Wozu wird heute noch die Schreibschrift benötigt?

vom 24.06.2010, 02:17 Uhr

Hallo,

als ich vor Jahren noch zur Schule ging, fing es etwa in der Orientierungsstufe an, dass die Schüler und Schülerinnen sich vermehrt von der Schreibschrift abwandten und wieder in Druckbuchstaben schrieben. Ich fand das damals als Teenager irgendwie doof, konnte aber auch nicht genau sagen warum. Vielleicht weil wir ja nun erst die Schreibschrift so aufwendig gelernt hatten? Ich habe mich schon immer ziemlich für Schrift an sich interessiert, ob es nun um die Gestaltung der Buchstaben in Graffiti ging oder um ausländische Schriftzeichen oder direkt um Kalligrafie. Für mich ist die Schrift eines Menschen interessant und ich finde geschriebene Briefe auch einfach schöner, wenn man diese in Schreibschrift verfasst hat.

Wenn so viele Kinder sowieso im Leben nur Druckschrift schreiben, wozu benötigt man dann überhaupt noch die Schreibschrift - was fällt Euch da ein? Wann schreibt Ihr Schreibschrift?

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich habe damals auch mit Schreibschrift angefangen zu schreiben und die Druckschrift kam erst später und dann auch nur erst mal das lesen der Druckschrift. Meine Kinder haben mit Druckschrift angefangen und später die Schreibschrift gelernt und beide haben eine Handschrift in Schreibschrift.

Wenn man Briefe schreibt, die Unterschrift leistet oder eben mal schnell was aufschreibt ist es sowohl bei mir oder bei meinen Kindern immer die Schreibschrift, Obwohl wir unterschiedlich gelernt haben benutzen wir im "normalen" Leben die Schreibschrift. Wir schreiben selten mal was mit Druckschrift. Höchstens, wenn man Formulare ausfüllen muss.

Ich finde, dass man die Schreibschrift schon noch benötigt. Denn mal ganz banal gedacht, ein handschriftliches Testament in Druckschrift geschrieben ist das Papier nicht wert, worauf es geschrieben ist. Eine Unterschrift in Druckschrift ist wohl kaum dokumentensicher.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich bin immer ziemlich irritiert, wenn ich feststelle, dass jüngere Menschen teilweise in Druckbuchstaben unterschreiben, also offenbar gar keine Schreibschrift mehr beherrschen. Wenn man nicht viel zu schreiben hat, ist das ja vertretbar, aber längere Texte oder schnelle Notizen halten ziemlich auf, wenn man sie nicht in Schreibschrift schreiben kann. Da meine eigene Handschrift auch nicht gerade gut und leserlich ist, bemühe ich mich natürlich dann, wenn ich voraussichtlich längere Texte schreiben muss - z.B. in der Bibliothek - meinen Laptop mitzunehmen, aber wenn ich das nicht kann, verwende ich auf jeden Fall wegen der Zeitersparnis Schreibschrift und schreibe das, was wichtig ist, so schnell wie möglich leserlich ab.

Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass Schreibschrift im Laufe der Jahre immer weiter ausstirbt und immer weniger im Alltag gebraucht wird, schon deshalb, weil man auf Hilfsmittel zurückgreifen kann, die es bis vor wenigen Jahren gar nicht gab. Wenn das Schreiben mit der Hand insgesamt in seiner Bedeutung zunehmend zurückgedrängt wird, dann ist es wohl eine natürliche Entwicklung, wenn in diesem kleinen Segment auch die Differenzierungen - wie die zwischen Druckschrift und Schreibschrift - immer mehr verschwinden. Wenn man nur sehr kurze Texte schreibt, muss man auf Zeitersparnis nicht so viel Gewicht legen, und dann bietet es sich schon an, die leserlichere Variante zu verwenden. Allerdings glaube ich im Zusammenhang mit Unterschriften, dass sich eine Unterschrift, die aus Druckbuchstaben besteht, leichter nachmachen lässt und damit vielleicht auch Sicherheit verloren geht.

» RopiusK » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Midgaardslang am 20.07.2010, 22:37, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Die Fragestellung bzgl. der Schreibschrift (und deren Sinnhaftigkeit) konnte ich zunächst nicht verstehen. Das liegt aber eher daran, dass ich noch nicht beobachtet habe, dass sich Schülerinnen und Schüler von der Schreibschrift abgewendet hätten. Mit jedenfalls käme es (weder früher noch heute) nicht in den Sinn, bei handschriftlichen Aufzeichnungen auf Druckbuchstaben auszuweichen.

Ebenso ist es doch in der Schule so, dass den Kindern zunächst die Druckbuchstaben beigebracht werden. Anschließend kommt die Schreibschrift. Wobei ich mir hier vorstellen könnte, dass dies von Methode zu Methode (welche jeweils ihre Berechtigung hat) unterschiedlich ist.

In meiner Vorstellung jedenfalls ist die Schreibschrift zum Mitschreiben schon deshalb eher geeignet als die Druckbuchstaben, weil man damit schneller schreiben kann. Die Schrift ist ja explizit zu diesem Zweck entwickelt. Anders die Druckbuchstaben. Auch hier ist der Zweck schon im Namen genannt.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich habe in der Grundschule Schreibschrift gelernt und so ca. aber der 6. oder 7. Klasse angefangen in Druckbuchstaben zu schreiben. Damals haben das irgendwie alle so gemacht und ich fand die Druckschrift einfach schöner und ordentlicher.

Das ist so geblieben. Meine Druckschrift ist einfach ordentlich und schöner. Wenn ich zum Beispiel eine Geburtstagskarte schreibe oder andere Dinge, die schön aussehen sollen, verwende ich dazu meistens die Druckschrift. Wenn ich allerdings etwas schreibe, was nur für mich selbst ist, zum Beispiel Mitschriften in der Uni oder Notizen, dann schreibe ich immer Schreibschrift. Das geht einfach viel viel schneller, allerdings bin ich hinterher auch die einzige, die das dann entziffern kann.

Generell halte ich es schon für sinnvoll, dass die Kinder in der Schule noch Schreibschrift lernen. Die Blockbuchstaben lernt man ja durch das Lesen ohnehin, die Schreibschrift würde aber sonst verloren gehen. Allerdings finde ich nicht, dass die Buchstaben in Druck oder Schreibschrift allzu unterschidlich sind, dass man es wirklich "lernen" müsste. Das sieht in anderen Sprachen (Hebräisch oder Arabisch) schon ganz anders aus.

Ich denke früher oder später entwickelt ohnehin jeder seine eigene Schrift, ganz egal was in der Schule gelehrt wurde. Und ob die dann eher eine Schreib- oder eine Druckschrift ist, ist eben geschmackssache. Und wirkliche Druckschrift wird man ohnehin per Hand nie schreiben können.

» Peci » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Das Thema Schreibschriften und Anfangsschriften ist auch im Lehramtsstudium ein heiß diskutiertes Thema. Da heutzutage die Kinder durchschnittlicher weniger Vorerfahrungen mit Büchern und anderen Druckerzeugnissen haben, wird in der Schule erst mal in der Regel die Druckschrift eingeführt. Ziel davon ist es, dass Kinder in der Lage sein sollen, zumindest Texte zu lesen. Dies begründet sich auf dem älteren Ansatz, nach dem man davon ausging, dass man durch viel Lesen auch das Schreiben erlernen kann.

Sinn der Schreibschrift ist tatsächlich, wie von vielen hier schon geschrieben, dass man mit einer guten Schreibschrift weit schneller und unverkrampfter schreiben kann, als wenn man einzelne Druckbuchstaben aufs Papier setzt und zwischen jeden Buchstaben einmal absetzen muss und so Zeit verliert. Im normalfall wandelt sich jede Ausgangsschrift bei eine Menschen, der viel mit der Hand schreibt irgendwann in eine persönliche Handschrift um. Die Schulschrift soll nur eine Grundlegung dafür sein.

Ob das heute wirklich in allen Bundesländern so ist, dass man erst mit der Druckschrift einsteigt und dann erst die Schreibschrift lernt, weiß ich nicht. Ich gehe aber mal davon aus. So weit ich mich an meine Vorlesung zum Schriftspracherwerb erinnere, waren es damals hauptsächlich die DDR, die damals gleich mit Schreibschrift einstieg und gar keine Druckschrift lehrte. Mir ist kein Fall aus der Alt-BRD bekannt.

Mich würde es sehr interessieren, welche Schriften diejenigen hier gelernt haben, die immer noch ihre Schreibschrift nutzen, und welche die anderen Leute hier gelernt haben. Da das hier aber vom eigentlichen Thema wegführt, eröffne ich gleich mal ein neues Thema: Warum schreibt ihr mit Schreibschrift oder Druckschrift?

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


trüffelsucher hat geschrieben:Das Thema Schreibschriften und Anfangsschriften ist auch im Lehramtsstudium ein heiß diskutiertes Thema. Da heutzutage die Kinder durchschnittlicher weniger Vorerfahrungen mit Büchern und anderen Druckerzeugnissen haben, wird in der Schule erst mal in der Regel die Druckschrift eingeführt. Ziel davon ist es, dass Kinder in der Lage sein sollen, zumindest Texte zu lesen. Dies begründet sich auf dem älteren Ansatz, nach dem man davon ausging, dass man durch viel Lesen auch das Schreiben erlernen kann.

Dann weichen beide Schulen meiner Kiddies von dieser Regel ab. Bei meinem jüngeren Kind erlebe ich ja gerade wieder den Schrifterwerb live mit und da lernen die Kinder beides, also sowohl drucken als auch die Schulausgangsschrift. Bei der Großen war es auch schon so, allerdings wurde bei ihr mehr Wert auf die Schulausgangsschrift gelegt. Übrigens gehen beide Kinder in derselben Stadt in den neuen Bundesländern in die Grundschule, wenn auch in verschiedene Schulen. Allerdings war es in der DDR wohl auch nicht immer so, dass erst Schreibschrift gelehrt wurde, das war erst Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre so, dass dann wieder mit der Schreibschrift begonnen wurde.

Ich selbst sehe es ja bei den Kindern so, dass die Schreibschrift zwar zunächst nicht ganz so einfach zu erwerben ist und durch ihre Individualität auch nicht ganz so einfach zu lesen ist. Aber schneller und vor allen Dingen ermüdungsfreier ist eben immer noch die Schreibschrift, wenn es nicht gerade eine sehr verschnörkelte (die Lateinische) sondern die Schulausgangs - oder vereinfachte Schulausgangsschrift ist.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^