Kind weint und trotzt bei jeder Kleinigkeit

vom 08.07.2010, 21:00 Uhr

Ich habe momentan ein Problem, denn mein Sohn (kürzlich 4 geworden) weint in letzter Zeit gleich bei jeder Kleinigkeit. Sprich, wenn er seinen Willen nicht bekommt, fängt er sofort an, zu flennen. Er lässt sich dann nicht beruhigen und ist richtig trotzig, was besonders unterwegs furchtbar ist, weil er dann einfach stehenbleibt und hemmungslos weint. Leider mache ich oft den Fehler und reagiere mittlerweile fast schon aggressiv darauf, sprich ich fauche ihn an, dass er aufhören soll mit seinem Gejammer. Er sieht schon bedauernswert aus und die lieben Passanten gucken auch immer so mitleidig, er weint auch richtig, nur sind es doch Krokodilstränen, denn kaum ist er dann doch aus irgendeinem glücklichen Zufall mal abgelenkt, hört er schlagartig auf, zu weinen. Daher habe ich eigentlich auch kein Mitleid.

Das Problem ist, dass er es seit einigen Wochen fast täglich tut und obwohl er so seinen Willen nicht bekommt und ich eher wütend werde, tut er es immer wieder, was mich mittlerweile wirklich nervt. Früher hat er auch schon mal gequengelt, wenn etwas nicht nach seinem Kopf ging, was ja normal ist, aber momentan ist es echt kaum zum Aushalten. Ich muss dazu sagen, dass er noch einen 11 Wochen alten Bruder hat und ich unter anderem deshalb natürlich momentan auch nicht Nerven wie Drahtseile besitze. Auf seinen Bruder lässt er eigentlich nichts kommen und liebkost ihn immer, er jammert und bockt nur immer bei mir, dies und jenes sei "unfair", sprich ich bin immer "die Böse".

Dass wir nun seit 2 Tagen den Mittagsschlaf abgesetzt haben, hat das Ganze leider noch etwas verschlimmert, wieder einführen möchte ich diesen aber nicht unbedingt und er möchte eigentlich auch nicht mehr schlummern, da fast alle Ich muss dazu sagen, dass wir sonst ein gutes Mutter-Kind-Verhältnis haben, aber dieser ständige Zoff und diese ständigen Eskalationen machen mich dennoch ganz kirre. Hinzu kommt im Übrigen, dass er mich gerne auch verspottet und richtiggehend auslacht, egal wie wütend und laut ich dann werde, er lacht nur umso mehr. Ich drohe dann mit Sanktionen, die ich dann auch umsetze (heute keine Süßigkeiten, etc.), aber es fruchtet einfach (noch?) nicht.

Hatten eure Kinder auch so eine Phase? Ich hoffe insgeheim, dass es eine Art Trotzphase ist und irgendwann vorüber geht, aber es dauert nun schon lange an. Was kann ich denn noch tun? Irgendwie bin ich mit meinem Latein momentan echt am Ende. Manche Eltern werden ja handgreiflich, aber das möchte ich eigentlich wirklich vermeiden - nur was kann man denn noch tun außer Konsequenzen?

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Kinder machen verschiedene Trotzphasen durch und in einer Trotzphase wird wohl dein Sohn nun stecken. Wenn sich das ohne den gewohnten Mittagschlaf derart verschlechtert hat und er mehr und mehr trotzt, solltest du mal überlegen, ob der Junge einfach den Schlaf oder wenigstens die Ruhe braucht. Auch wenn seine Freunde keinen Mittagsschlaf mehr machen, kann das bei einem anderen Kind die Auswirkung haben, dass es unausgeglichen ist und eben viel weint.
Der größte Fehler ist, wenn du aggressiv darauf reagierst. Denn das macht das ganze noch schlimmer und dein Sohn sieht es dann auch nicht anders und macht das noch nach. Sicher reagierst du auf ihn. Aber für deinen Sohn ist es so, dass er nur genau das macht, was Mama auch macht. Er reagiert so, dass er weint und trotzt und du reagiest indem du schreist. Also versuche es besser in einem ruhigen Ton. Warum sollte er aufhören zu schreien und zu weinen, wenn doch Mama auch schreit?
Wenn sein Bruder gerade 11 Wochen alt ist, hat sich für deinen Sohn auch einiges in letzter Zeit verändert. Der kleine Bruder braucht mehr Aufmerksamkeit und er macht eben auch so auf sich aufmerksam. Er sieht, dass du aggressiv auf ihn reagierst, weint aber sein Bruder reagierst du ganz anders. Damit setzt du deinen Großen zurück und behandelst ihn anders als seinen Bruder. In den Augen eines Erwachsenen völlig normal. Aber für Kinder ist das nicht gerade schön.
Wenn er dich auslacht kann das ein "Schutz" von ihm sein um nicht zu weinen. Viele Kinder lachen, wenn sie eigentlich weinen wollen, aber keine Schwäche zeigen wollen. Und wenn dann die Mutter noch mehr schimpft und ihm eigentlich weinen will, lacht er. Wenn er weint, dann meckerst du mit ihm und wenn er lacht auch. Für ihn ist das unverständlich. Er ist immerhin erst 4 Jahre alt.
Was du tun kannst ist ganz einfach. Kurz und knapp in einem ruhigen Ton erst mal Konsequenzen androhen und wenn er nicht aufhört die Konsequenz auch durchziehen. Wenn er anfängt zu bocken und zu weinen sage ihm, dass er aufhören soll oder er ins Zimmer verschwinden muss und sich da beruhigen kann. Hört er nicht auf schicke ihn ins Zimmer. Wenn er dort weiter weint, dann kannst du ihn auch ruhig mal weinen lassen.
Für Kinder ist ein aggressiver Ton genauso schlimm, als wenn sie einen Klaps auf den Po bekommen. Deswegen solltest du auch deinen aggressiven Ton ablegen und lieber ruhig mit ihm reden. Wenn er sofort aufhört mit weinen und bocken, wenn du es sagst, dann lobe ihn und sage ihm, dass du es toll findest, wenn er nicht immer so bockt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Bei dir kommen da einige Dinge zusammen. Erstens der kleine Bruder und daher weniger Zeit für deinen Großen. Auch wenn er auf sein Brüderchen nichts kommen lässt, so hat dein großer Sohn doch zumindest schon mal mitbekommen, das er die gewünschte Aufmerksamkeit bekommt, wenn er sich komplett daneben benimmt.
Dein Sohn fühlt sich also von dir vernachlässigt, deswegen versucht er eben mit allen Mitteln, das du dich um ihn kümmerst. Abhilfe können da fest Zeiten bringen, wo du ausschließlich für ihn da bist und sich eben der Vater um das Baby kümmert. Auch Zeiten wo das Brüderchen grundsätzlich schläft können da entsprechend genutzt werden.
Dann das Problem mit dem Mittagsschlaf. Du schreibst, das du diesen einfach abgesetzt hast. War dies auf Wunsch oder Anregung deines Sohnes oder warst du einfach der Meinung, das er diese Auszeit nicht mehr benötigt? Führ zumindest eine Mittagsruhe wieder ein und kuschel dabei mit deinem Großen. Selbst wenn er nicht schläft ruht sich zumindest dabei der Körper aus.
Und dann halt die üblichen Trotzphasen. Er ist halt mal wieder dabei die Grenzen neu abstecken zu wollen. Eine ganz normale Entwicklung bei Kindern. Ich habe dabei neulich erst in einem Gespräch gesagt, das Kindererziehung eigentlich ein täglicher Kampf ist um die Grenzen, welche wir als Eltern aufzeigen und welche die Kinder ständig erweitern wollen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Manche Eltern werden ja handgreiflich, aber das möchte ich eigentlich wirklich vermeiden - nur was kann man denn noch tun außer Konsequenzen. Das hast Du hoffentlich nur ganz arg schlecht formuliert. Ansonsten sehe ich die Situation auch so ähnlich wie Diamante schon schreibt. Ihr habt eine Person dazu bekommen, so dass das 4-jährige Kind sich eventuell auch dadurch von Dir oder anderen Person zurück gesetzt vorkommt. Jetzt wo er wohl gerade auch weiterhin Eure Aufmerksamkeit braucht, um zu merken, dass auch immer noch genug Liebe für Ihn da sein wird, fängst Du an ihm genau die gegenteiligen Signale zu geben.
Wenn Du derzeit Hilfe brauchst und Dir etwas über den Kopf wächst, suche Dir Hilfe ( vielleicht eine Freundin/Mutter), die Dir halt unter die Arme greift, so dass Du erst einmal ein wenig entlastet wirst bis Du vielleicht auch mehr Routine im neuen Alltag hast und die Aufgaben effizienter bewältigen kannst. An deinem Sohn aber nun den Stress aus zu lassen ist genau die falsche Richtung, damit zerstörst oder erschütterst Du womöglich euer Vertrauensverhältnis zueinander. Ist dein Mann immer arbeiten? Sollte es schon soweit gehen, dass Du schon gesundheitliche Probleme durch die Situation bekommst, kannst Du auch versuchen eine Haushaltshilfe zu bekommen.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Aufgrund deiner Schilderung würde ich davon ausgehen, dass sich dein Sohn momentan in einer Phase befindet, in der er testet, wie weit er gehen kann bzw. wie du auf sein Verhalten reagierst. Gerade, wenn du nämlich schreibst, dass seine Krokodilstränen trocknen, sobald er abgelenkt wird, kann die Situation ja nicht so tragisch und dramatisch gewesen sein.
Zudem denke ich, dass sich dein Sohn über sein Verhalten einfach nur Aufmerksamkeit holen möchte. Natürlich ist klar und selbstverständlich, dass du mit einem Baby im Alter von 11 Wochen nicht mehr so viel Zeit für den Großen hast, aber für deinen Großen wird das nicht immer so einfach zu verstehen sein. Wenn er sich also so benimmt, wie er es momentan tut, bekommt er Aufmerksamkeit- auch, wenn es nur negative ist!
An deiner Stelle würde ich also erst einmal versuchen, gar nicht mehr auf seine "Anfälle" einzugehen und sie soweit als möglich zu ignorieren. Zudem würde ich aber auf jeden Fall auch dafür sorgen, dass du auch mal wieder Zeit mit dem Großen alleine hast und er dann wirklich deine volle Aufmerksamkeit bekommt. Du könntest ja beispielsweise mal für eine Stunde alleine mit ihm auf den Spielplatz gehen, während Papa, Oma und Co. auf das Baby aufpassen.

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


ygil hat geschrieben:Manche Eltern werden ja handgreiflich, aber das möchte ich eigentlich wirklich vermeiden - nur was kann man denn noch tun außer Konsequenzen. Das hast Du hoffentlich nur ganz arg schlecht formuliert. Ansonsten sehe ich die Situation auch so ähnlich wie Diamante schon schreibt. Ihr habt eine Person dazu bekommen, so dass das 4-jährige Kind sich eventuell auch dadurch von Dir oder anderen Person zurück gesetzt vorkommt. Jetzt wo er wohl gerade auch weiterhin Eure Aufmerksamkeit braucht, um zu merken, dass auch immer noch genug Liebe für Ihn da sein wird, fängst Du an ihm genau die gegenteiligen Signale zu geben.


Ganz so ist das nicht, ich sage ihm schon immer wieder, dass ich ihn liebe und wir kuscheln auch täglich zumindest beim Schlafengehen. Aber wenn das Kind selbst einen dann mehrmals haut vor lauter Wut, dann fällt es manchmal schon schwer, die Ruhe zu bewahren, denn das Kind überschreitet dann ja auch deutlich eine Grenze.

Das mit dem "handgreiflich werden" war auf Reaktionen auf Hauen bzw. Treten seiten meines Sohnes bezogen, was natürlich dann eher eine Kurzschlussreaktion wäre. Manche Eltern machen das ja bewußt, was ich eigentlich falsch finde, sprich Gewalt erzeugt Gegengewalt, aber manchmal wird man natürlich schon sauer und möchte sich wehren, auch als Erwachsener.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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