Bei Ausbildungswahl Willen der Eltern berücksichtigen?

vom 02.06.2010, 10:03 Uhr

Freunde von mir haben einen 16jährigen Sohn, der gerne eine Ausbildung zum Koch machen möchte. Er interessiert sich tatsächlich sehr fürs Kochen, er probiert schon seit einiger Zeit Rezepte aus, wandelt diese auch ab und er ist dabei ziemlich kreativ. Man merkt einfach, dass er Spass an der Sache hat.

Er hat sich jetzt entschieden, dass er gerne nach seinem Realschulabschluss eine Ausbildung zum Koch machen möchte. Allerdings sind seine Eltern absolut dagegen. Sie führen an, dass die Chancen, dass er nach seiner Ausbildung eine anständige Stelle bekommt, sehr schlecht sind, wahrscheinlicher wäre eine Stelle in irgendeiner Großküche. Die Bezahlung sei zudem sehr schlecht. Außerdem sind sie der Ansicht, dass ihr Sohnemann gar nicht genügend Disziplin mit an den Tag brächte um so eine anstrengende Ausbildung durchzustehen. Außerdem bemängeln sie, dass er super unordentlich ist und ja nicht einmal sein Zimmer aufräumen könnte, geschweige denn eine Küche.

Die Eltern sind vehement dagengen und versuchen ihren Sohn in eine kaufmännische Richtung zu drängen, wegen der besseren Bezahlung, besseren Arbeitszeiten etc. Ihr Sohn hat mich jetzt um Hilfe gebeten, dass ich mit seinen Eltern rede und sie überzeuge, dass er die Ausbildung machen kann, die ihm so sehr am Herzen liegt.

Grundsätzlich haben die Eltern mit einigen Argumenten schon recht, ihr Sohn ist nicht besonders diszipliniert, lässt viel rumliegen und in seinem Zimmer sieht es tatsächlich immer aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Aber ich denke auch, dass das in dem Alter normal ist, diese Dinge lernt er ja auch bei seiner Berufsausbildung. Da kann er die Küche natürlich nicht als Schlachtfeld hinterlassen. Und er kämpft wirklich für seinen Traumberuf, dass muss man eben auch sehen. Und wenn er gegen seinen Willen in eine andere Ausbildung gezwungen wird, dann hält er dies seinen Eltern vielleicht ewig vor.

Ich frage mich jetzt, wie ich mich verhalten soll. Soll ich mich einmischen und versuchen ihn zu unterstützen, oder ist das alleine Sache der Eltern? Findet ihr, dass Eltern bei der Berufswahl ihrer Kinder in diesem Alter mitbestimmen sollten? Oder soll man es alleine den Kindern überlassen?

» maryshelley100 » Beiträge: 248 » Talkpoints: 0,82 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wenn die Eltern nicht mit dem Berufswunsch des noch jugendlichen Sohn einverstanden sind, ist das eigentlich schon eine kleine Katastrophe für beide Seiten. Denn er als 16-jähriger benötigt ja die Einwilligung der Eltern, überhaupt die Ausbildung zum Koch antreten zu können. Gleichzeitig hört es sich so an, als ob ihn seine Eltern in einen völlig anderen Beruf zwängen wollen, der ihm weder liegt noch ihm Spaß bei der Arbeit verspricht. Gerade da muss eine Einigung her. Leider spricht das Verhalten der Eltern nicht gerade für Vertrauen in die Sorgfalt und Leistungsbereitschaft des Sohns, wenn sie ihm so vehement den Wunsch verwehren wollen.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Disziplin zuhause und die Disziplin gegenüber Dritten zwei völlig verschiedene Dinge sind. Zuhause bin ich selbst ein kleiner Chaot, jedoch draußen als ordnungsliebend und genau gelte, obwohl ich mich da kaum anders gebe. Das dürfen die Eltern des jungen Mannes nicht vergessen, dass es immer eine Fremdwahrnehmung geben kann, die von ihrer persönlichen Wahrnehmung abweicht. Mit rationalen Argumenten wie besserer Arbeitszeit, höheres Gehalt etc., kann man einem jungen Menschen, der sich so auf einen Traumberuf festgebissen hat, nicht kommen, denn emotionale Entscheidungen kann man nicht mit rationaler Argumentation übertrumpfen. Je nachdem, wie groß sein Wunsch ist, Koch zu werden, kann dies sogar zu einer dauerhaften Verstimmung mit seinen Eltern kommen, da sie nicht auf seine Sichtweise eingehen, sondern ihre ihm aufzwängen wollen. Mit 16 Jahren ist man zwar noch nicht vollends erwachsen, trotzdem muss er lernen, selbst Entscheidungen und ggf. dabei auch mal in die falsche Richtung zu gehen. Das gehört zum Lernprozess und die Eltern werden wenig Chancen haben, ihn um diese Erfahrung zu bringen.

Was ich jetzt persönlich empfehlen würde, ist, dass du ein ausführliches Gespräch mit den Eltern führst, auf ihre Sorgen eingehst, die sie offensichtlich bei der Jobwahl ihres Sohnes haben und ihnen im Beisein des 16-Jährigen erklärst, dass er die Erfahrung machen muss, will er ein selbstständiger Erwachsener werden. Sie sollen ihn so gut es geht unterstützen, damit er seinen Traum wahr machen kann. Gleichzeitig sollten die Eltern jedoch auch in Betracht ziehen, dass der Junge vielleicht mal das Handtuch wirft/werfen muss, weil er überfordert ist. Auch dann sollten ihn seine Eltern unterstützen, damit er aus dem Fehler lernt und gestärkt hervorgeht – und nicht resigniert aufgibt.

Benutzeravatar

» Malcolm » Beiträge: 3256 » Talkpoints: -1,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Zu diesem Thema habe ich eine sehr gefestigte Meinung, nämlich diejenige, dass es den Kindern erlaubt sein sollte, genau die Art von Ausbildung zu machen, die ihnen zusagt. Ich finde es vorteilhaft, wenn die Eltern ihrem Nachwuchs bei der Findung einer passenden Ausbildung helfend zur Seite stehen, indem sie dem Kind dessen Stärken und Schwächen aufzeigen oder Erfahrungen ihrer eigenen Berufe vermitteln, sollte sich das Kind für diese interessieren. Das wäre eine Unterstützung, über die ich mich als Tochter sehr freuen würde, alles Andere geht aber zu weit.

Natürlich haben die Eltern insofern Recht, dass der Beruf des Kochs kein einfacher Job ist und für einen eher weniger ordnungsliebenden Menschen auch gewisse Herausforderungen birgt. Auch dem Argument des niedrigen Gehalts kann ich zustimmen, da Köche sich selten eine goldene Nase verdienen, es sei denn, sie arbeiten in einem sehr gehobenen Restaurant oder zeichnen sich als Profi aus. Die Profi-Köche im Fernsehen verdienen sicherlich nicht schlecht. Natürlich ist es äußerst unwahrscheinlich, je solch eine Stellung zu erlangen, aber je nach Können in dem Beruf wächst meiner Meinung nach auch der Verdienst.

Trotz dieser vielleicht nicht ganz so rosigen Zukunftsaussichten sollten die Eltern ihrem Kind diesen Wunsch gewähren. Ein Mensch, der sein Hobby zum Beruf machen kann, wird mit einem ganz anderen Elan seine Ausbildung absolvieren und sicherlich dort bessere Resultate erzielen als in einem von den Eltern auferlegten Job.

Zwar könnten die Eltern ihren Sohn dazu bringen, eine Ausbildung in dem von ihnen präferierten Bereich zu absolvieren, indem sie keinen anderen Ausbildungsvertrag ihres Sohnes unterzeichnen, aber das ist wenig sinnvoll. Einerseits könnte ihnen das der Sohn, wie du schon angemerkt hast, das ganze Leben lang nachhalten, andererseits würde er aller Wahrscheinlichkeit nach für seinem Traum kämpfen und die missfallende Ausbildung mit seinem achtzehnten Geburtstag schmeißen, um sich danach etwas für ihn Passendes zu suchen. Das ist doch wohl kaum im Sinne des Erfinders.

Ich fände es nicht schlecht, wenn du vermittelnd eingreifen könntest, falls du der Meinung bist, dass die Eltern nicht zu verbohrt in ihren Ansichten sind, um sich nicht doch noch umstimmen zu lassen. In diesem Gespräch könntest du einige logische Argumente für diesen Berufswunsch nennen und der Sohn könnte noch einmal verdeutlichen, was ihm die Ausübung dieses Berufs bedeutet. Vielleicht hilft es ja schon, wenn sie erkennen, wie sehr ihr Sohn für diesen Wunsch kämpft, wenn er sich dafür Hilfe außerhalb der Familie organisiert.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kann Dir auch nur sagen, dass Du Dich da mit einbringen solltest. Es ist schon für manche eine ganz schöne Überwindung überhaupt jemanden in dieser Situation zu bitten ihm zu helfen. Daher denke ich auch, dass Du mit den Eltern reden solltest. Eine Ausbildung bedeutet zwar heutzutage nicht immer, dass man auch in dem Beruf "alt" wird, aber dennoch wird ja üblicherweise ein Grundstein für den weiteren Weg gelegt. Warum sollte er erst drei Jahre verschwenden in einem Beruf, der eigentlich gar nichts für ihn ist?

Zumal sich durch eine aufgezwungene Berufswahl auch ganz andere Faktoren ergeben können, die man jetzt gar nicht absehen kann. Vielleicht wäre es so schlimm für die betreffende Person irgendwo zu arbeiten, wo der Beruf nicht seiner Persönlichkeit oder eventuell seinen Fähigkeiten entspricht, so dass er tagtäglich nur widerwillig zur Arbeit geht und dadurch vielleicht sogar krank wird.

Laut Gesetz soll es jedem frei gestellt sein, eine Ausbildung zu absolvieren, die ihm entspricht, in so einem Fall wäre das aber dann vielleicht gar nicht möglich. Damit kann man seinem Kind jegliche Zukunft versauen, selbst wenn man es vielleicht gut gemeint hat. Auch das bessere Entgelt, was er wohl in einem anderen Beruf verdienen würde, wäre dahingehend wahrscheinlich kaum bzw. nur ein kleiner Trost. Sollte er aber nie wirklich Gefallen an einer anderen Arbeit finden, wäre dies sicherlich auch irgendwann halbwegs egal.

Dass man sich auf der Arbeit lange nicht so unordentlich verhalten muss, wie vielleicht Zuhause, sollte auch jedem klar sein. Immerhin weiß der Sohn doch schon einmal, was er machen will, was ich für einen 16-jährigen schon als gut empfinde. Warum sollte er dann auch nicht in diesen Beruf gehen?

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Zu der Disziplin und Ordnung kann ich auch aus meinen Erfahrungen berichten. Ich bin privat auch eher chaotisch und vorallem unordentlich. Frei nach dem Motto: Wer Ordnung hält, ist zu faul zum Suchen. Und ich habe während meiner Ausbildung Ordnung halten gelernt. Am Arbeitsplatz merkte mir keiner an, wie chaotisch ich sein kann. Da war ich eher noch die überpenible Kollegin. Und ich habe auch phasenweise mit meiner Mutter zusammen gearbeitet, die mein Chaos in der elterlichen Wohnung früher nie ertragen konnte. Und wir hatten uns non stop wegen ihrer Ordnung am Arbeitsplatz in der Wolle, weil sie mir nicht ordentlich genug war.

Und wenn man halt daheim unordentlich ist, nimmt man sich halt auch mal die Zeit zum Suchen. Das vergeht einem am Arbeitsplatz ganz schnell. Und als Koch muss man ja doch zügig arbeiten, da hält man sich nicht noch mit Suchen auf und hat recht bald raus, das es sinnvoller ist, alles wieder an seinen Platz zu räumen. Und eine gewerbliche Küche ist auch ein Unterschied zum eigenen Zimmer. Sein Zimmer räumt man selbt ein und so. In einer gewerblichen Küche, die von mehreren Personen genutzt wird, muss einfach alles an seinem Platz sein. Irgendwie wächst man da in der Ausbildung anders rein, als im eigenen Zimmer oder der eigenen Wohnung. Einfach weil man auch von Anfang an lernt, hol mir mal das und das aus Schrank x, später wird ein hol mir mal das und das draus. Und genauso wird man mal zu anderen Kollegen sagen können, hol mal das und das und jeder weiß sofort, ach das liegt da und da. Das geht schon automatisch.

Ansonsten denke ich, das man heute jedem weitgehenst seine Berufswahl selbst überlassen sollte. Ich kenne mehrere Fälle, in denen sich die Teenager den Wünschen und vorallem Forderungen der Eltern gestellt haben. Entweder haben sie die Ausbildung mit 18 Jahren abgebrochen oder sie beendet. Und zwar gut beendet. Aber die meisten haben danach noch eine zweite Berufsausbildung gemacht. In ihrem Traumberuf. Ich würde als Argument gegen die Eltern auch aufzählen, wieviele Jahre ihrem Sohn verloren gehen, wenn er erst eine Ausbildung machen muß, die ihm nicht gefällt.

Und so schlecht sind die Berufsaussichten für einen Koch gar nicht. Ich finde, als Koch ist man flexibler in der Wahl seines Arbeitsplatzes, als ein Büromensch. Als Koch hat man soviele Möglichkeiten. Angefangen eben bei den bereits genannten Großküchen, aber auch Spezialisierungen sind möglich. Oder Feinschmeckerrestaurants und so weiter. Bis hin zur Selbstständigkeit. Und die Selbstständigkeit kann auf viele Weisen geschehen. In meinen Augen mit viel mehr Möglichkeiten als in vielen anderen Lehrberufen. Angefangen beim Ein- Mann- Betrieb der privat bei Leuten auf Bestellung ein Drei- Gänge- Menue kocht, über die Imbißbude bis hin zu einem Edelrestaurant.

Und mir fällt auch spontan kein deutscher Ausbildungsberuf ein, mit dem man auch im Ausland und zwar weltweit, soweit rumkommen kann und durchaus gute Chancen hat.

Da aber das Kochen am heimischen Herd und das Ausprobieren neuer Rezepte oftmals was anderes ist, als der eigentliche Kochberuf, würde ich es eventuell für ratsam halten, das der junge Mann eventuell mal ein Praktikum in verschiedenen Küchen macht.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Es ist natürlich verständlich, dass die Eltern für ihr Kind nur das Beste wollen und keine Eltern wünschen sich ihrem Kind, dass es mal Als Reinigungskraft oder Müllmann endet. Deshalb versuchen viele auch, ihr Kind in die Richtung zu drängen die ihnen als richtig erscheint. Meistens ist das allerdings nicht die Richtung, die sich die Kinder für ihre Zukunft vorgestellt haben. Ich finde, dass man dem Kind immer selbst die Entscheidung lassen sollte, was es später machen wird. Es wird sich schließlich selbst jeden Tag mit seinem Beruf abmühen müssen und nicht die Eltern. Es ist meiner Meinung nach völliger Unsinn, zu sagen, du wirst jetzt Kaufmann oder Arzt oder du wirst Ingenieur. Selbst Eltern können und sollen sich nicht das Recht nehmen, über die Zukunft anderer zu entscheiden, selbst wenn es ihre eigenen Kinder sind.

Es ist natürlich gut das Kind ein wenig zulenken und es zu fördern, ihm einen guten Schulstart und eine gute Schullaufbahn zu ermöglichen. Aber auf welche Schule das Kind letztendlich geht und welchen Abschluss es macht, welchen Beruf es ergreift, entzieht sich nun mal der Macht der Eltern. Tun sie es dennoch, kommt dabei nie was gutes raus. Endweder das Kind bleibt sitzen, weil es in der Schule nichts macht, da ihm die Anforderungen zu groß sind, oder es ist mit seinem Beruf totunglücklich. Damit haben die Eltern ihr Ziel letztendlich nicht erreicht, denn das Kind hat zwar den gewünschten Beruf, ist aber damit nicht zufrieden, machte seine Arbeit womöglich auch noch schlecht und hat somit keine Aufstiegschancen.

Bei jüngeren Schülern ist das natürlich auch immer so eine Sache. Es wäre eigentlich schon besser, wenn er noch eine höheren Abschluss machen würde und sich dann seinem Traumberuf widmen würde. Vielleicht ist das wirklich nur so eine Laune und es meint es gar nicht so, sondern hat in einigen Wochen wieder siene Meinung geändert. Würde er noch weiter zur Schule gehen, hätte er mehr Zeit zu überlegen und hätte auch eine Chance auf einen gehobeneren Posten innerhalb seines Traumberufes, da er einen höheren Abschluss hätte. Aber letztendlich muss er das allein entscheiden und wenn er nun Koch werden möchte, dann soll er das eben werden.

Ich finde die Begründung albern, dass der Junge kein guter Koch werden würde, weil er sein Zimmer nicht aufräumt. Wenn man wirklich mit Leidenschaft an die Sache geht und den Beruf wirklich gerne macht, ist es völlig egal, ob man bestimmte Dinge im Alltag ansonsten gerne macht oder nicht. Ich kenne beispielsweise einen Schüler, der absolut kein Taktgefühl hat und sich immer total doof anstellt, wenn der im Sport Tanzen muss oder bei Festen. Trotzdem spielt er leidenschaftlich gerne Schlagzeug und Cello und da fehlt das Taktgefühl plötzlich nicht mehr. In einer Küche aufzuräumen ist nun mal was anderes, als in seinem eigenen Zimmer und das kann man so nicht vergleichen.

Ob du den Jungen nun unterstützen solltest oder nicht ist eine schwierige Frage. Ich finde, man könnte ihm ruhig mal deutlich machen, dass er seinen Traumberuf auch noch später machen kann, aber er eine bessere Postion bekommt, wenn er jetzt noch weiter zur Schule geht. Das würde ihn vielleicht zu besseren Leistungen animieren und er würde sich trotzdem auf seinen Traumberuf freuen. Und wenn der Beruf dann doch nicht der richtige sein sollte, wird er es dann auch noch merken und dann doch froh sein, dass er nicht voreilig war und eine Ausbildung angefangen hat.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Um herauszufinden, ob der Koch-Beruf wirklich etwas für den Jungen ist, könnte er, und das würde ich als Kompromiss an deiner Stelle anführen, wenn du mit seinen Eltern sprichst, zunächst einmal ein Praktikum als Koch absolvieren. Das wäre sowohl für den Jungen selber gut, da er so herausfinden könnte, ob ihm der Job auch wirklich Spaß macht und er die nötige Sauberkeit, Disziplin und Kreativität besitzt, um den Job ausüben zu können und zum anderen wäre es für die Eltern gut, die dabei herausfinden könnten, wie der Junge reagiert, was er erzählt und ob er sich in diesem Job wohlfühlt. Es wäre eine Beruhigung für die Eltern und auch die Sicherheit, dass der Sohn etwas gefunden hat, womit er in Zukunft sein Geld verdienen möchte.

Gut, was ein Koch verdient kann ich nicht sagen, aber eine feste Anstellung ist als Koch sicherlich auch nicht schwieriger oder leichter zu finden wie eine feste Anstellung in einem kaufmännischen Beruf.

Letztendlich muss der Sohn für sich selber entscheiden, welchen Beruf er ausüben möchte. Und ich finde, dass man lieber etwas weniger Geld verdienen sollte und der Beruf macht einem dafür Spaß, als dass man mehr Geld verdient, einem aber der Beruf so überhaupt nicht liegt, keinen Spaß macht und man ständig darauf wartet bis die Arbeitstage vorbei sind und das Wochenende beginnt.

Benutzeravatar

» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich danke euch für eure Ratschläge! Oft sieht man ja ein wenig klarer, wenn man ein paar unterschiedliche Positionen hört. So habe ich auch ein paar Argumente für mein Gespräch mit den Eltern an die Hand bekommen, an die ich so noch gar nicht gedacht habe.

Die Idee mit dem Praktikum finde ich sehr gut, und zwar eines, bei dem er wirklich sieht, wie hart dieser Job ist. Wenn er sich dort bewährt und immer noch an daran festhält Koch werden zu wollen, dann stärkt das ja sicher seine Position gegenüber seinen Eltern. Sicherlich hätte er auch die Möglichkeit erstmal zwei Jahre lang das zu machen, was seine Eltern für richtig halten und dann mit 18 selbst zu entscheiden. Ich glaube aber nicht, dass das für die Beziehung der 3 förderlich ist.

Ich werde ihm und seinen Eltern das Praktikum vorschlagen und dann erst einmal weitersehen. Auf jeden Fall danke ich euch für eure Hilfe!

» maryshelley100 » Beiträge: 248 » Talkpoints: 0,82 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich würde mich heutzutage bei meinen Eltern durchsetzen und den Beruf lernen, den ich wirklich will. Damals war es so, dass ich einen typischen Frauenberuf lernen sollte und ich lieber in die Männerdomäne gehen wollte und KFZ Mechaniker werden wollte. Meine Mutter hat mir damals alles mögliche angedroht, wenn ich mich auch nur auf eine Stelle bewerben würde. Ich habe gekuscht und habe dann Erzieherin gelernt.

Bitte versuche dich da einzubringen und dem Jungen zu helfen seinen Traumberuf zu erlernen. Denn er wird den Eltern ein Leben lang vorwerfen, wenn er es nicht wenigstens versucht. Ich kann das meiner Mutter bis heute nicht vergessen und meine Mutter ist schon ein paar Jahre tot. Also sollte der Junge sich nicht durchsetzen, wird er es seinen Eltern jahrelang, wenn nicht sogar für immer vorhalten.

Die Eltern haben zwar beratend zur Seite zu stehen, wenn es um die Berufswahl ihrer Kinder geht, aber sie haben sich rauszuhalten, was sie dann wirklich machen wollen. Meine Tochter hat auch einen Beruf erlernt, den sie selber machen wollte und an den ich für meine Tochter nie gedacht habe. Aber sie hat Spaß an ihrem Beruf und ich denke, dass man sich da als Elternteil einfach raushalten soll und nicht abhalten sondern unterstützen sollte. Das Kind muss mit diesem Beruf leben und nicht die Eltern.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich finde es auch wichtig, dass man dem Jungen hilft und motiviert, dass er eine Möglichkeit bekommt, seinen Traumberuf zu verwirklichen und er dürfte da ja wirklich sehr motiviert sein. Die Idee des Praktikums von Nettie finde ich übrigens auch sehr gut. Der Junge kann in seinen zukünftigen Beruf hineinschnuppern und die Eltern sehen dann vielleicht, wieviel Freude er daran hat und dass er in dem Bereich zuverlässig ist.

Ich finde auch, dass es wichtiger ist, dass man Spaß und Freude am Beruf hat. Eine Stelle kann man überall finden, sowohl als Koch als auch als Buchhalter. Und wenn er mit Herz Koch ist, wird er es vielleicht auch in eine gute Restaurantküche schaffen, wo er sicher auch nicht wenig verdient. Als frustrierter Buchhalter wird er sich dann wohl nicht so leicht hocharbeiten können, einfach weil ihm dann womöglich die Motivation fehlt.

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass ich nach meiner Matura eigentlich sehr gerne eine Weiterbildung im sozialen Bereich machen wollte. Ich hätte unendlich gerne eine Ausbildung zur Sonderschullehrerin machen wollen. Meine Eltern haben mich dann jedoch leider überredet eine normale Lehrerausbildung zu machen, weil als Sonderschullehrer bekommt man über kurz oder lang ein Burnout und das ist zu anstrengend und auslaugend und dann würde ich ganz ohne Ausbildung dastehen!

Leider habe ich auf meine Eltern gehört und dieser Wunsch verfolgt mich bis heute noch. Ich habe zwar meine Alternativen gefunden, indem ich nun auch wirklich meine Lehrerausbildung für das Gymnasium als Grundausbildung habe, aber ich habe dann nebenbei viele weitere zusätzliche Ausbildungen gemacht, und bin dann so immer mehr auch im Integrationsbereich gelandet. Ich habe, wenn auch umständlich, zumindest eine Alternative für meinen Traumberuf gefunden, aber als reine Sonderschullehrerin kann ich natürlich weiterhin nicht arbeiten.

Bei dem Jungen ist es ja noch krasser, weil ein kaufmännischer Beruf, den die Eltern anstreben ja noch dazu ein ganz anderer Bereich ist als der Wunschberuf des Sohnes. Demnach ist der Unterschied noch viel stärker als bei mir, wo es zumindest in etwa eine ähnliche Schiene war. So konnte ich dann später wenigstens eben Zusatzausbildungen machen, was bei dem Sohn wohl nicht so leicht gehen wird.

Benutzeravatar

» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^