Ultimatum stellen = Erpressung?
Ich schreibe das hier in "Liebe, Sex und Partnerschaft", weil ich gerade in der Partnerschaft es schlimm finde, wenn man ein Ultimatum stellt. Ich finde, dass es gleichzusetzen ist mit einer Erpressung "Wenn du xy nicht machst oder xy nicht änderst, dann gehe ich". Das ist für mich eine Erpressung und wenn mir jemand so ein Ultimatum stellen würde, würde ich freiwillig gehen.
Dennoch lese ich hier gerade in diesem Unterbereich "Liebe, Sex und Partnerschaft" des öfteren, dass man ein Ultimatum stellen sollte. Sicher sagt man es auch leicht und man rät Leuten dazu, auch wenn man selber vielleicht nie machen würde. Aber ist es richtig, wenn man in einer Partnerschaft wirklich ein Ultimatum stellt? Ist es nicht eigentlich schon zu spät, wenn man auf den Gedanken kommt, dass man durch so ein Ultimatum versucht was an der Partnerschaft zu verändern?
Wie kommt man darauf, zu versuchen einen Partner zu ändern, indem man ihm vor die Wahl stellt? Ist das ein verzweifelter Strohhalm an den man sich klammert? Kann sich ein Mensch wirklich durch ein Ultimatum verändern?
In der Form, wie du das Ultimatum beschreibst, emfinde ich es auch als Erpressung, denn niemand wird sich ändern, nur weil man ihm ein endgültiges Ende androht. Dazu sind die Gefühle eines Menschen bzw. seine Eigenarten zu sehr von seiner persönlichen Seite geprägt, als dass man mit einem solch "rationalen" Endpunkt kommen könnte. Wenn man Liebe erpressen muss, ist es sowieso keine Liebe mehr.
Dennoch würde ich das Ultimatum als "Erziehungsmaßnahme" bzw. "Entscheidungshilfe" nicht vollends ablehnen. Denn wenn man selbst eher von geringem Selbstbewusstsein geprägt ist, kann die Einflussnahme auf den Partner, der übermächtig erscheint, sehr gering sein, weil man sich nicht sicher ist, ob die Maßnahme, die man anstrebt, zu diesem Zeitpunkt auch die richtige Entscheidung ist. Ein Ultimatum kann helfen, den Unterlegenen klar und rational nachdenken zu lassen, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist. Ich finde es sehr wichtig, dass man dies aber eher als frühzeitigen Warnschuss für den Partner benutzen sollte. Wenn man in einer Woche bereits die Nase voll von dem Partner hat, dann bringt auch das Ultimatum nichts, sondern dient nur der Schönrederei einer bereits getroffenen Entscheidung.
Ein Ultimatum kann in dem von mir angesprochenen Zusammenhang auch die Situation des Partners ändern, denn er wird sich seine Gedanken machen, und das ist damit auch beabsichtigt.
Also als Erpressung kann so was in einer normalen Beziehung nicht gesehen werden, weil dazu ja der Erpresser fast schon Gewalt androhen müsste (was ja strafbar wäre) oder aber ein sog. wirkliches "empfindliches Übel" eben zum Nachteil des Erpressten - und dann auch noch zu Gunsten des Erpressers.
So was sollte doch in der Beziehung nicht gegeben sein. Selbst das Ultimatum "Entweder du räumst deine Socken weg oder ich verlasse dich" stellt hier kein empfindliches Übel dar und es fehlt hier das Druckmittel, welches das Ganze zur Erpressung machen würde.
Anders natürlich die Androhung von Prügeln, wenn die Socken nicht sofort weggeräumt werden.
Was ist daran jetzt so schlimm? Ich meine, mal angenommen, du hast schon zig mal versucht mit deinem Partner über etwas zu sprechen, das dich massiv stört und er hat dann immer mit "ja ja" reagiert aber nichts geändert - hättest du dann nicht irgendwann die Faxen dicke und würdest du dir dann nicht vielleicht auch denken, dass ein Ultimatum eine gute Idee ist?
Natürlich ist die Beziehung dann in vielen Fällen eh schon an einem Punkt, wo es keinen Unterschied macht, ob der Partner nun auf das Ultimatum eingeht oder nicht, aber es gibt sicher den ein oder anderen Menschen, der den sprichwörtlichen Tritt in den Allerwertesten braucht, bevor er begreift, was er eigentlich hat und was er mit seinem Verhalten aufs Spiel setzt.
Und mit Erpressung hat das natürlich nichts zu tun, denn ich sehe weder die Androhung von Schaden noch die niedrigen Beweggründe als Motiv. Wenn man sich in so einer Situation befindet schadet man sich mit den Konsequenzen wahrscheinlich genauso wie dem Partner, wenn man zum Beispiel mit einem Auszug droht und sich dann nach einer eigenen Wohnung umschauen muss.
Ich kann dir ein Beispiel aus meiner eigenen Ehe nennen, wo ich in einem solchen Ultimatum die letzte Chance gesehen habe etwas zu retten. Denn mein Mann hatte sich über einen Zeitraum von etwa 1 1/2 Jahren so verändert, das diese Ehe letztendlich keinen Sinn mehr machte.
Ich habe meine Hilfe und Unterstützung angeboten. In Form von vorrübergehendem getrenntem Leben bis hin zur Paartherapie. Alles wurde komplett abgelehnt. Teilweise mit den Worten, das ich ihn für bekloppt hinstellen wollte. Als ich dann ankündigte das ich eine solche Farce nicht mein Leben lang mitmachen werde, kam nur die Frage ob ich ihm drohen will.
Ich habe sozusagen auch ein Ultimatum gestellt. Entweder bewegt er seinen Hintern und kämpft für unsere Ehe oder ich gehe. Ich habe dann den zweiten Weg gewählt. Das man sowas nicht unbedingt wegen nicht weggeräumte Socken machen sollte, was das doch mehr oder weniger Lapalien sind, dürfte Jedem der halbwegs rational denkt, klar sein.
Nur wenn wirklich alles schon fast den Bach runter ist und nur eine minimale Chance besteht, dann ist eine solche Ankündigung durchaus gerechtfertigt. Manchen Partner, egal ob Mann oder Frau, kann sowas nochmal wachrütteln und man fängt damit an die Beziehung zu retten.
Meiner Meinung nach ist so ein extremes Ultimatum, wo man mit Trennung droht, ein Zeichen von Hilflosigkeit. Mein weiß nicht wie man weiter vorgehen soll und versucht so noch das Ruder rumzureißen. Ob das der richtige Weg ist bezweifel ich. Oft geht es komplett in die Hose oder man wird irgendwann nach dem 10. Ultimatum gar nicht mehr ernst genommen. Geändert hat sich dann natürlich immer noch nichts.
Wenn mich etwas an meinem Partner stört, rede ich offen mit ihm darüber. Auch wenn es ein heikles Thema ist. In eine Beziehung sollte dies möglich sein. Reagiert mein Partner wie hier erwähnt mit "Ja ja" und hört mir gar nicht zu, ist sein Verhalten mir gegenüber respektlos und zeigt wie unwichtig ihm das alles ist. Also ich hätte keine Lust auf so eine Beziehung. Wenn ihm etwas an mir und der Beziehung liegt, nimmt er mein Anliegen ernst und ändert etwas an dem Problem. Das gilt natürlich nur für Sachen die den Menschen nicht komplett verändern. Das wäre, egal wie gut es miteinander läuft, zuviel verlangt. Will man etwas mehr Aufmerksamkeit, mehr miteinander unternehmen oder Hilfe im Haushalt, kann man darüber reden. Erwartet man vom Partner, dass er 20kilo abnimmt, keine andere Frau mehr anschaut oder sowas in der Richtung, geht es zu weit.
Ich sehe das Stellen eines Ultimatums nicht so eng, wie manch Anderer hier. Natürlich empfindet es der Teil, dem ein solches Ultimatum angedroht wird, oftmals als Erpressung, aber dieses Wort finde ich schon etwas hart. Immerhin hat man die freie Entscheidung, ob man ein bestimmtes Verhalten ändert, oder die durch das Ultimatum angedrohten Konsequenzen erträgt.
Natürlich sollte man umsichtig sein und nicht mit solchen Drohungen um sich werfen. Wenn jemand ständig mit Sätzen wie „Räum sofort die Küche auf oder ich fahre erst einmal zu meinen Eltern“, oder „Wenn du nicht auf der Stelle aufhörst, bei stress so hektisch zu reagieren, verlasse ich dich“, um sich wirft ist das ohne Zweifel albern und trägt nicht gerade zu einer glücklichen Beziehung bei. Zudem wird ein Partner, der ständig Ultimaten stellt, sich aber nicht daran halten kann, weil sie völlig überzogen sind, schnell unglaubwürdig.
Dennoch finde ich es auch nicht richtig, ein Ultimatum sofort als verwerflich zu erklären. Wann stellt man denn ein solches? Entweder, wenn die Beziehung sowieso schon am Ende ist und man dem Partner eine letzte Gelegenheit zur Änderung geben möchte, damit die Beziehung vielleicht doch noch eine Chance hat, oder, wenn man jemanden mal zum Denken anregen möchte, der sich sonst kaum Gedanken um eine funktionierende Beziehung macht.
Natürlich halte ich es auch für sinnvoller, erst miteinander zu sprechen. Die betreffende Problematik sollte nicht nur ein, sondern, wenn nötig, auch drei- oder viermal ausführlich besprochen werden, aber wenn sich das kritisierte Verhalten nicht ändert und die Begründung dafür nicht nachvollziehbar ist, warum sollte man dann kein Ultimatum stellen dürfen?
Ich will ein Beispiel geben, das sich vor kurzem im Freundeskreis ereignet hat: Ein junger Mann hatte sich angewöhnt, seine Freundin als Haushaltshilfe anzusehen. Sie sprach natürlich mit ihm, die beiden stellten einen Putz-Plan auf, an den sich nicht gehalten wurde. Da sich sein Verhalten nicht änderte, drohte sie ihm an, sie zöge jetzt erst einmal zu ihren Eltern, was dann auch geschah. Er lernte dadurch, dass sich der Haushalt nicht von alleine macht und rief sie an, um sich zu entschuldigen.
Was ich durch dieses Beispiel zeigen möchte: Es ist sicherlich radikal, dem Partner, den man liebt, ein Ultimatum zu stellen, aber manchmal ist es die letzte Hoffnung für eine Partnerschaft. Natürlich kommt diese Option keinesfalls in Frage, wenn es sich bei dem Kritisierten um eine wesentliche Charaktereigenschaft des Partners handelt. In diesem Fall ist ein Mensch nicht zu ändern; auch nicht durch ein Ultimatum.
Hallo zusammen!
Ich würde meinem Partner auch kein Ultimatum stellen. Ich finde auch, dass es schon mit einer Erpressung gleich zu setzen ist. Ich denke, dass ein Ultimatum dann gesetzte wird, wenn der Partner einfach nicht weiter weiß und alles andere zu keinem Erfolg führte. Aber ich denke, dass ich erst recht auf stur schalten würde, wenn mir jemand ein Ultimatum setzen würde. Aber ich kann auch verstehen, wenn so etwas aus letzter Ausweg gesehen wird.
Je nach Situation wird auch nicht viel mehr helfen. Gerade, wenn einer in der Partnerschaft Suchtkrank ist, kann ich mir vorstellen, dass der Partner aller versucht, um wach zu rütteln. Für mich ist das Stellen von einem Ultimatum aber eher ein schlechtes Zeichen in eine Beziehung.
Nelchen hat geschrieben: Gerade, wenn einer in der Partnerschaft Suchtkrank ist, kann ich mir vorstellen, dass der Partner aller versucht, um wach zu rütteln. Für mich ist das Stellen von einem Ultimatum aber eher ein schlechtes Zeichen in eine Beziehung.
Bei einem Suchtkranken Partner raten sogar die Drogenberatungsstellen dazu, dass man da ein Ultimatum stellt. Aber in einer gesunden Beziehung finde ich ein Ultamatum wirklich einer Erpressung gleichzusetzen.
Was ist daran jetzt so schlimm? Ich meine, mal angenommen, du hast schon zig mal versucht mit deinem Partner über etwas zu sprechen, das dich massiv stört und er hat dann immer mit "ja ja" reagiert aber nichts geändert - hättest du dann nicht irgendwann die Faxen dicke und würdest du dir dann nicht vielleicht auch denken, dass ein Ultimatum eine gute Idee ist?
Wenn ich zig mal mit meinem Partner gesprochen habe und er ändert nichts, dann kann er vielleicht nichts ändern oder will es nicht und dann ziehe ich meine Konsequenzen. Geht er nämlich dann auf meine Erpressung ein und ändert sich nach dem Ultimatum, macht er es nur, um mich nicht zu verlieren und nicht, weil er selber was ändern will und deswegen ist es bestimmt nicht gesund für eine Beziehung ein Ultimatum zu stellen. Die Beziehung hätte keine Zukunft mehr, wenn sie nur durch ein Ultimatum wieder kurzfristig funktioniert.
Ein Ultimatum in einer Beziehung zu stellen, ist heute ja wirklich eine sehr negativ besetze Geschichte. Dabei ist es doch so, dass die Herkunft des Begriffs doch aussagt, dass ein Ultimatum eine letzte Frist ist. Das ist doch eine klare Aussage, wenn man ein solches Ultimatum einsetzt. Dann ist doch die Partnerschaft schon so weit, dass alle anderen Mittel erschöpf sind und man sich nicht anders zu helfen weiß. Klar kann man das dann auch als emotionale Erpressung betrachten, man kann aber auch von Selbstschutz des Partners sprechen. Auch ein Ultimatum hat also seine zwei Seiten.
Natürlich ist in manchen Situationen ein Ultimatum völlig überzogen und damit dann auch eine unsinnige Erpressung, weil die Erfüllung der gestellten Bedingung dann unter Umständen nicht lange anhält oder aber weil sich durch die erpresste Veränderung im erpressten Partner Frust aufstaut, der dann wieder zu Problemen führen kann. Und sicher wäre es natürlich auch besser, wenn der Partner sich von selbst und vor allen Dingen aus freien Stücken ändert. Aber was ist, wenn der Partner,dem das Ultimatum gestellt wird gar nicht erkennt, wie ernst es dem anderen Partner ist?
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