Wie merkt man Depressionen?

vom 24.05.2010, 21:05 Uhr

Wie ich hier schon erzählt habe Deprimiert sein = Vorstufe von Depressivität? , habe ich mich mit einer Bekannten über das Thema unterhalten. Allerdings weiß ich gar nicht, wie sich Depressionen überhaupt bemerkbar machen.

Kann man vielleicht depressiv sein ohne es zu merken oder zu wissen? Welche Stufen gibt es bei Depressionen? Ab wann ist man depressiv? Ist nicht jeder Mensch manchmal depressiv? Aber ab wann ist eine Depression gefährlich und muss behandelt werden.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich bin kein Experte in diesem Gebiet aber ich habe einmal eine Dokumentation über Depressionen gesehen, wo als Beispiel eine Frau genannt wurde, die den ganzen Tag über nicht aus dem Bett kam. Sie war jedoch nicht krank, aber sie war extrem träge und antriebslos. Ihr fehlte die Motivation um Aufzustehen und den Tag zu beginnen, so blieb sie einfach liegen. Diese Frau hatte laut Aussage des Reporters eben eine stark ausgeprägte Depression.

Da ich deine Fragestellung eigentlich interessant finde, da Depressionen denke ich wirklich schon viele betreffen und weit verbreitet sind und man aber immer irgendwie was anderes hört, habe ich einmal ein wenig nachgegoogelt und bin auch sehr schnell fündig geworden. hier ist zum Beispiel gleich einmal ein Link zu einer zwar nicht wissenschaftlichen Seite, die aber doch recht informativ und überblicklich ist. Ich war erstaunt, wie viele verschiedene Erkennungsmerkmale es gibt. Depressionen machen sich also in sehr vielen Situationen bemerkbar, sowohl im physischen als auch psychischen Bereich. Die Liste, die auf dieser Internetseite aufgelistet ist, ist ja doch erstaunlich lang!

Scheinbar gibt es laut dieser Seite eben auch eine versteckte Depression, also kann es durchaus sein, dass es Leute gibt, die ihre Depression gar nicht bemerken und damit leben. Wäre interessant, ob diese Personen dann einen Leidensdruck haben, weil wenn sie einen Leidensdruck hätten, würde man es doch wohl erkennen, oder nicht? Möglich ist bei einer Depression aber scheinbar alles oder zumindest vieles.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Eine kurze Verständnisfrage: Willst du wissen, wann oder an was man selbst merkt das man eine Depression hat oder willst du wissen, wann oder an was man bei anderen merkt, das sie an einer Depression erkrankt sind oder sich gar in einer akuten Phase befinden?

Ganz generell gibt es eine Vielzahl von Depressions Diagnosen. Und die sind im Erscheinungsbild auch zum Teil total unterschiedlich. Theoretisch kann man auf zwei Menschen treffen, die wegen Depressionen behandelt werden, aber von ihrer Art her und ihrem Auftreten her total unterschiedlich sind.

Eingreifen sollte man, wenn klar und deutlich Suizidgedanken geäussert werden oder klare Suizidankündigungen gemacht werden. Wie man dann handelt kann unterschiedlich sein und kommt auch immer darauf an, wie stark man selbst ist. Und das bei massiven Suizidgedanken und eventuell Suizidankündigungen die Sache gefährlich wird, dürfte klar sein.

Es gibt auch für die Krankheit Depression klare Diagnoserichtlinien. Erst dann kann ein Arzt festlegen, in wie weit eine Depression und welche Form der Depression vorliegt. Und wie gesagt Depressionen können total unterschiedlich verlaufen. Es gibt Formen, da ist der Betroffene eher überdeht und fröhlich. Da würde jeder sagen: Ne der ist nicht depressiv.

Eine typische Verlaufsform einer klassischen Depression ist an sich, das sich die Betroffenen zurück ziehen. Also an sich das was man im Volksmund unter Depression versteht. Man ist zu den einfachsten Dingen nicht mehr in der Lage, liegt echt tagelang nur im Bett und so weiter. So Punkte, an denen andere sagen: Mensch stell dich nicht so an. Klar hat fast jeder Mensch mal solche Phasen. Und die meisten hier haben auch schon mal ein faules, lustloses Wochenende im Bett verbracht. Wenn sich solche Phasen aber verlängern und man merkt, man kann die einfachsten Sachen einfach nicht mehr machen und das nicht weil man keine Lust hat, sondern einfach weil man keine Kraft dazu hat, dann sollte man selbst hellhörig werden. Leider sehen Betroffene sowas erst recht spät. Kenne ich aus eigener Erfahrung.

Den von tournesol eingefügte Link finde ich an sich zu allgemein. Aber ich bin gerne behilflich eine passende Seite zu finden. Allerdings rate ich generell von so Sachen wie Hobbypsychologen und so ab und auch im Bereich Depressionen gibt es sicherlich mindestens (wenn nicht mehr) unqualifizierte Seiten als qualifizierte.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ehrlich gesagt finde ich die Frage relativ unwichtig. Wenn ich subjektiv das Gefühl habe, dass es mir gut geht, ist es doch vollkommen egal, ob ich eigentlich eine Depression habe - man muss ja dagegen nichts machen, solange sie einen nicht beeinträchtigt. Und wenn es mir dauerhaft schlecht geht, so schlecht, dass das Gefühl mein Leben stark negativ beeinträchtigt und ich auch keine Ausweg daraus sehe, dann merke ich das ja auch.

Ich denke aber auch, dass jeder Mensch manchmal depressiv ist. Gerade negative und hoffnungs- oder antriebslose Phasen zum Beispiel in der Pubertät, aber auch in anderen Lebensabschnitten gehören ja zur Entwicklung dazu und sind notwendig, um eine neue Persönlichkeitsstufe zu erreichen. "Depression" als medizinischer Begriff bezeichnet aber eben einen Zustand, in dem so ein Gefühl dauerhaft wird und der Betroffene tatsächlich nicht in der Lage ist, sich alleine oder durch persönliche Bezugspersonen zu helfen.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



channale hat geschrieben:Ehrlich gesagt finde ich die Frage relativ unwichtig. Wenn ich subjektiv das Gefühl habe, dass es mir gut geht, ist es doch vollkommen egal, ob ich eigentlich eine Depression habe - man muss ja dagegen nichts machen, solange sie einen nicht beeinträchtigt. Und wenn es mir dauerhaft schlecht geht, so schlecht, dass das Gefühl mein Leben stark negativ beeinträchtigt und ich auch keine Ausweg daraus sehe, dann merke ich das ja auch.


Eine Freundin von mir ist Psychotherapeutin und wir haben uns einmal über ein anderes Thema unterhalten, nämlich über Hyperaktivität, wie man es bei Kindern erkennt, ab wann man es diagnostiziert bekommt und so weiter und sie meinte daraufhin, dass es natürlich klare Richtlinien dafür gibt, ab wann man eine Hyperaktivität diagnostiziert, es kommt jedoch auch sehr stark zum Beispiel auf das subjektive Gefühl der Eltern an. Wenn eine Mutter zu ihr kommt und total verzweifelt ist, weil das Kind eben dies oder jenes macht, wird sie ihr genaus helfen, einfach weil die Mutter verzweifelt ist und da ist es nur Nebensache, ob das nun eine klassische Hyperaktivität ist oder nicht.

Genau so stelle ich es mir bei der Depression vor. Es wird wohl klare Richtlinien geben, aber es wird in erster Linie darauf ankommen, wie groß der Leidensdruck der betroffenen Person ist. Geht eine Person zu einem Arzt oder einem Therapeuten, mit der Bitte um Hilfe weil es ihm aus diesem oder jenem Grund eben nicht gut geht, ist doch die reine Diagnose Depression nebensächlich, und der Person wird wohl trotzdem geholfen werden.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


@channale

Das ist ja das fatale daran, das die Betroffenen immernoch der Meinung sind, das alles normal ist und das es ihnen gut geht. Es wird als erstes von anderen Menschen wahrgenommen, das sich jemand verändert. Sei es im Umgang miteinander, so das gerade in Beziehungen eine völlige Gleichgültigkeit vom depressivem Partner ausgeht. Oder bei Hobbys, das diese nach und nach nicht mehr ausgeübt werden.

Man selbst meint dann immernoch, das es einem damit gut geht, weil man es nicht wirklich als auffällige Veränderungen wahr nimmt. Nur bis man dann selbst zu der Einsicht kommt, das man sich sehr verändert hat und auch entsprechende Hilfe braucht, ist es ein langer Weg. Und dieser Weg wird noch länger, weil von der Einsicht bis zum Hilfe annehmen ist es auch wieder ein grosser Schritt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Leider ist die Diagnose nicht nebensächlich, sondern wirklich wichtig. Denn nur mit einer Diagnose kann man auch wirklich behandeln. Bei jemand der generell, aufgrund seiner Depression, eine gedrückte Grundstimmung hat, gibt man mit Sicherheit andere Medikamente, als bei jemanden, der gerade ziemlich aufgedreht ist oder bei dem ständig die Stimmung wechselt. Einen Stimmungsaufheller wird einer der eh nur am Blödsinn machen ist ( Blödsinn machen im Sinne von Witzchen reißen, rumalbern etc.) weniger brauchen, als ein Depressiver der nur über den Tod nachdenkt.

Problem bei Depressionen, wie auch bei allen anderen psychischen Erkrankungen ist nun mal, das man sie nicht sieht. Wenn jemand mit einer Wunde am Arm zum Arzt geht, kann man da in der Regel konkret was gegen machen. Wenn jemand zum Arzt geht und sagt, das man traurig ist, kommt es halt darauf an, zu was für einem Arzt man geht und wie der mit der Aussage umgeht.

Und viele sagen halt auch, ach ein bißchen traurig oder depressiv bin ich auch ab und an. Nur das fühlt sich anders an, als wenn man halt wirklich die Erkrankung Depression hat. Und es ist auch total schwer zu beschreiben, wie man sich fühlt und so. Eben weil viele dann auch reagieren: Ach so Phasen habe ich auch ab und an mal. Nur das es bei Depressiven halt manchmal echt Dauerzustand ist. Und ich glaube es kann keiner, der es nicht erlebt hat, nachvollziehen kann, wie es ist, wenn man morgens aufsteht und schon zu nichts Lust hat, nur über den Tod nachdenkt und sich das ganze bis zum ins Bett gehen zieht. Man nicht mal in der Lage ist, sich was zum Essen zu machen oder andere Grundbedürfnisse zu stillen. Nur noch funktioniert, damit man der Gesellschaft gerecht wird. Und ich rede hier nicht von einem oder zwei Tage oder einem Wochenende- sondern das Ganze noch über Wochen hinweg. Teilweise Monate.

Und man lernt irgendwann nur noch zu funktionieren. Nach außen hin. Aufstehen, Anziehen, zur Arbeit fahren, Arbeiten und wieder Heim kommen. Was danach ist, was keiner sieht- ist doch egal. Selbst wenn man mal verheult ist, die Reaktionen gehen oftmals eher in die Richtung, stell dich nicht so an. Vorallem weil an auch gar nicht wirklich erklären kann, was in einem vorgeht. Man fühlt sich halt traurig, ohne das es einen Grund dafür gibt. Kann sich an typischen Sachen nicht mehr freuen. Sieht alles negativ.

Und das Problem wird zwar auch oftmals von den Betroffenen erkannt. Aber viele schämen sich trotzdem einen Arzt aufzusuchen. Eben weil es immer und immer wieder so Sprüche gibt wie: Stell dich nicht so an oder ach ich habe das auch schon erlebt und mir geht es gut. Die Betroffenen wissen durchaus oftmals das es nicht normal ist, wie sie sich fühlen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



@Punktedieb und LittleSister: Ich wollte doch nur zum Ausdruck bringen, dass jemand, dem es gut geht (und dass man glaubt, dass alles normal ist, ist ja nicht das gleiche wie zu wissen, dass es einem gut geht), keine Hilfe braucht. Natürlich wollte ich damit weder sagen, dass jemand, der "nur so tut" - wohlgemerkt anderen gegenüber -, aber eigentlich depressiv ist, nicht auch dementsprechend diagnostiziert werden sollte.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


@jordenklein
Was du hier schreibst ist einmal ganz eindeutig Schwachsinn, denn die richtigen Auswirkungen sind ganz andere. Die Ursachen dafür kann man allerdings schon vor etlichen Jahren gesetzt haben, denn das lässt sich dann auch sehr schwer nachvollziehen. Es sind nämlich noch nicht einmal alle Ursachen für Depressionen erforscht.

Der betroffene Patient merkt es nur in den ständig wechselnden Stimmungsschwankungen. Die Stimmung wechselt allerdings ohne einen erklärlichen Grund. Und genau dieser unerklärliche Grund macht dann die eigentliche Depression aus. Alle anderen Symptome sind Vorstufen und können daher auch ganz andere Ursachen haben.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Da ich gerade auch wieder eine solche Phase habe, kann ich Dir ein paar Anzeichen aufzählen, an denen man es merkt, dass man eventuell depressiv ist. Allerdings muss man auch zwischen schweren Depressionen und leichten, depressiven Verstimmungen unterscheiden.

Bei mir ist es aktuell so, dass ich mich zu nichts aufraffen kann und auf nichts Lust habe. Ich bin nicht gut drauf, allerdings weiß ich aber auch nicht, warum, es gibt also keinen erkennbaren Grund. Und immer wenn das bei mir der Fall ist, weiß ich, dass es wieder so eine depressive Phase ist. Gut, ich bekomme demnächst wieder meine Tage, was sicher auch ein Grund sein könnte, denn vor etwa 4 Wochen hatte ich das gleiche Problem. Auch eine leichte Unruhe kommt bei mir noch dazu, ohne zu wissen, warum. Alle solche Anzeichen könnten darauf hindeuten. Ich denke, wenn es wieder vorübergeht, ist es okay, aber wenn es öfter auftritt, sollte man sich vielleicht doch vertrauensvoll an seinen Arzt wenden.

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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