Gerichtsvollzieher: schwerer Job und viel Elend
Ich habe heute eine Sendung im Fernsehen gesehen, darin ging es um einen Gerichtsvollzieher in Frankfurt. Dieser war unter anderem auf Messen tätig um Gerichtskosten zu pfänden. Hier war der Job schon stressig, denn niemand zahlt gerne Geld an einen Gerichtsvollzieher.
Daneben hatte er in Frankfurt aber auch ein Gebiet zu betreuen, in dem Menschen leben, denen es erfahrungsgemäß finanziell nicht so gut geht. Er musste Wohnungen öffnen lassen und diese durchsuchen. Es wurden in der Sendung Menschen gezeigt, die Schulden hatten und bei denen es klar war, das sie aus ihren Schulden nie mehr herauskommen. Er wird wohl sehr viel Elend in seinem Beruf sehen. Außerdem kennt er viele seiner Stammkunden schon seit vielen Jahren. Einer der Menschen, an dessen Tür er in dieser Sendung klopfte, kannte er schon seit über 16 Jahre. Daneben muss er oft in völlig verdreckten Wohnungen nach pfändbaren Gegenständen suchen.
Wenn man dies so sieht, dann empfinde ich diesen Job als sehr schwer und ich habe großen Respekt vor solchen Menschen, die als Gerichtsvollzieher ihr Geld verdienen. Natürlich sind sie nicht gerne gesehen, aber sie tun eben auch nur ihren Job. Ich frage mich, wie oft sie am Abend noch über ihre Fälle nachdenken. Wenn sie zum Beispiel alte Menschen sehen, die kaum Geld für Essen und Trinken haben und aus der Not heraus Schulden machen mussten. Oder wenn kleine Kinder von den Schulden der Eltern betroffen sind. Da glaube ich, nimmt man immer etwas mit nach Hause.
Auch wird es nicht immer einfach sein, zu den meist unfreundlichen Geschäftsleuten, die gepfändet werden, höflich zu sein und nicht laut zu werden. Auch hier gab es in der Sendung ein Beispiel, wie schnell die Leute unfreundlich und unfair gegenüber dem Gerichtsvollzieher werden. Dies wäre kein Job für mich.
Ich würde den Job ebenfalls nicht machen wollen. Ich glaube, es würde mich eine Menge Überwindung kosten, bei Menschen, die ohnehin schon am Existenzminimum leben, in die Wohnung zu spazieren und nach pfändbaren Gegenständen zu suchen. Andererseits sind die wenigsten Menschen ohne ihr Zutun in die Schuldenfalle getappt. Vielleicht fällt, wenn man das immer bedenkt, die Arbeit ein bisschen leichter.
Als sehr negativen Aspekt dieses Berufsbilds sehe ich, wie mein Vorschreiber auch, die Tatsache, dass beispielsweise Kinder oftmals sehr unter der Verschuldung der Eltern zu leiden haben. Es dann noch übers Herz zu bringen, durch die Wohnung zu laufen und Gegenstände zu bekleben, ist schon sehr hart. Auch kann es schon einmal vorkommen, dass Wohnungen geöffnet werden müssen, in denen bereits nur noch eine Leiche zu finden ist. Auch das dürfte kein besonders schöner Anblick sein.
Andererseits sollte man dieses Berufsbild nicht als unglaublich hart und schwer verteufeln. Die meisten Berufe, bei denen man näher mit Menschen zu tun hat, können mit Komplikationen verbunden sein. Ein Psychologe oder Polizist dürfte sicher irgendwann gelernt haben, die einzelnen Fälle nicht mit nach Hause zu nehmen; diesen Dreh dürfte auch ein Gerichtsvollzieher bald raus haben. Wer es allerdings tatsächlich nicht schaffen sollte, in der Freizeit abzuschalten, der hat eventuell doch das falsche Berufsfeld gewählt.
Ich denke auch, dass man da Unterscheidungen vornehmen muss. Es gibt sicherlich Menschen, die unverschuldet am Minimum leben und darum den Gerirchtsvollzieher vor der Tür stehen haben. Da fände ich es dann wohl auch bitter, da noch weiter zu "kassieren".
Anders sieht es aus, wenn Leute sich absichtlich hoch verschuldet haben. Dieses Thema hatten wir ja hier schon mehrfach, darum fasse ich das mal kurz unter "aktiv in Schwierigkeiten gebracht und noch stolz darauf" zusammen. Bei solchen Menschen hätte ich sicherlich keinerlei Mitleid, wenn ich dorthin käme und denen ihren Besitz weg nehmen müsste. Wenn man mein Geld hat, kann man auch nicht kaufen, und bei Leuten, die das dann bewusst trotzdem machen, sehe ich kein Problem darin ihnen dann die Sachen wieder abzuholen.
Allerdings muss ich einräumen, dass dieser Job mir keinen Spaß machen würde. Erfüllend wäre das nicht und freiwillig wählen würde ich diesen Beruf sicherlich nicht. Aber mein Gewissen würde mich doch recht selten quälen, je nach Sachlage.
Ich sehe es ähnlich wie Sorcya und würde ebenfalls mit keinem Gerichtsvollzieher tauschen wollen, da mich dieser Job nun wirklich nicht reizt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mich dieser Job glücklich machen und wirklich zufriedenstellen würde. So etwas wäre höchstens mal was für ein paar Monate oder ein Jahr, aber sicher nicht auf Dauer.
Allerdings hätte ich keine Gewissensprobleme bei der Ausübung eines solchen Berufes. Ich denke nicht, dass die meisten Menschen unverschuldet in diese Situation gelangt sind. Ich habe auch schon Menschen mit zum Teil hohen Schulden kennengelernt, unter anderem auch solche Fälle, in denen dann wirklich plötzlich der Gerichtsvollzieher vor der Tür stand. Bei den Beispielen, die ich kennengelernt habe, lag eindeutig ein Selbstverschulden vor, unter anderem durch überflüssige Konsumkredite und das fehlende oder sehr stark verspätete Zahlen von berechtigten Forderungen.
Wenn ich Gerichtsvollzieher wäre, würde ich meine Kunden in erster Linie als erwachsenen, mündigen Bürger ansehen. Und als solche sind sie eben für ihre Schulden verantwortlich, auch wenn ihnen diese sicher nicht gefallen und sich viele durch die interessantesten Erklärungen aus der Verantwortung ziehen möchten. Es gibt ja einige Leute, die genau wissen, dass sie nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügen und sich dennoch diesen und jenen Unsinn leisten wollen und die ganzen Sachen dann entweder gar nicht oder nur mit zahlreichen Mahnungen bezahlen können.
Es gibt sicher auch Fälle, in denen die Menschen, die von einem Gerichtsvollzieher besucht werden, selbst nicht so viel zu dieser Situation beigetragen haben. Allerdings würde ich mich in den Fällen dann dennoch von diesen Vorfällen emotional distanzieren, da man als Gerichtsvollzieher nicht dafür verantwortlich ist, dass diese Leute in einer solchen Situation leben. Man macht doch auch nur seinen Job und nichts weiter. Natürlich wird es Fälle geben, die auch einen langjährigen Gerichtsvollzieher nicht kalt lassen und die diese Leute auch mit nach Hause nehmen. Aber ich denke, dass man irgendwann genug Professionalität erreicht hat, um sich nicht von jedem Fall runterziehen zu lassen.
Gerichtsvollzieher zu sein ist wohl einer der undankbarsten Berufe, die es gibt: man nimmt Menschen, die fast nichts mehr haben vor allem die Würde. Die restliche "Klientel" die sehenden Auges anderen Menschen einfach ihr Geld nicht zahlen, beschimpft oder bedroht einen. Egal, wo man ist, man ist falsch. Zudem sitzt am anderen Ende noch der Gläubiger, der möglichst viel in möglichst kurzer Zeit haben möchte, ohne sich persönlich ein Bild von dem zu machen, wie die Menschen wirklich leben.
Auch Gerichtsvollzieher zu sein, ist ein normaler Job wie jeder andere, nur dass diese Menschen eben oft auch für die Fehler Anderer verurteilt werden. Es muss sicher hart sein, sich täglich Schicksale anzusehen und zu - hören, bei denen man nur Tipps geben, aber nicht wirklich helfen kann. Sensibel darf man hier sicher nicht sein! Zudem sollte man lernen, mit der Zeit einen gewissen Abstand zwischen Berufs- und Privatleben zu bringen, denn wenn man all diese Schicksale mit nach Haus nimmt, ist man bald seelisch kaputt.
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