Psychologem sagen dass man schon zu anderem Psychologen geht

vom 10.06.2010, 17:02 Uhr

Hallo!

Eine Bekannte von mir hat mich neulich um Rat gefragt, doch ich wusste bei dieser Frage selbst nicht wirklich, was ich antworten sollte. Ich habe dieser Bekannten neulich geraten, sich an eine Online Beratungsstelle zu wenden, weil sie ziemlich extreme Probleme zu Hause hat und auch sehr darunter leidet. Sie hat meinen Rat schließlich auch befolgt und sich an eine Therapeutin gewandt. Erst hat sie nur online mit ihr geschrieben, doch dann hat die Therapeutin angeboten, sich mal persönlich mit ihr zu treffen. Meine Bekannte hat dieses Angebot auch gerne angenommen und ich freue mich auch darüber, dass sie mit jemandem ehrlich darüber reden kann, der sich mit solchen Problemen auskennt.

Vor einigen Tagen hat aber nun die Stufenleiterin, der Schule, auf die meine Bekannte geht, ihre Mutter auf ein Gespräch eingeladen und wollte, dass die Mutter sich mit ihrer Tochter an eine Psychologin wendet. ich finde das auch verständlich, aber bin etwas verwundert, dass das erst so spät kommt, denn es geht ihr schon länger sehr schlecht. Die Mutter hat den Rat aber nun auch befolgt und für sich und meine Bekannte einen Termin, bei der Schulpsychologin gemacht.

Meine Bekannte ist nun etwas verwirrt und weiß nicht, ob sie der einen Psychologin jeweils sagen soll, dass sie auch noch zu einer andere geht. Sie meinte, sie fände es gut, wen sie von zwei verschiedenen Personen unabhängige Meinungen bekommen könnte, zumal nur die eine Psychologin auch ihre Mutter persönlich kennt. Beide Psychologinnen sind von unterschiedlichen Organisationen, so dass sie sich wohl auch nicht kennen werden, außerdem haben sie schließlich Schweigepflicht.

Ich finde es also im Grunde nicht schlimm, dass sie nichts sagt. Es könnte theoretisch auch sein, dass sie jeweilige Psychologin dann denkt, die andere würde schon die größte Arbeit übernehmen und strengt sich vielleicht überhaupt nicht mehr großartig an. Es ist auch nicht wirklich ein verheimlichen oder etwa doch? Würdet ihr sagen, man sollte den Psychologinnen jeweils Bescheid sagen oder ist es in Ordnung es für sich zu behalten?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Vorweg, wer ist bei den beiden Psychologinnen Kostenträger? Sprich wer zahlt die Behandlungen? Und sind beides zugelassene Psychologen?

Wenn die Krankenkasse Kostenträger ist, wird das was da geplant ist nicht klappen. Die zahlen generell ein paar Probestunden bei mehreren Therapeuten, aber man muss sich dann für eine zur festen Behandlung entscheiden. Ausnahmen sind zwar möglich, aber nicht so wie ich die Sachlage bei deiner Freundin gerade abschätzen kann.

Dann frage ich mich, ob die Mutter nicht informiert ist? Also davon das deine Bekannte zu einer Psychologin geht. Denn dann hätte sie im Grunde bei dem Vorschlag der Stufenleiterin schon eingreifen müssen.

Zwei Therapeuten gleichzeitig ist ein Thema für sich. Ich versuche mal verschiedene Sichtweise aufzuzeigen.

Einmal denke ich, Therapie ist Vertrauenssache. Und sie basiert auf Ehrlichkeit. Das Verschweigen, das es da noch eine zweite professionelle Person gibt, wäre an sich nicht ehrlich. Also im Falle das Beide das beruflich machen.

Ich selbst habe ja Psychotherapie gemacht. Mein Therapeut meinte am Anfang, was ich ausserhalb sonst noch mache sei ihm egal. Ach ja die Therapie fand im ambulanten Rahmen einer Klinik statt. Allerdings war ich wenig daran interessiert, zweigleisig zu fahren. Aber ich hatte Kontakt zu einer Therapeutin aus dem stationären Bereich. Selbe Klinik und mein Therapeut war quasi ihr Chef. Die Kontakte beschränkten sich auf ein man sah sich zufällig im Flur und sie fragte mich, wie es mir geht. Klar bekam sie Antwort. Warum auch nicht. Und ich fand es nur ehrlich, wenn ich sagte mies, das ich ihr beim nächsten zufälligen Treffen halt auch sage, was aus dem mies geworden ist. Sprich ich habe keinen therapeutischen Kontakt zu ihr gesucht.

Irgendwann sagte sie mir, das das nicht geht. Erklärung kam keine groß. Da mich der "Kontaktabbruch" in der Form belastet hatte, fragte ich irgendwann nach. Da stellte sich dann raus, das mein Therapeutin sie angesprochen hat, ob wir noch Kontakt haben. Und er ihr wohl auch sagte, der er das nicht möchte. Sie hat mir dann halt erklärt, das es für ihn als Therapeuten halt wichtig wäre, das er halt über mich informiert ist und wie es mir geht. Aber es halt nicht geht, das ich mich quasi hintenrum bei jemand anderem Ausheule. Und das er halt mit meinen Probleme der erste Ansprechpartner sein muss. An sich logische Erklärung, nur hatte ich den Kontakt zum Ausheulen nie wirklich bei der Therapeutin gesucht und ich bin immer davon ausgegangen, das sie mit ihm darüber spricht. Also wenn was schlimmes sein sollte. Sprich ich habe ihm im Endeffekt von mir aus immer erzählt, was ich ihr erzählt habe.- Das ist nun quasi die eine Sichtweise.

Eine andere ist, ich bin ja auch öfters mal stationär im Krankenhaus gewesen. Die Therapeutin hat mir da auch bewusst die Möglichkeit gegeben über Sachen zu sprechen, die ich mit meinem Therapeuten nicht besprechen kann. Was ich teilweise als angenehm empfand. Weil er halt ein Mann ist und so weiter.

Für eine professionelle Therapie halte ich es für schwierig, zwei Therapeuten gleichzeitig zu haben. Einmal weil man dann auch dazu neigen könnte zu sagen, der andere hat aber das und das gesagt und so weiter. Man steht sich irgendwann nur noch im Weg. Einfaches Beispiel: die eine rät bei einem Streit mit den Eltern, erstmal das Gespräch zu suchen. Die andere sagt: am besten ziehst du sofort daheim aus, der Zustand ist ja nicht gut für dich. Wie entscheidet man als Betroffener dann?

Oder man erzählt in der einen Woche Therapeutin 1 etwas. Und in der selben Woche Therapeutin 2 das selbe. Nun entschärft sich die Situation durch die Hilfe von Therapeutin 2. Beim nächsten Termin mit Therapeutin 1 hat man die ganze Sache vergessen. Die hat sich aber total Sorgen gemacht und daheim überlegt, wie sie dem Patienten helfen kann. Und nun fängt der Patient mit einem ganz anderen Thema an und die Therapeutin sitzt nur ratlos da. Einfach weil sie nicht über alles informiert ist.

Lässt sich vielleicht an einem praktischen Beispiel besser erklären. Diabtespatienten gehen ja zu Fachärzten. Nun verträgt der Patient ein Medikament nicht und geht zeitgleich zu einem zweiten Facharzt. Denkt da auch nicht dran, das Fachartz 2 die Medikamente ja nun umgestellt hat. Beim nächsten Besuch bei Fachartz 1 wundert der sich über die guten Werte und verschreibt das alte Medikament wieder.

Ich würde also davon abraten zweigleisig zu fahren. Und wenn man es macht, sollte man das allen Beteiligten auch sagen. Bei meiner Erkrankung ist es zum Beispiel "relativ normal" das außer den Therapeuten auch noch andere an der Behandlung beteiligt sind. Nur wissen die in der Regel voneinander. Oder was auch gemacht wird, das Betroffene durchaus auch mal einen Seelsorger oder ähnliches aufsuchen, nur um denen ein Problem zu schildern, was in der Therapie nicht behandelt werden kann.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Hallo,

also man müsste wissen, was das denn für eine Schulpsychologin ist. Deine Freundin hat sicherlich grundsätzlich nur Anspruch auf eine Psychotherapie durch die Krankenkasse, dass kann Sie aber mit denen klären. Wenn die Schulpsychologin allerdings eine ganz andere Funktion einnimmt, muss das gar kein Problem geben.

Nun hast Du ja nichts genaueres davon geschrieben, ob die Eltern des Mädchens überhaupt wissen, dass Sie sich anscheinend schon in Psychotherapie befindet. Wurde Ihr diese eine denn schon durch den Kostenträger bewilligt? Vielleicht kann deine Freundin auch schon einmal vorab mit der Schulpsychologin sprechen und fragen, was diese generell vorschlagen würde, bzw. Sie informieren, was Ihre Mutter von Ihr weiß und was Sie gegebenenfalls gar nicht wissen soll?

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Also die Psychologen sind beide kostenlos. Die Bekannte um die es hier geht, ist schließlich auch noch minderjährig. Das eine ist eben eine Psychologin aus der Online Beratung, die sich eben speziell mit Fällen beschäftigt, die anonym blieben wollen und sich nicht trauen, direkt zu einem Psychologen zu gehen. Die Treffen und Sitzungen sind alle umsonst, schließlich ist der Großteil der ''Patienten'' auch noch minderjährig. Die Schulpsychologin ist ebenfalls umsonst. Beide Psychologen sind zugelassen, ausgebildet und staatlich anerkannt. Mit der Krankenkasse wird es also daher keinerlei Probleme geben.

Die Mutter meiner Bekannten weiß nichts von der Psychologin und das finde ich aus sehr gut so, denn schließlich drehen sich die ganzen Probleme um die Mutter. Da finde ich es sehr gut, dass sie sich mal in Ruhe mit jemandem Unterhalten kann, dafür ist eine anonym Onlineberatung schließlich auch da.

Ich fände es im Grunde ganz gut, wenn sie zwei verschiedene Meinungen zu dem Thema zu hören bekommt. Dann kann sie sich für das Entscheiden,was ihr am ehesten zusagt und hat aber eben Alternativen und Meinungen zweier professioneller Therapeuten. Das Problem, was du beschrieben hast, wäre natürlich denkbar, aber ich denke das meine Bekannte damit schon selbst zurechtkommen und damit umgehen können muss. Außerdem handelt es sich bei ihr nicht um Probleme, die sich einfach so von einer Woche auf die andere auflösen könnten. Da würde es schon länger dauern.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde es gut dass sie sich von zwei verschiedenen Therapeuten oder Psychologen betreuen lässt. So hat sie verschiedene Meinungen und Sichtweisen und kann damit besser umgehen. Vielleicht sagt ihr auch die eine Meinung oder Ansichtsweise besser zu als die andere. Dann kann sie immer noch entscheiden, welchen Psychologen sie weiterhin treffen möchte.

Wenn allerdings beide kostenlos sind, wäre interessant ob es überhaupt erlaubt wäre, mehrere Psychologen in Anspruch zu nehmen. Immerhin werden sie wahrscheinlich vom Staat oder der Sozialversicherung bezahlt, welche ja für Patienten nicht die selbe Leistung doppelt bezahlen möchten. Ich würde also an der Stelle deiner Bekannten dies nicht erwähnen.

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» misses_jessica » Beiträge: 963 » Talkpoints: -4,91 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Bei einem Psychologen denke ich, dass es sinnvoller ist, zu einem zu gehen und sich von dem betreuen zu lassen, bei dem man sich die meiste Hilfe erhofft. Denn das ist ja eine Therapie, keine zweite Meinung, wie sie bei Diagnosen sonst gerne von voneinander gänzlich unabhängigen Ärzten eingeholt wird.

Außerdem steht hier natürlich auch ganz klar eine Kostenfrage im Raum. Selbst wenn die Patientin minderjährig ist, muss irgendwer die Psychologen bezahlen. Die arbeiten doch nicht für lau, nur weil eine Patientin noch nicht volljährig ist. Also werden sie von der Schule, bzw. von der Organisation, für die sie arbeiten, bezahlt. Denn ihre Arbeitszeit kostet Geld.

Für Vorgespräche, um einen Psychologen kennenzulernen, sind verschiedene sicherlich gar nicht so schlecht. Denn das ist ja doch eine schwierige Angelegenheit und wenn da die Chemie nicht stimmt, wird auch eine Therapie keinen Erfolg haben. Aber für die eigentliche Therapie sollte es nur einer sein.

Denn mal angenommen, sie macht wirklich gleichzeitig zwei Therapien. Bestenfalls sagen beide Psychologinnen das gleiche; in dem Fall ist die Arbeit der einen sinnlos. Schlimmstenfalls laufen ihre Meinungen konträr, was dann? Soll die Patientin dann entscheiden, nach welcher Meinung sie sich richtet, aber weiterhin zu der anderen Psychologin gehen und so tun, als richte sie sich nach ihr?

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Man muss unter Umständen sogar zu zwei Psychologen gehen, wenn man beispielsweise zwei völlig unterschiedliche psychische Erkrankungen hat. Ich habe gerade einen solchen Fall beruflich erlebt. Jemand leidet unter einer Kaufsucht und auch unter sehr heftigen Angstschüben. Die Angstattacken treten schon sehr fortgeschritten auf.

Für das Angstproblem haben wir schnell einen Psychologen gefunden, der hier auch sofort effektive Hilfe anbieten kann. Mit dem Problem der Kaufsucht sieht es allerdings sehr schwierig aus, d.h. am Wohnort selbst stehen unsere Chancen sehr schlecht. Alle am Ort zugelassenen Psychologen können bei der Kaufsucht überhaupt nicht helfen, weil sie dafür nicht ausreichend ausgebildet sind. In diesem Fall muss dringend ein zweiter Psychologe befragt werden.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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