Geschwister auf dieselbe Schule schicken?

vom 24.05.2010, 15:09 Uhr

Meine kleine Schwester ist fünf Jahre jünger als ich. Bis zum letzten Juli besuchte sie die Grundschule, während ich aufs Gymnasium ging. Bei ihr war es von Anfang an klar, dass sie ebenfalls diesen Schultyp besuchen soll, da ihre Leistungen sich im guten Mittelfeld bewegten. Weil ich natürlich zuvor hin und wieder das Ein oder Andere aus meiner Schule erzählt hatte, war sie Feuer und Flamme dafür, bald auf dasselbe Gymnasium gehen zu können wie ihre Schwester.

Nun, nach beinahe einem Schuljahr, sind wir mit dieser Entscheidung nicht mehr besonders glücklich. Meine kleine Schwester leidet sehr unter dem Erwartungsdruck, der in sie gesetzt wird. Dazu muss man erwähnen, dass ich eine sehr strebsame und fleißige Schülerin bin, deren Noten immer gut bis sehr gut sind. Wenn meine Schwester in der Mathe-Arbeit eine Vier schreibt, dann heißt es nicht selten, sie solle sich ein Beispiel an mir nehmen; und wenn sie kleine, an ihre Freundinnen adressierte Zettel quer durch das Klassenzimmer wirft, wird sie darauf hingewiesen, dass das nicht dem Verhalten ihrer großen Schwester entspreche. Diese Vorgehensweise ist pädagogisch natürlich nicht besonders wertvoll und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Lehrer solche Vergleiche zu vermeiden versuchen, aber hin und wieder kommt es eben doch einmal wie automatisch über die Lippen eines Lehrers.

Auch ich bekomme gelegentlich zu spüren, dass es mit der kleinen Schwester an derselben Schule nicht immer einfach ist. Es kam schon einige Male vor, dass mir recht gereizte Lehrer erzählten, wie frech die Kleine denn sei und darum baten, ob ich entweder mit ihr reden, oder diese Information an die Eltern weiterleiten könne. Das bringt mich natürlich in eine gewisse Zwickmühle; denn wer verpetz die kleine Schwester schon gerne an die Eltern? Dass mir manche Lehrer aber hin und wieder mitteilen, ich könne doch mit meiner Schwester bestimmten Unterrichtsstoff, mit dem es in der Schule Schwierigkeiten gegeben habe, noch einmal wiederholen, empfinde ich hingegen eher als positiv.

Als weiteren Vorteil würde ich auch sehen, dass man den jüngeren Geschwistern schon so einiges über die neue Schule mit auf den Weg geben kann. Das kann sowohl die Warnung, sich bei gewissen, strengeren Lehrern zu benehmen, als auch allgemeine Informationen zum Schulablauf beinhalten.

Der ältere, vielleicht schon etwas reifere Geschwisterteil könnte auch in der Lage sein, eine Art Mentor für das kleine Geschwisterkind darzustellen. Es ist für eine kleine Fünftklässlerin bestimmt eine Hilfe, wenn die große Schwester bei einem Streit mit einem Lehrer durch ruhige Vermittlungen helfen kann, oder wenn man nach einer heftigen Auseinandersetzung ein wenig Trost erfährt.

Im konkreten Fall hat meine kleine Schwester eigenständig darum gebeten, nach den Sommerferien die Schule wechseln zu dürfen, weil sie nicht mehr mit mir verglichen werden möchte. Ich finde es zwar eigentlich schade, weil ich sie gerne bei mir hatte und auch sie dort bereits einen recht großen Freundeskreis aufbauen konnte, aber natürlich respektiere ich ihre Entscheidung und kann sie zudem auch nachvollziehen. Es ist sicherlich nicht besonders schön, die guten Noten der großen Schwester ständig unter die Nase gerieben zu bekommen.

Wie halten das die hier anwesenden Eltern bei ihren Kindern? Macht ihr das vielleicht auch von bestimmten Faktoren abhängig, beispielsweise davon, wie gut sich die Kinder sonst verstehen oder wie stark sich das Leistungs- und Notenniveau unterscheidet. Wart ihr selbst auf derselben Schule wie eure Geschwister? Wie empfandet ihr das? Was könnte man vielleicht tun, um die von mir aufgezählten Nachteile bei der gemeinsamen Beschulung zu vermeiden?

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde man sollte einfach noch mal mit den entsprechenden Lehrern reden und ihnen deutlich machen, dass es absolut unerwünscht ist, wenn sie deine Schwester mit dir vergleichen. Das sollte ihnen doch auch irgendwie einleuchten. Ich finde das auch absolut albern und unangebracht, aber mich überrascht es auch, dass so viele Lehrer das bei euch machen. Nun scheint es dafür allerdings wohl eh schon zu spät zu sein, wenn deine Schwester sich schon dazu entschieden hat die Schule zu wechseln. Trotzdem finde ich das Verhalten der Lehrer unreif und kindisch und ich würde es bei Gelegenheit vielleicht trotzdem mal ansprechen.

Mein jüngerer Bruder ist auch auf der selben Schule wie ich und die Lehrer vergleichen uns eigentlich nie. Wenn ich neue Lehrer bekommen und sie die Namensliste durchgehen, fällt ihnen schon mal auf, dass sie meinen Bruder kennen, aber das wird nur kurz erwähnt und nicht weiter ausgebreitet. Mein Bruder ist in der Schule auch deutlich schlechter all ich, trotzdem vergleicht kein Lehrer ihn ernsthaft mit mir, und wenn es doch mal passiert, dann ist es wirklich nur spaßeshalber und nicht ernst gemeint. Im Grunde finde ich es sehr praktisch, das zwei Geschwister an derselben Schule sind. Mein Bruder hat andere Lehrer als ich und wenn einer von uns beiden beim Lehrerwechsel einen Lehrer bekommt, den der andere kennt, kann man sich austauschen und weiß so besser über das Bescheid, was auf einen zukommt, In manchen Situationen kann das sehr praktisch sein.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Mein älterer Bruder und ich sind auch auf das gleiche Gymnasium gegangen, allerdings gab es in unserer Kleinstadt nur ein Gymnasium und so kam da dann auch kein anderes in Frage. Mich persönlich hat eigentlich immer genervt, wenn es bei den Lehrern hieß: ach du bist die kleine Schwester von XY. Mein Bruder war ein stadtbekannter Sportler und so sowieso in aller Munde und da konnte es schon etwas nervig sein, wenn man ständig auf ihn angesprochen wurde.

Allerdings hatte ich auch einige Vorteile dadurch, so war ein Lehrer ein Fan von meinem Bruder und ich bekam eine 1 im Mündlichen und damit, trotz versemmelter Klausuren eine Vier im Zeugnis. Genaus in Musik, eigentlich total unmusikalisch, hatte ich einen Lehrer, der wusste, dass mein Bruder gut trommel kann und somit meinte er, ich solle mich doch mal mit den Schlagstöcken probieren, damit musste ich nicht singen und bekam statt eine Fünf eine Eins im Zeugnis (Waren damals noch andere Zeiten ;) )

Wenn Lehrer allerdings die Leistungen oder das Verhalten eines Schülers mit dem eines Geschwisterkindes vergleichen, dann finde ich das nicht gut und schon garnicht, wenn dann das ältere Geschwisterkind erzieherisch einwirken soll. Dafür sind die Eltern da und nicht der Bruder oder die Schwester.

Dass die Leistungen von Geschwistern in Familien verglichen werden, wenn sie die gleiche Schulform besuchen, ist allerdings wohl normal. Zwar manchmal nicht schön, aber normal, selbst, wenn sie altersmäßig auseinander liegen und verschiedene Schulen besucht haben. Nur Lehrer sollten da neutral sein und ich würde als verantwortliches Elternteil dann auch immer das Gespräch mit dem entsprechendem Lehrer suchen.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich denke, es ist notwendig, dass ich die Problematik bei uns noch ein bisschen näher ausführe, denn meine sich auf wenige Sätze beschränkende Schilderung des Verhaltens der Lehrkräfte hat wohl ein bisschen falsches Licht auf eben jene geworfen.

Meine Eltern besuchten selbstverständlich die regulären Elternsprechtage, die bei uns zweimal im Jahr stattfinden, haben aber ansonsten wegen ihres beruflichen Stresses relativ wenig Kontakt mit den Lehrern und der Schule allgemein. Deshalb finden es wohl viele Lehrer praktisch, einen Ansprechpartner für die kleine, teilweise auch aufmüpfige Fünftklässlerin zu haben, mit der sie manchmal nicht so recht zu Rande kommen. Dass ich mich mit meinen Lehrern zusätzlich auch noch sehr gut verstehe, sprich mich auch außerhalb der eigentlichen Unterrichtszeit gerne mit ihnen über Gott und die Welt unterhalte, trägt teilweise wohl auch dazu bei, dass man dann eben auch über die kleine Schwester ins Plaudern kommt.

Was das Vergleichen der Geschwister betrifft, so halte ich das beinahe für unvermeidbar. Sätze wie: „Deine Schwester war in der fünften Klasse im Fach Mathematik um drei Noten besser als du“, müssen in der Tat nicht sein, was wir den Lehrern, mehr oder weniger erfolglos, auch nahe gelegt haben. Ich denke, derlei geschieht trotzdem immer wieder durch Kleinigkeiten, die den Lehrern gar nicht wirklich auffallen, bei einem sensiblen Kind aber doch Druck aufbauen. Der Satz: „Deine Schwester hat beim Weihnachtskonzert ein tolles Solo gesungen, dann hoffen wir mal, dass es in der Familie noch mehr musikalisch begabte Kinder gibt“, brachte meine kleine Schwester ebenfalls in Bedrängnis. Dass man immer mal wieder in dieser Art auf große Geschwister angesprochen wird, gehört meiner Meinung nach dazu.

Jedenfalls finde ich die unterschiedlichen Erfahrungsberichte sehr interessant, denn sie zeigen recht deutlich auf, was wir als Familie, aber auch der Lehrkörper eventuell hätten besser machen können. Aller Wahrscheinlichkeit nach werde ich nach dem Abgang meiner Schwester noch einmal das Gespräch mit ihrer Klassenlehrerin suchen, einfach, damit noch einmal deutlich wird, warum sie unbedingt die Schule verlassen will. Vielleicht nutzt diese Ansprache anderen Kindern in einer ähnlichen Situation, wenn auch meine Schwester nicht mehr viel davon haben wird. Natürlich könnte ich auch jetzt noch versuchen, maßgeblich etwas zu verändern, aber der Platz an der neuen Schule wurde bereits bestätigt und meine Schwester möchte auf jeden Fall wechseln.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich habe 3 Kinder. Normalerweise schreibe ich meine Kinder in diese Schule ein, dort wo sie auch hinpassen, sei es wegen der schulischen Leistung, oder auch von dem Konzept der Schule.

Sohnemann Nr. 1, der schon 16 ist, ist das Versuchskaninchen in der Familie, daran orientiere ich mich dann bei der späteren Schulwahl meiner anderen beiden. Bzw. wäge dann auch ab, wie es mit dem jenigen Kind klappen könnte.

Sohnemann Nr. 1 ging in eine Ganztagesvolkschule, da machte ich leider schlechte Erfahrungen, darum gingen bzw. gehen die 2 anderen in eine normale Volkschule.

Sohnemann Nr. 2 ist jetzt "wohl oder übel" in der selben Mittelschule, wo auch der große in die Schule ging, da er leider keinen Schulplatz in meiner/unserer Wunschschule bekam. Das wäre ein völlig neues Schulmodell gewesen, wo ich mir dachte, das es sehr passend zu meinem zweiten Sohn gewesen wäre.

Damals machte ich mir große Sorgen, weil da Sohnemann Nr. 1 hin ging, und ich von einigen Lehrern nich wirklich begeistert war. Auch hatte ich die Panik, das Sohnemann Nr. 2 genau die gleiche Klassenlehrerin bekommt, die auch schon Sohnemann Nr. 1 hatte.

Doch Gottseidank, bekam er eine komplett andere, und hat eigentlich nur selten Kontakt zu den Lehrern, die auch schon meinen ersten Sohn unterrichtet hatten. Doch trotzdem, wenn ich auf dem Elternabend bin, wird schon gerne Verglichen. Auch wenn alle 2 eher genauso "gut" oder "schlecht" in einigen Fächern sind.

Natürlich werde ich auch immer von den verschiedensten Lehrern gefragt, wie es dem Sohnemann Nr. 1 gehe, und was er gerade im Moment macht. Aber Sohnemann Nr. 2 sagt mir, das ihm nicht aufgefallen wäre, das er immer mit seinem Bruder verglichen werde, sondern das er schon als eigenständige Person gesehen wird.

Sohnemann Nr. 3 wird in 2 Jahren dann auch auf diese Schule gehen, und ich habe schon einige Lehrer gewarnt, das mein 3tes Kind eine komplett anderes Kind ist, als der erste und zweite, mit ihm werden sie sich noch die Zähne ausbeissen, und sie freuen sich schon darauf.

» Redangel » Beiträge: 1289 » Talkpoints: 2,82 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hallo Anemone, Deine Geschichte können wohl zig andere (ehemalige) Schüler nachempfinden, weil es vielen sicher so ging. In meiner Kindheit war es so, dass es bei uns auf dem Dorf eine Schule gab, die für alle normal begabten Kinder sowieso geeignet war und auch die schlaueren unter uns, gingen bis einschließlich der zehnten Klasse auf diese Schule, weil eine spezielle Förderung zum einen gar nicht so vorgesehen war und selbst wenn da Potential erkannt wurde, nahmen die meisten Eltern das nicht so ernst. Mir ging es da ziemlich genauso wie Dir. Ich war das strebsame ältere Kind und mein jüngerer Bruder das Pendant Deiner jüngeren Schwester. Auch meinem Bruder wurde öfter mal gesagt, dass er sich mal an mir orientieren solle und ich erfuhr auch schon eher mal davon, dass mein Bruder sich mal wieder daneben benommen hatte.

Allerdings sehe ich weder Eltern noch Schüler in der Pflicht verschiedene Schulen besuchen zu lassen bzw. zu besuchen, weil die eines der Kinder darunter leiden könnte, dass eben auch Geschwister ganz unterschiedliche Charaktere haben können und man die eben nicht ständig miteinander vergleichen kann. Hier sind natürlich erst mal die Eltern in der Pflicht Kontakt mit den Lehrern zu halten und auf diesem Wege auch einiges zu klären. Ist dies aus verschiedenen Gründen nicht der Fall, dann müssten die Lehrer daran arbeiten, dass der Kontakt zu den Eltern besteht. Und darauf solltest Du als ältere Schwester immer wieder hinweisen. Du bist nicht Erziehungsberechtigte sondern große Schwester5 und Deine jüngere Schwester ist nun auch auf einer Sekundarschule und muss durch bestimmte Sachen eben durch!

Allgemein bin ich bei dem Thema recht strikt: ich wohne sehr ländlich und da ist die Auswahl an Schulen schon mal eingeschränkt. Dann brauche ich für meine Kinder auch noch eine Betreuung, die schon recht früh am Morgen möglich sein muss, was die Auswahl auch noch weiter einschränkt. Wenn meine Kinder weiterführende Schulen vor Ort besuchen sollen, dann bleibt pro Schultyp genau eine Schule übrig. Also würde mir gar nichts anderes übrig bleiben als eben auch Geschwister an die gleiche Schule zu schicken. Da ich aber aus eigener Erfahrung weiß, welche Fallen da lauern, würde ich auch von Anfang an dagegen steuern.

Aber nicht nur bei den Lehrern würde ich gegensteuern, auch bei den Kindern wäre das der Fall. Klar kann man vielleicht ein wenig zum Schulalltag schon weiter geben. Gerade beim Thema Lehrer denke ich aber, dass ich nicht nur von einem Lehrer erwarte, dass der dem jüngeren Kind unvoreingenommen gegenüber tritt. Ich erwarte auch von meinem Kind, dass es dem Lehrer gegenüber unvoreingenommen ist. Was aber gerade jüngeren Kindern schwer fällt. Und: sind wir mal ehrlich, es würde wohl kaum bei der Warnung vor strengen Lehrern bleiben.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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