Mitarbeiter beim Friseur - Darf man 'fremdgehen'?
Eine meiner Freundinnen ist Friseurin in einer Kleinstadt. Sie arbeitet in einem recht kleinen Laden und in keiner Kette; aber im Prinzip schon in einem eher gehobenen Geschäft mit entsprechendem Material und Kundenstamm. Sie selbst lies sich natürlich bisher auch dort immer die Haare schneiden; meistens von Kollegen. Der Chef selbst macht so etwas natürlich nie. Nun ist sie jemand, die auch immer Haarfarbe haben möchte; d.h. ihre Naturhaarfarbe ist eher weniger berauschend und sie braucht einfach immer etwas Farbe, entweder als Strähnen oder eben als komplette Färbung oder Tönung. Nun hat der Chef aber letztes Mal angeordnet, dass die Mitarbeiter dort für die eigene Anwendung nur noch die minderwertige Farbe nehmen dürfen. Das passt meiner Freundin gar nicht, weil sie die echt nicht gut verträgt und weil sie einfach findet, so etwas muss sie ihrem Kopf doch nicht antun, wo sie eh schon sehr empfindliche Haut hat. Nun möchte man sie im eigenen Laden aber eben abspeisen mit minderwertiger Ware und sie möchte das natürlich nicht.
Sie hat jetzt darüber nachgedacht, mal einen anderen Laden zu besuchen und für die Behandlung mit der Farbe dort einfach normal als Kundin zu bezahlen. Denn ihr fällt ja auch nichts Anderes mehr ein. Bestellen kann man solche Farbe nicht einfach im Handel, sondern nur als Friseurgeschäft und sie darf die, die im Laden steht, ja nicht benutzen. Von daher fällt ihr jetzt echt nur noch ein, zur Konkurrenz und damit fremdzugehen. Rechtlich ist das wohl eher erlaubt und es kann einem ja wohl kein Chef zumuten, dass man seine Sachen nur in der eigenen Firma kauft - Aber würdet ihr das als Mitarbeiter dann direkt ansprechen und sagen, dass ihr dann zur Konkurrenz geht oder würdet ihr einfach mal gehen und nichts sagen? Ich selbst denke, ich würde erstmal nichts sagen.
Sippschaft hat geschrieben:Sie selbst lies sich natürlich bisher auch dort immer die Haare schneiden; meistens von Kollegen.
Ich hoffe doch, dass es immer von Kollegen erledigt wurde und sie noch nie versucht hat, bei sich selbst selbst Hand anzulegen. Aber so wie Du das beschreibst, stelle ich mir den Alltag hinsichtlich eigener Frisur bei angestellten Friseuren vor. Wieso sollte sie hier extra ein anderes Geschäft aufsuchen müssen? Außerdem, welche Außenwirkung hätte ein solcher Umstand für das Geschäft? Ich jedenfalls würde in keinem Restaurant essen wollen, von dem es heißt, dass sich die Köche für Ihre Pausen das Essen von einem Pizzaboten kommen lassen.
Sippschaft hat geschrieben:Nun ist sie jemand, die auch immer Haarfarbe haben möchte;
Und in dem Job ist das doch nur von Vorteil. Sie kann hier Werbung für den Laden auf dem eigenen Kopf machen. Vielleicht wird das ja auch oft vergessen. Aber der Beruf - das Handwerk - des Friseurs hat auch was mit Kunst zu tun. Und da ist das ausprobieren und ändern, das Infrage-Stellen des althergebrachten nicht nur möglich sondern fast schon Pflicht.
Sippschaft hat geschrieben:d.h. ihre Naturhaarfarbe ist eher weniger berauschend und sie braucht einfach immer etwas Farbe,
Das wiederum halte ich für Quatsch. Jeder gute Friseur sollte auch ohne Farbe in der Lage sein, eine gute Frisur zu zaubern. Da gibt es keine Haarfarbe, die von Natur aus "weniger berauschend" sein kann. Das führt aber vom Thema weg.
Sippschaft hat geschrieben:Nun hat der Chef aber letztes Mal angeordnet, dass die Mitarbeiter dort für die eigene Anwendung nur noch die minderwertige Farbe nehmen dürfen.
Zunächst ist es ja mal ein schlechtes Zeichen, dass der Laden auch "minderwertiges" Material anbietet und im Programm hat. Wie wird so was eigentlich den Kunden verkauft?
Jedenfalls wird die Regelung des Chefs sicher einen Grund haben. Den gilt es zu erfragen und dann kann Deine Freundin ja entsprechend reagieren. Sie kann außerdem anbieten, das verwendete Material zu bezahlen. Dann gerne auch inkl. der Mehrwertsteuer. So sollte ein finanzieller Schaden dem Laden gegenüber verhindert werden können. Was aber außer den Kosten könnte noch die Begründung des Chefs sein? Immerhin erlaubt er ja die Arbeit selbst.
Sippschaft hat geschrieben:Sie hat jetzt darüber nachgedacht, mal einen anderen Laden zu besuchen und für die Behandlung mit der Farbe dort einfach normal als Kundin zu bezahlen.
Und das halte ich eben für keine gelungene Idee. Immerhin sollte das ja jedem auffallen, wenn die Freundin mal mit geschnittenen Haaren kommt. U.U. sogar mit anderer Farbe. Und dann kommt eben sofort hoch, wieso man dem eigenen Laden das nicht zutrauen würde. Und auch für den Chef wäre das eine schlechte Werbung, wenn selbst die Mitarbeiterinnen sich die Haare lieber wo anders machen lassen, als im eigenen Geschäft.
Sippschaft hat geschrieben:und sie darf die, die im Laden steht, ja nicht benutzen.
Und da meine ich eben, dass es sich um ein Missverständnis haneln könnte. Also hilft hier nur das Nachfragen und auch das Anbieten, die Materialkosten ganz zu ersetzen.
Sippschaft hat geschrieben:Rechtlich ist das wohl eher erlaubt
Das wäre ja noch schöner, wenn der Arbeitgeber sich so weit in das Privatleben seiner Angestellten einmischen könnte. Hier aber geht es ja eher um eine moralische Betrachtung. Weniger um eine juristische Sicht.
Sippschaft hat geschrieben:oder würdet ihr einfach mal gehen und nichts sagen?
Da das Ergebnis wohl nicht zu verheimlichen wäre, würde ich unbedingt dazu raten, die gesamte Situation aufzuklären und eben das Gespräch suchen. Nicht fordernd oder drohend!
Also ehrlich gesagt verstehe ich das Problem nicht so wirklich. Warum kann deine Freundin nicht einfach wie bisher in ihrem normalen Studio sich frisieren lassen? Hat sie keine Lust, dafür zu bezahlen? Bekommt sie "normalerweise" denn ihre Frisur umsonst und würde sie, auch wenn sie dafür bezahlen würde, keine teurere Farbe bekommen?
Ich finde, dass sie schon zu einem anderen Laden gehen kann, um sich dort die Haare färben zu lassen. Da würde ich auch nicht extra im eigenen Laden Bescheid sagen, was soll denn das auch bringen? Möchte sie damit versuchen, ihren Chef doch noch zu überreden, dass sie die teurere Farbe nehmen darf?
Aber ich würde halt, bevor ich zur Konkurrenz gehen würde (sie muss ja auch an ihren eigenen Arbeitsplatz denken) erst mal versuchen, ob man diese teure Haarfarbe nicht vielleicht doch im eigenen Laden bekommen kann. Da müsste sie dann noch mal mit dem Chef sprechen und ihn fragen, warum die Mitarbeiter, wenn sie dafür bezahlen, nicht auch die teure Farbe benutzen können.
Ich würde ebenso wie die beiden anderen einfach zum Chef gehen und sagen, dass ich auch bereit bin für die bessere Haarfarbe etwas zu zahlen, damit sollte dann das Problem gelöst sein, ohne dass es zu weiteren Unannehmlichkeiten kommt. Hat Sie durch die Ankündigung Ihres Chefs jetzt sowieso keine Lust mehr, sich dort die Haare schneiden zu lassen, kann Sie natürlich auch gleich woanders hingehen.
Also verbieten kann ihr wohl keiner, zu einem anderen Friseur zu gehen, da müsste sie das schon ausdrücklich in ihrem Arbeitsvertrag drinstehen haben. Sonst dürfte auch keine Kassiererin, die beim Edeka an der Kasse sitzt, beim aldi einkaufen gehen.
Moralisch gesehen ist es dann schon eher eine Frage, andererseits ist es ihr Kopf, es sind ihre Haare, sie möchte eben eine ganz bestimmte Behandlung dafür, also kann sie sich diese eben entsprechend bei einem Friseur, der diese Behandlung anbietet, auch kaufen. Und wenn die Kollegen sie darauf ansprechen, muss sie ja nicht antworten.
Natürlich darf eine Friseurin auch in einem anderen Salon den eigenen Kopf verschönern lassen. Allerdings weiß ich von Friseurinnen aus meinem Bekanntenkreis, dass das nicht so gern gesehen wird, ebenso wird es bei Bankkaufleuten nicht so gern gesehen wenn ihre Familie oder gar sie selbst woanders Finanzen betreuen lassen, Lebensmittelproduzenten lassen ihre Mitarbeiter auch am liebsten bei sich selbst einkaufen etc.pp. Durchaus nachvollziehbar, weil es auch loyal wirkt und eben ist.
Wenn besagte Freundin noch nicht gefragt hat, ob sie gegen Ersatz der Materialkosten die höherwertige Farbe nutzen darf, dann sollte sie das dringend nachholen, denn immerhin wird auch mir nicht klar, ob es denn eine Grundsatzfrage ist oder aber ob einfach nur die Kosten minimiert werden sollen. In letzterem Fall ist es wohl kein Problem die teurere Farbe weiterhin benutzen zu dürfen. Ansonsten soll sie halt einen anderen Friseur besuchen.
Sicherlich darf sie sich die Haare in einem anderen Friseursalon färben lasen, aber ich würde es eher nicht heimlich tun. Entweder sollte sie zu dem Chef gehen und ihm sagen, dass sie sich unter den Umständen die Haare nicht mehr dort färben lassen wird, weil sie die minderwertige Farbe einfach nicht vertragen kann, oder sie sollte abklären, ob sie die hochwertige Farbe gegen eine Zuzahlung verwenden kann.
Damit wird es für sie doch noch immer günstiger sein, als wenn sie als normale Kundin zu einem anderen Friseur geht. Wenn sie einfach heimlich zu einem anderen Friseur geht, wird es dem Chef oder den Kollegen ja wahrscheinlich auffallen, dass sie die Haare gefärbt hat, was aber nicht in dem Friseursalon gemacht wurde. Das kommt dann beim Chef sicher nicht so gut an.
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