Zwickmühle: Beerdigung oder Prüfung sausen lassen?
Am vergangenen Wochenende ist die Oma meines Freundes gestorben. Die Beerdigung wird kommende Woche um 14 Uhr stattfinden - Zur selben Zeit habe ich allerdings eine Prüfung an der Uni, die ich nicht einfach so verschieben kann. Schreibe ich sie in diesem Semester nicht, kann ich sie erst im Januar schreiben und sie fehlt mir vielleicht am Ende für die Zulassung, weil ich dann hinterher hinke. Eigentlich war für mich klar, dass ich die nicht absagen kann. Ich kann nicht riskieren, dass ich 1 Semester länger studieren muss und mich dafür künftig bei jedem potentiellen Arbeitgeber dafür rechtfertigen muss. Und es geht nun nicht um die Beerdigung meiner Mutter oder meiner Oma, sondern um die der Oma meines Freundes, die ich in den letzten Jahren vielleicht 5 oder 6 Mal gesehen habe.
Hätte ich keine Prüfung, würde ich selbstverständlich mitgehen. Ich hatte auf Verständnis gehofft, besonders von seinen Eltern, aber ich habe nur Vorwürfe geerntet. Das sei jetzt eben mal wichtiger und ich könne die doch nachholen - Was denkt ihr darüber? Wofür würdet ihr euch entscheiden? Mein Freund selbst findet es übrigens verständlich, dass ich die Prüfung mitschreibe. Es geht nur um seine Eltern, speziell um seine Mutter.
Also ich würde wohl die Prüfung schreiben. Das ist wichtiger und wenn du schreibst, dass du sonst nur wegen dieser einen Prüfung ein Semester extra verplempern würdest (was ja auch durch Uni-Gebühren noch mal Geld kostet), lohnt sich das einfach eher.
Dazu kommt ja noch, dass du die Dame ja gar nicht so gut kanntest. Klar, da sie die Oma deines Freundes ist, gehört sie irgendwie schon zu deiner Familie aber wenn du sie nur so selten gesehen hast, hattest du ja nicht viel mit ihr am Hut. Das würde für mich auch dagegen sprechen, auf so eine Beerdigung zu gehen, da ich nur zu Beerdigungen von Leuten gehen würde, mit denen ich auch was zu tun hab und die ich nicht nur alle paar Monate mal kurz sehe.
Ich finde auch nicht, dass du auf die Vorwürfe was geben musst. Ich musste mir auch mal dumme Sprüche anhören, als ich nicht zur Trauerfeier eines verstorbenen Lehrers gegangen bin. Aber da darf man einfach nichts drauf geben und das bedeuten auch nicht, dass einem der Tod der Person egal ist, wie dann viele behaupten wollen. Da musst du das Gerede einfach ignorieren.
Ich denke auch, dass es wichtiger ist, dass du die Prüfung schreiben kannst. Denn wenn du diese wirklich als Zulassung für das nächste Semester brauchst, dann würde ich sie nicht extra verschieben, wenn es nicht unbedingt sein müsste. Und da dein Freund ja selbst sagt, dass es für ihn selbstverständlich ist, dass du die Prüfung schreibst, dann würde ich dies auch machen.
Ich denke auch, dass dir seine Mutter deswegen nicht böse sein wird. Spätestens wenn du es ihr erklärst, dass du sonst ein halbes Jahr im Studium verloren hättest, wird sie das sicherlich einsehen und es dir nicht übel nehmen.
Im ersten Moment, als ich die Überschrift gelesen habe, dachte ich mir eher, dass du zur Beerdigung gehen solltest, weil die kann man natürlich nicht wiederholen, eine Prüfung jedoch schon. Ich war selber auf der Uni und bei mir war es bei den meisten Vorlesungen so, dass es eigentlich alle paar Wochen einen neuen Prüfungstermin gegeben hat, demnach hätte ich wohl eher die Beerdigung vorgezogen.
Du schilderst jedoch doch eine etwas andere Situation. Da es wohl ein Seminar ist und du erst im Jänner die Möglichkeit einer erneuten Prüfung hast, ist das doch recht spät und du würdest ja auch ein ganzes Semester dadurch verlieren. Das wäre schon sehr umständlich. Hinzu kommt noch, dass es natürlich dazu gehört, dass du zur Beerdigung der Oma deines Freundes gehst, aber du hattest ja offensichtlich nicht mal wirklich Bezug zu dieser Oma.
Demnach würde ich es auch in Ordnung finden, wenn du zur Prüfung gehst. Die Oma hätte wohl genauso entschieden und sie würde es dir wohl kaum böse nehmen. Die Mutter deines Freundes sollte auch Verständnis dafür haben, aber ich weiß von Erzählungen von Freundinnen, dass es diesbezüglich oft zu Unverständnis kommt und Familie über alles steht. Das sehe ich prinzipiell auch so, aber in deinem Fall ist es dann doch ein wenig eine andere Situation. Vielleicht kann auch dein Freund ein wenig mit seiner Mutter reden und dich unterstützen? Es wäre ja auch schade, wenn deswegen nun ein Streit ausbricht.
Es ist eben wirklich nicht so, dass ich die Beerdigung sausen lassen würde, wenn ich hin könnte. Ich würde mir natürlich einen Tag Urlaub nehmen bei der Arbeit und sonst alles verlegen - aber leider brauche ich diese Prüfung als Zulassungsschein für wiederum eine andere Prüfung und wie oben schon geschrieben, fehlt mir das dann eben. Ich hatte anfangs auf etwas mehr Verständnis gehofft, denn ich habe es meiner Schwiegermutter schon erklärt. Ich dachte eigentlich, sie versteht, dass es in diesem Fall einfach ein extrem unglücklicher 'Zufall' ist, dass diese Prüfung eben auch noch am Mittag und nicht einmal am Morgen stattfindet; so hätte ich das ja sonst auch noch hinbekommen.
Ihr lag eben sehr viel an ihrer Mutter und sie trauert wirklich sehr. Ich verstehe auch, dass sie mich gerne dabei hätte. Aber ich bin etwas enttäuscht im Moment, dass sie nicht verstehen kann, dass ich wirklich persönlich eben jetzt gar nicht so ein starkes Bedürfnis empfinde dorthin zu gehen als dass ich stattdessen eben die Prüfung sausen lassen würde.
Das ist ein wirklich fieses Dilemma. Es wäre interessant zu wissen, wie sonst das Verhältnis zur Mutter deines Freundes ist. An deiner Stelle würde ich die Prüfung schreiben, zumal nicht gerade zu sagen ist, dass du ein vertrautes und starkes Verhältnis zu seiner Oma hattest. Es ist deine Entscheidung.
Ist es eventuell so, dass du kein besonders gutes Verhältnis zu seiner Mutter hast und diese nur nach einem Vorwand sucht, dir schlechte Gunst entgegen zu bringen? So scheint es mir. Und wenn es so ist, wird sie auch in Zukunft Gründe finden, dir das Leben schwer zu machen.
Es geht um dich und meiner Meinung nach ist diese Prüfung wichtiger als die Beerdigung einer Frau, die du sowieso nie wirklich kanntest.
Vielleicht ist dir die Mutter deines Freundes eines Tages dankbar, wenn du eine studierte Frau bist und dir mit ihrem Sohn ein schönes, wohlhabendes Leben aufbauen kannst.
Deine Prüfung geht doch eindeutig vor in diesem Moment. Erstens ist sie die Voraussetzung für eine weitere Prüfung und zweitens ist wohl deine berufliche Entwicklung für dich persönlich wesentlich wichtiger als die Beerdigung einer nahezu fremden Person.
Wenn die Familie deines Freundes dafür kein Verständnis hat, dann solltest du es einfach so hinnehmen. Mag an der gesamten Situation der Trauer liegen. Kann aber auch sein, das deine Belange für sie noch nie wirklich wichtig waren.
Ich hatte vor 8 Jahren eine ähnliche Situation. Da ging es um die Beerdigung eines Onkels von meinem Mann und ich war kurz vorher mit Blutungen in der Frühschwangerschaft im Krankenhaus gewesen. Nur das der Mann ein wirklich schwerer Verlust für mich war. Ich kannte ihn gut und hatte ein super Verhältnis zu ihm. Seine Tochter hatte aber auch für meine Situation sehr große Verständnis und mein Fernbleiben war für sie kein Problem.
Ich hätte jetzt auch eher gesagt, dass du auf die Beerdigung gehen solltest, als ich zum ersten Mal die Überschrift gelesen habe. Nachdem ich allerdings deinen Beitrag komplett gelesen habe, denke ich, dass es sinnvoller wäre, die Prüfung zu schreiben, da du ja sagst, dass es nicht deine Oma sei, die gestorben ist und dass auch der Kontakt zu ihr nicht wirklich häufig war.
Noch etwas anderes wäre es, wenn du einen Nachschreibetermin hättest, der relativ zeitnah stattfinden würde. In diesem Fall hätte ich dann auch gesagt, dass du lieber zu der Beerdigung gehen solltest. Da dies aber nicht der Fall ist, bringst du dein Studium in Gefahr und das würde ich ganz klar vermeiden.
Wenn es für deinen Freund in Ordnung ist, würde ich mir da keine großen Gedanken machen. Seine Mutter reagiert halt sehr emotional, da sie sie ja besser kennt als du, da es ihre eigene (Schwieger-?)mutter ist. Da reagiert man einfach anders, zumal die Oma ja eben erst gestorben ist.
Eventuell könntest du auch, wenn es zeitlich geht, noch hinterher zu der Beerdigung gehen oder wenigstens beim Laichenschmaus dabei sein, wenn es so etwas bei euch gibt und wenn es von der Zeit her möglich ist. Eventuell könntest du auch den Eltern deines Freundes eine Beileidskarte schreiben, so würden sie sehen, dass dir die Oma doch wichtig war und sie dir nicht gleichgültig ist.
Ich würde an deiner Stelle definitiv die Prüfung vorziehen. Eine nahezu fremde Person wird dich emotional nicht so verwirren, dass du keinen klaren Kopf in der Prüfung hast und sie dann versemmelst. Ich bin sicher, dass dein Freund da Verständnis hat. Es ist ja keine Ausrede, sondern du hast wirklich was vor. Es ist zwar so, dass es hinterher keine Sau interessiert, wenn man die Regelstudienzeit nicht einhält, aber die Prüfung geht in meinen Augen dennoch vor.
Ehrlich gesagt verstehe ich fast schon das Problem nicht. Du hast gar keine emotionale Bindung zu der Frau, dein Partner hat dich nicht darum gebeten und sicherlich ist das eine blöde Zeit für ihn, aber seine Familie wird ja hingehen und daher dürfte er auch emotional aufgefangen werden, wenn es ihm nicht gut geht. Der toten Oma bringt es wohl am allerwenigsten, wenn du deine Prüfung sausen lässt.
Ich würde auf jeden Fall die Prüfung schreiben gehen. Man muss auch mal egoistisch sein im Leben und letztendlich weiß man ja auch nicht, ob man mit dem Mann sein Leben verbringt und ist dies nicht der Fall ärgert man sich dann, weil man immer wieder erklären muss, warum man diese Prüfung später schreiben musste. Natürlich würde ich das mit ihm besprechen, aber abgesehen davon sollte das eigene Vorankommen im Vordergrund stehen, wenn man keinen Todesfall in der nächsten Verwandtschaft hat und die Person auch kaum kannte.
Es ist ja auch wirklich etwas anderes, wenn es die eigene Familie ist, aber so sehe ich keinen Grund, warum du da hingehen musst. Letztendlich ist es eine Sache wie dein Freund damit umgeht und ob er damit leben kann, ihr solltet das halt miteinander besprechen.
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