Überbleibsel von Verstorbenen - Darf man das ablehnen?
Die Oma meines Freundes ist ja vor etwa 4 Wochen verstorben und jetzt geht es eben darum, dass ihr Haushalt aufgelöst wird. Sie wohnte wirklich schon lange in einem sehr alten Haus und hat eben teilweise noch sehr antike Möbel; sie war auch sehr alt und hat immer alles aufbewahrt seit sie selbst klein war. Nun hatte sie ja zwei Töchter, die allerdings für sich selbst schon aufgeschlossen haben, dass sie etwas von den Sachen brauchen. Sie sagen eben immer, sie hätten ja selbst einen Haushalt, der komplett und seit Jahren ausgestattet ist und das soll doch für die jungen Leute sein. Nun wollte mir die Mutter meines Freundes am Wochenende irgendwelche Weinkelche andrehen und einen Kartoffelstampfer. Man muss es sich wirklich so vorstellen: Die Weinkelche mögen ja vielleicht damals echt exklusiv gewesen sein, aber so etwas möchte ich mir nicht in den Schrank stellen. Sie gefallen mir nicht, sie sind von einer verstorbenen Frau und ich weiss genau: Würde ich sie jetzt annehmen, ich würde sie in den Keller stellen.
Beim Kartoffelstampfer ist es genauso! "Du hast ja keinen" hieß es. Naja gut, aber ich lege mir doch keinen Kartoffelstampfer in meine Schublade, der von 1955 ist und jahrelang in einer dreckigen Schublade lag. Für sowas hat aber keiner Verständnis. Natürlich habe ich das so nicht ausgedrückt, sondern war höflich und haben gesagt, ich bräuchte das nicht und ich würde Püree lieber mit der Gabel machen, aber die Wahrheit ist eben, dass ich keine Haushaltsgegestände dieser Frau in meinen Haushalt aufnehmen will. Nicht, weil ich sie nicht mochte. Es ist ja nicht meine Mutter gewesen oder meine Oma, sondern im Prinzip mir selbst eine recht fremde Frau, die ich nur 4 oder 5 Mal über getroffen habe in all den Jahren, weil sie lange schon bettlägrig und krank war. Gestern kam es mir fast so vor, dass die beiden Töchter offenbar die Sachen loswerden möchten. Sie scheinen aber offenbar keine Lust zu haben, die Sachen zu entsorgen bzw. ich denke, es ist eher eine Frage des Gewissens. Deshalb möchten sie sie lieber jemandem andrehen, damit sie danach sagen können, sie hätten die Sachen ihrer Mutter gut aufbewahrt - Dabei weiss ich: Die beiden würden sich selbst so alte Sachen niemals in die Küche stellen! Jetzt habe ich gestern schon ein kleines Milchkännchen mitgenommen, das in Ordnung aussah. Aber morgen müssen wir wieder hin und es soll weiter ausgemistet werden und ich möchte morgen wirklich nichts mehr mitnehmen. Wie würdet ihr das denn am besten äußern und deutlich machen?
Jetzt mal davon abgesehen, dass man auch einen gebrauchten Kartoffelstampfer gut einsetzen kann (ich gehe davon aus, dass der durchaus gereinigt werden kann) und auch dass ein solcher Stampfer aus dem Jahre 1955 eine gewisse Exklusivität mit sich bringen würde, steht es Dir sehr wohl frei, klar abzulehnen. Das hat dann noch nicht mal was mit der verstorbenen zu tun, sondern mit dem persönlichen Geschmack und seinen Vorlieben!
Ich glaube, dass Du hierbei nicht wirklich vorsichtig sein musst, wenn Du die Ablehnung formulierst. Schließlich gehst Du die Töchter der Hinterbliebenen damit nicht persönlich an. Das sollte denen auch klar sein.
Wenn man Dir also wieder was anträgt, dann kannst Du einfach sagen, dass das und jenes sicher exklusive und schöne Stücke sind, Du aber für Dich sicher weißt, nichts damit anfangen zu können und es sich mit dem Rest der eigenen Einrichtung so beißt, dass Du es doch wieder entsorgen müsstest. Wozu noch mehr rechtfertigen?
Nebenbei frage ich mich, wieso Du überhaupt die Gespräche führen musst. Was sagt Dein Freund/Mann zu der Geschichte? Es ist doch seine Mutter und Tante, die hier offenbar versuchen, euch Plunder aufzuschwatzen? Wieso klärt er nicht unmissverständlich, dass ihr kein weiteres Zeug angeboten braucht? Er sollte da ja offener reden und entsprechend nachdrücklich werden können. Letztlich war es ja auch seine Oma.
Diese Situation kenne ich nur zu gut. Ich mag ja alte Haushaltsgegenstände und sammle auch Sachen, deren Design mit gefällt. Leider führt das auch dazu, dass es genug Leute in meinem Umfeld gibt, die denken, dass man mir jeden Scheiß andrehen kann. Teilweise ist es echt anstregend, wenn ich zum Beispiel zum wiederholten Mal erklären muss, dass alte Blechdosen für mich eine schöne Dekoration sind, während ich alte Tupperdosen einfach nur eklig finde.
Ich kann es schon verstehen, wenn jemand nicht gerne Sachen wegwirft, die eigentlich noch gut sind. Und wenn ich so etwas entsorge habe ich auch ein schlechtes Gewissen, denn eigentlich lehne ich diese Wegwerf-Mentalität in unserer Gesellschaft ab. Ich würde in deinem Fall deshalb mal schauen, ob es bei euch eine Möglichkeit gibt die Sachen zu spenden. Es gibt ja in vielen Städten Geschäfte, die gebrauchte Sachen verkaufen und die sich über Sachspenden freuen und darauf auch angewiesen sind.
Mit dieser Information im Gepäck wäre es für dich wahrscheinlich auch einfacher Dinge abzulehnen, die dir jemand beim Ausmisten andrehen will. Dann könntest du nämlich sagen, dass die Sachen bei dir nur im Keller rumstehen würden, während sich jemand anders darüber freuen wird, wenn er die Sachen für wenig Geld kaufen kann.
Ich kann dich da durchaus verstehen. Meistens hat man ja sowieso alles zu Hause was man braucht, sonst hätte man es sich ja selbst besorgt. Beim Ausmisten meiner Oma war es ähnlich, nur dass diese nicht verstorben war. Ich habe aber trotzdem abgelehnt, wenn ich etwas nicht wollte. Es wäre ja wirklich sinnlos, wenn man es mitnimmt weil man ein schlechtes Gewissen hat und es dann erst die nächsten Jahre entsorgt.
An deiner Stelle würde ich es dann aber recht offen und deutlich sagen. Du musst es ja nicht so ausdrücken, dass du keine alten Sachen in der Küche möchtest, sondern dass du dies eben schon hättest oder eben nicht brauchst. So wie du es bei der Kartoffelpresse gemacht hast. Auch könntest du deinem Freund das alles erklären dass er dazu Stellung beziehen kann, immerhin ist es ja seine Verwandtschaft und seine Oma gewesen. Er kann da sicher besser vermitteln.
Ich kann mich auch ein wenig in die Angehörigen reinversetzen. Wobei ich selbst an sich immer alles gebrauchen kann. Leider. Als meine Eltern vor sechs Jahren umzogen und wir damals quasi zwei Haushalte auflösten, fand ich vieles auch einfach zu schade zum Wegschmeissen. Einiges habe ich mitgenommen. Aber ich hatte immer ein schlechtes Gewissen, das mein Bruder an sich nichts nahm. Er sagte, er braucht das nicht. Und so fragte ich halt auch gelegentlich mal rum, wer das und das noch brauchen kann, weil es halt zum Wegschmeissen einfach zu schade war. Und auch von den Sachen die auf dem Sperrmüll gelandet sind, nahmen sich noch Leute Sachen mit.
Ich denke persönlich man kann einiges schon gebrauchen, was man sich selber halt nicht kaufen würde. Oder bei mir aktuellstes Beispiel: Nach dem Tod meiner Mutter waren immens viel Kleiderbügel da. Schon damals zeigte auch die Freundin meines Bruders Interesse. Offen wurde da nie drüber gesprochen. Nun könnte ich welche gebrauchen. Also fragte ich meinen Vater. Die hat er weggeschmissen. Und ich koche innerlich. Das ist ja nun wirklich was, was man durchaus mal gebrauchen kann. Da hätte er uns ja zumindest mal fragen können. Im Gegenzug packt er aber einige Sachen einfach zusammen und drückt sie einem in die Hände. Da könntest du ja mal gebrauchen. Schlimm ist es dann nur, wenn ihm Monate oder Jahre später einfällt, das er es nun doch brauchen kann.
Vor dem Tod meiner Großeltern wurde oft unter den anderen Enkeln am Kaffeetisch diskuttiert, was man nach deren Tod haben möchte. Ich fand das immer unmöglich. Nach dem Tod meiner Großeltern hieß es dann, nachdem sich die Kinder rausgesucht hatten, was sie wollten, wir Enkel könnten nun. Komischerweise tauchte die Cousine die vorher am lautesten gebrüllt hatte, was sie alles mal haben will, gar nicht auf. Die Sachen sind nachher im Müll gelandet. Fand ich schade, denn an sich hatte sie ja irgendwie mal an den Sachen Interesse gehabt. Und ich denke, dann kann man sie auch nehmen, bevor sie im Müll landen.
Ich habe auch Sachen von Verstorbenen die ich nicht kannte. Es gibt auch Sachen, die ich heute noch nehmen würde, von Leuten die ich nicht kenne. Aber auch Sachen, die ich heute nicht mehr nehmen würde, weil ich sie einfach nicht gebrauchen kann. Genauso gibt es Sachen, die ich gerne hergeben würde, bevor sie im Müll landen. Da frage ich durchaus auch mal durch die Runde. Und die ersten Ansprechpartner sind Leute die halt auch kein Geld haben oder bei denen ich vermute, das sie finanziell knapp sind. Zu dieser Gruppe zählen für mich dann halt auch Studenten. Deshalb denke ich, das die Angehörigen der Großmutter deines Freundes es an sich nur gut meinen. Und man kann dann auch durchaus ehrlich sagen, wenn man was nicht möchte.
Ich würde trotzdem hingehen, wenn du die Hilfe angeboten hast. Und halt auch klar sagen, das du dich schon meldest, wenn du was haben möchtest. Wie gesagt, ich denke nicht, das sie das Zeug einfach jemand andrehen wollen. Es ist vielleicht auch ihre Art sich dankbar zu zeigen, für deine Hilfe. Allerdings wenn dein Partner was haben möchte, solltest du es ihm auch zugestehen. Es sind für ihn Erinnerungsstücke an seine Großmutter und für ihn vielleicht wichtig. Kompromisse werden sich finden lassen.
Ich kann es durchaus verstehe, wenn man von Verstorbenen nichts annehmen möchte, auch wenn man es noch so gut gebrauchen könnte. Das ist irgendwie ein innerer Widerstand, gegen den ich dann auch gar nicht angehe. Das habe ich nämlich früher durchaus gemacht, aber mich nicht wirklich wohl gefühlt.
Vor kurzem bin ich allerdings ein wenig rückfällig geworden, ein kurz vor dem Tod stehender Bekannter hat mir Bücher überlassen und da mir da eine Ablehnung schwer fand, habe ich die Dinge genommen und an der nächsten Sammelstelle zu Bargeld gemacht. Dort wird unter anderem auch Glas und Metall angenommen.
Den anderen Angehörigen die Dir, Sippschaft, etwas aufdrängen wollen, würde ich einfach sagen, dass Du nichts von den Dingen möchtest. Eine Begründung bist Du niemandem schuldig, wenn Du das Angebot ablehnst. Nur solltest Du Dich auch unbedingt mit Deinem Freund absprechen, da Ihr ja nicht immer einer Meinung seid, sonst fällt er Dir eventuell in den Rücken.
Ich hatte eine ähnliche Situation auch einmal erlebt. Es handelte sich dabei jedoch um meine eigene Oma und ich sollte ein Bild von ihr nehmen, auf dem Maria in Gold und funkelnden Bunttönen abgebildet war, um es mir ins Zimmer zu hängen. Ich bin aber überzeugter Atheist, fand das Bild kein bisschen schön und wollte es nicht haben. Für mich sah es eher nach etwas aus, was man in die Kirche hängen würde. Ich habe es aber nicht genommen, auch wenn ich mir noch jahrelang danach anhören musste, dass Oma sicher sehr enttäuscht gewesen wäre, wenn sie das gewusst hätte. Ich selbst glaube allerdings, dass meine Oma das toleriert hätte, denn sie ist nun mal kein Mensch, der anderen Leuten seine Sachen aufzwingen will, so schön sie auch sein mögen. Ich sehe es ganz ehrlich nicht ein, wieso ich Sachen nehmen sollte, die ich nicht haben will und die mir nicht gefallen. Soll ich das um der verstorbenen Person Willen machen? Das sehe ich nicht wirklich ein und ich finde es auch absolut albern, wenn Verwandte einem dann mit dem Argument ankommen, der oder die Verstorbene wäre sehr enttäuscht, wenn sie oder er das gewusst hätten. Manchmal ist es eben besser, einige Dinge einfach zu entsorgen, so schwer es einem auch fällt. Und wenn einem daran liegt, dann soll man es doch selbst behalten, damit man irgendwann in 30 Jahren die Sachen nochmal hervorholen und in Erinnerungen schwelgen kann. Mit der Zeit gewinnen die Sachen schließlich auch an Wert.
Ich mag antike Gegenstände allerdings sehr gerne. Wenn es sich um Küchenutensilien handelt, habe ich das auch nicht besonders gerne, zumindest würde ich sie nicht benutzen. Von meiner Oma habe ich einige Figürchen behalten, die sie schon seit der Kindheit gesammelt hat und die aus aller Welt stammen. Von meinem Ururopa habe ich eine sehr schöne Blockflöte. Gespielt wird darauf natürlich nicht, aber sie hat ihren Wert und ich schaue sie immer gerne an. Auch eine Geige habe ich von meinem Ururopa geerbt. Die ist inzwischen auch schon um die 10.000 Euro wert, ich habe sie vor einigen Jahren schätzen lassen. Er hat sie angeblich in Wien gekauft und sie hatte damals schon einen stolzen Preis. Sie wird auch noch regelmäßig gespielt und gut erhalten. Von meiner Uroma habe ich viele alte Schwarzweiß Fotos und ein Stofftier. Das behalte ich allerdings auch alles nur zur Erinnerung.
Um zu deiner Situation zurückzukommen, ich würde einfach höflich aber beständig ablehnen und ganz direkt sagen, dass du die Sachen nicht brauchst und vielleicht hilft es auch, wenn du ein bisschen darüber jammerst wie viele Dinge du schon bei dir herumliegen hast, die du nicht benötigst und das dir nicht daran liegt, noch mehr solcher Dinge anzuhäufen. Vielleicht bittest du auch deinen Freund, dir ein bisschen dabei zu helfen, schließlich ist es doch auch seine Oma. Irgendwann müssen die Leute schließlich verstehen, dass du die Sachen nicht haben willst und dann werden sie auch aufhören, sie dir aufzudrängen. Ich kann verstehen, wieso du die Dinge nicht haben willst. Wer stellt sich schon Weingläser in den Schrank, die einem nicht gefallen oder behält Küchenutensilien, die man ekelig findet. Ich selbst finde solche Teile auch etwas ekelig, egal wie sauber ich sie schrubbe, Sie wurden jahrelang von jemandem anderen benutzt, man weiß nicht, was damit gemacht wurde, wo es rumlag und überhaupt hat das Ding schon eine ziemliche Geschichte hinter sich. Ich fühle mich wohler dabei, neue Dinge zu verwenden, die ich selbst gekauft habe und die nur ich benutzte und nicht vor mir schon jahrelang jemand anderes.
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