Deprimiert sein = Vorstufe von Depressivität?
Wer kennt das nicht, dass man manchmal deprimiert ist, wenn irgendwas nicht klappen will oder etwas nicht so läuft, wie man es gerne hätte. Neulich habe ich zu einer Bekannten dann diesen Satz abgelassen, dass ich darüber sehr deprimiert bin und sie reagierte sehr erschrocken und wollte mir gleich einen Therapeuten empfehlen.
Meine Bekannte meinte, wenn ich deprimiert wäre, wäre eine Depression nicht weit, weil eine Depression immer auf deprimiert sein foilgen würde. Ich verscuhte sie zu beruhigen und sagte ihr, dass ich öfters mal deprimiert bin, aber ich keineswegs Depressionen habe oder Anzeichen von Depressionen aufweisen würde. Aber sie machte sich sichtlich Sorgen um mich.
Zu Hause habe ich dann lange über das Gespräch nachgedacht und meine Bekannte hat es tatsächlich geschafft, mich zu verunsichern. Bin ich vielleicht näher an einer Depression dran ohne es zu wissen? Oder denke ich richtig, wenn ich sage, dass demrimiert sein nichts mit Depressionen zu tun haben?
Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass nicht automatisch aus einem einzigen Mal deprimiert sein nicht sofort eine komplette Depression folgt. Zu einer Depression werden diese schlechten Momente erst, wenn man sie einen so oft und so hart treffen, dass man von selbst nicht mehr aus diesem Loch hinauskommt.
Ich nenne einfach mal zur näheren Erklärung ein Beispiel: Wenn jemand anderes statt mir in meinem Job befördert wird, bin ich deprimiert und niedergeschlagen. Trifft mich das jedoch so hart, weil es etwa schon das zweite oder dritte Mal war, dass ich übergangen werde, und ich mir nun einrede, dass ich im Job nichts tauge, alles falsch mache etc., dann kann man schon bald von einer Depression sprechen. Aber genau kann das nur ein Arzt bestimmen.
Es hängt auch von Persönlichkeit zu Persönlichkeit ab, wie man diese Tiefschläge im Leben verkraftet. Ein Optimist wird weniger Probleme haben, sich aufzurappeln als ein Pessimist, der sowieso immer das Schlimmste von seiner Umwelt erwartet.
Das was deine Bekannte gesagt hat stimmt nicht. Es gibt immerhin auch die beiden Fachausdrücke "depressive Verstimmungen" und "Depressionen". Depressive Verstimmungen hat jeder Mal, manche mehr, manche weniger. Manchmal hat man sie auch gehäuft über eine längere Zeit und manchmal ist man eben auch nur wunschlos glücklich. Bei den Depressionen ist es schon ein krankhafter Zustand der längere Zeit anhält. Meist ist es sehr schwer für die Betroffenen diesen Teufelskreis zu durchbrechen und sie gleiten immer weiter in eine schwerere Depression.
Ich halte die Reaktion deiner Bekannten schon für etwas untertrieben. Aber es braucht doch nicht jeder gleich einen Psychologen wenn man mal traurig ist, das ist normal und sowas gehört zum Leben dazu. Wenn wir nicht traurig wären, könnten wir Freude auch gar nicht schätzen. Deprimierte Stimmung sollte allerdings immer ein kleines Warnsignal sein, dir wird gezeigt, dass dir etwas nicht gefällt. Wenn diese Situation allerdings zum Dauerzustand wird wäre der Besuch bei einem Profi wirklich ratsam.
So weit würde ich ehrlich gesagt gar nicht gehen. Jeder ist mal deprimiert, weil man gekündigt worden ist, gerade eine Trennung vom Partner hinter sich hat oder vielleicht sogar eine Wohnung nicht bekommen hat, die man sich gewünscht hat. Aber nur, weil man ein bisschen deprimiert ist, ist man ja noch lange nicht depressiv. Meiner Ansicht nach ist das eher davon abhängig, wie lange diese Phase der Deprimiertheit andauert. Ich würde mir da eher Gedanken machen, wenn man durchgängig mehrere Monate deprimiert ist ohne dass sich da eine Änderung abzeichnet oder irgendwelche Schwankungen.
Zwischen der Aussagen "ach, ich bin deprimiert, weil alles gerade schiefläuft" und "ich bin depressiv" liegen für mich auch Welten. Natürlich könnte das erste auch irgendwann bei längere Zeitdauer oder vielen aufeinander folgenden Rückschlägen dann in das Letzere münden, aber man muss ja nicht gleich den Teufel an die Wand malen. Jeder im Leben ist mal traurig, niedergeschlagen, desillusioniert oder deprimiert, weil es eine Enttäuschung gab. Das ist aber noch nichts Krankhaftes.
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