Gewichtsverlust unterstellt bekommen - Was kann ich tun?
Du schreibst selbst, das du wegen Magersucht in Behandlung warst. Dann weisst du doch sicherlich auch, das betroffene Menschen das mit allen möglich Ausreden versuchen zu vertuschen. Also ist doch die Ungläubigkeit deiner Freundin doch mehr als berechtigt, wenn sie sich mit der Thematik ein wenig auskennt.
Nur fallen in letzter Zeit auch immer mehr Problem-Threads von dir auf, wo die anderen die Bösen sind. Sei es dein Freund, weil er tut was ihm beliebt. Nun ist es deine Freundin, welche sich sorgen um dich macht, was dir auch nicht wirklich gefällt. Irgendwie machst du den Eindruck als wenn du mit dir und der Welt unzufrieden bist.
Natürlich weiss ich, dass zu jeder Sucht auch irgendwo gehört, dass der Betroffene damit eben nicht hausieren geht. Aber ich erwarte umgekehrt auch von einer Freundin, dass sie mir glaubt, wenn ich ihr schwöre, dass ich normal esse und nicht abgenommen habe. Was denkst du, nutzt es mir denn, die eigentlich geheilt ist, wenn jemand mir ständig wieder umstellt, ich sei es eben nicht. Das fördert doch die Heilung ins keinster Weise. Auch wenn ich weiss, dass die längst abgeschlossen ist, so erkenne ich an ihrem Verhalten eigentlich keinerlei Nutzen. Ich verstehe ja ihre Sorge, aber ich verstehe eben nicht, dass sie an irgendeinem Punkt unserer Unterhaltung, einfach nur zustimmend genickt hat und gesagt hat "Gut, wenn du das sagst, dann glaube ich dir".
Wenn du glaubst, es geht darum, dass ich mit der Welt und mir unzufrieden bin, kannst du das gerne tun. Was das mit dem Thema zu tun weiß ich nicht, bedanke mich aber herzlich für die Information. Ich suche keine Schuld bei irgendwem, sondern frage mich, wie ich mich verhalten kann, damit sie mir glaubt. Hier gibt es doch auch Leute, die nützliche Tipps geben. Du hättest dich problemlos an denen orientieren können.
tournesol hat geschrieben:Ich würde an deiner Situation mich eben doch zur Zufriedenheit aller auf die Waage stellen, einfach damit Ruhe einkehrt und alle vergewissert sind, dass noch alles im grünen Bereich ist. Nicht nur du wirst eine Zeit lang hilflos vor deiner Magersucht gestanden sein, sondern eben auch deine Freunde und Bekannte. Ich würde jedoch nicht regelmäßige Kontrollen zulassen. Wenn sie das von dir also wöchentlich verlangen und immer und immer wieder und du aber nicht weiterhin abgenommen hast, würde ich da sehr wohl meine Grenzen ziehen. Das wäre dann ja vielleicht ein Kompromiss.
Was du ansprichst, verstehe ich gut. Natürlich war es früher für mich alltäglich, zu lügen und Dinge zu erfinden und es war mir total egal, wenn mich wer dabei erwischt hat. Ich hab' wirklich oft gelogen und erzählt, ich hätte schon gegessen und so etwas. Aber wie gesagt, das ist jetzt schon so lange her, dass ich mir wünsche, dass ich auch mal Vertrauen bekomme.
Nun schreibst du, ich sollte mich doch auf die Waage stellen. Da fällt mir jetzt aber schon wieder ein: Würde ich das am Ende MIT Kleidung machen, wüsste ich schon wieder, was mich vermutlich erwarten würde. Sie würde dann sagen, dass ich vielleicht Gewichte in der Unterhose oder sowas. Also wäre der nächste Schritt: Ich stelle mich nackt oder in Unterhose drauf und das ist dann so ein Punkt an dem ich denke: MUSS das sein? Muss ich mich so erniedrigen und entblößen, damit jemand mir glaubt oder darf ich nicht auch einfach mal erwarten, dass mir geglaubt wird? Wie gesagt, aufgrund der Erfahrung verstehe ich das Misstrauen ja.
Ich habe Ernährungwissenschaften studiert und in diesem Studium waren naturgemäß auch ein paar Magersüchtige und Boulimiekranke. Eine davon war und ist eine ganz liebe Freundin von mir. Sie wurde ebenfalls bezüglich ihrer Magersucht therapiert und wie bei vielen Süchten ist es eben auch bei der Magersucht so, dass man selbt bei einer gut verlaufenden Therapie niemals zur Gänze davon geheilt ist. Man kann natürlich lernen gut damit umzugehen, aber man ist zumindest immer etwas mehr als andere gefährdet wieder einen Rückfall zu bekommen.
Ich kann dir von dieser Freundin nur sagen, dass sie uns auch auf Biegen und Brechen geschworen hat, dass sie alles im Griff hat und dass es ihr gut geht und sie nicht mehr abgenommen hat und so weiter. Wir hatten ihr schon am Anfang bewiesen, dass wir in jeder Lebenslage zu ihr halten und für sie da sind. Aber das ist das Verflixte an dieser Sucht. Ist man drinnen, hilft das alles oft nur wenig.
So sehr sie uns auch geschworen hat, dass sie keine Diät mehr macht und so weiter, so hat letztendlich das alles leider nicht gestimmt. Obwohl viele von uns ein wenig Ahnung von dieser Thematik hatten, eben auch durch das Studium, konnte sie es uns lange weiterhin verheimliche. Für Außenstehende schien es dann eine Zeit lang besser zu sein, weil sie nicht mehr so dünn war und sie demonstrierte uns auch immer wieder ganz stolz, dass sie eben sogar ein wenig zugenommen hat und ist mit uns auch essen gegangen und so weiter.
Nach nicht allzulanger Zeit haben wir jedoch bemerkt, wie der Hase läuft. Ihre Magersucht ist nämlich in eine Boulimie übergegangen, dies ist übrigens gar nicht so selten der Fall, dass man zwischen Boulimie und Magersucht hin- und herschwankt. Vor allem wenn das der Fall ist, ist es für Freunde und Co nur schwer zu bemerken, ganz einfach, weil die Betroffenen nicht so stark abmagern wie bei einer reinen Magersucht, wo es dann doch zar nicht für die Betroffene aber für die Angehörigen offensichtlicher ist.
Ich will dir damit übrigens überhaupt nichts unterstellen! Ich kenne dich und deine Situation nicht und kann mir demnach über deinen Fall auch kein genaues Urteil bilden. Ich wollte dir nur vielleicht die andere Seite ein wenig vor Augen halten, wobei ich dich wie in meinem vorigen Posting bereits beschrieben, auch verstehen kann. Es ist einfach eine schwere Situation, sowohl für dich, als auch für deine Freunde. So ganz zu Unrecht machen sie sich wohl nicht Sorgen, nicht jetzt weil du irgendein Indiz für eine besorgniserregende Situation gegeben hättest, sondern einfach, weil man nie so ganz von dieser Sucht zur Gänze befreit ist und sie wohl oder übel für lange Zeit, vielleicht sogar für immer ein Begleiter in deinem Leben sein wird, auch wenn es hoffentlich ein stiller Begleiter ist und es eben nie zu einem Rückfall kommen sollte!
Vielleicht hast du Recht. Ich sollte wohl wirklich einsehen, dass ich vermutlich auch früher schon viel zu oft etwas geschworen habe, von dem ich genau wusste, dass es gelogen ist, nur damit ich meine Ruhe habe und nichts essen musste. Ich verdränge das wohl leider zu oft als dass ich heute noch einsichtig genug wäre um das Misstrauen mir gegenüber nachvollziehen zu können. Du hast Recht: Wieso sollte sie mir jetzt glauben, wo ich ihr schon 20 Mal zuvor das selbe erzählt habe und es auch nicht gestimmt hat?
Es ist nur so, dass ich mittlerweile schon sehr distanziert davon bin und denke, dass es einfach abgehakt ist und so viele Jahre her; aber natürlich muss ich trotzdem damit rechnen, dass jemand nicht daran glaubt, dass ich ausgrechnet dann beim 21. Mal vielleicht die Wahrheit erzähle.
Eine Sucht ist nicht heilbar, wer hingegen andere Thesen dazu aufstellt oder sogar behauptet, kann nur ein Laie sein. Es fällt für außen stehende Personen sehr schwer einen Süchtigen zu glauben, denn der Süchtige hat für sich eigene Regeln dazu aufgestellt.
Magersucht ist nun einmal eine sehr ernst zunehmende Sucht, die unter gewissen Umständen leider auch tödlich enden kann. Die Unzufriedenheit der süchtigen Person ist in der Regel schlicht und einfach der Entzug. Auch bei der Magersucht gibt es einen sogenannten Entzug, der natürlich ganz anders verläuft wie beispielsweise bei Drogen und Alkohol. Im Laufe der Zeit wird es zu spürbaren körperlichen Verbesserungen kommen. Allerdings lässt sich dieser Zeitfaktor relativ schwer definieren, denn das hängt immer von der betreffenden Person ab.
Es ist natürlich sicher eine schwere Situation, das kann man nur nochmal betonen. Ich hoffe nur, dass du es auch so siehst, dass dir deine Freunde im Prinzip zwar schon vertrauen und dir glauben und dich nicht demütigen wollen. Sie können in dir durchaus eine vertrauenswürdige Person sehen und trotzdem beim Thema Magersucht sagen wir einmal skeptisch sein. Nicht nur dass sie das sein können, sie sollten das sogar.
Betrachte einmal die andere Seite. Von dieser einen Freundin, die zwischen Magersucht und Boulimie hin und hergeschwankt ist habe ich dir im letzten Beitrag ja schon berichtet. Sie lebte in einer Beziehung und dieser Mann war sogar der Bruder einer gemeinsamen Freundin. Wir Freunde haben wie gesagt sehr bald erkannt, dass ihre Sucht trotz mehrjähriger Pause noch nicht vorbei ist und dass sie wohl in die Boulimie gerutscht ist.
Gespräche mit ihr waren erfolglos, sie hat immer alles abgestritten und das sogar sehr überzeugend muss ich sagen! Da ihr Freund eben auch der Bruder von einer anderen gemeinsamen Freundin war, haben wir auch ihm von unseren Befürchtungen erzählt. Er wurde total wütend und hat nur gemeint, dass wir spinnen und endlich aufhören sollen, sie zu belästigen und so weiter. Sie lebten zu der Zeit schon gemeinsam in einem Haus und er hat nichts bemerkt oder vielleicht wollte er es auch einfach nicht bemerken.
Findest du es nicht auch ein wenig erschreckend, dass selbst ihr Freund vor dieser Sucht die Augen zugemacht hat und es nicht wahrhaben wollte. Sie war so überzeugend, dass sie selbst ihn zum Coabhängigen gemacht hat! Es ist nicht leicht, wenn man einmal Magersucht gehabt hat und ich kann dir nur gratulieren, dass du es aus diesem Strudel herausgeschafft hast! Dazu gehört einiges und es ist nicht leicht! Die Seite der Freunde darf man auch nicht ganz übersehen, sie stehen dieser Sucht oft genauso machtlos gegenüber wie der Betroffene selbst, nur mit dem Unterschied, dass sie die ganze Dramatik dahinter oft viel bewusster erleben, weil sie eben kein verzerrtes Selbstbild haben.
Es kann natürlich durchaus sein, dass du die Magersucht auch weiterhin im Griff hast. Ich wünsche es dir vom ganzen Herzen, ich hoffe nur, dass du es deinen Freunden nicht allzu böse nimmst und ich wollte dir wie im oberen Beitrag auch schon nur ein wenig die andere Sicht schildern. Wie würde es dir gehen, wenn deinen Freunden komplett egal wäre, ob du nun wieder in die Sucht gerutscht bist oder nicht? Wäre dir das lieber?
Kommt die Freundin eigentlich öfter zu Dir, bzw. gehst Du auch mal länger zu ihr? Das wäre nämlich gut, denn dann könnte sie selbst sehen, dass Du ein normales Essverhalten hast. Was weitaus mehr bringen würde, als wenn sie Dein Gewicht kennt. Denn das Gewicht selbst ist jetzt nicht so der super Indikator für eine gesunde Lebensweise. Wie schon angesprochen haben Bulimiekranke oftmals ein nahezu normales Gewicht. Und bei Frauen schwankt das Gewicht zyklosbedingt oft auch, das kann bis zu zwei Kilo sein.
Da macht es weit mehr Sinn, wenn Deine Freundin sieht, dass es sich bei Dir eben nicht mehr nur oder überwiegend ums Essen, bzw. Nichtessen, das Gewicht und Hungern dreht. Wenn sie Deine Magersucht voll mitbekommen hat, dann ist sie nun natürlich doppelt wachsam und wird schnell hellhörig.
Selbst wenn man persönlich seine eigene Sucht in den Griff hat und ich wünsche es wirklich jeden Betroffenen, kommt es auch noch nach einen längeren Zeitraum zu Entzugserscheinungen in Bezug auf die Sucht. Man kann selbst nicht dagegen unternehmen und ist daher auch etwas hilflos. Allerdings beobachten es andere Personen wesentlich schnell als man als direkt Betroffener.
Es kann daher vielleicht vorkommen, dass man kurzfristig einmal Gewicht verliert, weil der gesamte Körper sich auf die neue Situation einstellen muss. Daher rate ich immer in der ersten Phase mit wenig Leuten Kontakt zu haben, wenn sich die Sache so einrichten lässt. Jeder Mensch reagiert auf Veränderungen anders und man kann daher auch keine gültigen Prognosen aufstellen.
Also ich würde mir das natürlich nicht gefallen lassen. Wenn du ihr ausführlich erklärt hast, dass du kein bisschen abgenommen, sondern eher zugenommen hast, sollte sie dir das als deine Freundin eigentlich auch schon glauben und dir nichts weiter mehr unterstellen. Da du aber schreibst, sie hätte das womöglich sogar erfunden von ihr und glauben tut sie dir anscheinend auch immer noch nicht. Das sie dir nicht glaubt liegt wahrscheinlich wirklich einfach daran, dass es unter magersüchtigen und auch in anderen Süchten üblich ist, alles abzustreiten und nicht zuzugeben. Ich hätte am Anfang eigentlich auch gesagt, dass sie sich wahrscheinlich einfach nur Sorgen macht und dass du es nicht weiter beachten solltest, wenn du normal isst. Du hast mir ihr geredet, dass müsste reichen. Sie wird sehen, dass du regelmäßig und viel isst und das muss ihr genügen. Sie wird schließlich sehen, wie du dich verhältst.
Das du aber geschrieben hast, das sie das vielleicht alles nur aus Langeweile erfindet überrascht mich aber etwas. Schreibst du das einfach nur, weil du sehr verletzt über ihre Verhaltensweise bist oder glaubst du wirklich, dass sie das nur erfindet und es ihr überhaupt nicht vorkommt, als hättest du abgenommen? Denn wenn das eine Lüge ist, kannst du eigentlich mit reden nicht viel erreichen, sie wird daran festhalten. Vielleicht hat sie selbst nicht die Figur, die sie gerne hätte und möchte dich zum Essen bewegen, damit du auch zunimmst? Ich kenne deine Freundin nicht, aber Eifersucht kann sowas durchaus schon mal bewirken. Du musst dann nur aufpassen, dass sie es nicht verbreitet. Aber selbst das dürfte für dich eigentlich relativ gefahrlos sein, weil dein Umfeld dich schließlich täglich sieht und diese Freundin nicht. Man wird es ihr also wahrscheinlich nicht glauben.
Ich selbst hatte diese Situation erst letzten Sommer. Ich hab mich damals auch ziemlich machtlos gefühlt, weil plötzlich scheinbar alle gegen mich waren, nur weil meine Cousine meinte ich sei abgemagert. Es war kaum noch möglich sich ganz normal an einen Tisch zu setzen und zu essen, weil dann sofort von allen Seiten zurufe kamen, nimm dir das, esse jenes, wie du magst das nicht, du magst doch überhaupt nichts...Wenn man das ignoriert wäre es vielleicht nicht so schlimm, aber wenn ich so da sitze und esse, will ich meine Ruhe haben. Gehe weg und sage, ich würde später was essen, gucken mich schon wieder alle an, als wäre ich der Klapsmühle entwischt. Zum Glück hat sich das wieder gelegt, weil mein Vater da auch ein bisschen mitgeredet hat, aber ich finde es schrecklich, wie sich Verwandte in einen solchen Vorwurf rein steigern können.
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