Suche pflegeleichte Tomatensorte für die Terrasse
Ich würde gerne ein paar Tomatenpflanzen auf meiner Terrasse im Topf anpflanzen und suche pflegeleichte Tomatensorten, die auch Regen und Sonne vertragen. Ich kann die Pflanzen nicht unterstellen. Somit haben sie bei schönem Wetter den ganzen Tag Sonne und bei schlechtem Wetter auch den ganzen Tag Regen.
Ich werde immer wieder gewarnt, dass man Tomaten nicht im Regen stehen lassen darf. Früher hatte ich aber im Schrebergarten auch Tomaten, die auch im Regen standen. Sie haben damals sehr viele Früchte getragen und sie wurden weder schwarz noch sind sie grün geblieben. Was ist heute anders an den Tomaten und welche Sorten nimmt man, die eben auch Regen und Sonne abhalten können. Wie sollte man Tomaten pflegen?
Für dieses Jahr bist Du mit Tomaten schon zu spät dran. Nächstes Jahr solltest Du die Samen möglichst schon im März in der Wohnstube auskeinem lassen und gegen Ende April die jungen Pflanzen ins Freiland setzen, so das Wetter keine Nachtfröste mehr erwarten lässt. Tomaten brauchen sehr viel Sonne um Früchte zu entwickeln, da sie aus südamerikanischen Gefilden stammen. Für dieses Jahr reicht die Sonnenperiode nicht mehr aus, um noch mit Jungpflanzen Ertrag zu erhalten.
Es gibt Tomatensorten, die sind recht empfindlich gegen Fäulnis. Harzfeuer ist zum Beispiel so eine Tomatensort, die mir jedes Jahr bei Regenperioden weggefault ist, obwohl sie das laut Packung eigentlich nicht tun sollte. An Deiner Stelle würde ich Sorten wie z.B. "Totem" testen, die explizit für den Anbau auf dem Balkon geeignet sind.
Wenn Du keinen Platz hast, ein kleines Folienzelt auf dem Balkon aufzuschlagen, kann man bei lang anhaltenden Regenphasen auch einfach die Tomaten mit etwas festerer Malerfolie abdecken, die man in jedem Baumarkt preiswert erhält. Damit der Wind die nicht wegbläst, kann man sie unten mit Steinen beschweren. Das nimmt kaum Platz weg und ist keine große Investition. Natürlich muss man dann in dem Tomatenkübel einen Stab anbringen, der oben die Folie abstützt, damit diese nicht die Tomaten niederdrückt.
Ob die Tomatenpflanzen früher resistenter gegen diese Fäule waren, weiß ich nicht. Das wäre angesichts der immer weiter fortschreitenden Pflanzenzucht auch eine diskussionswürdige Annahme. Natürlich kann es sein, dass die Sorten für die industrielle Landwirtschaft inzwischen so überzüchtet sind, dass sie anfälliger sind. Wenn Du dieser Theorie nicht abgeneigt bist, ist es vielleicht eine Lösung für Dich, Dichin diesem Shop nach alten Tomatensorten umzusehen. Diese alten Samen, die bei vielen Pflanzenarten gerne im biologischen Landbau genutzt werden, sollen sehr robust sein. Diese haben zwar teilweise keine Sortenzulassungen der EU und dürfen deshalb offiziell nicht als Speisepflanzensamen angeboten werden, sind aber sicherlich essbar, da über lange Zeit erprobt.
Ein weiterer Vorteil dieser alten Samensorten ist es, dass Du nicht jedes Jahr ein neues Samentütchen kaufen musst, sondern einfach die Samen aus einer reifen Frucht aufhebst und trocknest. Die F1-Hybriden, also die meisten modernen Samen sind nämlich im Gegensatz zu den alten Sorten artunterschiedliche Kreuzugen. Und artunterschiedliche Kreuzungen im Pflanzenreich können selbst keine Nachkommen erzeugen. Das ist im Prinzip das Selbe wie mit den Tieren. Im Tierreich ist ein Beispiel dafür das Maultier, das selbst keine Kinder bekommen kann, weil es aus Pferd und Esel gekreuzt wurde.
Die andere Theorie ist, dass das vermehrte Faulen der Tomaten vielleicht nicht unbedingt an der Tomatenpflanze allein liegen muss. Um wegzufaulen benötigt es nämlich nicht nur Regen. Es müssen auch Sporen dieses Fäulniserregers Phytophtora schon über die Luft auf die Pflanze übertragen worden sein. Ich vermute einfach mal, dass sich in den letzten Jahren, vielleicht einfach durch den verminderten Einsatz von Spritzmitteln die Sporendichte in der Luft erhöht haben könnte.
@trüffelsucher: Es gibt ja "fertige" Tomatenpflanzen in Baumärkten und Gärtnereien zu kaufen. Dass ich mit der Aussaat zu spät dran bin ist mir klar. Aber diese fertigen Pflanzen wären ja eine Alternative. Weißt du, welche Sorte ich von den Pflanzen jetzt noch kaufen kann ohne dass sie mir gleich kaputt gehen? Denn wie ich gesehen habe, sind teilweise die Tomatenpflanzen auch noch recht klein, die man so im Baumarkt kaufen kann. Bringen die überhaupt noch was oder sollte ich das für dieses Jahr ganz sein lassen?
Diamante, die Erfolgsaussichten hängen entscheidend davon ab, wie groß die Pflanzen sind, die dein Baumarkt oder deine Gärtner anbietet.
Wenn die Pflanzen im Moment etwa 20 cm hoch sind, würde ich das ganze für herausgeworfenes Geld halten. Rechtzeitig angezüchtete Pflanzen haben im Moment, ende Juni, schon eine Höhe von ca. 1m. Je nach Sorte fängt die Erntezeit bei Tomaten nämlich meist schon im Juli an, was bedeutet, dass die Pflanzen jetzt schon (nahezu) ausgewachsen sein sollten.
Wenn Du eh in eine Gärtnerei gehen würdest, kannst Du Dich dort gleich wegen der passenden Sorten für deine Zwecke beraten lassen. In Gärtnereien werden oft auch größere Tomatenpflanzen angeboten. Allerdings haben die dann eben auch meist einen entsprechend höheren Preis.
Für den Einstieg würde ich an Deiner Stelle allerdings höchstens 1 - 2 Pflanzen kaufen. Tomaten sind wirklich eine Glückssache und können schnell Frust auslösen, wenn sie eben wegfaulen. Wenn einem ein Anfängermissgeschick passiert, ist der Verlust dann nicht so umfangreich, wie bei einer Tomatengroßproduktion.
Diamante hat geschrieben:Was ist heute anders an den Tomaten und welche Sorten nimmt man, die eben auch Regen und Sonne abhalten können. Wie sollte man Tomaten pflegen?
Geht man von den Erfahrungsberichten passionierter Hobby-Tomatenzüchter aus, scheinen die Erfolge mit den Tomatensorten höchst unterschiedlich zu sein. Was bei dem einen wächst, blüht und vorzüglich gedeiht, kann sich beim anderen völlig gegenteilig auswirken.
Die teilweise gravierenden Aufzuchtunterschiede innerhalb einer Sorte, hängen, meiner Meinung nach, vor allem mit den unterschiedlichen Wachstumsbedingungen und der Qualität des Pflanzmaterials zusammen. Hier bleibt einem wohl nichts weiter übrig als seine eigenen Erfahrungen zu sammeln und unterschiedliche Sorten bei gleichen Standort- und Pflegebedingungen miteinander zu vergleichen.
Für den Anfang würde ich dir aber empfehlen, dich auf kleinfrüchtige Sorten zu beschränken, da diese im Allgemeinen pflegeleichter sind als die großfrüchtigen Kaliber. Vor allem Wildtomaten (wie z.B. die Golden Currant, Small Egg oder Rote Murmel) haben die Eigenschaft sehr anspruchslos und widerstandsfähig zu sein und behalten noch lange ihre grüne Blattmasse, während die meisten Zuchtsorten schon längst der Kraut- und Braunfäule erlegen sind. Ein weiterer Vorteil ist, dass man diese Tomate nicht entgeizen muss und sie selbst an den widrigsten Stellen noch solide Erträge bringt. Auch in Punkto Aroma stechen die etwa stachelbeergroßen Wildtomaten deutlich hervor. Ein Versuch lohnt sich also.
trüffelsucher hat geschrieben:Die F1-Hybriden, also die meisten modernen Samen sind nämlich im Gegensatz zu den alten Sorten artunterschiedliche Kreuzugen. Und artunterschiedliche Kreuzungen im Pflanzenreich können selbst keine Nachkommen erzeugen.
Das ist so nicht ganz richtig. F1-Hybrid-Tomatenpflanzen sind durchaus in der Lage Nachkommen zu produzieren, da sie nämlich ein und derselben Art (nämlich der Tomate) angehören, sich aber lediglich in den Erbanlagen unterscheiden. Dabei hat die entstandene zweite Tochtergeneration die Eigenschaft, sich entsprechend des Mendelschen Gesetzes in die Merkmale der Elternpflanzen (im Verhältnis 1:2:1) aufzuspalten. Danach müsste also die Hälfte aller Tomatenpflanzen der zweiten Generation, die gewünschten Eigenschaften der Eltern aufweisen – wenn man Glück hat. Denn meistens sind solche Kreuzungsversuche nämlich die reinsten Wundertüten. Besonders dann, wenn die Eltern der ersten Generation keine reinerbigen Sorten sind, sondern ebenfalls das Produkt von Eltern mit heterozygoten Anlagen.
Da die Merkmale bei der Nachzucht von F1-Hybriden nicht mehr stabil sind und in der Regel mit einer deutlichen Ertrags- und Qualitätseinbuße zu rechnen ist, sind die Landwirte im Erwerbsanbau darauf angewiesen stets neues Hybridsaatgut einzukaufen.
Leider ist es in der Tat so, dass die Hybridsorten zunehmend die alten und bewährten Kultursorten verdrängen, obwohl diese teilweise viel wüchsiger, gesünder und aromatischer sind als die Hochleistungspflanzen.
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