Schlafen macht schlau

vom 27.05.2010, 10:22 Uhr

Wir merken zwar nicht wirklich etwas davon, aber im Schlaf lässt unser Gehirn die Geschehnisse des Tages Revue passieren. Damit werden höchstwahrscheinlich die unbewusst geknüpften Assoziationen zwischen einzelnen Nervenzellen gestärkt und bleibende, auch viele Zeit später noch abrufbare Muster ins unendliche Nervennetz geknüpft. Im bewussten Gedächtnis werden wahrscheinlich nach ähnlichem PrinzipDaten aus dem Zwischenspeicher in den Langzeitspeicher umgelagert und neue Informationen mit älteren Eindrücken verbunden.

Schlaf bereitet und so also auf die Zukunft vor und ganz nebenbei passiert da etwas, was fast jeder bestimmt schonmal erlebt hat: Am nächsten Morgen haben wir oft einen Geistesblitz, der uns am vorigen Tag gefehlt hat - Schlafen macht schlau. Es gibt ja gewisse Floskeln und Sprichwörter wie "Schlaf mal 'ne Nacht drüber" oder aber auch "Den Seinen gibt's der Herr im Schlaf" und all diese Sprüche gibt es nicht ohne Grund. Viele Menschen sind davon überzeugt, dass ihnen gerade im oder nach dem Schlaf die richtigen Ideen kommen. Angeblich hat Robert Louis Stevenson die berühmte Geschichte von "Doktor Jekyll und Mister Hyde" erst vollständig geträumt, bevor er sie aufgeschrieben hat. Und der amerikanische Golfprofi Jack Niklaus hat angeblich aus einer Formkrise herausgefunden, weil er erst über Nacht auf die Idee kam, seinen Schläger anders zu halten, als früher.

Meistens glaubt niemand solchen Menschen, die Geschichten klingen einfach zu unglaubwürdig. Aber eigentlich kennt es doch jeder, dass man morgens wach wird und tatsächlich irgendwie schlauer ist, als am Abend zuvor. Dinge, über die man abends gerätselt hat, sehen am nächsten Morgen auf einmal aus wie ein Kinderspiel.

Der Schlaf verfestigt neue Gedächtnisspuren nicht nur, er tut noch mehr. Er verändert sie gewissermaßen qualitativ, was den Menschen am nächsten Morgen einen besseren Überblick verschafft, über das, was uns am Abend zuvor noch Probleme bereitet hat. So bekommt man oft einen ganz neuen Ansatz zur Problemlösung. Der Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi hatte eine solche These schon 1997 aufgestellt. Er sagte, dass niemand sich schuldig fühlen sollte, wenn er ein paar Stunden länger als normal geschlafen hätte. Die Zeit, die man verpasst hätte, würde zweifellos aufgewogen werden, durch die Qualität der im Schlaf erlebten Zeit. Dies schreibt er in seinem Buch "Kreativität".

Es gibt sogar noch zwei berühmte Einzelfallbeispiele, die diese These auf jeden Fall untermauern. Albert Einstein und Johann Wolfgang von Goethe. Beide haben angeblich tagsüber neun Stunden am Stück geschlafen. Goethe dichtete sogar über den Schlaf und sagte dabei aus, dass der Schlaf ihm ein treuer Freund sei. Albert Einstein begründete den Schlüsselschlaf, indem er tagsüber üfters Nickerchen hielt, die Dauer aber begrenzte, indem er ein Schlüsselbund in die Hand nahm und aufwachte, sobald er so fest eingeschlafen war, dass das Schlüsselbund laut zu Boden fiel.

Also: Schlafen macht anscheinend schlau!

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» koeniglich » Beiträge: 370 » Talkpoints: 0,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Na ja, das mit Einstein und dem Schlüssel ist eine Legende. Denselben Spleen hat man auch schon Churchill zugeschrieben. Aber er soll viel geschlafen haben, das stimmt wohl.

Tatsächlich wissen wir herzlich wenig über das, was unser Gehirn so treibt, wenn wir schlafen. Dass dann Erinnerungen verarbeitet werden, ist nur die plausibelste Erklärung. Bewiesen ist das noch nicht. Wobei es die Einschränkungen in der Gedächtnisleistung bei Schlafgestörten schon nahe legen.

Aber dass man morgens mit Lösungen aufwacht, die am Abend zuvor noch unerreichbar schienen, hängt, glaube ich, vor allem mit zwei Dingen zusammen.

Zum einen ist es ganz normal, dass man von den alltäglichen Erlebnissen in der darauf folgenden Nacht träumt. Das tut man auch, aller Wahrscheinlichkeit nach, jede Nacht - ob man sich daran erinnert oder nicht. Da Träume aber bekannter weise häufig recht eigenartige Gesetzmäßigkeiten aufweisen, kommen da natürlich manchmal ganz neue Assoziationen auf, die womöglich eine neue Sichtweise - und somit mögliche Lösungswege - aufzeigen.

Zum anderen ist die geistige Leistungsfähigkeit des Menschen am Abend einfach schlecht. Das erfahren zwar die wenigsten subjektiv, aber man kann es in Experimenten konsistent nachweisen. Da scheint es nur folgerichtig, dass einige Probleme am Abend größer scheinen als am nächsten Morgen, weil man sie einfach effektiver bearbeitet.

Grundsätzlich zeigen aber alle medizinischen Untersuchungen - warum dem auch immer so sein mag - eines ganz eindeutig: Schlafen ist gesund. Regelmäßig, gleich viel und ausreichend Ruhe lege ich jedem ans Herz - auch, wenn der gelegentliche Geistesblitz ausbleibt.

» ka mau » Beiträge: 203 » Talkpoints: 13,21 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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