Entführungs-Krimi am Rhein
Ganze 12 Tage war der Filmemacher Daryush Shokof (55) spurlos verschwunden. Jetzt tauchte er völlig erschöpft, durchnässt und kaum ansprechbar am Rhein-Ufer wieder auf. Seine Freunde befürchten, dass er von iranischen Agenten entführt wurde.
Shokof wollte am 24. Mai mit dem Zug von Köln nach Paris fahren. Doch seinen Zielbahnhof sollte er nie erreichen. Am vergangenen Samstag quälte er sich in Langel aus dem Rhein, schleppte sich eine Treppe hinauf und fiel vor 3 Jugendlichen zu Boden. Er sagte ihnen, sie sollten die Polizei alarmieren, er sei entführt worden.
Es wird vermutet, dass der Regisseur von iranischen Agenten verschleppt wurde, weil er einen Film über die Zustände in iranischen Gefängnissen gedreht hat. Der Oberstaatsanwalt, der sich zur Zeit mit der Sache beschäftigt, schließt eine Entführung nicht aus. Die Polizei untersuchte den Ort, an dem Shokov gefunden wurde.
Shokov selbst sagte bisher nur, er seit entführt worden und dann aus einem Auto wieder frei gelassen worden. Zu dem, was in der Zwischenzeit passiert ist, hat er sich bisher nicht geäußert. Die Polizei vermutet, dass er unter Drogen gesetzt wurde. Sie werden ihn aber weiter befragen.
Es ist immer wieder interessant, wenn man Stellungnahmen und Spekulationen über mögliche Abläufe ließ. Einerseits spricht viel für eine Entführung, andererseits wird gemutmaßt, er könne ja auch drogenabhängig sein, sich selbst unter Drogen gesetzt haben und suche nun nach einer Möglichkeit, das Gesicht zu wahren.
Und dann stellt sich eben die ketzerische Frage: wenn es darum geht, jemanden mundtot und unglaubwürdig zu machen (während offensichtliche Ermordung oder endgültiges Verschwinden die Glaubwürdigkeit eines kritikers erhöhen könnten), dann kann es doch eigentlich keine nachhaltigere Waffe geben als die Schaffung einer Situation, in der er als süchtig, unglaubwürdig und damit auch in seiner gesamten Kritik als Phantast und Spinner dargestellt werden kann.
Mir ist auch schon in anderen Fällen aufgefallen, dass man jemanden offenbar am besten dadurch unglaubwürdig machen kann, dass man ihm ein szenario stimmig vorstellt, das ihm bestimmte Handlungen schlüssig erscheinen lassen, man dann die Szene gewissermaßen "abbaut" und den anderen in einer Situaiton zurücklässt, in der seine Handlungen oder wie hier die Auffindesituation womöglich eine ganz andere - diffamierende - Erklärung nahe legen.
Dies zu sagen, könnte einen natürlich selbst schon in die Nähe eines Verdachts der Paranoia bringen - jedenfalls solange man keinen Krimi zu genau diesem Thema schreibt.
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