Familien mit zwei Küchen - Nur in einer wird gekocht

Ich habe so etwas selbst noch nie erlebt, auch wenn ich ich schon mal jemanden kennengelernt habe, der zwei Küchen hatte. Das lag allerdings daran, dass diese Frau zwei Etagen in ihrem Dreifamilienhaus bewohnte und dabei die kleine Dachgeschosswohnung als Arbeitszimmer nutzte. Diese kleine Wohnung hatte natürlich auch eine Küche und ein eigenes Badezimmer. Die Küche wurde allerdings nie und das Badezimmer nur sehr selten benutzt, da die Frau ja eine Etage unter diesem Arbeitszimmer noch ihre richtige Wohnung hatte, wo es natürlich auch noch eine Küche und ein Badezimmer gab.

Ich habe allerdings noch nie jemanden erlebt, der einen Hobbyraum mit einer einfacheren Küche hat und diese benutzt, während im Hauptwohnbereich eine richtige Küche steht, die weitgehend ungenutzt ist. Ich stelle mir so etwas auch total unbequem und lästig vor. Ich hätte ehrlich gesagt keine Lust, immer in den Keller gehen zu müssen, um dort zu kochen. Wenn es nur darum geht, ein paar Nudeln warm zu machen, geht das vielleicht noch. Allerdings mag ich mir gar nicht vorstellen, wie nervig so eine Situation ist, wenn man mal etwas Aufwändigeres kocht und dann mehrere Stunden in der fiesen Keller-Küche zubringen muss.

Ich frage mich auch, warum diese Leute, die du kennst und die ihre "gute" Küche in der Wohnung schonen, während sie in der ollen Keller-Küche kochen, sich so verhalten. Es muss ja wohl darum gehen, die neue Küche zu schonen. Das allerdings finde ich sehr merkwürdig. Man kauft sich doch eine Küche in erster Linie, um sie auch zu benutzen. Natürlich gibt es wunderschöne Küchen, bei denen ich vielleicht auch erst einmal besonders vorsichtig wäre, damit kein Kratzer und kein Fettfleck auf die schönen neuen Möbel kommt. Allerdings käme ich niemals auf die Idee, die Küche einfach nicht zu benutzen und mich mit dem Gaskocher in den Keller zu setzen (eine alte Küche habe ich im Keller nämlich nicht). Wenn eine neue Küche schmutzig wird, kann man sie ja auch gründlich putzen - wenn es sein muss, auch mit der Zahnbürste. Normale Abnutzungsspuren gehören einfach dazu. Wenn eine Küche nach vielen Jahren (oder Jahrzehnten) total abgenutzt ist, kann man sie wieder austauschen. Wenn man von vorneherein so viel Geld in die Küche gesteckt hat, dass man sich praktisch erst nach 40 Jahren eine neue Küche leisten kann, hat man wohl von vorneherein etwas falsch gemacht. Wenn man so pingelig ist, sollte man vielleicht eine billigere Küche kaufen und riskieren, diese dann schon nach zehn Jahren auszutauschen.

Ich könnte mir durchaus vorstellen, im Keller einen weiteren Kühlschrank aufzustellen. Gerade bei größeren Partys ist das ganz praktisch. Bei Leuten die viel auf Vorrat einkaufen und dann einfrieren, kann sich auch eine zweite Kühltruhe lohnen. Eine komplette Küchenzeile hingegen finde ich nicht einmal dann sinnvoll, wenn man einen Party-Keller hat. Mir würde die normale Küche reichen.

Wenn man ins Wohnzimmer gehen will, dann ist vor der Wohnzimmertür ein Eimer mit Plastiküberziehern für die Schuhe (so, wie es im OP gibt) und jeder Gast muss diese über die Schuhe ziehen, damit der hellbeige Florteppich nicht verunreinigt wird.

Sag bitte, dass das nicht wahr ist! Das ist ja wirklich sehr schräg und unmöglich den Gästen gegenüber. Ich stehe ehrlich gesagt auch auf total minimalistisch eingerichtete und perfekt saubere Wohnungen. Aber das, was hier berichtet wird, ist wirklich nicht mehr normal.

In meinem Elternhaus hatten wir damals auch zwei Küchen. Die eine befand sich im Keller und war alt und abgenutzt. Die zweite befand sich im Erdgeschoss und wurde jedoch ebenfalls regulär genutzt. Die im Keller war hauptsächlich bei Grillfesten und bei Feiern draußen in Betrieb. Die im Erdgeschoss war die Küche, die tagtäglich zum Zubereiten der Speisen genutzt wurde.

Ich kann es also durchaus nachvollziehen, dass Familien zwei Küchen besitzen. Was ich jedoch etwas seltsam finde, ist, dass die eine Küche funkelnagelneu ist, jedoch nicht genutzt wird und wenn dann nur zu Dekozwecken. Wenn man Kochgerüche nicht mag, dann verwendet man einen hochwertigen Dunstabzug. Wenn ich zum Beispiel hier koche, riecht man danach absolut gar nichts.

Ich selber würde das natürlich auch machen, wenn ich das Geld und den Platz dazu hätte. Was mich an meiner Wohnung nämlich immer besonders aufregt, ist die Küche, die irgendwie jeden Tag ständig verschmutzt ist. Entweder die Kästen sind nicht sauber (innen oder außen) oder das Backrohr ist verschmutzt oder die weiße Mikrowelle wieder angepatzt. Das sind Dinge, die man dem Besuch einfach nicht zeigen möchte.

Deshalb wäre ich sofort dafür, dort zu kochen, wo es niemand sieht- natürlich nicht unhygienisch, ist klar, aber einfach nicht so pingelig sein zu müssen, wenn jemand kommt, oder noch so einen Stress haben mit: Jetzt muss ich erst aufräumen etc. Allerdings muss ich schon dazu sagen, dass ich selber das nicht kenne, in meinem Bekanntenkreis, so eine Vorzeigeküche.

Ich wohne ja auf dem Land und da ist es in den Bauernhäusern schon üblich, dass man zwei Küchen hat. Allerdings ist es dann meist so, dass eine zum Fleischverarbeiten oder besser gesagt zum Schweinzerteilen dient. Weiters wird dort auch Marmelade eingekocht und Gemüse eingelegt, bei uns nennt man das Wirtschaftsküche. Meist ist es eine ältere Küche, die mit Holzherd und großen Töpfen ausgestattet ist. Dort gibt es auch eher weniger modernen Schnickschnack, sondern eben praktische Geräte. Die zweite Küche in den Bauernhäusern wird eigentlich für die alltäglichen Kocharbeiten genutzt.

Allerdings kenne ich auch ein paar Frauen, die in der älteren Küche auch die täglichen Kocharbeiten verrichten, da sie die Andere möglichst lange wie neu haben wollen. Mir wäre das auch zu umständlich, ständig das Essen einen Stock hoch zu tragen, damit ich die neue Küche nicht schmutzig mache. Außerdem finde ich, dass man den Besuch dabei auch vernachlässigt. Man kann ja während des Kochens nicht einmal mit den Leuten reden, da man ja einen Stock tiefer ist.

Zwei Küchen in einem Haushalt kenne ich zwar auch aber nicht in dem Sinne wie hier beschrieben. Ich finde es schon etwas merkwürdig, wenn man sich eine Küche nur zum Anschauen und als Vorzeigemodell für Besucher kauft. Aber das ist bei manchen Menschen eben so, dass sie ihren Status mit so etwas untermauern müssen. Wer dann heimlich eine olle Küche im Keller benutzt macht sich in meinen Augen zum Affen. Anders ist es natürlich, wenn man eine Kellerküche für besonders eklige Sachen (ausnehmen, zerteilen, etc) oder für Gerichte, die einige Stunden garen müssen und dessen Geruch sich in den ganzen Wohnräumen festsetzen würde, benutzt.

Eine gute Küche, für die man einen 5stelligen Betrag ausgegeben hat, ist natürlich etwas besonderes aber wenn ich sie gar nicht benutzen dürfte, hätte ich nicht lange Freude daran. Ich kann mir nicht vorstellen, dass solche Menschen ihre bessere Küche aus Angst schonen. So wild wird doch keiner beim Kochen rumwerkeln, dass sie schon nach wenigen Wochen beschädigt wird. Und wenn man nach dem Benutzen alles reinigt, bleibt die Küche auch vorzeigbar. Sauber machen muss man unbenutzte Küchenschränke und Geräte auch irgendwann.

Bei uns war es so, dass neben der normalen Küche auch noch eine gewerblich genutzte vorhanden war. Diese konnte mit den Friteusen, der Grillfläche und dem ganzen Schnickschnack natürlich nicht mithalten. Da war es einfacher und schneller etwas zu kochen und vor allem konnte jeder das bekommen worauf er gerade hunger hatte. In einer normalen Küche wird kaum jemand mehrere komplette Gerichte zubereiten können. Auch die Reinigung war viel angenehmer, da alle Elemente aus Edelstahl bestanden. Gegessen wurden dann auch nicht in den Privaträumen sondern im Speißesaal, da dieser direkt neben der Küche lag und somit schneller erreichbar war. Es war halt praktischer, bequemer und schneller.