Besitzer kümmert sich nicht um's Pferd
Wie der Titel des Themas schon sagt, geht es um eine Besitzerin, die sich nicht um ihr Pferd kümmert. Genauer gesagt, geht es um meine ältere Schwester. Das Pferd, ein wunderschöner Westfalen- Wallach, ist zwölf Jahre alt und hat Freude am Laufen, was manche Leute ja sowieso bestreiten. Nun. Meine Schwester hat sich das Pferd letztes Jahr im Mai gekauft. Da ich mehr Pferdeerfahrung habe als sie, weil ich Jahre lang ein Pferd hatte, hatte sie mich gebeten, sie nach Warendorf zu begleiten, wo wir uns das Pferd angesehen haben. Ich bin ihn auch probegeritten und habe im Endergebnis für dieses Pferd gesprochen, weswegen sie sich auch für ihn entschied.
Von Anfang an war klar, dass ich das Pferd auch zwischendurch reiten sollte, weil ich nicht nur mehr Erfahrung im Umgang mit Pferden habe, sondern auch im Sattel. Im Oktober letzen Jahres wurde meine Schwester krank und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Vorher hatten wir uns so gestritten, dass ich gesagt habe, dass ich das Pferd nicht mehr reiten möchte, aber als sie dann im Krankenhaus war, tat mir das Pferd leid, weil er dann Tage lang in der Box stand und ich weiß, wie langweilig das für ein Pferd ist. Ich fuhr also mehrmals in der Woche in einen 22 km entfernten Ort. Um dort hin zu kommen musste ich mit Bus und Bahn fahren, da ich noch keinen Führerschein habe.
Bis ich erst einmal im Stall war, wo das Pferd stand zu dem Zeitpunkt, waren schon 1,5 Stunden um. Dann noch versorgen und noch zurück nach Hause. Da ich Schülerin bin, wurde das schnell zu zeitintensiv und ich bat meine Schwester, das Pferd, solange sie nicht reiten könne, zu mir in die Nähe zu stellen, was sie aber nicht tun wollte. Nach zwei Monaten wurde sie wieder aus dem Krankenhaus entlassen, durfte aber weiterhin Monate lang nicht reiten. Also fuhr ich immer wieder hin, nachher auch mit Hilfe meines Freundes, dem ich dafür heute noch sehr dankbar bin. Vor zwei Monaten stellte sie das Pferd dann zu sich in die Nähe, damit sie morgens öfter hinfahren kann, wenn ihre zwei kleinen Kinder im Kindergarten sind. Aber auch das hat sie selten getan. Inzwischen reitet sie ihn auch nicht mehr, weil ihr der Rücken wieder weh tut. Im Juli hat sie einen Termin zum MRT.
Jetzt steht das Pferd auch wieder 23 km von mir entfernt und ich muss immer noch mit Bus und Bahn fahren, was zu diesem Ort deutlich schwieriger ist als zum letzten. Wenn ich mal nicht kann, dann steht das Pferd nur auf der Wiese. Selbst wenn ich sie frage, ob sie ihn nicht longieren kann oder in die Führanlage stellen kann, macht sie das nicht. Sie ruft dann andere Leute aus dem Stall an und fragt, ob diese das Pferd longieren können. Was ich dabei nicht verstehe, ist, dass sie eigentlich morgens, wenn die Kinder im Kindergarten sind, Zeit dazu hat, dort hin zu fahren und sich um ihn zu kümmern. Sie fährt von sich zu Hause aus nur fünf Minuten bis zum Stall und geht auch nicht arbeiten.
Ende dieses Sommers will sie an die Nordsee ziehen und das Pferd mitnehmen und einfach auf die Wiese stellen, bis sie wieder reiten kann. Da sie sozusagen ein Loch im Knochen hat, kann das noch Ewigkeiten dauern. Und als wenn das nicht schon genug wäre, möchte sie sich auch noch ein weiteres Pferd kaufen, das dann mit auf die Wiese zu ihm soll und auch nicht geritten wird. Und möglichst ein junges, damit ihre Kinder noch lange davon haben. Ich finde das unverantwortlich und weiß einfach nicht, wie ich sie dazu bringen kann, mehr Verantwortung für ihr Pferd zu übernehmen. Mit ihr reden ist schwierig, da wir Schwestern sind und nur sehr sehr selten ruhig miteinander reden können.
Ohne deine Schwester und ihre Beweggründe zu kennen, will ich eigentlich nicht über sie urteilen, dennoch bringe ich, egal wegen welcher Umstände sie sich nicht um ihr Pferd kümmert, nur Unverständnis für ihr Verhalten auf. Ein Pferd ist schließlich kein Gegenstand, den man, wenn er nicht mehr gefällt, in die Ecke stellen und verstauben lassen kann, sondern es handelt sich dabei um ein Lebewesen mit Bedürfnissen. Ein Tier, das sich in der vom Halter verursachten Lebenssituation nicht selbst versorgen kann, im Stich zu lassen, halte ich deswegen für absolut verwerflich.
In deinem Beitrag lese ich, dass deine Schwester momentan nicht mehr reiten kann, was natürlich schade für sie ist, sie aber nicht der Verantwortung entzieht, dafür Sorge zu tragen, dass es dem Tier gut geht. Jeder, der sein Tier liebt und Bezug zu diesem hat, tut das meiner Meinung nach freiwillig. Mag sein, dass auch der größte Tierliebhaber mal einen Durchhänger hat, aber der sollte sich, wenn man schon darauf angesprochen wurde, auch ziemlich schnell wieder verflüchtigt haben. Da auch das mehrmalige Ansprechen deiner Schwester nicht viel genutzt hat, gehe ich davon aus, dass ihr der Bezug zu ihrem Pferd fehlt. Sie wird es wohl nie geschafft haben, Gefühle für ihr Tier zu entwickeln, sonst würde sie sich anders verhalten.
Auch finde ich es ein bisschen unverschämt, dass sie offensichtlich davon auszugehen scheint, dass du die das Pferd betreffende Arbeit komplett übernimmst. Wenn ich das richtig verstanden habe, machst du das unentgeltlich und bekommst auch keine Entschädigung für das Bus-Ticket. Auch wenn es dir dem Hengst gegenüber Leid tut, würde ich diese Besuche einschränken. Sie muss begreifen, dass es nicht immer jemanden gibt, der für sie springt.
Ich nehme an, es wäre sinnlos, wenn du zuvor noch einmal mit ihr sprichst. Unter Geschwistern schaukelt sich derlei in der Tat immer schnell hoch. In dem Stall müsste es doch aber auch Personal geben, oder? Vielleicht kannst du einen der Reitlehrer oder Leiter dafür gewinnen, mal mit deiner Schwester zu sprechen. Er könnte ihr sagen, ihm sei aufgefallen, wie wenig sie sich um ihr Pferd kümmere. Je nach Antwort könnte man ja auch weiter fragen, ob es nicht besser wäre, den Hengst wieder abzugeben oder vielleicht eine Reitbeteiligung anzubieten. Ich könnte mir vorstellen, dass das Gespräch mit einer unbekannten Person, die auf dem Hof zudem eine gewisse Autorität darstellt und über sehr viel Erfahrung verfügt, auf deine Schwester einen größeren Eindruck macht und sie zum Denken anregt.
Hättest du denn Zeit und Geld genug, deiner Schwester das Pferd abzukaufen? Du scheinst das Tier ja liebgewonnen zu haben, was auch kein Wunder ist, wenn du mehrmals in der Woche auf dem Hengst reitest. Ich weiß, du bist noch Schülerin, aber vielleicht könnten deine Eltern dich finanziell unterstützen? Ein Pferd ist ein sehr teures Hobby, aber wenn das finanziell für euch tragbar wäre, wäre das doch eine gute Lösung für alle, vorausgesetzt natürlich, deine Schwester sieht ein, dass sich etwas verändern muss. Vielleicht schafft sie es ja doch noch, Verantwortung für ihr Tier zu übernehmen.
Hallo Anemone!
Danke für deine Antwort. Meine Schwester lag mehrere Monate im Krankenhaus, weil sie eine Zyste am Knochen hat, die sich sozusagen ein Loch gefressen hat, um es mal vereinfacht auszudrücken. Des Weiteren hat sie zwei kleine Kinder, weswegen ich ja verstehen kann, dass sie unter Stress steht, aber die Kinder hatte sie schon vor dem Pferd und sie wusste, was auf sie zu kommt. Außerdem hat sie einen Mann, der zu dem Zeitpunkt, wo sie alleine im Krankenhaus lag, in Afghanistan war und der jetzt nur am Wochenende zu Hause ist. Ich weiß, dass sie tierische Schmerzen hat und sehr sehr starke Schmerzmittel nimmt und eigentlich nicht Auto fahren darf, was sie trotzdem tut. Sie gefährdet damit nicht nur sich, sondern auch die Kinder und andere Verkehrteilnehmer.
Das mit den Fahrtkosten ist kein Problem. Ich habe ein Ticket, dass 15 Euro kostet und was ein Monat gültig ist. Das habe ich sowieso, um zu meinem Freund zu fahren, der eine Zugstation weiter wohnt. Wenn ich vom Bahnhof aus mit dem Fahrrad zum Stall fahre (ungefähr 8 km), dann erstattet sie mir das Fahrradticket für den Zug. Das hat sie auch von sich aus angeboten. Und nur mal so: Das Pferd ist ein Wallach und kein Hengst, aber das steht auch in meinem ersten Beitrag . Auch steht in dem Text, dass ich freiwillig angeboten habe, mich um ihn zu kümmern und es macht mir auch Spaß. Ich hatte ja selbst Jahre lang ein Pferd und vermisse es, jeden Tag im Stall zu sein und so. Das habe ich jetzt wieder. Ich fühle mich wie in einer kleinen Mädchen- Traumwelt.
Ich frage mich nur, was aus dem Pferd wird, wenn sie im Norden wohnt. Das sind gute fünf Stunden Autofahrt und ich habe ja auch keinen Führerschein. Als das Pferd in dem anderem Ort stand, hatte es eine Reitbeteiligung, aber die hat mich alle zwei Wochen angerufen, weil sie krank sei oder keine Zeit habe. Auch die Stallbesitzerin hat schon mit ihr geredet, aber das hatte auch keine Wirkung gezeigt. Ich habe Gott sei Dank eine Freundin im Stall gefunden, die das Pferd jeden Morgen auf die Wiese stellt und auch mit mir ausreiten geht.
Geld und Zeit um ihr das Pferd abzukaufen habe ich leider nicht. Vor allem scheitert es am Geld, da ich ja wie gesagt Schülerin bin und meine Mutter alleinerziehend ist und wegen psychischer Krankheiten nur eine halbtags stelle hat. Und die Wohnung und so will ja auch bezahlt werden. Mal abgesehen von Strom und Essen und so.
Möchte deine Schwester denn überhaupt, dass du das Pferd reitest? Mir scheint, als wolle sie gar nicht, dass du mit ihrem Pferd reitest, weil sie es dir ja so schwer macht, zum Reiten zu kommen. Für die Zeit, in der sie im Krankenhaus war, hätte sie ja eh nicht reiten können und das Pferd nicht einmal besuchen. Da hätte sie ja sogar nur Vorteile gehabt, wenn sie das Pferd bei dir in der Nähe untergebracht hätte, weil sich dann jemand gekümmert hätte.
Vielleicht solltest du mal ein freundschaftliches Gespräch mit deiner Schwester führen. Am Besten auf neutralem Boden in einem Eiscafe oder Restaurant. Ihre Kinder sollten nicht dabei sein und die Störquellen (Handy etc) ausgeschaltet. Dann sage ihr noch einmal, dass es nicht gut für das Pferd ist, wenn es den ganzen Tag nur im Stall steht. Sofern es in Gesellschaft auf der Weide ist, wäre das ja nicht so schlimm (deswegen finde ich die Idee mit dem zweiten Pferd auch nicht so schlimm), aber sag ihr, dass man sich im das Pferd auf kümmern muss. Schlage ihr doch vor, dass ihr gemeinsam eine Reitbeteiligung für das Pferd sucht, die mehrmals pro Woche reitet und das Pferd pflegt und dafür eben ein paar Euro bezahlt.
Ich kann das Verhalten der Schwester schon ein Stück weit nachvollziehen. Ich weiß nicht, wer von euch auch ein Pferd/ein Tier hat, das er sehr liebt und nicht mehr hergeben kann. So ein Pferd wächst einem ja auch ans Herz und ich könnte mein Pferd auch nicht so einfach weggeben, weil ich nicht reiten kann. Es würde mir das Herz brechen. Auch wenn es egoistisch klingen mag.
Außerdem bemüht sie sich doch darum, dass das Pferd bewegt wird, immerhin fragt sie Stallkollegen und lässt dich auch reiten. Dass sie das Tier nicht in einen anderen Stall stellen möchte, kann ich auch verstehen, denn ein Umzug und das erneute Eingewöhnen bedeutet auch Stress für ein Pferd. Vielleicht ist sie auch nicht davon ausgegangen, dass sie so lange krank ist und hielt es deshalb nicht für nötig, das Pferd woanders unter zustellen.
Wenn es ihr möglich wäre, würde sie sich sicherlich darum kümmern. Der Threadname hört sich an, als würde sie das Tier komplett verwahrlosen lassen! Das ist definitiv nicht der Fall. Das einzige, was du tun kannst, ist an ihre Vernunft zu appellieren. Dem Pferd würde es gut tun, wenn es einen festen Besitzer, eine feste Bezugsperson hat und regelmäßig geritten wird. Ob sie im Norden einen Reitstall findet, der so viele kooperative Mitreiter hat, dass sich um das Pferd gekümmert wird, ist ja nicht sicher. Oder du bietest an, das Pferd solange bei dir stehen zulassen, bis es ihr wieder soweit gut geht, dass sie selbst dafür sorgen und es reiten kann.
Mir kommt es auch so vor, das deine Schwester noch keine enge Bindung zu dem Pferd aufbauen konnte, durch ihre Kinder und durch die Krankheit, was natürlich sehr schade ist. Auch wenn du meist das sie ja morgens Zeit hätte, gehe ich mal davon aus, das es nicht so ist, durch die Krankheit hat sie bestimmt einige Arzttermine und den Haushalt hat sie auch noch. Du schriebst, das sie noch unter Schmerzen leidet. Vielleicht ist sie mittlerweile auch mit der ganzen Sache etwas überfordert und möchte sich das noch nichht eingestehen.
Sie hat sich aber anscheinend darum gekümmert, das er nicht ganz unversorgt im Stall steht, und sie ist bestimmt auch nicht davon ausgegangen das sie so lange durch ihre Krankheit ausfällt. Vielleicht solltest du deiner Schwester nicht so viele Vorwürfe machen, denn es kommt echt so rüber, als ob du alles bestimmen möchtest. Es fing ja schon mit dem Pferdekauf an, du hast ihn ausgesucht.
Deine Schwester sollte sich vielleicht eine Reitbeteiligung suchen, die sich 2-3 Mal in der woche um ihn kümmert. So ist allen Seiten geholfen, und vor allem dem Pferd.
Mir fallen da mehrere Möglichkeiten ein. Erst einmal wäre es vielleicht gut, wenn deine Schwester sich eine oder am besten zwei oder drei Reitbeteiligungen zulegt, wenn sie in der Zeit noch nicht reiten kann. Das wäre wohl ziemlich sinnvoll, so ist das Pferd eigentlich jeden Tag versorgt und das wäre doch gut. Wenn sie dann selber reiten möchte, kann sie ja einer Reitbeteiligung kündigen und dann eben sich an diesen Tagen selber um das Pferd kümmern oder eben auch an allen Tagen, je nach dem wie sie das eben haben möchte.
Ich verstehe das ehrlich gesagt sowieso nicht. Bei uns werden die Pferde eigentlich jeden Tag bewegt oder zu mindestens jeden zweiten Tag, da es sonst sehr gefährlich mit einer Kolik wird und mal eben fünfhundert Euro für den Tierarzt zu bezahlen, beziehungsweise das Pferd in Lebensgefahr zu bringen, da hat doch eigentlich kein fürsorglicher Pferdehalter Interesse dran.
Ansonsten kannst du vielleicht mal schauen, ob du mal das Veterinäramt anonym auf den Zustand des Pferdes hinweisen. Dann wird man sehen, wie die die Sache sehen und ob das eine schlechte Haltung für das Pferd ist oder eben eher nicht. Manche Pferde stehen auch ewig einfach auf der Weide und denen geht es gut dabei, vor allem wenn sie schon etwas älter sind und nicht mehr so viel geritten werden dürfen. Aber das sollte dann jemand vom "Fach" entscheiden.
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