Sind die Deutschen Klassiker noch in?

vom 14.06.2010, 13:48 Uhr

Ich lese sehr gerne Klassiker. Ich habe damit in meiner Schulzeit begonnen und seitdem wirklich viel von (unter anderem) Goethe, Brecht, Shakespeare, Hesse, Schiller, Büchner, Tolstoi, Wilde, Mann usw. gelesen. Zum einen, weil ich finde, dass man einige Bücher einfach gelesen haben muss und zum anderen weil ich die 'alte' Sprache doch recht gerne habe. Außerdem kaufe ich mir immer die kleinen Reclam-Hefte, die man so schön verschmuddeln kann und die so klein sind, dass sie in jede Handtasche passen.

Aber ich bin da wohl, wie du schon festgestellt hast, eine Ausnahme. Das hat, meiner Meinung nach, mehrere Gründe. Es wird allgemein weniger gelesen. Welcher Jugendliche setzt sich denn nachmittags hin und liest ein Buch? Es gibt Fernsehen, Internet usw. Das Angebot ist einfach viel größer. Und ich denke, wenn man das Lesen als Kind bzw. Jugendlicher nicht 'mitbekommen' hat, setzt man das als Erwachsener auch nicht fort.

Die allgemeine Abneigung gegen Klassiker könnte daher kommen, dass man die eben in der Schule lesen muss. Schule ist doch doof und ein Buch, das man lesen muss, macht nicht halb so viel Spaß wie eines, das man an einem Winternachmittag im warmen Wohnzimmer ganz freiwillig verschlingt. Mir hat es damals auch nicht wirklich gefallen, jedes Buch bis zum Abwinken zu besprechen und in jede Kleinigkeit etwas hineinzuinterpretieren. Das macht auch den wenigsten Spaß.

Dann kann ich mir vorstellen, dass viele einfach lesen um abzuschalten und sich zu entspannen. Ich finde nicht, dass Faust in die Kategorie 'leichte Lektüre' fällt. Ich würde das nicht lesen um einfach mal an was anderes zu denken ohne wirklich viel nachzudenken. Da liest sich ein Liebesroman oder ein einfacher Thriller schon leichter. Sowas lese ich am Abend auch lieber.

Zum Thema Theater bzw. Filme: Ich finde, dass es zurzeit eigentlich ganz gut aussieht im Kinoprogramm. 'Goethe', 'Effi Briest', die 'Buddenbrooks', die du schon erwähnt hast. Ich muss auch dazu sagen, dass unser Theater (Regensburg) sich da eher nicht anpasst. Im Moment läuft zum Beispiel 'Der blaue Engel' (nach dem Roman 'Prof. Unrat' von Heinrich Mann) und das Theater war, als ich mir das angesehen habe, ausverkauft. Nathan der Weise lief erst vor kurzem und bald ist die Premiere von Oscar Wildes 'The importance of being earnest' (heißt 'Bunbury'). Also ich kann nicht behaupten, dass sich das Theater hier anpasst. Die Stücke werden zwar neu inszeniert, ein bisschen moderner, aber dennoch mit Vorlage der 'Klassiker'.

'Out' werden diese Bücher nie. Genauso wenig wie eine 'Mondscheinsonate' jemals out sein wird. Das ist einfach Kultur und die ist zeitlos. Jedoch denke ich, dass wir alle ein bisschen an einer gewaltigen Reizüberflutung leiden und auch nicht mehr wirklich die Zeit nehmen, um solche Dinge noch zu schätzen und zu lieben. Ich finde, dass das Theater hier schon in die richtige Richtung geht, indem es alte Dramen 'modernisiert' um auch junge Leute anzusprechen.

» Lia. » Beiträge: 198 » Talkpoints: 0,70 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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