Aderlass im Mittelalter
Den Aderlass oder den Begriff, jemanden zur Ader lassen, kennen wir meist aus Filmen, die im Mittelalter spielten. So wurde zum Beispiel bei dem Film „Die Päpstin“ der Papst wegen seiner Krankheit zur Ader gelassen.
Schon in der Zeit von 1098 bis 1179 verfasste eine Benediktinerin, Hildegard von Bingen ein Buch, welches Informationen über den Aderlass enthielt. So sollte der Mensch je nach Geschlecht und Alter ein oder mehrmals zur Ader gelassen werden, das hieß, man bekam Blut abgenommen. So gab es die Meinung, das durch eine falsche Ernährung, durch Übergewicht, aber auch durch Zorn oder Kummer die mit Blut gefüllten Gefäße durch schädlichen Schleim verunreinigt würden.
Um diesen Schleim aus dem Körper zu entfernen, schnitt man die Adern auf und der Schleim floss mit dem Blut hinaus. Später dann wurde man wegen jeglicher Krankheit zur Ader gelassen. Immer, wenn ein Arzt nicht mehr wusste, wie es mit seinem Patienten weitergehen sollte, dann empfahl man einen Aderlass. Dies passierte dann leider meistens so oft, dass die Patienten dann starben.
In ihrem Buch über den Aderlass wurde alles genauestens geregelt. Es gab Informationen über den besten Zeitpunkt für einen Aderlass, der bei abnehmendem Mond geschehen sollte, ein verspäteter Aderlass würde zu keinem guten Ergebnis mehr führen. Also wurde dann zur Ader gelassen, wenn es ein Vollmond gab und dann noch an den nächsten 6 Tagen.
Auch gab es Informationen darüber, wer zur Ader gelassen wurde. Bei Männern war es vom 15. bis zum 50. Lebensjahr und das dann 1 bis 2 Mal im Jahr, wenn es angebracht war, auch bis zu 4-mal im Jahr. Dabei wurde dann eine Menge von etwa 150 ml Blut abgenommen. Waren die Männer dann in dem Alter zwischen 50 und 80 Jahren, dann gab es nur noch einen Aderlass pro Jahr. Bei Frauen war es etwas anders, denn diese hatten mehr schädliche „Säfte“ im Körper und deswegen durften sie bis zum Alter von 100 Jahren zur Ader gelassen werden.
Mit dem Aderlass selbst wollte man zum einen den Körper entgiften und den Stoffwechsel verbessern, zum anderen wurde er bei Diabetes, Gicht, Rheuma und Arthritis eingesetzt. Man sagte ihm entzündungshemmende und Schmerz beseitigende Wirkungen zu, auch bei Hormonstörungen bei Frauen sollte er helfen. Daneben wurde er bei Bluthochdruck, Anzeichen von Herzschlag, bei Krampfadern und Hämorriden eingesetzt.
Auch wenn es auf den ersten Blick befremdlich erscheinen mag: Manche Heilpraktiker nutzen den Aderlass auch heute noch gegen Bluthochdruck. Das soll helfen, den Körper anzuregen, den Blutdruck zu regulieren und mit weniger Medikamenten auszukommen. Ich finde das persönlich sehr spannend, dass das auch heute noch funktionieren soll und möglicherweise doch nicht so schlimme Quacksalberei, wie man lange Jahre dachte.
Es ist schon recht amüsant, dass man damals bis zum 80. Lebensjahr bei Männern plante und bei Frauen bis 100 Jahre. Denn wer hat das denn damals erreicht? Die Lebenserwartung war doch wesentlich geringer und oftmals erreichten die Leute nicht mal die 50 Jahre. Wobei man den Aderlass zu diesen Zeiten noch als Allheilmittel angesehen hat. Man war der Meinung, dass man über diese Methode wirklich alles Schlechte aus dem menschlichen Körper bekommt.
Wobei mir nur bekannt ist, dass ein regelmäßiger Aderlass, wie man ihn ja heute noch bei der Blutspende machen lassen kann, den Körper einfach anregt, dass er das Blut schneller "auffüllt", was entnommen wurde. Dies hat aber dann nur den Vorteil, wenn man mal durch einen Unfall größere Mengen Blut verlieren sollte.
Dass man darüber noch heute den Blutdruck regulieren will, halte ich schlichtweg für Wunschdenken. Es gibt zwar mittlerweile viele Erkenntnisse, wie man hohen Blutdruck auch ohne Medikamente in den Griff bekommen kann. Aber den Aderlass würde ich da absolut nicht als wirksame Möglichkeit einstufen.
Auch wenn im Durchschnitt die Leute damals selten älter als vierzig geworden sind, kann es trotzdem einzelne sehr alte gegeben haben. Möglicherweise wurde damals auch noch nicht so ganz so genau das Alter amtlich ermittelt, so dass es da auch zu Irrtümern gekommen sein kann. Aber das nur am Rande.
Aderlass und Wunschdenken? Mag sein. Glaube ich aber nicht. Wie man hier in der Pharmazeutischen Zeitung online nachlesen kann, scheint es tatsächlich eine Wirksamkeit zu geben, die messbar ist und nicht nur gefühlt. Und diese Quelle halte ich für durchaus seriös in solchen Fragen!
Ob das nun die Therapie für Jedermann wäre, wer weiß. Aber wenn es hilft? Warum nicht? Zumindest würde man dann etwas gegen die Knappheit von Spenderblut tun und damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen!
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