Wieso haben Lebewesen Milch Zähne?
Hier im Forum gibt es wahnsinnig viele Threads, die sich mit Milchzähnen befassen. Ob Kinder mehrere Milchzähne auf einmal verlieren können, was man gegen Zahnungs-Schmerzen machen kann, ob Milchzähne gezogen werden dürfen, und viel mehr beschäftigt wohl die meisten Eltern. Ich stelle mir viel mehr eine andere Frage, ohne gerade Kinder im typischen Zahnwechsel-Alter zu haben: Wieso haben Lebewesen überhaupt Milchzähne und einen Zahnwechsel?
Ich versuche einfach einmal, das evolutionär zu betrachten. Milchzähne und einen Zahnwechsel haben ja nicht nur Menschenkinder, sondern auch die Jungtiere verschiedener Tierarten. Was macht das in der Natur für einen Sinn? Im Grunde gibt es ja allerhöchstens Schmerzen beim Zahnwechsel, und wenn man Pech hat, dann gibt es Probleme beim Kauen, wenn zu viele Milchzähne auf einmal fehlen. Könnte das bei einem Tier in freier Wildbahn nicht sehr hinderlich sein? Soll das vielleicht sogar eine Selektion der schwächeren Jungtiere bedeuten? Oder was für einen Sinn haben Milchzähne, natürlich-evolutionär gesehen? Oder haben sie keinen wissenschaftlich begründbaren Sinn?
Die Lösung deiner Frage ist eigentlich ganz einfach: Bei Säugetieren, also auch beim Menschen, entwickelt sich zuerst das Milchgebiss, da die beiden Kieferknochen und allgemein der Schädel eines Babys noch viel zu klein sind, um die späteren bleibenden Zähne zu haben. Diese würden sowohl in der Länge der Zahnwurzel sowie in der Breite des Zahnes nicht in ein Kiefer passen. Also entwickelt der Körper zuerst ein wesentlich kleineres Milchgebiss, welches dann im Laufe des Wachstums durch das bleibende Gebiss ersetzt wird.
Ebenfalls interessant ist dabei, dass das Milchgebiss nur 20 Zähne, also 5 pro Quadrant aufweist. Ein Quadrant besteht aus zwei Schneidezähnen, einem Eckzahn und zwei Milchmahlzähne. Das Gebiss eines ausgewachsenen Menschen bzw. Säugetiers besitzt jedoch 32 Zähne, also 8 pro Quadrant (Das sind auch die Zahlen, die der Zahnarzt immer sagt wenn er am Anfang der Sprechstunde die Zähne durchgeht : wobei die erste Zahl die Nummer des Zahns beziffert, wobei die "8" für einen Weisheitszahn steht und die 2. genannte Zahl für den Quadranten steht.
Die Begründung mit dem kleinen Kiefer halte ich nicht für ausreichend. Wenn das der Grund wäre, wäre es doch viel effektiver, dass mit dem Wachsen des Kiefers weitere Backenzähne nachwachsen und das Milchgebiss gleich bleibt.
Die Lösung liegt vermutlich eher darin begründet, dass nur Säugetiere meines Wissens ein Milchgebiss haben. Wenn ein Muttertier das Jungtier säugen muss, hat es sich vermutlich evolutionsbedingt als schnonender für die Brustdrüsen erwiesen, wenn das Jungtier erst recht kleine und stumpfe Zähne hat, damit das Muttertier nicht verletzt wird.
trüffelsucher hat geschrieben:Die Begründung mit dem kleinen Kiefer halte ich nicht für ausreichend. Wenn das der Grund wäre, wäre es doch viel effektiver, dass mit dem Wachsen des Kiefers weitere Backenzähne nachwachsen und das Milchgebiss gleich bleibt.
Doch das ist schon richtig so. Deine Lösung würde zwar theoretisch auch gehen, aber wie würdest du denn gewährleisten, dass die Zähne unterschiedlich wachsen und zum richtigen Zeitpunkte auswachsen. Also die Zähne in der Mitte zuerst und die Zähne außen erst wenn genug Platz da ist? Da würde es wohl zu oft zu falschem Auswachsen und damit Schmerzen und Fehlstellung im Gebiss kommen.
So werden zwar alle Zähne von Beginn an schon angelegt, aber es wächst halt erstmal nur die erste Reihe komplett aus dem Kiefer aus und entwickelt sich zum richtigen Zahn. Das echte Gebiss kommt dann eben erst später, wenn sich der Kiefer komplett entwickelt hat und genug Platz da ist.
Die Begründung, dass der Kieferknochen zu klein für die normalen Zähne ist, ist soweit korrekt, dem kann ich auch nur zustimmen.
Trüffelsucher, dein Erklärungsversuch scheitert bereits an der zeitlichen und logischen Abfolge der Zahnentwicklung. Man sagt ja, dass die Milchzähne nach einem halben Jahr wachsen (beim Menschen) und zirka in der ersten Schulklasse, als mit sechs Jahren, ausfallen. Warum sollten also Zähne für die sehr kurze Zeit der Milchsäugung wachsen? Mit einem halben Jahr sind viele Kinder schon abgestillt und bis zur Einschulung stillt auch niemand. Deiner Logik folgend müssten die ersten Zähne zirka mit zwei-drei Jahren wachsen, davor wäre ein Kind aber nicht in der Lage feste Nahrung zu essen. Das wäre ja ziemlich sinnlos. Nachwachsen können die folgenden Zahnreihen auch nicht, da die Zahngröße samt Verwurzelung viel zu klein ist, um ein Leben lang als Schneidezähne zu fungieren, die Mahlzähne (wichtig für die Verdauung, da sie die Nahrung zermahlen) würden kleinen Kindern dann komplett fehlen.
Die "Evolution" legt also keinen Wert darauf, der Mutter zerbissene Brustdrüsen zu ersparen, tatsächlich ist das Zahnwachstum wohl eher ein Zeichen, dass jetzt abgestillt werden kann und feste Nahrung vertragen wird. Aufgrund der unterschiedlichen Funktion der Zähne, können diese auch nicht einfach nacheinander wachsen, je nachdem wo gerade Platz ist.
Feuerputz hat geschrieben:Die Begründung, dass der Kieferknochen zu klein für die normalen Zähne ist, ist soweit korrekt, dem kann ich auch nur zustimmen.
Natürlich ist der Kieferknochen eines Säuglings zu klein, um ein Erwachsenengebiss aufzunehmen. Wie ich aber schreib, ist das alleine keine stichhaltige Erklärung, dass Zähne komplett ausgetauscht werden. Wenn der Kiefer nur zu eng wäre, würde nach und nach immer mehr Zähne nachwachsen.
Feuerputz hat geschrieben:Trüffelsucher, dein Erklärungsversuch scheitert bereits an der zeitlichen und logischen Abfolge der Zahnentwicklung. Man sagt ja, dass die Milchzähne nach einem halben Jahr wachsen (beim Menschen) und zirka in der ersten Schulklasse, als mit sechs Jahren, ausfallen.
Auch hier bist Du schlecht informiert. Bei vielen Babys wachsen die ersten Milchzähne schon im Alter von etwa 4 Monaten aus dem Zahnfleisch heraus. Nur weil bei Wikipedia steht, dass die ersten Zähnchen mit 6 Monaten durchbrechen, ist das kein Gesetz, dass die ersten Zähne immer mit 6 Monaten durchbrechen. Mit 6 Monaten haben allerdings die allermeisten Babys schon erste Zähnchen, daher rührt auch die Altersangabe im Zahnschema. Mit ca. 6 Jahren fallen im Schnitt erst die Schneidezähne heraus. Auch das ist aber kein Naturgesetz. Manche Kinder haben schon mit gerade 5 Jahren die ersten Wackelzähne, manche fangen erst mit 7 Jahren an. Die Eckzähne brauchen noch einige Zeit länger. Die letzten Backenzähne werden erst etwa um das 13. Lebensjahr ausfallen.
Feuerputz hat geschrieben: Warum sollten also Zähne für die sehr kurze Zeit der Milchsäugung wachsen? Mit einem halben Jahr sind viele Kinder schon abgestillt und bis zur Einschulung stillt auch niemand. Deiner Logik folgend müssten die ersten Zähne zirka mit zwei-drei Jahren wachsen, davor wäre ein Kind aber nicht in der Lage feste Nahrung zu essen. Das wäre ja ziemlich sinnlos.
Dass die meisten Kinder heutzutage mit vier Monaten schon abgestillt werden, hat damit zu tun, dass man heutzutage und das erst seit knapp einhundert Jahren auf industriell gefertigte Säuglingsnahrung zurückgreifen kann, mit der ein Säugling reelle Überlebenschancen hat. Vor gut hundert Jahren wurde die allermeisten Babys weit länger als 4 Monate gestillt, aus reiner Notwendigkeit heraus. Wer aus Standesgründen nicht selbst stillte, beschäftigte eine Amme. Selbst für Deutschland empfiehlt die WHO, die Weltgesundheitsorganisation, jedes Baby 6 Monate voll zu stillen, und 2 Lebens-Jahre lang teilweise zu stillen. Dies entspricht den durch die Evolution vorgegebenen optimalen Stillzeiträumen beim Menschen! Mit zwei Jahren, haben Kinder in der Regel schon sämtliche Schneidezähne, die Eckzähne und meist auch schon erste Backenzähne, die beim Stillen in die Quere kommen. Ein Milchgebiss macht also durchaus aus dem Gesichtspunkt Stillen Sinn.
Feuerputz hat geschrieben: Nachwachsen können die folgenden Zahnreihen auch nicht, da die Zahngröße samt Verwurzelung viel zu klein ist, um ein Leben lang als Schneidezähne zu fungieren, die Mahlzähne (wichtig für die Verdauung, da sie die Nahrung zermahlen) würden kleinen Kindern dann komplett fehlen.
Ich habe auch nicht behauptet, dass das Milchgebiss dann ein Leben lang erhalten bliebe. Wenn der Zahnwechsel nicht einen in der Evolution begründeten Sinn häte, dann würden gleich einzelne von den bleibenden Zähne wachsen. Diese würden dann je nach Platzzuwachs im Kiefer durch weitere Zähne ergänzt werden. Das ist eine reine, vollkommen realitätsferne Theorie. Es hat sich natürlich nicht so entwickelt. Aber warum sollte die Natur grundlos ein Entwicklungsmuster den Vorzug geben, dass so aufwendig ist?
Feuerputz hat geschrieben: Die "Evolution" legt also keinen Wert darauf, der Mutter zerbissene Brustdrüsen zu ersparen,
Die Evolution ist bekanntlich keine Person. Folglich kann sie auch keinen "Wert" auf irgendetwas legen. Es zeigt sich aber im Laufe der Evolution, dass diejenigen Lebewesen sich im Laufe der Entwicklung sich weiter vermehren und weiter durchsetzen, die sich am besten an die gegebenen Umweltbedingungen angepasst haben. Dadurch haben sie einen Vorteil gegenüber ihren Konkurrenten. Also ist es logisch zu schlussfolgern, dass es für die Säugetiere einen klaren Vorteil hatte, ein Milchgebiss zu entwickeln, das aufwändig wieder ausgetauscht wird.
Da wie oben bereits gesagt, die Evolution keine Handlungsabsichten hat, da sie keine Person ist, hat sie natürlich auch kein Mitleid mit Muttertieren mit wundgebissenem Gesäuge. Allerdings liegt klar auf der Hand, dass ein Jungtier in vorindustrieller Zeit schlechte Überlebenschancen hatte, wenn es wegen Schmerzen beim Stillen von der Mutter die Nahrung verweigert bekam, oder wenn die Mutter gar wegen einer Brustinfektion starb, als es noch keine Antibiotika gab. Wiederrum haben die Jungtiere einen klaren Entwicklungsvorteil, die so gut an das Stillen angepasst sind, dass sie ausreichend lange mit artgerechter Milch versorgt werden können.
Feuerputz hat geschrieben: tatsächlich ist das Zahnwachstum wohl eher ein Zeichen, dass jetzt abgestillt werden kann und feste Nahrung vertragen wird. Aufgrund der unterschiedlichen Funktion der Zähne, können diese auch nicht einfach nacheinander wachsen, je nachdem wo gerade Platz ist.
Wie aus den oben angeführten Erklärungen hervorgeht, ist das beginnende Zahnwachstum eben kein Zeichen dafür, dass nun abgestillt werden kann. Kinder beginnen zwar mit etwas 6 Monaten für die Aufnahme von anderen Lebensmitteln Bereitschaft zu signalisieren, aber sie sind trotzdem noch Monatelang länger für eine gute Ernährung noch auf die ergänzende Fütterung mit Muttermilch oder industrieller Säuglingsmilch angewiesen. Beikost alleine ist in dem Alter noch lange nicht ausreichend. Außerdem kann man mit den durchbrechenden Schneidezähnen noch lange keine Nahrung zerkleinern. Deshalb muss die Fürsorgeperson den Babys noch eine ganze Weile bis nach dem ersten Geburtstag das Essen mehr oder weniger fein pürieren. Feste Nahrung ist erst für Kinder ab etwas 1,5 bis 2 Jahren erstmals eigenständig zu bewältigen, nämlich dann, wenn Backenzähnepaare zum zermalmen vorhanden sind. Wenn die Beginnende Zahnung bedeuten würde, dass das Kind von da ab keine Milch mehr braucht, dann ginge die Zahnung weit schneller, eher schlagartig vor sich.
Da es offensichtlich nur einige Säugetiere und nicht die Reptilien Milchzähne haben, legt doch ganz offensichtlich nahe, dass es einen Zusammen zwischen Stillen / Säugen und Milchgebiss gibt.
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