigentlich genau das, was ich hier erklären möchte: Für mich ist das Sammeln von Wörtern und deren Bedeutungen wie das Sammeln von Schmuckstücken. Wenn man viele Wörter hat, dann ist das für mich, als hätte ich einen Schatz, den mir niemand nehmen kann. Je mehr man sich mit Sprache und natürlich auch mit Wörtern auseinander setzt, desto mehr beginnen einen die Wörter zu faszinieren. Es ist interessant, wie Wörter entstanden sind, wie sie verwendet werden und was sie bedeuten.
Wenn man Fremdwörter ohne Sinn und Verstand gebraucht macht man sich nur lächerlich. Mir fällt da z. B. eine Folge aus der Serie "Bauer sucht Frau" ein. Da wollte einer der Bauern die weiblichen Kandidaten beeindrucken. Er sagte, dass das ein schönes Zitat: "Abinente" in dem Raum sei. Die Dame korrigierte ihn und sagte, dass er wohl "Ambiente" meine. Der Arme Bauer machte sich hier total zum Klops und erwiderte, dass "Abinente" wohl korrekt sei. Naja, da hätte er besser landen können, wenn er gesagt hätte "Super Räume hier, oder?" Zugegeben, da habe ich auch ein kleines fieses Hobby: Ich sammle lustige Falschverwendungen von Fachbegriffen und Fremdwörtern, weil das Ergebnis von solchen Angabeversuchen oft ungewollt komisch wird.
Ich finde es ja immer höchst amüsant, wenn Leute mit Fremdworten um sich werfen, weil sie denken, dass sie so besonders gebildet wirken. Und extrem peinlich wird es dann, wenn jemand ein Fremdwort falsch benutzt, den falschen Plural bildet oder das Wort schlicht falsch ausspricht. Ich finde es zeugt auch nicht unbedingt von großer Intelligenz, wenn man sich nur mit vielen Fremdworten ausdrücken kann, selbst wenn man sich richtig benutzt. Denn wenn ich einen komplizierten Sachverhalt wirklich verstanden habe muss ich mich nicht hinter Fachchinesisch verstecken, dann kann ich ihn auch in einer verständlicheren Alltagssprache erklären.
Aber ich finde es schon etwas vermessen jemandem zu unterstellen, dass er sich "hochgestochen" und "aufgesetzt" ausdrückt, wenn du sprachlich nicht mithalten kannst oder dich vielleicht auch unterlegen fühlst. Denn wenn du in einem Gespräch darauf hinweisen musst, dass du dich lieber auf deine einfache Art weiter unterhältst scheint das Defizit ja eher bei dir zu liegen und nicht bei dem Gesprächspartner. Denn mir ist es noch nie passiert, dass ich das Bedürfnis hatte so etwas zu jemandem zu sagen, obwohl ich versuche die Fremdworte da zu lassen wo sie hingehören, in den fachlichen Diskussionen und nicht in den alltäglichen Gesprächen.
Nebenbei bemerkt unterscheidet man zwischen einem aktiven und einem passiven Wortschatz. Der passive Wortschatz, also die Worte, die man versteht aber nicht verwendet, ist meistens um einiges größer als der aktive Wortschatz und ich denke, dass dieser eigentlich nicht groß genug sein kann. Denn je mehr Worte man versteht, desdo besser kann man anspruchsvolleren Gesprächen folgen und desdo weniger wird man das Gefühl haben dem Gesprächspartner unterlegen zu sein und das Bedürfnis haben auf seine einfache Ausdrucksweise hinzuweisen.
@looop, ich denke, dass Deine Situation nicht wirklich so einfach zu beurteilen ist und dass es doch (zumindest in meinen Augen) völlig normal ist, dass man beim Erlernen einer neuen Sprache erst mal mit einem kleinen Wortschatz anfängt und dann immer weiter darauf aufbaut und diesen ausbaut. Da dieses Forum hier doch sehr viel Wert auf gutes Deutsch legt, kannst Du sicher neben anderen Dingen hier auch noch einiges lesen, was Deinen Wortschatz erweitert.
Zurück zum Thema. Ich finde zwei Dinge, die bisher erwähnt wurden vermessen: zum einem dem Gesprächspartner zu unterstellen, er wolle nur beeindrucken und zum anderen, dass man mit einem Handwerker prinzipiell anders spricht als mit einem Professor. Da rollen sich mir echt die Fußnägel hoch, wenn ich so etwas höre oder besser lese.
Zum zweiten Punkt: warum sollte ich mit einem Handwerker anders sprechen? Weiß ich welche Interessen mein Gegenüber außer seinem Beruf hat? In der überwiegenden Zahl der Fälle nicht, weswegen ich meine Wortwahl zumindest zunächst nicht anpasse. Erst, wenn mein Gegenüber mir klar macht, dass es mir überhaupt nicht mehr zu folgen vermag, passe ich mich oder besser: ich erkläre die Dinge dann so einfach wie möglich. Das war neulich mal wieder der Fall als ich ins Schwärmen geriet, dass man ein TomTom auch so toll ohne die entsprechenden Karten betreiben könne und mich dann in Details verlor. Erstaunlicherweise konnten mir aus dem Kreis meiner Zuhörer einige folgen, die nun wirklich ganz andere Berufe hatten, sich aber eben dafür interessierten. Zwar konnten wir uns nicht in Details austauschen, aber zumindest in den Grundlagen wurde es ein recht interessantes Gespräch und als ich die anderen Gesprächspartner eingeweiht hatte wurde es ein tolles allgemeineres Gespräch. Ein Grund mehr, dass man sein Gegenüber nicht unterschätzen sollte.
Zum ersten Punkt, der ja auch Ausgangspunkt der Diskussion ist. Ich denke, dass ein großer Wortschatz nicht unbedingt sein muss. Mein aktiver Wortschatz ist sicher auch überschaubar allerdings ist er dafür in meinem Fachgebiet und auch meiner neuen beruflichen Stellung entsprechend in diesen Gebieten deutlich größer als der eines Nicht-Fachmannes. Mein passiver Wortschatz ist (nach meiner ganz persönlichen Einschätzung) schon recht groß, wobei ich auch immer mal wieder an meine Grenzen stoße. Allerdings sehe ich das nicht weiter tragisch, in der Regel kann man aus dem Kontext ja schon eine Bedeutung erahnen und diese Bedeutung schlage ich dann in der Regel daheim noch mal nach, um wirklich sicher gehen zu können an richtiger Stelle die richtigen Worte zu finden. Unterlegen fühle ich mich einem solchen Gesprächspartner aber noch lange nicht - wieso auch?
@ jotjot:
Das kam nicht in dem Sinne an,wie ich es gemeint habe. Ich habe nichts gegen Handwerker und bin da auch nicht überheblich eingestellt. Wenn jemand in seinem Fachgebiet seine Arbeit gut macht, habe ich da meine Hochachtung davor. Ich bin selbst gerne handwerklich tätig, und weiß, dass da viel Wissen und Übung dahinter steckt.
Wenn ein Handwerker da steht, weil meine Heizung kaputt ist, würde ich nie sagen, "Ich habe die Hypothese entwickelt, dass von meine mit fossilen Brennstoffen betriebene Heizung defekt ist. Bitte verifizeren Sie meine Hypothese und suchen Sie Beweise dafür und sorgen Sie dafür, dass diese Malaise ad acta gelegt werden kann." Da würde ich mich vollkommen albern fühlen und der Handwerker wohl schallen lachen. Das heißt natürlichnicht,dass ich eine Babysprache anschlagen würde. Ganz normales und präzises Alltagsdeutsch tut es da eben auch. Beispiel: "Meine Ölheizung funktioniert nicht. Bitte prüfen Sie die Ursachen und beheben Sie den Schaden. " Das ist sachlich, exakt und klingt nicht blasiert. Ich finde das auch nicht verwerflich. Genau genommen spricht doch fast jeder mit seinem Chef in einem anderen Sprachregister als mit seinen Freunden, Verwandten oder Kunden. Das ist etwas völlig normales, das eigentlich nicht auffällt.
Über ein TomTom, Computer, Handys usw. würde ich mich auch mit einem Handwerker unterhalten, natürlich auch mit Fachbegriffen, weil das Allgemeinwissen ist. Aber eben nicht über einen wissenschaftlichen Text von Schleiermacher oder Adorno oder den Vergleich zweier Strömungen in der Didaktik. Wenn der Handwerker allerdings selbst Kinder im schulpflichtigen Alter hat, würde ich mit ihm durchaus über Schule und Lehrmethoden usw. diskutieren, aber eben mit möglichst wenig fachsprachlichen Fremdwörtern, sondern den deutschen Entsprechungen. Das halte ich für ein höfliches Umgehen mit dem Gesprächspartner. Außerdem stört das auch die Kommunikation, wenn man sich ständig selbst erklären muss und der Gesprächspartner irgendwann das Gefühl hat, nicht mitzukommen.
Wenn ein Arzt einen Patienten mit Fachbegriffen bewirft und der Patient geht danach aus der Praxis und hat nicht die Bohne Ahnung, was der Arzt sagen wollt, spricht das meiner Meinung nicht dafür, dass der Arzt sich für seine Patienten interessiert und guten Service anbietet.
Also das der Thread doch so viel Antworten erhält hätte ich gar nicht gedacht, deswegen freue ich mich umso mehr, hier die verschiedenen Eindrücke zu lesen.
Der eine Bekannte von mir, der sich halt wirklich unglaublich schön ausdrückt und bei mir dieses Verlangen nach dem Benutzen von weiteren Wörtern heraus geholt hat, zu dem passt es halt auch von seiner Art her. Da ich ihn zu der Zeit gerade erst kennenlernte, wollte ich wohl einfach zeigen, dass ich durchaus in der Lage bin, ihn zu verstehen oder mich auch besser auszudrücken. Das habe ich ihm dann auch mitgeteilt und ihn darauf aufmerksam gemacht, dass das nicht zu mir und meiner Persönlichkeit passt. Das hat allerdings dem Gespräch nicht geschadet, ich war halt nur offen zu ihm, weil ich schon der Meinung war, dass er es versteht. Zudem unterhält man sich ja auf mehreren Ebenen. Ihn hat das auch überhaupt nicht gestört. Ich glaube das war ein wenig missverstanden worden. Er hat ja auch seinerseits so weiter geredet, dass er jetzt anders mit mir redet, war nicht meine Absicht.
Ich finde allerdings schon, dass man bei manchen Menschen deutlich heraushört, wenn jemand Wörter benutzt in einem falschen Zusammenhang. Aber ich verurteile damit ja nicht gleich den ganzen Menschen. Es gibt ebenso Leute, die können sich gut ausdrücken, aber eigentlich steckt nicht viel Wissen dahinter. Es geht mir auch gar nicht um eine Beurteilung der "Intelligenz", denn die kann man ja eh schlecht nur durch die sprachlichen Fähigkeiten feststellen, es war einfach nur ein Thema, welches mich beschäftigte.
Im beruflichen Bereich ist es oftmals nicht so toll, wenn der Gegenüber loslegt ein Gespräch mit fachspezifischen Wörtern zu führen, diese Erfahrung habe ich auch schon gemacht. Dass man dann demjenigen kurz und knapp sagen kann, was man eigentlich möchte, ist für mich wichtig. Die Fachbegriffe kann ich ja benutzen, wenn ich mich mit Leuten unterhalte, die in ähnlichen Berufen arbeiten, wo man sich sozusagen dann versteht untereinander. Ich denke man lernt heutzutage in fast jedem Beruf Wörter, mit denen ein Außenstehender eher nicht viel anfangen kann.
Ich selbst musste auch schon die Erfahrung machen, dass ich etwas von Grund auf nicht verstanden habe wegen eines Wortes, mit dem ich absolut nichts gedanklich verbinden konnte. Ich mochte nicht nachfragen, aber es hätte mir einiges erspart, wenn ich damals einfach direkt gefragt hätte, was das Wort an sich überhaupt bedeutet. Als ich es dann endlich verstanden hatte, weil sich jemand anderes die "Blöße" gab nachzufragen, was denn mit einem ähnlichen Begriff überhaupt gemeint sei, wurde mir auch klar, dass ich nicht die Einzige war, die mit dem Wort nichts anzufangen wusste. Selbst wenn ich es gewesen wäre, hätte ich doch vieles zu dem Zeitpunkt einfach besser verstanden.
trüffelsucher hat geschrieben:Wenn ein Handwerker da steht, weil meine Heizung kaputt ist, würde ich nie sagen, "Ich habe die Hypothese entwickelt, dass von meine mit fossilen Brennstoffen betriebene Heizung defekt ist. Bitte verifizeren Sie meine Hypothese und suchen Sie Beweise dafür und sorgen Sie dafür, dass diese Malaise ad acta gelegt werden kann."
Würdest Du ernsthaft so mit jemandem sprechen, wenn es doch nur um alltägliche Dinge geht? Das glaub ich nämlich eher nicht und das würde sicher auch kaum jemand anderes tun, es sei denn er lebt auf einem anderen Stern.
Etwas anderes ist es, wenn man in einer bestimmten Gruppe unterwegs ist und das dann auch nicht wirklich ernst meint. Und bei dem TomTom-Gespräch ging es schon mehr in die Tiefe als normal, es ging um das spezielle Linux dieser Geräte und die Tücken bei der Erstellung von Anwendungen dafür. Also auch nicht unbedingt das, was man so mit jedem diskutieren kann, aber was durchaus zu interessanten anderen Ansätzen führt.
Um aber mal wieder zum eigentlichen Thema zurück zu kommen: ich denke auch, dass es wichtig ist, dass man für verschiedene Situationen auch die richtigen Worte findet ohne sich dabei groß zu verbiegen. Wenn man sich in der Situation dann aber mit dem eigenen Wortschatz nicht wohl fühlt, dann sollte man erst mal überlegen, woran genau das liegt. Denn meist hat das noch ganz andere Gründe als „nur“ der eigene (scheinbar) zu kleine Wortschatz. Wenn es dagegen so ist, dass man von den anderen nicht mehr verstanden wird, dann liegt das auch nur bedingt am großen Wortschatz sondern vielleicht auch daran, dass man sich zu sehr im Elfenbeinturm vergräbt und der Bezug zum realen Leben verloren geht.
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