Hat sich das Verhalten der Schüler geändert?

vom 10.07.2010, 20:59 Uhr

Vor zwei Wochen gab es ein Klassentreffen meiner Maturaklasse. Es sind auch zwei ehemalige Lehrer gekommen, ich konnte jedoch leider nicht dabei sein, da ich im Urlaub war. Gestern habe ich jedoch mit einer Freundin telefoniert, die dort gewesen ist und sie hat mir alle Neuigkeiten berichtet.

Unter anderem war eben auch unser ehemaliger Klassenvorstand da. Unser Abschluss ist nun auch schon 14 Jahre her und diese Lehrerin hat scheinbar sehr darüber geklagt, dass sich das Verhalten der Schüler seitdem extrem stark geändert habe. Die Schüler seien viel frecher und weniger interessiert. Man könne viel weniger mit ihnen machen, bei Projekten arbeiten sie nicht so mit und man muss generell schon froh sein, wenn sie überhaupt noch kommen und dergleichen.

Ich selber habe als Grundausbildung ja ebenfalls eine Lehrerausbildung und habe auch ein einjähriges Praktikum in einem Gymnasium gemacht, danach habe ich jedoch in einem privaten Bildungsinstitut gearbeitet, wo ich Trainerin für Jugendliche war, die aus diversen disziplinären oder sonstigen Gründen aus der Schule geflogen sind. Auf diese Jugendlichen hat diese Beschreibung nun sehr zugetroffen, jedoch ist es eben kein großes Wunder, weil ich dort eben die Schulabgänger hatte.

Tendenziell kann ich es mir schon vorstellen, dass ein paar Grundzüge davon stimmen. Wenn ich mich so ein wenig umhöre und umsehe, bemerke ich eigentlich schon eine Tendenz dazu, dass sich immer mehr Schüler immer mehr erlauben als früher, ich kann es jedoch eben nur eher von außen beobachten und kann keine konkreten Beispiele nennen. Als ich das eine Jahr an einem Gymnasium unterrichtet habe, war es eigentlich sehr unterschiedlich. Es gab einige etwas "schwierigere" Klassen und andere aber wiederum waren total engagiert. Mit einer Klasse habe ich ein riesengroßes Projekt gemacht und da haben alle sehr engagiert mitgearbeitet.

Wenn sich nun aber das Verhalten, das Engagement, das Interesse und dergleichen doch eher zum Negativen hin verändert hat, frage ich mich, woran das liegen könnte? Wie kam es dazu? Liegt es daran, dass es immer offenere Unterrichtsformen gibt, die meiner Meinung nach zum Teil falsch angewandt werden? Liegt es am Unterrichtsstil, an den Lehrern, an den Jugendlichen oder an was anderem? Oder ist alles so wie eh und je und es hat sich gar nicht soviel geändert und so wie früher auch hat man eben auch heute das Gefühl, dass früher immer alles besser und toller war?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Die Schüler seien viel frecher und weniger interessiert.

In diesem Punkt kann ich deiner alten Lehrerin vollkommen zustimmen. Als ich mein Abi vor zwei Jahren gemacht habe, ist uns schon länger aufgefallen, dass sich die Kleinen, als die Schüler der Unterstufe deutlich mehr erlauben als wir uns das in unseren jungen Jahren jemals getraut hätten. Das Wort Respekt kennen die jüngeren Schüler gar nicht mehr und genauso war dann auch das Verhalten gegenüber der älteren Schüler.

Ich weiß jetzt nicht ob man von diesem Verhalten auf die Allgemeinheit schließen kann, aber was ich bisher wahrgenommen habe, stimme ich der Aussage wirklich nur zu. Natürlich gibt es auch noch jüngere Schüler, die dir entsprechenden Respekt entgegen bringen, aber bei den meisten konnte ich ein solches Verhalten eben nicht mehr beobachten.

Woran das liegen kann wird man wohl nicht einfach so herausfinden können. Wenn mir das Verhalten nicht an einer solch breiten Masse aufgefallen wäre, dann hätte ich gesagt, dass vielleicht bei der Erziehung etwas falsch gemacht wurde. Aber eben aufgrund der großen Anzahl von Schülern, bei denen das Verhalten zu beobachten ist, würde ich diesen Grund auch schon fast wieder ausschließen.

» BrilleWilli » Beiträge: 1810 » Talkpoints: 14,07 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also das Verhalten in der Schule, kannst du jeden Tag von der Straße kopieren. Die Jugend heutzutage hat wirklich einfach keinen Respekt mehr. Eltern interessieren sich teilweise weniger für die Hausaufgaben der Kinder, genauso wie die Freizeitgestaltung. Es gibt teilweise auch immer mehr sozial schwache Familien, deren Kinder dann auch den Unterricht stören und als schlechtes Vorbild fungieren.

Die Zeiten sind aber auch heutzutage anders. Damals hätte sich keiner getraut, im Unterricht mit einem Handy SMS zu schicken. Sicher kann man sagen, da waren es die Zettel, doch die wurden abgefangen und gut war es. Erwischt worden und man hat Ruhe gegeben, doch heute ist da nicht mehr so. Schüler haben vor den immer jüngeren Referendaren keinen Respekt mehr. Es wird immer früher vom Alter her das Thema mit Rauchen, Alkohol und Sex. Die Zeiten sind einfach anders geworden.

Damals haben sich die Jungs noch mit Sport, Autos und Schabernack umher getrieben, heute sind es andere Interessen. Genauso wie bei den Mädchen. Ich sehe es doch bei meiner Schwester. Sie ist zwölf Jahre alt und es ist einfach erschreckend. Hausaufgaben werden am liebsten Nachts gemacht, der Mutter wird nicht gesagt was man auf hat. Themen in der Schule sind Handy, Mode und Shoppen.

Neuste Methode ist im Computerunterricht das Internet zu hacken und alles zu bestellen, was es nur gibt. Das größte Thema hierbei ist einfach, dass der Respekt nicht mehr da ist. Warum das aber genauso ist, kann ich dir nicht sagen. Selbst ich hätte es mir zu meiner Zeit nicht getraut, so ein Verhalten gegen die Lehrer zu bringen.

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» kleineliebe » Beiträge: 1817 » Talkpoints: 2,92 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin seit einiger Zeit als Nachhilfelehrerin für Schüler der gymnasialen Unterstufe, also der fünften bis siebten Klasse, tätig, wobei mir diese im Eingangsbeitrag geschilderten Verhaltensweisen bei einigen meiner Schützlinge ebenfalls aufgefallen sind. Ob sich diese die Schule betreffende Motivationslosigkeit über die Jahre hinweg vermehrt hat, vermag ich nicht zu sagen, aber ich finde es alleine schon erschreckend, mit welcher Lustlosigkeit viele Jugendliche das Thema „Schule“ betrachten. Bei einigen meiner Nachhilfeschüler habe ich natürlich nachgefragt, worauf ihr Desinteresse zurückzuführen ist, die Antworten darauf gestalteten sich sehr vielfältig.

Galt es bei meinen Eltern noch als ein Privileg, ein Gymnasium besuchen zu dürfen, ist es heute sogar eher üblich, dass die Kinder die Schulbank auf dieser höheren Schule drücken müssen. Ich sage hier ausdrücklich „müssen“, denn viele Kinder werden förmlich aufs Gymnasium gezwungen, weswegen der Leistungsdruck schon in der Grundschule deutlich angestiegen ist. Einmal auf dem Gymnasium angekommen, stellen viele Kinder schnell fest, dass ihnen der Stoff zu anspruchsvoll oder der Lernaufwand zu hoch ist. Die Folgen sind meist Nachhilfeunterricht und das mehrstündige, gemeinsame Lernen mit den Eltern am Nachmittag. Diese Maßnahmen vieler Eltern sind verständlich, wenn man bedenkt, dass Ausbildungsplätze teilweise nur noch an Abiturienten vergeben werden, aber dennoch halte ich es für ungünstig, wenn Kinder eine Schule besuchen, die sie überfordert und durch die sie sich jahrelang mit Hängen und Würgen quälen. Da ist es nur eine logische Folge, dass der Lernwillen und die Motivation in der Schule sinken.

Viele meiner Nachhilfeschüler klagen außerdem über zu wenig freie Zeit. Ihren Angaben nach kämen sie meist irgendwann gegen 15.00 Uhr nach Hause, säßen dann noch durchschnittlich zwei oder drei Stunden an den Hausaufgaben und dann sei es auch schon fast wieder Zeit für das Abendessen. Manche Kinder sahen sich deshalb auch gezwungen, über lange Zeit liebgewonnene Hobbys, wie das Spielen eines Instruments, aufzugeben, damit sie noch genug Zeit mit ihren Freunden und ihrer Familie verbringen können. Ob die zur Verfügung stehende Freizeit in den letzten Jahren, vor allem auch durch die Einführung des achtjährigen Gymnasiums, so drastisch abgenommen hat, kann ich nur schwer beurteilen, weil ich nur diese Schulform kennen gelernt habe. Wie dem auch sei: Fakt ist, dass der Schule die Schuld für den Freizeit-Mangel gegeben wird und sich so sehr schnell eine starke Abneigung gegen diese Einrichtung entwickelt.

Sehr schade finde ich, was sich teilweise in Familien mit mehreren Kindern abspielt. Dort schimpfen viele ältere Geschwister regelmäßig über die Schule, die Lehrer, die hohen Anforderungen und das angeblich lästige lernen. Dadurch entwickeln die jüngeren Zuhörer oftmals schon eine Abneigung, oder zumindest ein wenig Misstrauen, bevor sie überhaupt einen einzigen Fuß in die höhere Schule gesetzt haben. Bei manchen Kindern mag sich dieser durch die großen Geschwister verursachte Eindruck schnell verflüchtigen, diejenigen aber, die kurz nach ihrer Einschulung mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, fühlen sich durch das vermittelte Bild in ihrer Abneigung nur bestätigt und könnten deutlich schneller resignieren, wie ich befürchte.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Jaja, früher war ja alles soviel besser und man hat sich nicht so Dinge herausgenommen wie die heutigen Schüler - wer´s glaubt wird selig oder belügt sich selbst. Schüler und Jugendliche sind immer dämlich, rotzfrech usw. - das liegt in der Natur der Sache, egal ob man die Jugend von heute oder vor 50 Jahren betrachtet.

Wenn ich hier die ganzen Schilderungen überfliege ist´s genauso - so war´s teilweise doch auch bei uns: Eine Streberklasse auf dem Gymnasium aber die Parallelklasse war die schlimmste seit langem, die sogar 2 - 3 Lehrer in die Psychiatrie trieben. Das asoziale Verhalten ist auch nichts neues, als ich in die fünfte Klasse ging wurden an der Hauptschule ein paar Straßen weiter auch schon Lehrer verprügelt und es liest sich damals wie heute gleich.

Und als respektlos empfanden wir auch die unteren Jahrgänge im Abi, genauso wie man uns das nachsagte. Das ist nichts anderes als Altersarroganz, das man meint, nur weil man jetzt vor der Schule offiziell rauchen darf, muss auf einmal vor einem gebuckelt werden, obwohl man sich das Jahr davor kaum anders gegenüber Oberschülern verhalten hat.

Sehr amüsant, dass auch die Kiddies hier in den Tenor einstimmen, als ob es da anders aussehen würde, man sieht´s ja auch in anderweitigen Diskussionen :D. Erwachsen sein wollen, aber nicht können.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Wenn ich mir die Antworten auf diesen Thread so durchlese, stimme ich in vielen Punkten Subbotnik überein. Ich denke auch, dass es wohl schon immer so war, dass die ach so böse Jugend immer schlimmer wird und ich finde es teilweise auch recht interessant, dass auch sehr junge User das hier so sehen, wo die eigene Jugend doch selber erst kurze Zeit her ist.

Dass Maturanten die Erstklässler als respektlos und dergleichen sehen, war glaube ich auch schon immer so, wobei auch hier wieder zu definieren wäre, was man unter Respekt versteht, aber das wird wie ich gerade gesehen habe, in einem eigenen Thread gerade zur Diskussion gebracht.

Wenn ich mir die anderen aufgezählten Beispiele ansehe, dann stimmt es zwar, dass ich in meiner Jugendzeit keine SMS während der Stunde verschickt habe, aber da gab es auch noch gar keine Handys :D (Oje, so alt bin ich schon!) und genauso wie man Zettel einfangen kann, kann man auch Handys einsammeln. Das habe ich übrigens bei meinen Schülern so gemacht, wenn es zu extrem wurde. Der Aufstand war zwar groß, aber wenn man davon selber überzeugt ist, klappt das mit der Zeit recht gut und so gab es in meinen Stunden am Anfang immer ein Körbchen, in dem die Handys gelegt wurden. Nach ein wenig Aufstand, wurde das anstandslos gemacht.

Zum Thema Hausaufgaben in der Nacht schreiben: Das habe ich auch gemacht, wobei ich teilweise dazu "gezwungen" war, weil ich kann mich noch sehr gut an ein Schuljahr erinnern, wo wir 43 Wochenstunden hatten, mehr als ein durchschnittlicher Angestellter. Mein Schulweg war über eine Stunde, so kam ich oft erst zwischen 19 und 20 Uhr nach Hause und dann habe ich erst mit Lernen und den Hausübungen angefangen.

Dass Eltern nicht mehr die Hausübung gezeigt wird, hängt meiner Meinung nach vom Alter ab. Ab einem gewissen Alter sollten die Schüler meiner Meinung nach doch lernen, dass die Hausübungen in ihrem Bereich liegen und nicht in dem der Eltern. Ich habe auch nie die Eltern vorgeladen, wenn Schüler ihre Hausübungen nicht gemacht haben, weil ich das immer mit dem Schüler direkt geregelt habe. Genauso wenig wollte ich auch, dass die Eltern die Hausübungen für die Schüler machen, weil das bringt ja auch nichts.

Deswegen finde ich es sogar richtig, wenn ab einem gewissen Alter die Eltern nicht mehr jede Hausübung kontrollieren, das ist auch ein Schritt in Richtung Verantwortung dem eigenen Kind geben. Wenn das Kind dann arbeiten geht, wird die Mama auch nicht mehr überprüfen, ob das Kind auch schön alles mit hat.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


tournesol hat geschrieben:Wenn ich mir die Antworten auf diesen Thread so durchlese, stimme ich in vielen Punkten Subbotnik überein. Ich denke auch, dass es wohl schon immer so war, dass die ach so böse Jugend immer schlimmer wird und ich finde es teilweise auch recht interessant, dass auch sehr junge User das hier so sehen, wo die eigene Jugend doch selber erst kurze Zeit her ist.

Klar gibt es immer schlimmer und vor allem welche die schlimmer waren als der eigene Jahrgang. Man muss sich umso reifer mal als Klasse ist, ja auch umso besser ins Licht rücken. Allerdings denke ich schon, dass es eine gewisse Tendenz über die Jahre gibt, dass die Schüler wirklich schlimmer geworden sind und zwar die aller Schulformen.

tournesol hat geschrieben:Wenn ich mir die anderen aufgezählten Beispiele ansehe, dann stimmt es zwar, dass ich in meiner Jugendzeit keine SMS während der Stunde verschickt habe, aber da gab es auch noch gar keine Handys :D (Oje, so alt bin ich schon!) und genauso wie man Zettel einfangen kann, kann man auch Handys einsammeln.

Zum Thema Hausaufgaben in der Nacht schreiben: Das habe ich auch gemacht, wobei ich teilweise dazu "gezwungen" war, weil ich kann mich noch sehr gut an ein Schuljahr erinnern, wo wir 43 Wochenstunden hatten, mehr als ein durchschnittlicher Angestellter. Mein Schulweg war über eine Stunde, so kam ich oft erst zwischen 19 und 20 Uhr nach Hause und dann habe ich erst mit Lernen und den Hausübungen angefangen

Letztlich hat doch beides nichts damit zu tun, dass Schüler immer schlimmer geworden sein sollen. Hausaufgaben mal zur falschen Zeit gemacht hat wohl jeder und ob nun mit Handy oder den Zettel geschrieben macht auch kaum Unterschied denke ich mir mal. Das ist doch nur ein bisschen Blödelei und nichts ach so Unverschämtes.

Lustigerweise haben meine Lehrer, als ich letztens mal an meinem alten Gym war, genau dasselbe gesagt: die Schüler werden schlimmer. Allerdings haben sie das die Jahre zuvor natürlich auch behauptet. Ich denke wie gesagt, dass da ein Körnchen Wahrheit drin steckt, bin aber teilweise auch der Meinung, dass so einige Lehrer mit dem Alter auch schlimmer werden. An vielen Schulen sind die Lehrerkollegien total veraltet und es gibt kaum noch junge Lehrer. Da ist es doch klar, dass insgesamt irgendwo sehr große Differenzen liegen, da hier dauerhaft zwei Welten sind. Mit jungen Lehrern gehen die Schüler doch oft ganz anders um und benehmen sich auch mal anders, weil der Lehrer dann vielleicht auch ihre Sprache spricht. Es liegt einfach ein starkes Alter zwischen Schüler und Lehrer in vielen Fällen und einen Lehrer der nicht fähig ist einen Computer zu starten, den nimmt ein heutiger Schüler eben nicht mehr ernst.

Wir hatten einige wenige sehr toughe, ältere Lehrer an der Schule und die haben sich nie beklagt: die haben gefragt! Warum manche Sachen sind wie sie sind? Die haben mit uns gesprochen, teilweise als gleichwertig behandelt und das vermittelt ein ganz anderes Unterrichtsklima. Bei solchen Lehrern wurde nicht gesimst und nur selten Hausaufgaben vergessen und dann waren sie wirklich vergessen. Ich würde also sagen, dass auch ein ganzes Stück an dem Schulsystem und mitunter auch an so manchem Lehrer liegt. Die Lehrer können auch nicht immer etwas dafür, sind im hohen Alter aber auch nicht immernoch engagiert und das merken Kinder.

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Unsere Lehrer haben zwar anlässlich unseres 15 Jahre zurückliegenden Abiturs auch mit einigen Anekdoten beglückt und sind dabei darauf zu sprechen gekommen, dass es früher ein angenehmeres Unterrichten war. Allerdings haben sie auch gleich gesagt, dass das nicht unbedingt an den veränderten Angewohnheiten oder der veränderten Erziehung der Schüler liegt sondern sie haben andere Gründe dafür ausfindig gemacht.

Zum einen wäre da die Tatsache, dass sich unser Jahrgang noch wie für eine Ausbildung für den Besuch der Oberstufe bewerben musste. Und ähnlich wie Ausbildungsplätze waren diese Schulplätze begrenzt, so dass da von vornherein eine gewisse Auswahl getroffen wurde und zu einem großen Teil eben nur willige Schüler auf das Gymnasium kamen.

Zum anderen ist nach Ansicht unserer Klassenlehrerin auch das fortschreitende Alter der Lehrer selbst ein Grund für das Empfinden. Immerhin hatten alle unsere Lehrer selbst Kinder. Wenn diese selbst im schulpflichtigen Alter sind oder dies gerade erst hinter sich gebracht haben und dabei nicht gerade ausgesprochene Musterkinder waren, dann sieht man das Verhalten der zu unterrichtenden auch aus ganz anderen Blickwinkeln.

Aber noch mal zum Anfang: Ja natürlich hat sich das Verhalten der Schüler geändert, aber nicht nur deren Verhalten sondern die gesamte Umgebung der Schüler hat sich auch geändert. Woran das liegt, kann sich doch jeder selbst ausmalen. Und warum sollen solche Veränderungen denn gerade an Schülern vorbeigehen, die ja noch am ehesten von ihrer Umgebung geformt werden?!

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Als ich damals Abi gemacht habe, fingen die ersten Lehrer schon an und zu mahnen, uns nach sicheren Berufen umzusehen, weil einige schon vermuteten dass die Wirtschaft bald den Bach herunter geht. Wir allerdings hatten damals noch im Kopf, dass sich ein guter Schulabschluss irgendwie auszahlen wird. Leute, denen alles egal war gab es auch zu meiner Zeit schon. Aber irgendwie habe ich den Eindruck, aber Disziplinarmaßnahmen, wie z. B. ein Verweis konnten dann doch noch mehr Menschen abschrecken, da man wirklich etwas zu verlieren hatte. Da überlegt man sich dann sein Verhalten nach einer Entgleisung doch eher, als wenn man eh nichts zu verlieren hat.

Heute ist das nicht mehr so sicher, auch die Jugendlichen hören immer wieder die Horrormeldungen, dass sogar Akademiker auf Hartz4 angewiesen sind, weil sie trotz oder gerade wegen guter Ausbildung keinen Job mehr finden. So fällt schon mal ein großer Batzen Motivation weg. Wozu sich in der Schule abrackern, wenn man eh nicht sicher was davon hat?

Ein für mich total komisches Argument einiger heutiger Querschläger in der Schule ist: Ich werde gezwungen das zu tun und bekomme kein Geld dafür. Da ist bei vielen Schülern einfach das Wissen und das Gefühl verschwunden, dass Bildung etwas wertvolles ist, für das man früher eigentlich Geld zahlen musste und was nur für Privilegierte zugänglich war. Solche Schüler kamen mir dann mit der Argumentation, dass sie lieber in der Fabrik am Fließband stehen, weil es Geld dafür gibt, als zu lernen.

Der Gruppenzwang ist sehr stark geworden. Während Eltern zunehmend weniger respektiert werden, gilt die Ansage der Gleichaltrigen. Ich höre immer öfter, dass Schüler sich nicht trauen sich zu melden, mitzuarbeiten oder den Lehrer etwas zu fragen, weil sie Angst haben, nach der Schule dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Ich gehe da mit Winterhoff mit, dass zur Zeit ein sehr ungünstiger Erziehungsstil modern ist. Aber wie das immer so ist mit Moden hoffe ich, dass eines Tages auch mal wieder eine bessere pädagogische Leitidee in den Elternhäusern Einzug nehmen wird.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Also Schüler sind immer noch Schüler, das sollte man nicht aus den Augen verlieren. Was sich natürlich mit der Zeit verändert hat ist das Umfeld der Schüler. Schüler sind nun einmal Persönlichkeiten, die sich eine eigene Meinung bilden wollen und natürlich auch sollen.

Egal wie negativ über Schüler nun gesprochen wird, denn auch mit entscheidend ist hier die Wirkungsweise von erwachsenen Personen auf die Schüler. Sie brauchen Vorbilder und sehen diesen in den Erwachsenen. Verhalten sich die Erwachsenen korrekt, tun es dann auch die Schüler. Es herrscht hier einfach eine sogenannte Wechselwirkung.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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