Gymnasium für alle in Österreich
Ich denke einmal, dass dieses Thema auch durch die deutschen Medien gegangen ist. Die österreichische Bildungsministerin Beatrix Karl fordert eine gemeinsame Schule für alle bis zum Ende des 14. Lebensjahres. Ich bin mir jetzt nicht sicher, wie die Situation in Deutschland aussieht, aber derzeit gibt es in Österreich eine gemeinsame Volksschule für alle Kinder von 6 bis 10 Jahren. Danach gibt es zwei Möglichkeiten. Ein Gymnasium für leistungsstärkere Schüler und eine Hauptschule / Mittelschule für eher leistungsschwächere Schüler. Unsere Bildungsministerin will nun eben auch nach der Volksschule eine einheitliche Schule für alle.
Diese Idee stößt sogar selbst in ihrer eigenen Partei (ÖVP) auf Kritik. Allerdings gibt es auch Befürworter, wie zum Beispiel allgemein gesagt, die SPÖ. Die Befürworter argumentieren, dass somit alle die gleichen Chancen hätten und es zu keinen sozialen Unterschieden kommt. Die Gegner argumentieren, dass es sehrwohl Sinn macht, beide Schultypen anzubieten. Ich selber bin eigentlich auch gegen eine einheitliche Schule. Auch ein Hauptschüler hat danach alle Möglichkeiten. Ich selber war zum Beispiel ebenfalls in einer Hauptschule, weil mir das Lernen in der Volksschule sehr schwer gefallen ist. In der Hauptschule habe ich dann in erster Linie die Freude am Lernen gelernt und das Lernen an sich. Inhaltlich war es wohl schon ein geringerer Anspruch als in einem Gymnasium, aber ich lernte viel für mich und eben die Freude am Lernen.
Nach meiner Hautpschulzeit ging ich weiter in eine Berufsschule, wo ich am Anfang wohl ein paar kleine Lücken hatte, die ich jedoch sehr rasch aufholen konnte. Danach absolvierte ich sogar ein Studium. Es ist also auch mit einem Hauptschulabschluss alles möglich. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass ich in meinem Fall in einem Gymnasium wohl untergegangen und überfordert gewesen wäre und dann wohl eher nicht in eine weitere Schule gegangen wäre.
Wie seht ihr das? Wie sieht die Situation eigentlich in Deutschland aus? Gibt es da eine gemeinsame Schule nach der Volksschule / Grundschule oder ist es da ähnlich wie derzeit in Österreich? Welche Vor- und Nachteile haben eurer Meinung nach beide Varianten? Welche würdet ihr befürworten und warum?
Ich lebe in Bayern und dort stellt sich die schulische Situation ähnlich dar wie diejenige in Österreich. Ebenso wie dort gibt es die so genannte Grundschule bis zur vierten Klasse, danach können die Schüler zwischen der Hauptschule, der Realschule und dem Gymnasium wählen. Dieses System ist für Deutschland ziemlich einheitlich, in manchen Bundesländern erfolgt der Wechsel in die höhere Schule allerdings erst nach sechs Jahren Schulzeit.
Der große Vorteil der Untergliederung des Schulsystems ist meiner Meinung nach, dass auf die einzelne Lerngeschwindigkeit der verschiedenen Schülergruppen besser eingegangen werden kann. Kinder, die Lerninhalte verhältnismäßig schnell erfassen, können somit von denjenigen getrennt werden, die vielleicht nicht unbedingt dümmer sind, sich aber mit dem Lernen eben etwas schwerer tun.
Das Argument der sozialen Benachteiligung kann ich nur teilweise nachvollziehen, denn Bildung ist ja bekanntlich kostenlos. Bis auf das anfallende Geld für Kopien und Klassenfahrten, das jedoch unabhängig vom Schultyp anfällt, ist der Besuch eines Gymnasiums ebenso gratis wie derjenige einer Hauptschule. Es leuchtet zwar ein, dass manche Eltern mit eher niedrigem Einkommen ihre Kinder nach Beendigung der Pflichtschulzeit eventuell lieber im Berufsleben sehen möchten, weil sie dann auch eigenständig Geld verdienen, aber dem könnte auch durch den Vorschlag Frau Karls nicht abgeholfen werden.
Sinnvoll wäre dieser Vorschlag allenfalls für diejenigen Kinder, die erst mit zunehmendem Alter Lernschwächen kompensieren können oder sich bezüglich des für sie passenden Schultyps noch nicht sicher sind. Dafür gibt es aber, zumindest hier in Deutschland, das Modell der Gesamtschule, in der für jedes einzelne Fach eine eigene Schwierigkeitsstufe gewählt werden kann. Es ist zwar ein steiniger Weg, aber im besten Fall kann ein Kind, das mit sehr schlechten Noten aus der Grundschule gekommen ist, hier ebenfalls mit dem Abitur abgehen.
Meine Anregung wäre demnach, mehr Werbung für das Konzept der Gesamtschule zu machen, denn besonders Publik ist sie noch nicht. Was nutzt es, bis zur achten Klasse an einer gemeinsamen Schule festzuhalten, mit deren Stoff die einen Kinder unter- und die Anderen überfordert sind?
Hier in Deutschland hat man verschiedene Möglichkeiten. von der ersten bis zur vierten Klasse werden alle Kinder gemeinsam beschult. Danach trennen sich die Wege oder auch nicht. Zum einen gibt es verschiedene Typen von Gesamtschulen. In der Regel ist es dort so, dass man die Nebenfächer gemeinsam hat, in den Hauptfächern (Mathe, Deutsch und Englisch) aber in Leistungsniveaus unterteilt ist. Früher gab es hier die Orientierungsstufe für die Jahre 5 und 6, dort ging man dann im 6. Schuljahr in A-, B- oder C-Kurse, je nachdem wie gut man war. Auf der Gesamtschule ist es wohl ähnlich.
Außerdem gibt es das mehrgliedrige Schulsystem. In einigen Bundesländern, vor allem in der ehemalige DDR ist es nur in Gymnasium und Mittelschule unterteilt, andernorts, etwa hier bei uns in Niedersachen gibt es außerdem Gymnasium Haupt- und Realschulen. Es wird also immer noch nach Leistungsniveau unterteilt.
Auch hierzulande gibt es immer mal wieder Forderungen vollständig auf die Gesamtschule umzustellen und für die begabten Schüler eben eine separate Oberstufe anzubieten. Bislang scheint es aber nicht wahrscheinlich, dass diese Forderungen durchgesetzt werden. Wer will, kann seine Kinder auf eine Gesamtschule schicken, wer das nicht will verbleibt beim relativ leistungshomogenen dreigliedrigen Schulsystem. Man hat hier quasi die Wahl welche Art Ausbildung man seinen Kindern angedeihen lassen will.
In Schweden etwa ist das ja so geregelt und man erzielt dort scheinbar gute Erfolge damit. Der Gedanke ist eben, dass die stärkeren Schüler die schwächeren unterstützen und anspornen, sie quasi mitziehen. Die Gefahr, die dagegen gehalten wird, ist, dass das Niveau in den Keller sinkt, um auch schwachen Schülern ein Mithalten zu ermöglichen oder, dass diese umgekehrt abgehängt werden, um den Starken ein hohes Niveau zu ermöglichen. In einer Gesamtschulform, wo die Hauptfächer in Leistungskurse aufgeteilt werden, wäre diese Gefahr zumindest abgeschwächt, andererseits hat man dann eben doch wieder die alte Trennung.
Ich selbst weiß nicht so recht, wie ich dazu stehe. Ich sehe Logik hinter beiden Argumentationen und erkenne in beiden Modellen etliche Vor- und Nachteile. Darum fällt es mir schwer mich da klar auf einen Standpunkt zu stellen.
In Deutschland gibt es nach der Grundschule sogar drei Möglichkeiten auf eine weiterführende Schule zu gehen, wenn man jetzt von der Möglichkeit auf eine Sonderschule oder andere Schularten zu gehen, einmal absieht.
Die Grundschule ist wie bei euch in Österreich für alle Schüler zwischen 6 und 10 Jahren. Da gibt es noch keine Trennung der Schüler. Diese gibt es erst mit Beginn der fünften Klasse. Da haben die Schüler dann die Wahl, ob sie auf eine Hauptschule, eine Realschule oder auf ein Gymnasium gehen. Je nach Leistung wird den Eltern dann zur entsprechenden Schule geraten.
Ich finde eine einheitliche Schule für alle Schüler für nicht angebracht, da schon das Leistungsgefälle in der Grundschule relativ stark ist. So hätten dann Schüler, die nicht so gut in der Schule sind, große Mühe mit Schülern mithalten zu können, die vielleicht ins Gymnasium gegangen wären, während sie selber eher Hauptschulkandidaten wären. Umgekehrt langweilen sich vielleicht Schüler, wenn sie in der gleichen Klasse wären wie Schüler die eben etwas einfacher erklärt bekommen müssen oder für die ein Sachverhalt öfters erklärt werden muss.
Nun könnte man dagegen argumentieren, dass es vor allem in Hauptschulen der Fall ist, dass es dort sehr viele ausländische Kinder oder Kinder mit eher schwachen sozialen Strukturen in der Familie gibt. Diese Kinder bleiben meistens in ihren Kreisen und kommen weniger mit Schülern aus anderen Schulen zusammen, so dass sich ihre soziale Lage auch oftmals nicht verbessert. Wenn man nun Schulen hätte, in denen die Klassen gemischt wären, könnte man vielleicht auch so soziale Missstände eher in den Griff bekommen.
Ich protestiere vehement gegen diese Art von Gesamtschule. In Österreich ist folgende Vorgehensweise Usus und unerträglich: Es wird eine Studie wie die PISA-Studie durchgeführt. Österreich schneidet im Vergleich zu anderen Ländern laut dieser einzelne Studie mehr schlecht als recht ab. Anstatt das Problem, wenn es überhaupt ein solches geben sollte, im Ganzen zu betrachten, schaut man sich in diesem Fall die Schulsysteme jener Nationen an, die die besten Ergebnisse an und versucht krampfhaft deren System in unseres zu zwängen. Dabei wird nicht beachtet, dass andere Faktoren auch noch eine Rolle spielen und somit eine gute Vergleichbarkeit nicht gegeben ist.
Folglich bin ich für den Erhalt eines leistungsdifferenzierten und -differenzierenden Schulwesen wie das bestehende, da es den Schülern mit Sicherheit mehr Chancen bietet als ein Einheitsbrei.
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