Der seltsame Karstadt-Retter Berggruen

vom 09.06.2010, 07:05 Uhr

Jetzt ist alles in trockenen Tüchern zu sein. Der Milliardär Nicolas Berggruen will in Zukunft die Warenhauskette Karstadt führen. Er unterzeichnete gestern den Kaufvertrag zur Übernahme der Karstadt-Kaufhäuser. Er hat das Vertrauen der vielen Gläubiger und der Gewerkschaft bekommen. Zusammen mit dem Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg verkündete Berggruen die Entscheidung, er werde die Kaufhauskette Karstadt aufkaufen und in Zukunft leiten. Zusammen mit dem französischen Modedesigner Max Azria will er die Kaufhäuser von Karstadt moderner machen.

Aber was ist dieser Berggruen für ein komischer Typ? Er reist vorzugsweise in seinem Privatjet und in den USA ist er als obdachlos gemeldet. Seinen festen Wohnsitz hat der Deutsch-Amerikaner bereits vor vielen Jahren verkauft. Ein Freund von ihm sagte, Berggruen hält es nicht länger als ein paar Tage an einem Ort aus. Er reist quasi nur durch die Gegend und lebt in seinem Privatjet.

Von großen Zeitungen, wie z. B. vom "Wall Street Journal", wird Berggruen als "mysteriös" bezeichnet. In der normalen Geschäftswelt kann kaum einer etwas mit diesem Namen anfangen. Und das obwohl seine Beteiligungen international sehr weit reichen; vom spanischen Medienkonzern Grupo Prisa über den britischen Versicherer Pearl und jetzt bis hin zur deutschen Kaufhauskette. Unter diesen Teilhaben eine Präferenz auszumachen ist sehr schwierig, Berggruen selbst einzuschätzen fast unmöglich.

Er ist nicht auf der Suche nach einer schnellstmöglichen Gewinnoptimierung. Er will dort helfen, wo er am meisten helfen kann. So besitzt er einen Windpark in der Türkei, eine Reisfarm in Indonesien, eine Ethanolfabrik in Oregon und als neustes eine Denkfabrik in Kalifornien. Dort such man nach Lösungen für die Finanzmisere des Staates.

Berggruens größtes Interesse scheint aber den Immobilien zu gelten. Ihm gehören das Café Moskau in Berlin, mehrere Bürotürme in Shanghai und Hotels in der ganzen Welt. Für diese Bauten hat er Star-Architekten aus der ganzen Welt engagiert.

Der Mann Nicolas Berggruen ist ein einziges großes Rätsel. Und so ein Mann soll die größte deutsche Kaufhauskette retten und aus der Krise führen?

» Sebbe2307 » Beiträge: 197 » Talkpoints: 14,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Sebbe2307 hat geschrieben:Jetzt ist alles in trockenen Tüchern zu sein.

Das ist wohl ein klein wenig zu vorschnell verkündet. Denn wie ich gehört habe, gibt es noch Bedingungen im Vertag, die von dritter Seite zu erfüllen sind. Und zwar geht es um die Mieten für die Filialen, was auch schon ein massiver Grund für die Insolvenz selbst war. Die Vermieter hatten es nicht für nötig befunden, sich hier bei der Rettung übermäßig zu beteiligen. Was ich nicht verstehe, denn ich denke kaum, dass sie adäquate Nachmieter finden würden. Und besonders in der gegenwärtigen Situation auch kaum die Mieten verlangen könnten, die das Kaufhaus bisher hat zahlen müssen.

Momentan ist eben der Streit über die Höhe der Mieten nicht beigelegt. Und so lange das nicht der Fall ist, kann auch von keiner Lösung gesprochen werden. Interessant ist aber auch das Detail, dass sich offenbar das Konsortium welches hier Vermieter ist auch für einen Kauf der Kette interessiert hatte und durch Berggruen ausgestochen wurde.

Jetzt bin ich gespannt, wie weit das in den folgenden Verhandlungen Einfluss nehmen wird.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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