Konfirmation: Kinder belohnen um Scheinfeier zu vermeiden?
Angeregt durch urilemmis Threads fiel mir eine Diskussion wieder ein, die ich vor einer Weile mit einem Freund hatte. Dabei hat er einen Vorschlag gemacht, den ich doch sehr seltsam fand.
Es ist ja mittlerweile sehr weit verbreitet, dass ich Jugendliche nur noch konfirmieren lassen, weil jeder weiß, dass es dafür Geld gibt. Das kann ja nun jeder finden, wie er will, aber ich persönlich finde das nicht gut. Ich selber bin nicht sonderlich gläubig und bin mir noch nicht einmal schlüssig, ob ich meine Kinder taufen lassen würde. Meine Mutter hat mich praktisch zwangskonfirmieren lassen, das ist dann wohl die andere Seite der Medaille. Vielleicht hätte ich da ernsthafter für meine Überzeugung einstehen müssen, aber mit 13 war das nicht so einfach, also habe ich es über mich ergehen lassen.
Ich finde nun weder das eine noch das andere gut, darum habe ich mir vorgenommen mit meinen Kindern ein ernsthaftes Gespräch darüber zu führen, wenn es so weit ist und eine Konfirmation nur zur Geldbeschaffung nicht zu veranstalten. Wenn man nicht daran glaubt, sollte man auch dazu stehen. Damit laufe ich vielleicht Gefahr von meinen Kids belogen zu werden, aber trotzdem würde ich mich damit wohler fühlen als mit einer bewussten Scheinkonfirmation.
Mein Kumpel kam nun mit dem Plan an, zu überschlagen was seine Kinder an Geldgeschenken etwa erwarten könnten und ihnen dieses dann einfach so zu geben. Damit könnte man sicherlich effektiv vermeiden, dass sie ein kirchliches Ritual abhalten, hinter dem sie nicht stehen, weil sie es ja nicht müssen, um an das Geld zu kommen.
Aber so wirklich begeistert bin ich von dieser Idee nicht. Denn, aus welchem Grund bitte, sollte ich meinem Kind einfach so ca. 1000€ (um mal ene Zahl zu nennen) schenken? Man könnte das eventuell noch als 14. Geburtstag tarnen, zu dem es das Geld dann gäbe, aber warum bitte soll es in diesem Jahr soviel mehr geben als sonst? Als Belohnung dafür, dass man sich nicht ohne Sinn hat konfirmieren lassen? Das fände ich dann noch irgendwie falsch und vor allem sehr hoch dotiert. Für mich käme das nicht in Frage.
Was haltet ihr von diesem Vorschlag? Findet ihr, dass das eine sinnvolle Alternative wäre oder haltet ihr diese Idee für totalen Schwachsinn, der ein völlig falsches Signal bei den Kindern setzt?
Ich halte diesen Vorschlag für vollkommenen Unsinn. Ein Jugendlicher bei der Konfirmation dürfte dreizehn bis vierzehn Jahre alt sein. In diesem Alter finde ich, dass man es Kindern zutrauen kann, diese Entscheidung ausschließlich nach ihrer Überzeugung, in diesem Fall dem Glauben, zu treffen, ohne auf das Materielle zu achten.
Ich selbst bin von meinen Eltern nie getauft worden und habe mich für ein atheistisches Weltbild entschieden. Natürlich war es nicht immer ein tolles Gefühl, wenn Mitschüler mir erzählten, was sie bei ihren jeweiligen Feiern alles abgeräumt hatten, aber ich hatte nie das Gefühl, mich für den falschen Weg entschieden zu haben. Hätte ich mich taufen lassen, um anschließend eine Konfirmationsfeier durchführen zu können, was Geldsummen zur Folge gehabt hätte, wäre mir das immer als ein Betrug an mir selbst vorgekommen. Denn ich hätte ja praktisch Geld für meine endgültige Zustimmung zu einem Bekenntnis angenommen, dem ich aber nie aus voller Überzeugung zugestimmt habe. Wenn ich es mir recht überlege, wäre das nicht nur eine Verleugnung der eigenen Meinung, sondern auch ein Betrug an den Spendenden gewesen. Das hätte ich nicht mit mir vereinbaren können.
Ich denke also, dass ein Jugendlicher durchaus lernen sollte, auf gewisse Vorteile zu verzichten, wenn deren Erlangen nur durch Zuwiderhandlungen der eigenen Prinzipien zu erreichen ist. Es ist nicht die Aufgabe der Eltern, den dadurch entstandenen finanziellen Defizit auszugleichen, sondern sie sollten eher mit dem Kind dessen Überzeugungen besprechen und einen gemeinsamen Weg finden. Auch sollten sie vermitteln, dass der finanzielle Nachteil des Jugendlichen nicht weiter tragisch ist und ihrem Kind mitteilen, dass sie stolz auf es sind, dass es sich nicht vom Geld hat leiten lassen. Lob der Eltern wirkt manchmal besser als hundert Euro.
Natürlich kann ich Eltern verstehen, die diesen finanziellen Nachteil des Kindes ausgleichen möchten. Gegen ein Geburtstagsgeschenk, dass ein bisschen größer ist als die der vorherigen Jahre, spricht ja auch wenig, aber davon, dem Jugendlichen tausend Euro in die Hand zu drücken, halte ich aus den oben erläuterten Beweggründen überhaupt nichts.
Also so schlecht finde ich die Idee gar nicht. Allerdings würde ich den Kindern das Geld dann auch nicht so in die Hand drücken, sondern es anlegen und zwar so, dass es selbst nur darauf zugreifen kann und das erst ab einem Alter von etwa 18 Jahren. So ist das Kind nicht benachteiligt, wenn es mal darum geht, sich etwas für die eigene Wohnung anzuschaffen, oder aber einen Teil seines Führerscheines zu bezahlen.
Ich denke letztlich ist es dann die eigene Entscheidung des Kindes, was es denn dann wirklich mit dem Geld anfängt, aber andere Kinder dürfen ja auch nicht gleich das ganze Konfirmationsgeld verprassen. Zudem kann man zu dem Zeitpunkt dann wirklich Geld gebrauchen, sofern Ihr nun nicht gerade sowieso schon im Geld schwimmt und für Euch 1000 Euro nun nicht viel Geld ist.
Ich denke aber, dass man das den Kindern auch gar nicht erzählen muss, dass man vorhat, denen dann Geld zu geben. Denn die Entscheidung sollte ja wirklich halbwegs frei sein, ob man nun den Konfirmationsunterricht besuchen will oder nicht. Ich denke, um so mehr kann sich das Kind vielleicht im Nachhinein darüber freuen.
Aber ebenso würde ich es persönlich nicht so streng sehen, denn in dem Alter, wo man heute den Konfirmationsunterricht besucht, steckt man ja sowieso in so vielen Themen mit sich selbst drin und man kann sich in der Pubertät ja noch sehr verändern und überhaupt entwickeln, so dass ich nicht sagen würde, dass jedes Kind sich seiner Entscheidung, sich konfirmieren zu lassen, wirklich bewusst und sicher ist. Die meisten Kinder wissen doch auch viel zu wenig über andere Religionen und wenn halt der erste anfängt sich beim Konfirmationsunterricht anzumelden, dann geht es ja meist auch ganz schnell, dass die anderen Kinder aus der Schulklasse auch angemeldet sind. Wenn Du Sie dann nicht gleich anmeldest, werden Dir vermutlich eher Fragen gestellt, weil "man" ja oftmals einfach nur dazu gehören will, so könnte ich es mir zumindest vorstellen.
Ich komme ja aus Thüringen und hier "im Osten" hat sich die Jugendweihe, die es zu DDR Zeiten schon gab, ja erhalten. Ich weiß nicht, ob es sowas in den westlichen Bundesländern auch gibt. Aber diese Feier finde ich eine gute Alternative für Jugendliche, die eben nicht kirchlich gebunden sind. Traditionell gibt es auch zur Jugendweihe Geld geschenkt. So hat man auch einen Anlass zum Feiern, ohne irgendwelche Glaubensbekenntnisse ablegen zu müssen.
So weit weg von der Jugendweihe ist die Idee deines Freundes ja eigentlich gar nicht. Nur dass es sich einmal um eine "offizielle" Feier und einmal um eine private Feier handelt. Vielleicht könnte man ja selbst auch die Feier so gestalten, dass sei einen ganz besonderen Charakter bekommt.
Ich kann diesen Vorschlag absolut nicht nachvollziehen. Ich finde es zwar auch nicht gut, dass Kinder zu Anlässen wie der Firmung so dermaßen mit Geld überschüttet werden, aber immerhin kann man das dann noch damit rechtfertigen, dass das Kind ja auch etwas geleistet hat, die anstrengende Zeremonie überstanden hat und ein Jahr lang zum Firmunterricht gegangen ist. Man kann doch aber einem Kind kein Geld als Belohnung dafür schenken, dass es nichts gemacht hat. Man schenkt ja auch einem Paar kein Hochzeitsgeschenk, wenn es sich bewusst entscheidet, nicht zu heiraten.
Ich verstehe eigentlich diesen ganzen Trara um die Firmung nicht. In meinem Bekanntenkreis wurden nur zwei Mädchen gefirmt, bei allen anderen stand das auch nie zur Debatte. Zwar sind wir in Berlin aufgewachsen, was ja eine eher evangelische Gegend ist, aber die meisten meiner guten Freunde waren Katholiken. Ist die Firmung in anderen Gegenden denn heutzutage noch gesellschaftlich relevant? Lassen sich die allermeisten firmen?
Meine Eltern wollten es all ihren Neffen Recht machen. Einer war nicht getauft und hatte auch keine Konfirmation. Als er 16 wurde, haben Sie ihm den Geldbetrag geschenkt, den er sonst zur Konfirmation bekommen hätte. Dieses Vorgehen fand ich gerecht und so würde ich es auch in anderen Familien gerecht finden, wenn die Kinder von den Verwandten zu einem bestimmten Zeitpunkt den Obolus bekommen, den Sie anderen Familienmitgliedern zur Konfirmation/Kommunion überreichen.
Mein Sohn hat sich konfirmieren lassen, aus Überzeugung und fragte sich, ob je einer vor der Konfirmation die Traute gehabt hatte sich nicht konfirmieren zu lassen, weil er während des Unterrichts gemerkt hat, dass es eben doch nicht sein Ding ist. Er konnte es sich von seinen Mitkonfirmaten nicht vorstellen. Vertrat aber die Meinung, dass er es machen würde, wenn er festgestellt hätte, dass es nicht seine Überzeugung ist. Ihm ging es also Eindeutig nicht ums Geld.
Eine Nachbarin von mir meinte, ihr Sohn würde die Jugendweihe machen. Mir war zu dem Zeitpunkt garnicht bekannt, dass es das auch in Hamburg gibt. Ich kannte es nur aus den neuen Bundesländern. Es wäre also eine Alternative, wenn man sich nicht kirchlich orientieren möchte sich politisch/freidenkend zu orientieren und dann hätte der Jugendliche auch eine Feier.
Ich finde es schon etwas eigenartig, einem Jugendlichen als Ausgleich einen relativ hohen Geldbetrag zu schenken, nur weil dieser sich nicht konfirmieren lässt. Klar kann man verstehen, dass das Kind eventuell neidisch ist auf den Klassenkameraden, der Geldgeschenke erhält und es selbst nicht.
Auf der anderen Seite muss sich das Kind, das beschenkt wird, auch wochenlang in den Konfirmationsunterricht setzen und die Feier über sich ergehen lassen (macht sicher auch nicht jedem Spaß).
Ich wäre für eine andere Lösung. Man kann ja z.B. einen Ausflug mit dem Jugendlichen machen und / oder ein etwas teureres Geburtstagsgeschenk besorgen, sprich einen größeren Wunsch erfüllen, der aber auch nicht giganisch sein sollte, vom Schenken eines hohen Geldbetrages halte ich nichts. Die Idee mit der Jugendweihe halte ich auch für schön, wobei ich bezweifle, dass es diese in allen Städten / Bundesländern gibt.
Die Idee an und für sich finde ich jetzt nicht so wirklich völlig verwerflich, denn immerhin wird dem Kind oder eigentlich besser Jugendlichen ja damit vermittelt: egal was Du tust, Du bekommst das Geld und kannst so nach Deinen Überzeugungen handeln. Fraglich ist in meinen Augen aber, ob das wirklich so ankommt.
Dass eine Jugendliche sich nur wegen des Geldes konfirmieren lassen, will ich gar nicht abstreiten. Aber ist es wirklich immer das Geld? Ich kenne durchaus auch aus meinem eigenen Bekanntenkreis Fälle, in denen der Druck der Großeltern oder anderer älterer Verwandter so groß war, dass man sich eben konfirmieren ließ. Da war dann eine andere Erpressung im Spiel als die Verlockung des Geldes. Und gerade diese emotionalen Erpressungen sind dann doch viel schlimmer und vor allen Dingen auch schwerer zu umgehen.
Ich finde den Vorschlag schon etwas abstrus. Wieso sollte man einem Kind einfach so mal 1000 Euro schenken, nur weil es sich sonst vielleicht konfirmieren lassen könnte, ohne dass es das wirklich möchte.
Ich finde, dass man entweder zu der Konfirmation stehen sollte und es dann mit allem, was dazu gehört feiern sollte, oder dass man die Konfirmation ganz lassen sollte und dann eben auch keine Feier veranstalten sollte, an der es Geldgeschenke gibt.
Auf jeden Fall würde ich auch mit meinen Kindern über dieses Thema sprechen und sie fragen, ob sie konfirmiert werden wollen oder nicht und wie sie zum Thema Glauben stehen. Sollte bei diesem Gespräch heraus kommen, dass sie nur aufgrund des Geldes konfirmiert werden wollen, würde ich auf ihren Konfirmationswunsch nicht eingehen und das Thema ad acta legen.
Ich finde diese Idee auch sehr merkwürdig, wenn ich ehrlich bin. Aber ich finde es sowieso allgemein sehr komisch, dass die Konfirmation nur noch eine Möglichkeit für viele Jugendliche ist, um schnell an Geld zu kommen. Aber so scheint es eben zu sein. Trotzdem sollte man die Kinder nicht noch in dieser Auffassung unterstützen, indem man ihnen eben das erwartete Geld schenkt, um eine Konfirmation zu vermeiden, bei der das Kind nur auf die Geldgeschenke von Verwandten aus ist.
Indem man das macht, stellt man sich doch selber auch auf die Stufe wie viele Jugendliche, dass eben das Geld im Vordergrund steht. So finde ich das aber völlig falsch. Man sollte den Jugendlichen als Erziehungsberechtigter doch erklären können, worum es bei der Konfirmation geht und das Kind eben danach entscheiden lassen, ob es das möchte oder nicht. Ein Geldgeschenk der Eltern ist dann meiner Meinung nach das falsche Signal.
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