Schnupftabak statt Tabak

Beim Rauchen von Zigaretten steht, meiner Ansicht nach, ganz klar der Effekt im Vordergrund, den das Nikotin im Gehirn auslöst. Wie aber verhält sich das mit Schnupftabak? Nun beobachtet man aber immer wieder Menschen, die Schnupftabak schnupfen. Ich frage mich so als Laie, warum man das tut? Ich kann es mir nicht so angenehm vorstellen, wenn einem die braunen Krümel in der Nase jucken.

Außerdem sehe ich da ständig meinen ehemaligen Mathelehrer aus meiner Kindheit vor mir. Wenn er im Unterricht mal ein Päuschen brauchte, zückte er zu erst seine Schnupftabaksdose, inhalierte eine Prise, zückte dann ein braun geflecktes, ehemals grün kariertes Herrenstofftaschentuch und entleerte seine Nase laut schnaubend oder niesend. Als Kind packte mich an dieser Stelle immer der blanke Ekel.

Dennoch gibt es eine eingeschworene Gemeinde, die den angeblich so tollen Geschmack von Schnupftabak preist. Ist das wirklich so, dass man wegen des Geschmacks Schnupftabak schnupft oder sind die wahren Gründe doch eher eine Nikotinsucht und die damit verbundenen chemischen Prozesse im Gehirn? Oder fühlen sich Männer mit so einem Ritual einfach männlich, weil sie an "wilde" Gestalten wie Räuber Hotzenplotz denken?

Wenn ich Fragen sehe, die thematisieren, wieso irgendwelche Menschen irgendetwas mögen können, dann denke ich mir immer, die einzig logische Antwort wäre "Weil es ihnen so gefällt". Das wird auch tatsächlich der Hauptgrund sein. Und wieso es ihnen gefällt, dürfte auch unterschiedlich sein. Einige werden echt den Geschmack mögen, oder das Gefühl, auch wenn ich das nicht nachvollziehen kann. Manche werden auch wirklich das Nikotin brauchen. Manche fühlen sich damit vielleicht auch besonders männlich. Das halte ich alles für möglich.

Tatsache ist, dass die Nikotinwirkung schon ziemlich heftig ist. Ich glaube, so aufgenommen soll es durch die Schleimhäute kräftiger wirken, als wenn man es rauchen würde. Außerdem hat man keinen Qualm in der Bude und auch nicht den typischen Zigarettenrauch-Geruch. Man muss auch nichts zum Anzünden da haben und geht seinen Mitmenschen nicht mit Rauch auf die Nerven. Außerdem kann man schneller schnupfen, als rauchen und auch spontaner. Das mögen Schnupftabak-Konsumenten als Vorteile sehen, den Schnupftabakkonsum gegenüber dem "normalen" Rauchen von Tabak hat.

Dass die Mitmenschen geschont werden, finde ich übrigens auch ganz gut. Wobei ich trotzdem nicht regulär Schnupftabak zu mir nehmen würde. Im jugendlichen Übermut habe ich einmal eine Prise genommen und es war einfach nur ekelhaft. Es tat in der Nase weh, meine Augen tränten wie blöd, ich habe im gesamten Nasen-Rachen-Raum ein starkes Brennen gehabt und ich glaube, mir kamen noch drei Stunden später Tabakreste aus der Nase. Einmal und nie wieder!

Da kann man sich dann natürlich fragen, wieso einige Menschen das trotz dieser negativen Wirkungen dennoch tun. Wo wir wieder bei deiner Frage wären. Ja, ich denke, endweder diese Leute machen sich aus diesen Mängeln nichts, oder aber, sie nehmen sie in Kauf, weil sie einfach meinen, dass die Vorteile des Schnupftabaks überwiegen.

Das muss man nicht verstehen können. Ich sehe es einfach so: Koks ist ja auch ein, wenn auch weitaus schweres, Suchtmittel. Davon gehen einem die Nasenschleimhäute kaputt, man blutet aus der Nase, es tut weh, und von den Entzugserscheinungen mal ganz zu schweigen. Dennoch gibt es Leute, die nehmen das Zeug, weil es ihnen ihrer Meinung nach wohl trotzdem noch genug bringt. Bei Schnupftabak wird es wohl genauso sein, wenn sicher auch weniger heftig. Es mag für uns einfach eklig sein, aber einige Leute sehen das anders und konsumieren das Zeug dann eben einfach.

Ich glaube, anders kann man Schnupftabakkonsum im Allgemeinen und auch die Frage, wieso Menschen trotz der Ekligkeit schnupfen, nicht beantworten.