Arme-Leute-Essen von Damals
Arme-Leute-Essen ist heute vielleicht wieder ein Begriff, der die Realität von heute beschreiben könnte. Auch heute gibt es leider wieder viele Menschen, die sehr auf den Preis der Lebensmittel bedacht sein müssen. Früher gab es aber Bevölkerungsschichten, die sich fast ausschließlich von dem Arme-Leute-Essen ernährten. Diese Menschen aßen Lebensmittel, die schon bei dem Mittelstand verpönt war, ganz zu schweigen von den besser gestellten Menschen, die sich auch Lebensmittel wie Fleisch jeden Tag leisten konnten. Um so erstaunlicher ist, dass viele der damaligen Arme-Leute-Essen heute von denen gegessen werden, die richtig viel Geld haben. Auch sind viele Gerichte wieder gesellschaftsfähig geworden.
Zu einem Arme-Leute-Essen, welches heute als Delikatesse zählt, gehörte damals noch der Hummer. Die Fischer verkauften ihre Fische an diejenigen, die viel Geld hatten und Hummer war ein Beifang, den niemand wollte, seine Zubereitung war zwar einfach, aber das Zerlegen des Hummers war es nicht, besonders nicht für Hände, die Arbeit nicht gewohnt waren. So blieb dieser Beifang oft das Lebensmittel, welches auf den Tisch der armen Leute kommt. Heute ist es genau umgekehrt, heute liegt der Hummer auf den Tischen der gut betuchten Menschen.
Das Gleiche galt für die Flusskrebse, auch diese gehörten lange Zeit zu dem Arme-Leute-Essen. Ein Tier, welches kaum essbare Teile enthielt, war nicht so gefragt. Die arme Bevölkerung konnte sich aber in den Flüssen und Bachläufen bedienen und so kamen auch viele der Flusskrebse bei armen Leuten auf den Tisch. Heute gib es kaum noch Flusskrebse, sie waren nach einer großen Seuche fast vollständig ausgestorben. Erst langsam erholt sich der Bestand wieder, die meisten Flusskrebse, die heute gegessen werden, stammen aber aus Zuchtbecken.
Ein weiteres Arme-Leute-Essen war der arme Ritter. Damals wurde altes Brot in gequirltes Ei und Milch eingeweicht und in der Pfanne ausgebacken. Dann kam zuletzt meist noch etwas Zucker und Zimt auf den armen Ritter. Der arme Ritter war also ein Resteverwerter für altes Brot. Ihn gab es auch als Hauptmahlzeit, dies aber dann zu Zeiten, wo man froh war, etwas auf den Tisch bringen zu können. Ich kenne ihn noch von meiner Kindheit, dort gab es ihn als Nachtisch. Heute erlebt er auch wieder eine bessere Zeit, immer mehr Köche besinnen sich auf die alte Zeit und bieten ihn ebenfalls als Nachtisch an.
In den 50er und 60er Jahren gab es dann den falschen Hasen oder das falsche Kotelett. Man hatte teilweise auch nicht viel Geld und war erfinderisch. Meine Frau kann sich noch gut daran erinnern, dass es bei ihnen oft falschen Hasen oder falsches Kotelett gab. Heute ist es ein normales Essen, damals war es aber auch aus der Not heraus geboren worden. Für echte Hasen hatte man kein Geld, also gab es falscher Hase, dieser bestand aus Hackfleisch und war ein sehr großer Hackbraten in Brotform, manche taten auch noch gekochte Eier im Ganzen hinein. Das falsche Kotelett war ein Stück Bauchfleisch, welches wie ein Kotelett paniert und in der Pfanne gebraten wurde.
Oh, dass Hummer und Flusskrebse auch zu einem Arme-Leute-Essen gezählt hat, wusste ich seither nicht. Inzwischen hat es sich ja wirklich zum kompletten Gegensatz gewandelt und man bekommt Hummer hauptsächlich nur in höherpreisigen Restaurants auf der Speisekarte angeboten.
Ich kenne übrigens auch den falschen Hasen. Ihn gibt es bei uns aber auch eher als etwas Besonderes am Wochenende, wenn meine Mutter für die ganze Familie kocht.
Ich habe bisher auch nicht gewusst, dass Krebse und Hummer früher nur Essen für armen Leute war. Das überrascht mich doch etwas. Mich würde auch interessieren, ob das damals auch für Shrimps galt? Wäre doch durchaus annehmbar. Unter arme Leute Essen habe ich bisher übrigens auch immer Gemüsesuppen aller Art gesehen.
Ich hatte früher eine Freundin, bei der ich auch oft zum Mittagessen war, wenn wir draußen zu lange gespielt hatten und ich es nicht mehr pünktlich zum Essen nach Hause schaffte. Ihr Oma kochte immer total gerne Suppen. Für mich sah das immer so aus, als würde sie in den Garten gehen, einmal mit einem großen Messer alles abschneiden, was ihr so in die Quere kam und dann rein damit in den Topf. Und fertig war die Gemüsesuppe. Da gab es dann alle möglichen Arten von Suppen. Grüne, rote, braune, gelbe Gemüsesuppe, Frühlings-, Sommer, Herbst- und Wintergemüsesuppe und was weiß ich noch alles.
Das gab es bei dieser Familie manchmal wirklich 7 Tage die Woche und ich wunderte mich daher auch nicht, dass meine Freundin gerne zu mir zum Essen kam. Ich wusste nie, ob es wirklich daran lag, dass die Familie so wenig Geld hatte oder ob die Oma einfach nichts anderes kochen konnte. Man muss allerdings auch noch dazu sagen, dass die Familie hauptsächlich vegetarisch orientiert war. Die Alternative wäre also kein Fleisch gewesen, auch wenn ein Vegetarier Dasein sicher nicht nur aus Gemüsesuppen bestehen kann.
Also dass Hummer früher zum Arme-Leute-Essen zählte, wusste ich auch nicht. Einen falschen Hasen kenne ich auch, der wird heute klassisch einfach "Faschierter Braten" genannt, ist es ja im Endeffekt auch. Wie du auch schon geschrieben hast, hat meine Oma da oft auch noch ganze Eier hineingegeben und allerdings auch noch Essiggurkerl. Sehr lecker, die haben den Braten dann auch noch saftiger gemacht.
Ein Arme-Leute-Essen ist ja eher ein Gericht, welches eben nicht viel kostet. Da muss ich aber sagen, dass ich sogar recht häufig solche Gerichte koche, die nicht viel kosten, in erster Linie auch weil sie einfach schmecken, dass sie dann auch nebenbei noch günstig sind, ist natürlich eine schöne Nebensache.
Dass Hummer ein Arme-Leute-Essen war wusste ich auch nicht. Lachs gehörte aber auch dazu. Es gibt aus Köln überlieferte Dienstbotenverträge aus dem Mittelalter, in denen festgelegt wurde, dass es nicht öfter als zwei mal in der Woche Lachs als Dienstbotenessen geben durfte!
Den "Armen Ritter" kenne ich auch, wobei der inzwischen ja auch dann auf den Tisch kommt, wenn es finanziell nicht nötig wäre. Besonders Kinder mögen das Gericht ja meist sehr gerne. Ich kenne den mit viel Marmelade oder einem süßen Fruchtkompott serviert, was dann von den Zutaten her sowieso nicht mehr in die Billig-Kategorie fallen würde, wenn man frisches Obst dazu nimmt.
Matjeshering galt ja auch lange Zeit als Arme-Leute-Essen, inzwischen ist der aber auch ziemlich teuer geworden. Genau wie viele andere Meeresfrüchte oder was in Seen und Flüssen gefangen wird, ebenso Pilze. Wer nicht viel Geld hatte, ging ja meist sammeln, was wild wuchs und brachte dann ja auch sicher öfter einen ganzen Korb Steinpilze oder andere Speisepilze nach Hause.
Auch ich bin etwas überrascht, dass Hummer und Krebse früher verpöntes Essen waren. Andererseits ist es ja unbestreitbar, dass die Optik dieser Tiere eher abschreckt und man daher weniger dazu animiert wird, diese Tiere zu essen. Dass Hummer und Co heute als Delikatesse gelten, ist meiner Meinung nach eher ein gesellschaftliches Phänomen, und weniger auf den Geschmack zurückzuführen.
Ich persönlich mag eigentlich "Arme-Leute-Essen" meist sehr gerne. Fast immer handelt es sich dabei um sehr einfache Speisen mit hohem Nährwert, die aber gut schmecken. Nicht aufgrund von Armut, sondern aufgrund des Geschmackes gibt es bei uns öfters Kartoffeln mit Butter und Salz. Meistens ist es so, dass irgendetwas gekocht wird, und die Kartoffeln als Beilage dienen. Manchmal verzichte ich aber auf das Gericht und esse nur die Kartoffeln. Insbesondere speckige Kartoffeln mag ich generell sehr gerne und mit Butter und Salz finde ich sie unwiderstehlich!
Mir schmeckt eigentliches Arme-Leute Essen auch in der Regel sehr gut. Beispielsweise mag ich den armen Ritter wirklich gerne, wenn man ihn noch ein wenig modern verfeinert, finde ich ihn eine richtige Delikatesse. Auch sonst esse ich gerne Reste und gebe mich als deren Verwerter ab. Und auch Kartoffeln mit Butter und Salz, noch ein wenig Leberwurst, habe ich früher immer total gerne gegessen. Das mit dem Lachs überrascht mich wirklich, da er heute schon als Delikatesse gilt und ich nicht oft Lachs esse. Dennoch gibt es auch heute Lachs im Angebot für 70, 80 Cent, das ist nicht wirklich teuer und auf jeden Fall für viele bezahlbar.
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