Männer und Kunst/Kultur
Gestern Abend war ich mit einer Freundin im Kino, gesehen haben wir einen argentinischen Film, er war also auf Spanisch mit englischen und hebräischen Untertiteln (ich lebe in Israel). Ihr Mann hatte schon vorher gesagt, dass er darauf keine Lust hätte, und mein Freund sagte mir später auch, dass er Filme mit Untertiteln nervig fände. Er kommentierte das mit der Aussage, dass ihn Kunstfilme einfach nicht interessieren. Es handelte sich übrigens um einen Krimi/Psychothriller, der mit einem Kunstfilm recht wenig zu tun hatte.
Ich kenne es auch, dass die Männer in meiner Umgebung nie Lust haben, in Museen oder Ausstellungen zu gehen, es sei denn, es handelt sich um etwas, das mit Technik zu tun hat oder eine Art "Mitmachausstellung" ist. Auch wenn ich männliche Freunde dazu überreden will, mit mir ein Theaterstück oder gar eine Oper anzusehen, oder auch nur einen Markt mit einem Thema, das über den Flomarkt hinausgeht, zu besuchen.
Mir ist natürlich klar, dass man das nicht einfach so verallgemeinern kann, und ich kenne auch Männer, die sich durchaus für Kunst und Kultur interessieren. Dennoch ist unter Männern die Auffassung, Kunst und kulturelle Veranstaltungen seien reine Zeitverschwendung und häufig sogar eher eine Qual, recht weit verbreitet. Ist euch das auch schon aufgefallen?
Woran liegt das? Es gibt dafür meiner Meinung nach wirklich keine plausible Erklärung. Ich meine, mein Freund kann ja nicht schlechter Untertitel lesen als ich oder so. Und Männerkörper sind auch nicht weniger dazu geeignet, durch ein Museum zu laufen als Frauenkörper. Woher kommt also diese spezielle Abneigung?
Du hast ja schon geschrieben, dass Dir klar ist, dass eine solche Verallgemeinerung unzulässig ist. Da will ich Dir vollkommen Recht geben und möchte meinerseits einfach mutmaßen, dass Du mit Deinem Freund eben einen erwischt hast, der sich nicht die Mühe machen will, sich für Themen zu begeistern, die einen nicht sofort mitreißen.
Das jetzt Museen nur begeistern würden, wenn es um Technik geht, halte ich auch für weit hergeholt. Noch dazu will ich mal behaupten, dass mittlerweile der durchschnittliche Mann eben gar nicht so viel mehr davon versteht, als die durchschnittliche Frau! Die Behauptung aber, Mitmachausstellungen wären ebenso eher Männersachen, schiebt den Mann im Allgemeinen eher auf das Niveau eines Vorschulkindes, welches auch lieber anfasst als sich intellektuell mit einem Thema auseinander zu setzen. Das ist ja schon etwas hart.
Nebenbei sei mal auch bemerkt, dass Theater und Oper jeweils nicht ausschließlich als Kultur bzw. eine Ablehnung von einer bestimmten Kunstrichtung als Kulturunverständnis interpretiert werden darf. Ich gehe gerne in ein Theater, kann aber an klassischen wie zeitgenössischen Opern wirklich nichts abgewinnen. Ebenso bin ich begeisterter Museumsgänger, finde aber nichts bei Ausstellungen moderner Kunst.
Vielleicht hast Du bei Deinen Bekannten einfach nur nicht die richtige Stelle getroffen, so dass Deine Vorurteile haben entstehen können. Versuche doch einfach mal, die Leute in verschiedene Museen zu locken. Ich bin mir sicher, dass irgendwann eines dabei sein wird, welches jenseits von Technik begeistert.
Und das mit dem Kino ist so eine Sache. Es ist wirklich gewöhnungsbedürftig, Untertitel zu lesen und den Film zu genießen. Das muss man am Anfang schon wollen! Was aber die Kritik mit Kunstfilmen zu tun hat, verstehe ich nicht. Viele großartige Filme firmieren unter Kunstfilm.
Naja, nicht nur Männer interessieren sich nicht für Kunst und Kultur. Ich denke, dass es auch genügend Frauen gibt, die kein Interesse daran haben, vor allem in jüngeren Generationen. Man hat heutzutage ganz einfach andere Interessen wie Fernsehen und Computer. Sowas gab es früher zum Beispiel gar nicht, also ging man auch mal öfters ins Theater, um etwas zu erleben.
Und ansonsten würde ich vielleicht sagen, dass das auch so sein könnte, weil Frauen- und Männergehirne im typischen Sinne unterschiedlich ausgelegt sind, was die Stärken und Interessen betrifft. Männer sind gut in Sachen Benutzung ihrer linken Gehirnhälfte, was Logik, Rechnen und Praktisches bedeutet. Frauen punkten da eher mit ihrer rechten Gehirnhälfte: Sprachliches, Vorstellungsvermögen, künstlerische Tätigkeiten, etc. Und weil Männer da nicht so darauf ausgelegt sind, gehen die vielleicht auch nicht gern ins Theater oder interessieren sich eben nicht für andere Kunst.
Wir Frauen interessieren uns ja (im typischen Sinne) nun auch nicht unbedingt brennend für die Zusammensetzung irgendwelche Eloktrogeräte oder so. Davon wollen wir meistens auch nichts wissen und das ist nun wieder für viele Männer ein Hobby. Vielleicht muss man das Problem mal von dieser wissenschaftlichen Seite her sehen und den Männern nicht gkleich so böse sein deswegen.
@Mandragora: Entschuldige, aber diese "wissenschaftlichen Tatsachen" sind doch mittlerweile sehr umstritten. Dass Frauen generell weniger mit Technik anfangen können, ist hauptsächlich gesellschaftlich bedingt, und ob ein Mann (oder eben auch eine Frau) künstlerisch oder sprachlich interessiert ist, hängt auch vor allem von seiner (ihrer) primären Sozialisation ab. Die Gehirne von Männern und Frauen sind nicht grundsätzlich unterschiedlich.
@derpunkt: Gut, ich dachte, ich hätte zum Ausdruck gebracht, dass es hier darum ging, stereotypisches Verhalten zu diskutieren. Wie gesagt, ich gehe nicht davon aus, dass alle Männer dementsprechend veranlagt sind, aber du kannst doch nicht bestreiten, dass das schon als Stigma existiert. Diverse typische Paarinteraktionen in Film und Fernsehen sollten das doch eindeutig unter Beweis stellen.
Ich denke, es ist auch ein Stück Erziehung, was hier mit wirkt. Wir sind immer gerne in Museen und Ausstellungen gegangen (auch mein Mann) und so hat unser Sohn diese Liebe zu Museen auch eintdeckt. Meine Beobachtung bei anderen Männern, die sich eben nicht so sehr für Kunst interessieren ist dann auch immer gewesen, dass sie von Hausaus dies nicht angeboten bekommen haben. Mein Mann hatte einen Onkel, der an der Oper arbeitete und so lernte er berühmte Sänger kennen, das hat ihn geprägt.
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, so ist bei mir die Liebe zu Kunst und Kultur daraus gereift, dass meine Eltern eben so etwas aus Zeitmangel nicht gemacht haben. Mein Bruder war der Sportler und ich ehr die Denkerin und Guckerin und so ist es auch bei uns geblieben. Die Ex-Frau meines Bruders beschwerte sich auch immer, dass er so garnichts für Kunst/Kultur übrig hätte. Aber er hat es eben während seiner Jugend auch nicht angeboten bekommen und er war kein Mensch, so wie ich, der selber sich mit dem Thema befassen wollte.
Genauso habe ich beobachtet, dass Eltern ihre Kinder mit der Brechstange an die Kunst heranführen wollen und sich nicht die nötige Zeit nehmen, dass die Kinder eine Ausstellung mit ihren Augen entdecken können. Diese Kinder werden dann auch später keine Lust haben eine Ausstellung zu besuchen, weil sie es immer in negativer Erinnerung haben werden.
Ich oute mich jetzt mal als Frau und merke an, dass ich mich ebenfalls nicht die Bohne für Kunst und Kultur interessiere. Als Kind haben mich meine Eltern, die sich übrigens beide für so etwas begeisterten, dauernd irgendwo hin geschleppt und Bauklötze gestaunt, während ich die Minuten gezählt habe. Für mich gibt es einfach nichts langweiligeres als sich so genannte große Werke von irgendwelchen verstaubten Leuten anzusehen. Meistens erschließt sich mir auch nicht, was jetzt daran so großartig sein soll. Noch schlimmer ist für mich die viel bejubelte moderne Kunst. Das ist für mich meistens talentfreies Rumgebastel auf Kindergartenniveau. Je unsinniger, desto berühmter. Hauptsache provokant. Ich kann mich da auch eher für Technik begeistern. Oder eben für Geschichte, aber Kunst im eigentlichen Sinne ist mir ein Gräuel.
Mit Kulturfilmen kann ich noch viel weniger anfangen. Ich brauche, vor allem im Kino, Action, Spannung und Witz. Irgendwelche emotionalen, gesellschaftskritischen oder anderweitige Blabla-Streifen langweilen mich meist zu Tode, da gehe ich niemals freiwillig rein. Das einzige was noch schlimmer für mich ist sind Liebesfilme. Selbiges gilt übrigens für Literatur, auch da meide ich solche Themen wenn möglich.
Was nun das Argument deines Freundes angeht: Bist du schon mal auf die Idee gekommen, dass er vielleicht tatsächlich keine Lust auf Untertitel hatte? Ich stehe auch nicht drauf, im Kino zu lesen. Zeilenweise, wenn es um ausländische Figuren geht, die in der Muttersprache reden, wie etwa in manchen Thrillern, kann ich das noch akzeptieren. Aber den ganzen Film? Ätzender geht es kaum. Wenn dir und deiner Freundin das nichts ausmacht ist das ja okay, aber es hat nun mal nicht jeder Lust gleichzeitig Handlung und Text verfolgen zu müssen. Und schon gar nicht bei einem Krimi. Und wie du von der Tatsache, dass dein Freund nicht mit euch ins Kino wollte auf Kultur kommst, bleibt für mich auch offen. Ich sehe da wenig Zusammenhang, wenn du schon selbst schreibst, dass er nicht mit in einen Krimi gehen wollte. Mag ja sein, dass du Recht hast und er wirklich keine Kultur mag, ich kenne ihn ja nicht. Aber was das mit dem Kino zu tun hat blicke ich nicht ganz.
Und schließlich: Wenn du schon selbst weißt, dass man es nicht verallgemeinern sollte, warum wählst du dann so eine Überschrift?
@Sorcya: Ich habe doch nur die Aussage meines Freundes mit dem Wort "Kulturfilm" zitiert, das kann ich ja schlecht anders ausdrücken. Außerdem ging es eben darum, dass er den Film aufgrund der Tatsache, dass er eben in einer Sprache, die er nicht kann, von vornherein abgelehnt, ohne überhaupt nachzufragen, worum es geht. Und das finde ich nicht einfach so akzeptabel. Natürlich kann jeder der Meinung sein, dass er generell selbst nicht gerne Filme mit Untertiteln liest, aber es ist doch reichlich ignorant, solche Filme deshalb als schlecht abzustempeln. Man kann doch nicht andere für die eigene Faulheit verantwortlich machen.
Und was den Titel des Beitrags angeht: Es dürfte dir als erfahrener Userin ja nicht entgangen sein, dass die mögliche Titellänge hier im Forum begrenzt ist und dass die Moderatoren/Administratoren die Titel auch abändern, wenn sie nicht verständlich oder unpräzise sind. "Mein Freund geht nicht gerne in Filme mit Untertiteln" ist meiner Meinung nach ein recht sinnloser Threadtitel, weil er eben kein bisschen zur Diskussion anregt.
Meiner Erfahrung nach ist das Interesse für Kunst & Kultur von verschiedenen Faktoren (meistens) abhängig. Der wichtigste Faktor ist dabei der persönliche Bildungsgrad plus Aufgeschlossenheit der Person. Dann kommt das Alter - je älter die Leute werden, desto ausgeglichener das Verhältnis Männlein - Weiblein in Sachen Kultur.
Vermutlich weil Kultur irgendwann auch anders wahrgenommen wird. Passendes Beispiel, weil auch Filme mit involviert sind: Vor vielen, vielen Jahren gab es mal in einem Programmkino die Japan-Spezialwochen, wo auch einige Filme gezeigt wurden, die ich schon ewig mal gerne auf der Leinwand sehen wollte. Ich fragte einen Freund, von dem ich wusste, das er theoretisch auf diese Sorte Film stehen müsste, ob er nicht mitkommen wollte - da hatte ich was angestellt. Zeter! Mordio! Mutmassungen über meinen geistigen Zustand (mindestens marode)! Japanische Filme. In Schwarz-Weiß und ohne Farbe! Ich bin dann mit ner Freundin hingegangen ...
Jahre später: Bei einem Bekannten mit Beamer und eigener Leinwand, das Kampfkunst Special Japan - wer zieht sich da mit Begeisterung erst "Die sieben Samurai", dann "Rashomon", "Yojimbo – Der Leibwächter" - er war total begeistert. Trotz Untertitel. Alles was dawischen lag waren einige Jahre und die Erkenntnis, das ein für ihn interessanter Film auch "mit ohne Farbe" und mit Untertiteln sein kann.
Erfahrungsgemäß sind junge Männer oft noch sehr hibbelig und schnell genervt, wenn ihre Freundinnen ankommen und dieses gewisse Kulturglitzern in den Augen haben. Zehn Jahre später können dieselben Männer einem stundenlange Vorträge über Kultur halten, bis man sich gezwungen sieht, sie gewaltsam zu stoppen.
Natürlich kann man so ein Verhalten nicht verallgemeinern, aber eine Tendenz ist mit da auch schon aufgefallen.
Einen erheblichen Anteil an dieser Tendenz hat sicherlich das erlernte Rollenverhalten. So wie ein kleines Mädchen von Anfang an lernt, dass Frauen meist mehr Wert auf Kleidung und Schönheit legen als Männer, so lernt ein Junge sehr schnell auch Klischees darüber, was männlich ist und was nicht. Je jünger die Kinder sind, desto mehr denken sie auch in Schwarz-Weiß-Klischees.
Gerade bei kleinen Jungen im Grundschulalter fällt mir immer wieder auf, wie schnell ein Verhalten, dass ein Junge, der sich nicht den Klischees entsprechend verhält, von den anderen kleinen Jungs als "schwul" oder als Weichei bezeichnet wird. Ulkigerweise haben kleine Jungs eine vergleichsweise starke Homophobie und eine vergleichsweise Angst, als weichlich zu gelten. Ich kenne auch viele Männer, die Angst davor haben, als schwul oder unmännlich zu gelten. Diese Phase in der Kindheit scheint also sehr prägend zu sein. Und irgendwie scheint der soziale Druck da recht groß zu sein, auch wenn man als Frau sich das nicht so richtig vorstellen kann. Mädchen haben es in der Hinsicht in der Kindheit leichter. Ein Mädchen, das sich burschikos verhält erntet heutzutage eher Lob und Anerkennung, als dass es belächelt wird.
Und wenn wir ehrlich sind, assoziieren wir als Frauen einen Mann, der in eine Kunstausstellung geht auch eher mit Sensibilität als mit Machogehabe oder Stärke. Was für uns moderne Frauen erstrebenswert ist, einen sensiblen und emotional intelligenten Partner zu haben scheint aus Männersicht nicht sonderlich lohnenswert zu sein. Vielleicht ist es so, dass die Angst, unangenehm aufzufallen dann oftmals den Männern den Genuss an solchen schöngeistigen Aktivitäten erschwert?
Ich möchte erstmal sagen, dass einen Film mit Untertiteln zu mögen nun nicht so viel mit Kunst und Kultur als Thema zu tun hat. Filme mit Untertiteln kann ich auf Dauer nämlich auch nicht ausstehen und auch nicht diese sogenannten Kunstfilme, aber stellt mich einer in eine Ausstellung, dann bekommt er mich da erst Stunden später wieder raus. Gibt er mir noch einen Zeichenblock, kann er in einer Woche wiederkommen. Was ich damit sagen will, Kunst und Kultur sind in sehr viele unterschiedliche Themen zerlegt und ein sehr großes Gebiet mit vielen Teilgebieten und nicht jedes ist jedermanns Sache, das heisst dann aber nicht das manche sich gar nicht interessieren.
Weiterhin hat das echt nichts mit Mann und Frau zu tun, sondern eher mit der Prägung die man erfährt. Mit mir waren meine Eltern nur einmal in einem herrkömmlichen Museum wo es Bilder gibt, dennoch fahre ich total auf Kunst, was einfach daran liegt, dass meine Eltern mich als sie dieses Interesse bermerkten, unterstützten. Mene Mutter war danach mit mir auf Ausstellungen, obwohl sie nichts davon hat und mein Daddy war mit mir auf der Nacht der Künste und hat mir einige VHS-Kunstkurse ermöglicht. Außerdm hat er sich immer brav die Bilder angesehen. Also denke ich einfach, dass unser Verständnis von Kunst und Kultur einfach auch davon abhängt ob die Eltern einen unterstützen oder nicht und bei Mädchen ist es einfach öfter der Fall als bei Jungen.
Einige Eltern finden es leider seltsam, wenn ein Junge in eine Gallerie möchte und fördern diesen Wunsch vielleicht nicht, oder halt in Bezug auf andere Interessen. Vielleicht liegt es auch daran, dass solche Sachen in der Pubertät oft als uncool für Jungen gelten und damit verworfen werden. Doch so oder so würde ich meinen, dass ein Interesse an Kunst und Kultur, oder halt ein Desinteresse beide Geschlechter gleichermaßen betrifft.
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