Meine schwangere Nachbarin

vom 14.06.2010, 11:12 Uhr

Ich muß mir an dieser Stelle einfach mal meine Kummer von der Seele schreiben. Mir ist schon bewußt, daß ich bei dieser Geschichte diejenige bin, welche Rücksicht nehmen und Verständnis haben muß. Aber mein Wissen darüber und meine wirklichen Gefühle und Gedanken, liegen leider nicht auf einer Wellenlänge. Soviel vorab.

Eigentlich wohne ich mit meiner Familie in einem ruhigen Mehrfamilienhaus. Wir leben hier noch keine sechs Monate, hatten aber in der Vergangenheit keine nennenswerten Probleme in unserem neuen zu Hause. Aber seit einiger Zeit habe ich das Gefühl, daß ein Elefant unter mir eingezogen ist. Ich weiß, das Fräulein ist schwanger. Ich war selber auch schon in anderen Umständen und bin mir bewußt, daß man einen schweren Gang entwickeln kann.

Ich würde sie auch niemals darauf ansprechen. Das wäre einfach nicht fair. Trotzdem brodelt es ein wenig in mir. Wohl fühle ich mich mit diesen negativen Gedanken ganz bestimmt auch nicht. Ich versuche mir auch ständig selber einzureden, daß sie schwanger ist, und ich still zu halten habe. Aber ich muß schon zugeben, daß dieses ständige gepoltere von ihren Schritten und die laute Art, wie sie seit neustem ihre Türen und Schränke zu macht, mir kräftig auf die Nerven geht. :oops:

Kennt ihr auch solche Situationen oder Vorkommnisse in eurem Leben, bei denen euch klar war, daß ihr tolerant sein müßt? Aber trotz diesem Wissens, mußet ihr euch schwer zusammenreißen, um keinen Schrei loszulassen? Hattet ihr dann auch so eine Mischung zwischen sich schämen und wütend sein im Bauch? Mir geht es auf jeden Fall so. Und glaubt mir, gut geht es mir damit nicht.

» Fabienne3 » Beiträge: 824 » Talkpoints: 23,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



So ein bisschen kenne ich das von der Oma meines Freundes. Sie ist über Achtzig, hat ihren Mann verloren und das jüngste Kind ist geistig zurück geblieben und wohnt bei ihr. Wenn Oma stirbt muss diese Tochter in eine Wohneinrichtung ziehen, wo sie meines Erachtens gut klar kommen wird und die beiden gesunden Schwestern sind ja auch noch da, um nach ihr zu sehen, aber Oma macht sich eben Sorgen. Immerhin betreut sie das Mädel seit gut 40 Jahren. Und um ihrem Mann trauert sie noch immer sehr, obwohl der schon über 15 Jahre tot ist. Ich kann also gut nachvollziehen, warum sie nicht eben mit sonniger Stimmung durchs Leben geht.

Trotzdem macht es mich wahnsinnig, mir immer anzuhören, wie schlecht es ihr geht, wie traurig das alles ist und ach, ach, ach, es hat ja sowieso alles keinen Sinn und sie stirbt sowieso bald. Dabei finde ich, sie hätte es weitaus schlechter treffen können. Sie ist gesund, hat drei Kinder und vier Enkel, die sie alle lieben und mit denen sie sich eigentlich gut versteht und sogar schon einen kleinen Urenkel. Sie hat ein hübsches, kleines Eigenheim und keine Geldsorgen. Natürlich ist es trotzdem traurig, dass sie eine behinderte Tochter hat und ihr Mann tot ist, aber es ist keineswegs so, dass sie gar nichts positives in ihrem Leben hat und deswegen unentwegt lamentieren müsste. Aber diese Oma badet geradezu im Selbstmitleid und findet an allen guten Sachen etwas auszusetzen.

Vielleicht bin ich da als junger Mensch nicht ganz fair, ich habe meinen Mann noch und bislang auch keine Kinder, die mir Sorgen bereiten könnten und habe keinen Weltkrieg erlebt. Deswegen versuche ich nicht genervt zu reagieren, wenn sie auf die Frage, wie es ihr denn geht mit "Ach, schlecht, schlecht, aber was soll man machen?" und einem tiefen Seufzer reagiert. Wahrscheinlich ist sie sogar krankhaft depressiv und würde eigentlich einen Arzt und Medikamente benötigen. Aber in dieser Hinsicht haben ihre Töchter bislang auf Granit gebissen, da will sie sich absolut nicht helfen lassen. Und das ärgert mich dann schon, dass sie an allem nörgelt, aber auch nichts tun will, damit es ihr besser geht. Für Krankheiten kann man nichts, aber die Therapie zu verweigern hilft einem auch nicht weiter. Ich bemühe mich wirklich um Toleranz und bin auch immer so nett und freundlich zu ihr, wie ich kann, aber es fällt mir manchmal schon schwer und innerlich stöhne ich auf, wenn wir auf eine Feier müssen, wo sie ebenfalls zu Gast sein wird.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich würde auch sagen, dass es die beste Lösung ist, wenn du zu der Dame hingehst und sie freundlich auf ihre "lautstarke Lebensweise" hinweist. Du musst ihr ja nicht direkt an den Kopf werfen, dass sie sich, nur weil sie schwanger ist, noch lange nicht alles erlauben kann, und dass sie gefälligst etwas leiser sein soll. So uncharmant muss man das ja nicht machen.

Du kannst zum Beispiel zu ihr hingehen und sie erstmal ganz höflich fragen, wie es ihr in ihrer Schwangerschaft geht. Dann kannst du sagen, dass du das Gefühlt ja auch kennst und dass du weist, wie sich das alles anfühlt usw. Dabei kannst du erwähnen, dass du selbst das Gefühl hattest, dass du mit der Zeit immer behäbiger geworden bist und dir alles immer schwerer gefallen ist und sie dann fragen, ob es ihr genauso geht.

Und daran anschließend kannst du sie darauf ansprechen, dass du das des Öfteren auch hörst, dass ihr das alles nicht leicht fällt. Dass du schon öfter mal hörst, wenn sie eine Tür oder einen Schrank zumacht. Und dann kannst du sie fragen, ob sie in Zukunft nicht vielleicht etwas darauf achten könnte, die Türen etwas leiser zuzumachen und sie nicht einfach zuknallen zu lassen, weil dich das manchmal schon etwas stört.

Du kannst ja noch dazu sagen, dass das alles ja nur zeitlich begrent ist, dass du es aber trotzdem nett fändest, wenn sie darauf achten würde. Wenn sie es nicht einsehen will (was ich mir aber nicht vorstellen kann), kannst du sie ja immer noch fragen, ob sie es toll finden würde, wenn du die Türen so zuschlagen würden, wenn ihr Kind gerade schläft und es dadurch geweckt werden würde. Ich denke, das ist insgesamt eine gute Möglichkeit, die Sache auf einem freundlichen Niveau zu klären.

» Sebbe2307 » Beiträge: 197 » Talkpoints: 14,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Kann es sein, dass Du mittlerweile ziemlich Vorbehalte gegen die Mieterin unter Dir hast, Fabienne3? Das Problem mit dem schweren Gang ist eines. Allerdings ist es dann ja auch nicht auszuschließen, dass Du auf andere Dinge (wie das Schließen von Türen) überempfindlich reagierst, weil Du ohnehin vorgespannt bist? An Deiner Stelle würde ich mal andere Familienmitglieder fragen, ob sie das genauso empfinden. Wenn ja, dann kannst Du ja mal das Thema vorsichtig anschneiden.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



@JotJot
Über Vorbehalte würde ich in diesem Fall eigentlich nicht sprechen. Es ist zwar so, daß ich wirklich über ein ausgesprochen gutes Gehör verfüge, trotzdem ist die Lautstärke selbst meinem Ehemann aufgefallen. Und das soll wirklich etwas heißen. :lol:

Zum Anfang konnte man die Schritte zwar auch hören, aber das hat nicht gestört. Wenn man in einem Mehrfamilienhaus wohnt, dann muß man sich eben mit gewissen Dingen abfinden. Aber seit geraumer Zeit, kann man das Auftreten schon fast mit einem Elefantenschritt vergleichen. Da wir wissen, daß unsere Nachbarin schwanger ist, vermuten wir damit den Zusammenhang.

Warum sie auf einmal ihre Schränke und Türen nicht mehr "normal" schließen kann, ist uns allerdings ein Rätsel. Vielleicht hängt das auch mit ihrem Zustand zusammen. Alles muß schnell gehen, damit man sich wieder ausruhen kann, oder was weiß ich. Aber ich gehe mal davon aus, daß sich wenigstens das wieder einspielen wird.

Es stimmt schon, daß diese Bewohner mit Abstand die lautesten sind. Da könnte man von einer gewissen Vorbelastung sprechen. Aber ich bin nicht die Einzige, welche diese Problematik erkannt hat. Deshalb würde ich mich nicht als überempfindlich einstufen. Wir haben auch in der Eigentümerversammlung schon mit dem Vermieter gesprochen, aber der kümmert sich nicht um derartige Belange. Die anderen Eigentümer bzw Mieter, trauen sich an das Pärchen nicht mehr heran. Diese reagieren nämlich auf Beschwerden mit Gegenbeschwerden und nehmen dann noch weniger Rücksicht. Das haben zumindest die alten Bewohner berichtet.

Wie gesagt, wir leben hier noch nicht so lange. Da kann man auch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, und sich nach kurzer Zeit mit Meckereien ankommen. Ich versuche vom besten Fall auszugehen, und hoffe, daß sich das Gestampfe erledigt hat, sobald das Kind auf der Welt ist.

» Fabienne3 » Beiträge: 824 » Talkpoints: 23,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde eigentlich, dass du das fast schon ein bisschen zu eng siehst. Schwangerschaft ist keine Krankheit. Die Frau ist bei vollem Verstand und ein Schwangerschaftsbauch ist auch keine Behinderung. Ich erlebe es selbst hin und wieder, dass manche Schwangere sich aufführen, als seien sie schwerkrank. Aber ich habe es auch andersherum erlebt und ich weiß, dass man auch durchaus anders kann, Sicher hat man in diesen Monaten manchmal schwer ist Hormonen und Stimmungsschwankungen zu kämpfen, aber das gibt einem nicht das recht sich aufzuführen, als würde man jeden Moment tot umfallen. Manche Frauen übertreiben da einfach nur sehr.

Ob du die Frau nun darauf ansprichst oder nicht, bliebt natürlich dir selbst überlassen. ich würde es wahrscheinlich machen. In deinem Fall würde ich den Krach vielleicht noch tolerieren, wenn es sich wirklich nur um die Schritte handeln würde. Vielleicht geht sie wirklich so laut und das war auch vor der Schwangerschaft so. Mein Bruder beispielsweise hört sich barfuß auch manchmal an, als hätte er Stöckelschuhe an, weil er einfach sehr fest mit den Fersen auftritt, dass muss nicht unbedingt an der Schwangerschaft liegen, kann es aber natürlich. Was mich aber extrem stören würde, ist das sie so mit den Schränken und Türen poltert, wie u geschrieben hast. Da ist eine Schwangerschaft doch wirklich keine Entschuldigung für. Drüber würde ich mich mal höflich beschweren, denn das muss man sich nicht unbedingt gefallen lassen. Wenn die Mieter vor der Frau leiser waren, kann es nicht an den Wänden oder so liegen, dann liegt es eben wirklich an der Frau und das würde ich wirklich mal ansprechen.

Ich selbst kenne das auch sehr gut. Ich bin Musiker und habe daher ein extrem empfindliches Gehör und bin leider auch leicht reizbar. Wenn ich in meinem Zimmer sitze und meine Oma auf Besuch bei uns ist, höre ich sie durch die verschlossene Tür hindurch in der Küche ihr Knäckebrot knabbern und schmatzen. Das bringt mich meistens richtig zur Heißglut, aber ich kann auch schlecht runter gehen und mich beschweren, denn irgendwie kann ich auch verstehen, dass ihr das nicht so bewusst ist, wie laut sie isst und dass es mit einem Gebiss nun mal nicht ganz so einfach geht. Am Tisch nervt sie mich auch immer schrecklich mit ihrem Geschmatze.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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