Ruhezeiten: Wieso hält sich die Kirche nicht daran?

Jetzt ist die Zeit wieder gekommen, wo Person A mit weit geöffnetem Fenster schläft und jede Nacht werde A durch die Kirchturmglocken geweckt, die jede Stunde die volle Stunden anschlägt und jede 15 Minuten noch ein Glockenschlag macht. Wenn der Wind aus Richtung Innenstadt kommt, dann höre A den Dom in seinem Schlafzimmer sehr laut.

Warum muss sich die Kirche nicht auch nach 22 Uhr an die Ruhezeiten halten oder muss sie es, aber keiner traut sich sich zu beschweren? Wo kann A am besten hingehen um sich zu beschweren? Bringt es überhaupt A etwas sich zu beschweren oder hat die Kirche Sondergenehmigungen die Glocken läuten zu lassen um die Uhrzeit bekannt zu geben?

An Ostern und Weihnachten ist A auch besonders aufgefallen, dass in der Nacht auch die Glocken länger läuteten und anscheinend hat sich keiner beschwert. Und bei mehreren Kirchen in der Stadt ist das schon etwas lauter.

Bei mir im Dorf hält sich die Kirche an die Ruhezeiten. Ab 22 Uhr wird glaube ich gar nicht mehr geläutet und falls doch dann auf jeden Fall viel leiser, aber ich glaube sogar, dass sie gar nicht läuten. Auch die Beleuchtung wird zwischen 22 und 6 Uhr reduziert.

Wie es zu Weihnachten ist, weiß ich nicht, da ich bis jetzt zu Weihnachten immer bei meinen Eltern oder eben bei meiner Schwester war. Bei beiden ist die Kirche zu weit weg, dass man die Glocken hören würde, deswegen weiß ich es auch nicht. Allerdings war ich bei meiner Schwester einmal in der Mitternachtsmette und da wurde dann auch kräftig geläutet. Allerdings wohnt meine Schwester in Tirol, da hat die Kirche noch eine wesentlich größere Bedeutung als in anderen Gebieten.

Und zu Ostern ist es doch so, dass die Glocken ja drei Tage gar nicht läuten oder? Sind die nicht weggeflogen und kommen erst am Ostersonntag zurück? Da kann ich mir dann jedoch schon vorstellen, dass da kräftig gebimmelt wird, wenn sie wieder da sind. Während dieser Zeit sind jedoch anstelle der Glocken die Ratscherbuben unterwegs, und die sind auch nicht unbedingt leiser als die Glocken, eher das Gegenteil. Die sind jedoch wenigstens nicht in der Nacht unterwegs.

Bei uns ist es so, dass die Glocken auch nicht die ganze Nacht durchgehend läuten. Wenn ich es jetzt gerade richtig im Kopf habe, dann läuten sie nur in der Zeit von acht Uhr morgens und zehn Uhr am Abend. Das finde ich so auch ganz in Ordnung, da man sonst wirklich nicht mehr ohne Ohropax und schon gar nicht mehr bei geöffnetem Fenster schlafen kannst.

Wo du dich beschweren kannst weiß ich jetzt gar nicht genau, aber ich würde einfach einmal beim zuständigen Bistum anrufen. Dort wird man dir dann bestimmt weiter helfen können, falls du dich doch an eine andere Stelle wenden musst.

Und zu Ostern ist es doch so, dass die Glocken ja drei Tage gar nicht läuten oder? Sind die nicht weggeflogen und kommen erst am Ostersonntag zurück?

Karfreitag ist himmlische Stille hier mit Glockengeläut und von Samstag auf Sonntag werden die Glocken eingeläutet für die Osternachtsmesse. Die Ratscherbuben gibt es in unserer Ecke in Deutschland nicht und ich habe eben um 23 Uhr auch die Domglocken läuten hören. Erst dreimal kurz und dann 11 mal lang. Das bedeutet 11 Uhr bzw. 23 Uhr. Um Mitternacht läuten sie dann 12 x und die dreimal kurz noch davor.

Je nach Windlage kann man es sehr gut hören. Manchmal hört man es auch gar nicht. Ich bin froh, dass ich nicht in der Innenstadt direkt am Dom wohne. Die kleineren Kirchen machen glaube ich nicht so einen Lärm. Die hört man zumindest in der Nacht nicht.

Das ist nun wirklich ein Problem, welches schon oft vor Gericht gelöst wurde. Daher ist im Vorfeld schon zu sagen, dass zu unterscheiden ist, was ganz genau an dem Geläute stört. Denn Kirchenglocken haben im Wesentlichen zwei Gründe, Lärm von sich zu geben.

Das eine Mal dient es den sog. liturgischen (also gottesdienstlichen) Zwecken, das andere Mal aber handelt es sich um nicht sakrales Geläute der Glocke zur Zeitangabe mit eben mindestens dem Stundenschlag. Teilweise - wie in den Fall - auch mit viertelstündigem Schlagen.

Es hat sich erwiesen, dass man sich in unmittelbarer Nachbarschaft einer Kirche tatsächlich erfolgversprechend gegen die nicht sakralen Glockenschläge jenseits der gültigen Ruhezeiten bzw. Lärmschutzerordnung wehren kann! Denn hier verweisen die Richter auch im christlich geprägten Deutschland darauf, dass die Bedeutung der Zeitangabe durch das Geläute nicht mehr die traditionelle Funktion erfüllt, als es eben wirklich die einzig greifbare Zeitansage war. Werden nun auch noch die Lärmrichtwerte überschritten, so ist es nicht unwahrscheinlich, zu Gunsten der Kläger zu urteilen.

Völlig anders natürlich (unabhängig von Lärmschutz und Zeit) wird das Geläut zu gottesdienstlichen Zwecken bewertet. Hier ist die Ausübung des durch das Grundgesetz verankerten Rechts auf eine freie Religionsausübung höher zu bewerten, als evtl. vorhandene Schutzinteressen einzelner Bürgerinnen und Bürger. Einzig beim Neubau von Kirchen können entsprechende, einschränkende Regelungen getroffen werden, nicht aber bei bestehenden Kirchengebäuden.

Was übrigens bei der Sachlage bzw. Unterscheidung der Motivation des Geläuts ist, ist die Tatsache, dass für das religiöse Klingeln die Verwaltungsgerichte zuständig sind. Im anderen Fall aber nicht! Die Fragestellung ist daher gar nicht so einfach bzw. die Entscheidungsfindung hinsichtlich der Zuständigkeit kann schwieriger sein, als man sich das vorstellt.

Ich kann mich in dieser Hinsicht nicht beschweren. Bei uns in der Nähe befindet sich eine Kirche, aber die läutet nie zu den nächtlichen Ruhezeiten oder in der Mittagsruhe. Dementsprechend haben wir uns noch nie belästigt gefühlt, wenn wir eigentlich schlafen wollten und die Kirche eben Lärm verursacht hat. Es ist schon vorgekommen, dass die Glocken um 10 oder kurz vor 10 penetrant gebimmelt haben wegen dem Gottesdienst, aber da ist man ja selbst Schuld, wenn man da nicht ausgeschlafen ist, weil 10 Uhr nicht mehr zu den Ruhezeiten gehört.